Zur sozialpädagogischen Arbeit mit Tätern Häuslicher Gewalt
Ich habe mich beschäftigt mit der derzeitigen Situation der Arbeit mit den Tätern von Häuslicher
Gewalt.
Zunächst musste ich mir eingestehen, dass es mir nicht leicht fällt, Tätern Chancen einzuräumen.
Obwohl ich in meiner Arbeit täglich mit "potentiellen" Tätern zu tun habe und ich in Gesprächen
mit meinen Klienten immer wieder deutlich mache, wo Gewalt gegen Frauen und Kinder (aus
meiner Sicht) bereits beginnt, ist es nicht einfach, mit Männern und Frauen in der Familie gleich
fair zu arbeiten.Vielleicht ist es meine "Professionalität, die es trotzdem möglich macht.
In meiner Recherche bin ich im Internet auf der Seite der Frauenhauskoordinierung e.V. auf den
Newsletter 11 gestoßen, welcher sich mit Frauenunterstützung und der Arbeit mit Tätern
beschäftigt. Darin wird anhand von zwei praktischen Beispielen gezeigt, wie eine Kooperation
zwischen Einrichtungen der Täterarbeit und der Frauenunterstützung bei Häuslicher Gewalt
aussehen kann und auch, wo Grenzen dabei erreicht werden.
Eines der Beispiele ist die Interventionsstelle gegen Häusliche Gewalt Südpfalz in Landau.
Dort werden in Fällen von Platzverweisen aus Gründen der Deeskalation sowohl zum Opfer wie
auch zum Täter Kontakt aufgenommen. Ziel ist es, die „Konfliktparteien“ in die jeweiligen
Hilfsangebote Opferberatung und Täterarbeit zu vermitteln. Mitunter werden auf ausdrücklichen
Wunsch der Frauen auch Paargespräche angeboten, in welchen der Aspekt der Sicherheit des Opfers
eine zentrale Rolle spielt.
Paargespräche finden nicht statt, wenn u.a.:
- zu befürchten ist, dass diese weitere Gewaltauslöser sein könnten
- in der Beziehung häufige und schwere Mißhandlungen stattgefunden haben
Es gibt auch grundsätzliche Voraussetzungen bei Paargesprächen, welche u.a. sind:
- der Täter übernimmt allein die Verantwortung für die Gewalttaten
- Schuldzuschreibungen an die Partnerin werden nicht zugelassen
- ein eventueller Trennungswunsch der Partnerin wird vom Täter nicht in Frage gestellt.
Das wichtigste Ziel der Arbeit mit Opfer und Täter ist die Beendigung der Gewalt.
In der Beratung wird gemeinsam ein Notfallplan erarbeitet, den der Täter einsetzt, um weitere
Gewalthandlungen zu vermeiden. Dieser Notfallplan ist ein grundlegender Baustein des
Täterprogramms und mit der Partnerin zu besprechen.
Die Beratung erfolgt durch ein heterogen geschlechtliches Beraterteam.
In akuten Grefahrenmomenten für die Opfer sind Fallkonferenzen fester Bestandteil der
Zusammenarbeit in der Kooperation.
Es wurde zusammenfassend festgestellt, dass sich die Kooperation zwischen Opfer-und Täterarbeit
in Bezug auf Paargespräche und Fallkonferenzen bewährt, aber auch angemerkt, dass es strenger
Prüfung bedarf, ob es positiven Nutzen bringt.(1)
Mit der Kooperation zwischen Frauenunterstützung und Täterarbeit bei Häuslicher Gewalt hat sich
und der Täterarbeit befasst.
Dort wurde festgestellt, dass Täterarbeit ein Thema für viele Frauenunterstützungseinrichtungen
geworden ist. Jedoch geht die Frauenunterstützung den Weg mit Überlegungen zur Unterstützung
gewaltbetroffener Frauen und Verbesserung ihres Schutzes und in der Täterarbeit geht man den Weg
des Bemühens, durch Prävention weitere Gewalt duch möglichst nachhaltige Verhaltensänderung
bei Tätern zu verhindern.
Im Ergebnis des Fachaustausches kam man u.a. zu folgenden Erkenntnissen:
- Parteilichkeit ist kein geeignetes Konzept für die Arbeit mit Tätern Häuslicher Gewalt und muß in
"Geschäftsgrundlage" der Kooperation zwischen Frauenunterstützung und Täterarbeit sind
- mehr diagnostisches Know-how für Täterarbeitseinrichtungen durch gemeinsame Entwicklung
eines Fallmanagment beider Kooperationspartner
- Berücksichtigung erforderlicher beträchtlicher Ressourcen (personell, zeitlich und finanziell) für
die "Kooperationsleistungen" der Frauenunterstützungseinrichtungen und den Einrichtungen der
Täterarbeit
- bestehen auf Einhaltung bundesweiter Standards von Tätereinrichtungen.(2)
Es wäre wirklich wünschenswert, dass die Arbeit mit Tätern Häuslicher Gewalt zu dem Ergebnis
Männer) diesem Trauma ausgesetzt werden und wenn doch, sie schnell gute und qualifizierte
Unterstützung und Begleitung finden.
(1) Jaina Rabinkiy-Djanalieva, Dipl.-Pädagogin, Opferbetreuung.
Roland Hertel, Dipl.-Sozialarbeiter (FH),
Gesamtleitung der Interventionsstelle
gegen häusliche Gewalt Südpfalz
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(2) Heike Herold, Frauenhauskoordinierung e.V.
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