<
>
Upload File

Vortrag
Deutsch

St. st. Kyrill und Method Bulgaria

2013

Florian N. ©

0.17 Mb
sternsternsternsternstern_0.5
ID# 36835







Thema 6:


ZUR DIFFERENZIERUNG DES ÄQUIVALENZBEGRIFFS IN DER ÜW


Der Äqivalenzbegriff wurde für die Übersetzungstheorie aus der Mathematik und der formalen Logik entlehnt. Mit diesem Begriff werden zwei korrespondierende Größen, Größen gleichen Wertes, gemeint. Zwischen ihnen besteht das Verhältnis der Reversivität (a=b, b=a). Ausschlaggebend für die Übernahme des Begriffs waren die ersten Versuche im Bereich der maschinellen Übersetzung, wo es um die Umkehrbarkeit von Texten aus einer Sprache in eine andere ging (die Idealvorstellung von damals war: ein AT wird in eine ZS übersetzt, aus diesem ZT sollte man wieder zum AT gelangen können:

Ich übersetze aus dem Deutschen ins Bulgarische. → Аз превеждам от немски на български.→ Ich übersetze aus dem Deutschen ins Bulgarische.).


In der Übersetzungstheorie wird dieser Begriff verwendet, um die Entsprechungs-beziehungen zwischen Original und Translat zu messen. Die Äquivalenz wurde vielfach als Übersetzungsideal verstanden, bei dem die möglichst genaue Entsprechung des ZT zum AT erstrebenswert war.

Jedoch erweist sich dieser Begriff als sehr problematisch, denn eine Umkehrung Translat → Original ist in der Regel unmöglich (s. Beispiel oben: Аз превеждам от немски на български.→ Ich übersetze aus dem Deutschen ins Bulgarische. Möglich ist aber auch: Ich dolmetsche aus dem Deutschen ins Bulgarische.; bei anspruchsvolleren Texten gibt es weitere, schwerwiegendere Komplikationen)


Deshalb hat die Äquivalenztheorie viele Gegner, wobei aber auch im Lager der Anhänger viele und verschiedene Interpretationen möglich sind.


1. Verschiedene Auffassungen des Äquivalenzbegriffs


Die Äquivalenzproblematik war lange Zeit ein Brennpunkt der Diskussionen im Rahmen der Übersetzungstheorie. Die Auseinandersetzungen verliefen nicht nur auf praktischer, sondern auch auf abstrakt-theoretischer Basis. Es wird weiter unten auf einige der wichtigsten Versuche eingegangen, die Äquivalenz zu definieren.

    1. Eugen Nida


Bei der Definition der Äquivalenz arbeitet der amerikanische Linguist E. Nida mit 3 Größen, die die Übersetzung beeinflussen: Sender, Mitteilung (message) und Empfänger. Seine Äquivalenz-Auffassung ist daher nicht primär linguistisch, sondern kommunikativ determiniert.


Die Untersuchungen an den Bibelübersetzungen (diese Untersuchungen erfolgten im Auftrag der Amerikanischen Bibel-Gesellschaft) haben deutlich gezeigt, dass Übersetzer unterschiedliche Verfahren eingesetzt haben, wenn es darum ging, die Botschaften des Textes verständlich in die andere Kultur zu übertragen. Aufgrund dieser Beobachtungen hat er folgende zwei Arten von Äquivalenz unterschieden:


  • formale Äquivalenz: sie besteht in der möglichst genauen Wiedergabe von Form und Inhalt des AT in der ZS, bei ihr bestehen gleiche Beziehungen auf der Form- und auf der Inhaltsebene:

    Bsp.

    Die ganze Welt hilft den Opfern in Haiti. – Целият свят помага на жертвите в Хаити. (Всички страни оказват помощ на пострадалите в Хаити).


    Toй е редактор във вестника.- Er ist Redakteur bei der Zeitung.

    Той е редакторът на този текст. – Er ist der Lektor des Textes.

    Той е редакторът на тази поредица. – Er ist der Herausgeber der Reihe.

    Die Wahl der Entsprechung erfolgt auf der Basis des Kontextes.


  • dynamische Äquivalenz (heute vielfach mit der funktionalen Äquivalenz identifizierbar)

    Zwischen AT und Translat besteht keine Abbildrelation (eine Umkehrung ist also unmöglich). Das kommt daher, dass an die Übersetzung bestimmte Anforderungen gestellt werden: Es sollen die Normen der ZS eingehalten werden, die Übersetzung soll natürlich wirken und verständlich sein (möglichst nicht als Übersetzung erkennbar sein). Um diesen Anforderungen entgegenzukommen, werden Transformationen, Veränderungen oder auch kleine Verluste durch die Übersetzer in Kauf genommen:


  • Am ZT werden Transformationen vorgenommen, um die Verständlichkeit des Textes (der Botschaft, der message) beim neuen Adressatenkreis zu sichern.

    Bsp.

    In der Bibelübersetzung für die Eskimos hat der Übersetzer zur damaligen Zeit gesehen, dass die Eskimos die Schlangenszene nicht verstehen würden (in ihrer Umgebung fehlen Äpfel und Schlangen), deshalb hat er diese Szene durch andere Figuren (Fische, Eisbären) ersetzt.



  • Bei der dynamischen Äquivalenz wird ein teilweiser Verlust der Information in Kauf genommen, der nicht relevant ist.

    Bsp.:

    Hinweise bei Medikamenten in Packungsbeilagen: Bitte die nicht verbrauchten Medikamente vor dem Abfalldatum in die Apotheke zurückbringen. Dieser Text dürfte in der bulgarischen Fassung wegfallen, weil hier andere Bedingungen gelten und der Hinweis irreführend für die Adressaten ist. Trotzdem wären beide Texte äquivalent, weil sie den Erwartungen der Adressaten entsprechen.


    Sie haben am Nachmittag Kaffee getrunken. (dieser Satz kann in jede Sprache übertragen werden, vermittelt aber nicht die gleichen Vorstellungen und Assoziationen, weil die Trinkgewohnheiten und Zubereitungsverfahren von Kultur zu Kultur variieren. Wichtig ist jedoch, dass der Kern der Information unabhängig von kulturellen Divergenzen verstehbar ist)


    Fazit: Die dynamische Äquivalenz versucht, die Übersetzung ganzheitlich zu betrachten und sich nicht auf Einzelwörter oder Textsegmente zu konzentrieren.


      1. Katharina Reiß


    Sie unternimmt eine Auflockerung des Äquivalenzbegriffes. Äquivalenz soll nach der Relation Mittel : Zweck definiert werden, sie ist prozess-, handlungsorientiert (der Übersetzer darf Veränderungen vornehmen, wenn der Zweck der Übersetzung dies verlangt). Reiß schlägt deshalb einen neuen Begriff vor: die Adäquatheit, womit sie die Angemessenheit der vorgenommenen übersetzerischen Entscheidungen bezeichnen möchte.

    Es ist also durchaus legitim, wenn zu ein und demselben Originaltext mehrere und verschiedene Übersetzungen geschaffen werden. Sie sind adäquat, wenn sie funktionsgetreu sind und wenn der Übersetzer dem Sender/Auftraggeber gegenüber loyal ist.


    Bsp.

    Textsorte „Gebrauchsanweisung“

  • Man darf Defizite beseitigen (z.B. bei nicht korrekter Reihenfolge der Schritte; bei irreführenden oder kulturspezifischen nonverbalen Mitteln)

  • Man darf irrelevante Textteile weglassen

  • Man darf Präzisierungen einbringen (z.B. Hinweise auf Garantiebedingungen, Wartung, technische Systeme)


    Textsorte „Werbung“

  • Man darf den Text bearbeiten im Einklang mit geltenden Textkonventionen

  • Man darf (und soll) Kulturspezifika beachten

  • Man darf (und soll) den Appell an die Kulturspezifik anpassen


      1. Otto Kade


    geht von einem engen Äquivalenzbegriff aus: Äquivalenz wird als Lexikonverhältnis aufgefasst. Die Entsprechungsbeziehungen werden auf der Ebene des Lexems und des Syntagmas gesucht. Er kommt zu folgenden Relationen:

  • 1: 1 Entsprechung

    Diese Entsprechungsbeziehung kommt selten vor, meist bei Eigennamen und Termini

    Bulgarien – България Absatz - пласмент

    Mähren - Моравия Angebot und Nachfrage – търсене и предлагане

  • Viele:1 Entsprechung (Neutralisation): die AS sieht die Welt differenzierter und hat verschiedene Bezeichnungen geschaffen, die ZS fasst dagegen die Unterschiede in einem Lexem zusammen:

    Tasse, Glas, Becherчаша

    чичо, вуйчо, свако – Onkel


  • 1:viele Entsprechungen (Diversifikation): die ZS differenziert im einheitlichen Bild der AS, einer allgemeinen as Bezeichnung entsprechen mehrere differenzierende zs Bezeichnungen:

    AS: Schwiegerelternродителите на съпруга / на съпругата

    ZS: свекър и свекърва тъст и тъща

  • Teil - Entsprechungen: die zs lexikalische Einheit enthält zusätzliche Informationen im Vergleich zur as Einheit

  • mehr Bedeutungen: Fuchs – 1. лисица

    2. (прен.) хитър човек, лисица

    3. червен кон

  • unterschiedliche stilistische Markierungen

    януари – der Januar, der Jänner (österr.)

  • 1: 0 Entsprechung: für die as Einheit fehlt eine zs Bezeichnung. Das kann vorkommen bei:

  • Realienbezeichnungen: die Eisheiligen; der Maibaum

  • einzelne Lexeme: Zumutung; ursächlich


      1. Die Leipziger Schule


    Sie ist kommunikativ orientiert und geht auf die Übersetzungssituation und die Adressaten ein. Grundlegend für die Theorie sind die Begriffe kommunikativer Wert und kommunikativer Sinn.


    Der kommunikative Wert (kW) stellt die Summe der Bewusstseinsinhalte dar, die aufgrund der Verstehensvoraussetzungen durch den Text bei den Adressaten aktiviert werden. Der kW hat folgende Struktur:

    Grammatische Bedeutung invariante Komponente (bei allen

    Lexikalische Bedeutung Adressaten konstant), basiert auf

    Stilistische Bedeutung Weltwissen, Alltagswissen etc.

    variable Komponente (individuell,

    variiert bei den Sprechern)


    Auf dieser Basis wird der durchschnittliche kommunikative Wert (dkW) definiert: er besteht aus einer sprachlichen (intralingualen) Komponente und aus einer außersprachlichen (extralingualen) invarianten Komponente.


    Bsp.:

    DerAlte hat einen Hund genommen, um nicht einsam zu sein.


    Der dkW dieser Mitteilung konstituiert sich aus folgenden Elementen:


  • sprachliche Bedeutung: wird durch den Adressaten dechiffriert aufgrund der Kenntnis der deutschen Sprache.


  • außersprachliche invariante Komponente: der Hund wird von allen Menschen in unserem Kulturkreis als Freund des Menschen aufgefasst. Das sichert das gleiche Verstehen bei allen Adressaten, ungeachtet der variablen Komponenen (etwa: ein konkretes Individuum hasst Hunde, stellt sich einen Schäferhund vor etc.)


    Die Vertreter der Leipziger Schule gehen von folgenden drei Ebenen der Äquivalenz aus:


    maximale Äquivalenz: sie liegt dann vor, wenn der AT und ZT nur dann Unterschiede aufweisen, wenn sich solche Unterschiede aus Unterschieden der Struktur und der Bedeutungen der AS und der ZS ergeben.


    Unsere Lehrerin ist zurückgekommen. – Учителката ни/Госпожата се е върнала.

    Diese Sätze werden als maximal äquivalent aufgefasst. Die Unterschiede zwischen ihnen beziehen sich auf folgende Ebenen:

    Strukturunterschiede: Im Bg. wird das grammatische Geschlecht der Substantive in der Verbform markiert.

    Im Bg. gibt es eine Kurzform des Possessivpronomens.

    Bedeutungsunterschied/Ususunterschied: Im Bg. wird die Bezeichnung госпожа auf Lehrerin bezogen.

    kommunikative Äquivalenz: sie liegt dann vor:

    1. wenn maximale Äquivalenz und gleicher kW bei den as und zs Adressaten vorliegen;

    Die Studenten protestieren gegen die Einführung von Studiengebühren. – Студентите протестират срещу въвеждането на студентски такси.


    1. wenn keine maximale Äquivalenz, aber gleicher kW bei den as und zs Adressaten vorliegt

    На 3.3. валя сняг. – Am 3. März, dem Nationalfeiertag Bulgariens, hat es geschneit.


    kommunikative Heterovalenz:liegt dann vor,

    1. wenn maximale Äquivalenz vorliegt, aber kein identischer kW für die beiden Adressatenkreise nachweisbar ist

    Гледа ли снощи Слави? - *Hast du gestern Slavi gesehen?


    1. wenn keine maximale Äquivalenz und kein identischer kW nachweisbar sind

    Мартинката ми лаеше на гърбината, в пояса – нож до нож. Два ли, три ли бяха, не помня. А ливорверът ей тука, на кълката. – Den Henrystutzen auf dem Rücken, paar Messer im Gürtel. Zwei oder drei, das weiß ich nicht mehr genau. Und den Revolver hier, an der Hüfte... (N. Haitov)


      1. Werner Koller


    Werner Koller (Einführung in die Übersetzungstheorie) wird von textlinguistischen Auffassungen geleitet. Die Aufmerksamkeit gilt bestimmten Ebenen des Textes, auf denen konkrete Übersetzungsprobleme festgestellt werden können. Sein System der Äquivalenzbeziehungen steht im Zusammenhang mit 5 grundlegenden Rahmen-bedingungen, die eine Rolle in Bezug auf die Äquivalenzart spielen:


    1. denotative Äquivalenz: (Entsprechungbeziehungen von lexikalischen Einheiten: zu einer as lexikalischen Einheit soll die passende zs Entsprechung benutzt werden) Wichtig dabei ist der außersprachliche Sachverhalt, der durch den Text vermittelt wird. Wenn im Text das Wort Dietrich fällt, soll man den außersprachlichen Sachverhalt berücksichtigen und das Wort entsprechend als Eigennamen Дитрих übersetzen oder als шперц.

    2. konnotative Äquivalenz: die Aufmerksamkeit des Übersetzers gilt der Wiedergabe der im AT vorhandenen Konnotationen (Stilregister der lexikalischen Einheiten, soziolektale und regionale Färbungen, Frequenz usw.)

    Той лапа *Er isst. (hier besteht keine konnotative Äquivalenz, weil die beiden Verben stilistisch nicht auf gleicher Ebene angesiedelt sind)

  • Mögliche Konnotationen

  • regionale Färbungen

    Manche lexikalischen Einheiten signalisieren Zugehörigkeit zu verschiedenen Standards und Varianten der Sprachen

    Aprikose (BRD) – Marille (süddt., österr.)

    Fahrrad – Velo (schweiz)

    Hallo! – Servus! – Moin!

  • stilistische Nuancen

    Veloziped (veralt.) Frauenzimmer (veralt.)

    голям майтап! (разг.)

    баш (турц.)

  • Konnotationen der Frequenz

    Kapitalist - Arbeiterklasse (selten verwendet)

  • Gruppensprachen

    Скъсаха ме. (студ.)

    аксиална температура (мед.)

    frau meint (feministisch)

    1. textnormative Äquivalenz: wichtig ist die Berücksichtigung der Sprach- und Textnormen und Konventionen für die jeweilige Textsorte. Der Übersetzter passt den ZT an die Normen und Konventionen der Zielsprache an (das passiert oft bei formbetonten Texten wie Gebrauchsanweisungen, Verträgen etc.).

    2. pragmatische Äquivalenz: sie berücksichtigt die Verstehensvoraussetzungen der zs Adressaten (ob sie imstande sind, korrekt und im Einklang mit der Intention des Autors den Text zu verstehen). Die pragmatische Äquivalenz bezieht sich sowohl auf das Alltagswissen der Adressaten, als auch auf moralisch-ethische, religiöse, politische Überzeugungen.

    Bsp.

  • Пенсията му е 600 лв. – Seine Rente ist 300 Euro. Die beiden Aussagen stimmen denotativ überein, sind jedoch pragmatisch nicht äquivalent (der bulgarische Adressat wird diesen Rentner als wohlhabend einstufen, der deutsche Adressat dagegen nicht)

  • In der Politik und Diplomatie gibt es Reihen von Bezeichnungen, die bestimmte Wertungen signalisieren: Ein Attentat wird verübt. Die Täter können je nach politischen Auffassungen als Freiheitskämpfer oder als Terroristen eingestuft werden. Die Entscheidung für die eine oder die andere Bezeichnung verrät auch eine bestimmte politische Überzeugung. Werden Verhandlungen geführt, wird von neutraleren Bezeichnungen Gebrauch gemacht.

    1. formal-ästhetische Äquivalenz: sie wird definiert über die Berücksichtigung von bestimmten ästhetischen, formalen und stilistischen Eigenschaften des AT. Diese Äquivalenz ist vor allem bei literarischen Texten von Bedeutung. (in einem lyrischen Text herrscht die sog. semantische Dichte, d.h. jedes Wort ist sehr sorgfältig gewählt worden und der Übersetzer muss auf jedes Detail /Reim, Aliteration, Metapher etc./ bei der Übertragung achten)


      1. Gideon Toury


    Er betrachtet die Äquivalenz als Norm, die historisch bedingt ist. Sie ist im Kontext des politischen, sozialen, religiösen und kulturellen Werdegangs einer Nation zu sehen. Als Aufgabe der Übersetzungstheorie gilt für ihn die Untersuchung, was Äquivalenz im Laufe der geschichtlichen Entwicklung gewesen ist (am Beispiel von Übersetzungsliteratur).


      1. Anthony Pym


    Pyms Auffassungen von der Äquivalenz basieren auf dem Begriff „Wert“:

    Man unterscheidet zwischen:

  • natürlichen Werten (wie z. B. Wasser), die objektiv sind

  • konventionellen Werten (wie z.B. Gold), die Objekt von Vereinbarungen sind.

    Die Übersetzung gehört zur zweiten Gruppe und wird als „Tauschwert“ aufgefasst.

    Nach dieser Auffassung ist die Äquivalenz eine Entsprechungsbeziehung im Sinne von Gleichwertigkeit.

    Jedoch kann Pym nicht bestreiten, dass diese Entsprechungsbeziehung und Gleichwertigkeit an sich eine Illusion darstellen. Er besteht aber darauf, dass sie als Artefakt nützlich und sinnvoll ist.


    1. Gegner des Äquivalenzbegriffes


      1. Van den Broeck argumentiert gegen den Äquivalenzbegriff folgendermaßen: in der Mathematik setzt der Begriff Äquivalenz die Relation der Reflexivität, Symmethrie und Transitivität voraus.

    A = B B = A

    In der Übersetzung ist das nicht möglich: wenn 5 Übersetzungen zu einem Gedicht vorliegen, sind sie sehr unterschiedlich und es ist unmöglich, durch sie das Original zu rekonstruieren. Also man kann nicht von Äquivalenz in der Übersetzung sprechen.


      1. Theo Hermans (in Anlehnung an G. Toury und die Translationsstudien, die die historischen Aspekte der Übersetzungen und die Machtverhältnisse zwischen den verschiedenen Kulturen untersuchen) führt folgende Argumente gegen den Äquivalenzbegriff an:

    Die Äquivalenzbeziehung wird als Gleichwertigkeit verstanden. Aber diese Gleichwertigkeit fehlt bei Übersetzungen, weil zwischen unterschiedlichen Kulturen unterschiedliche Machtverhältnisse existieren.


    Manche Autoren entwickeln in diesem Zusammenhang die sog. „Theorie des Verschlingens“, d.h. die aufnehmende Zielkultur wird als Hegemon aufgefasst, kulturelle Unterschiede werden ihr zugunsten verwischt. Bei der Gegenüberstellung Eigen: Anders dominiert das Eigene. Deshalb weigern sich viele Autoren übersetzt zu werden (Irische Dichter lehnen die Übersetzung ihrer Gedichte ins Englische ab, weil die Übersetzungen in einem politischen Kontext erscheinen werden, in dem beide Sprachen nicht gleichgestellt und gleichwertig sind).


      1. Weitere Kritiken

  • Äquivalenz wird nicht eindeutig definiert: sie wird nicht immer als Relation zwischen AT und ZT aufgefasst, damit bezeichnet man auch ein konkretes Übersetzungsverfahren (vgl. engl. cultural equivalent, functional equivalent, descriptive equivalent);

  • Äquivalenz lässt sich auf Wortebene leichter nachweisen, schwieriger wird es, wenn der Text ins Blickfeld kommt;

  • Oft operiert man mit dem Begriff intuitiv, Übersetzung wird routinemäßig als äquivalent definiert;

  • zu ein und demselben AT kann es unterschiedliche ZT/Übersetzungen geben, wenn die Übersetzungsbedingungen variieren.


    Aufgrund dieser vielfältigen und oft widersprüchigen Meinungen kommt Mary Snell-Hornby zu der Auffassung, das der Äquivalenzbegriff eine Illusion ist.


    Heutzutage versucht man, diese Widersprüchigkeit zu umgehen, indem man den Begriff Adäquatheit einführt (während der Äquivalenzbegriff als Resultat, als Verhältnis zwischen zwei Produkten, zwei Texten aufgefasst wird, so wird die Adäquatheit als Prozess verstanden, als Übersetzungshandlung, die skoposdeterminiert ist). Die Äquivalenz wird ermittelt, wenn man Original und Translat vergleicht; die Adäquatheit wird angestrebt im Prozess der Übersetzung, indem man den Zweck /Skopos der Übersetzung und die sprachlichen Mittel in Beziehung setzt.


    Literatur


    Werner Koller, Einführung ind die Übersetzungstheorie. Heidelberg/Wiebaden 1992.

    Lucina Wille, Semantische Figuren in der Übersetzung. Ein Spiel mit Wort und Werk. Marburg: Tectum Verlag 2003.

    Ана Димова, Увод в теорията на превода. Шумен:Университетско издателство 2000. (S. 53-60)







    Weiterführende Aufgaben


    1. Kommentieren Sie wie die zwei verschiedenen Übersetzungen die formal-ästhetische Äquivalenz realisieren.


    Geschrieben steht: Im Anfang war das W O R T!

    Hier stock ich schon! Wer hilft mir weiter fort?

    Ich kann das Wort so hoch unmöglich schätzen,

    Ich muss es anders übersetzen,

    Wenn ich vom Geiste rechterleuchtet bin.

    Geschrieben steht: Im Anfang war der S I N N.

    Bedenke wohl die erste Zeile,

    Dass deine feder sich nicht übereile!

    Ist es der Sinn, der alles wirkt und schafft?

    Es sollte stehen: Im Anfang war die K R A F T!

    Doch auch indem ich dieses niederschreibe,

    Schon warnt mich was, dass ich dabei nicht bleibe.

    Mir hilft der Geist! Auf einmal seh ich Rat

    Und schreibe getrost: Im Anfang war die T A T!

    Goethe, Faust




    Написано стои: В началото бе С Л О В О

    Аз спирам изведнъж! Да почна ли отново?

    Не мога словото да оценя дотам,

    по начин друг ще го предам

    И като че умът намра верен смисъл –

    написано стои: В началото бе М И С Ъ Л

    Добре вникни във този първи ред,

    недей прибързва отнапред!

    Нима е мисълта всемира сътворила?

    Аз трябва да чета: В началото бе С И Л А

    Но щом перото взема във ръка,

    и нещо казва ми: Не е така!(Ала сега духът помага ми и смело,

    спокойно пиша аз: В началото бе Д Е Л О.

    Превод: Димитър Статков



    В началото бе Словото” прочитам

    и спъвам се: Кой би помогнал тук?

    Но Словото тъй много не почитам

    и ще го преведа по начин друг,

    ако духът докрай ме просветли.

    В началото бе Мисъл” веднага

    дълбоко този пръв ред обмисли,

    не бива твоето перо да бяга.

    От мисълта ли всичко се създава?

    В началото бе Силата” – едва

    написвам, нещо ме предупреждава

    да не остана също при това.

    Помага ми духът. Дочух съвет:

    В началото бе Делото е мой първи ред.

    Превод: Кр. Станишев, 1980г.





  • | | | | |
    Tausche dein Hausarbeiten