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Seminararbeit / Hausarbeit

Zur Bedeutung körper­lich-sport­li­cher Aktivität bei Adipo­sitas

2.935 Wörter / ~12 Seiten sternsternsternsternstern Autor Marius D. im Jun. 2016
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Seminararbeit
Sportwissenschaft

Universität, Schule

Universität Vechta

Note, Lehrer, Jahr

Note: 1,3 Wintersemeste 15/16

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Marius D. ©
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Preis 4.00
Format: pdf
Größe: 0.28 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternsternstern
ID# 57565







Zur Bedeutung körperlich-sportlicher Aktivität bei Adipositas
  1. Einleitung


Ein paar Kilos zu viel oder schon Übergewicht? Dies ist eine Frage, die nicht nur vor dem Hintergrund ästhetischer Aspekte zu betrachten ist. Schließlich warnen Mediziner immer wieder vor Gesundheitsfolgen von kindlichem Übergewicht. Bereits Schaefer hat 1979 mit dem Risikofaktorenmodell verdeutlicht, dass Fehlernährung und Bewegungsmangel neben vielen anderen Faktoren eine große Rolle bei der Entstehung von chronisch-degenerativen Krankheiten spielen können, die dann, wie im Modell aufgezeigt, mit dem Herzinfarkt ein jähes Ende nehmen können.

Immer mehr Kinder und Jugendliche haben mit Gewichtsproblemen zu kämpfen und oftmals gelingt es den Erziehungsberechtigten der Heranwachsenden nicht, frühzeitig zu intervenieren. Daher beschäftigt sich diese Ausarbeitung mit einigen grundlegenden Aspekten von Übergewicht. Hierzu gehören die Definition und Klassifikation des Phänomens sowie die Prävalenz. Aus den Ursachen der Erkrankung, die im 4. Kapitel folgen, ergeben sich Lösungsansätze für die Prävention und Behandlung von Übergewicht, die dann anhand zweier Interventionsprogramme („TOPP“ und „Moby-Dick“) erläutert werden sollen.


  1. Definition und Klassifikation von Adipositas

Adipositas stellt „eine über das Normalmaß hinausgehende Vermehrung des Körperfetts“ dar (Deutsche Adipositas Gesellschaft, 2012). Zur Feststellung von Adipositas bietet der Body Mass Index (BMI) eine Möglichkeit zur Gewichtsklassifikation. Der BMI ist der Quotient aus Körpergewicht und Körpergröße zum Quadrat (kg/m2).

Bei Erwachsenen wird ab einem Körpermasseindex (BMI) =25 kg/m2 von Übergewicht gesprochen; bei einem BMI ≥30 kg/m2 von Adipositas. Ist der BMI höher als 35 kg/m², so spricht man von Adipositas Grad II und ab einem BMI von über 40 kg/m² handelt es sich um Adipositas Grad III. Personen mit einem BMI von 25,0–29,9 kg/m2 gelten als präadipös. Der Begriff „Übergewicht“ dient zur Klassifikation aller Erwachsenen mit einem BMI ≥25 kg/m2 (vgl. Weltgesundheitsorganisation, 2007).


Für einen 1,80 m großen Mann mit einem Gewicht von 90 kg lässt sich der BMI exemplarisch wie folgt berechnen:


90 kg

1,80 x 1,80 m2

Der BMI beträgt 27,77 kg/m² und die Person wäre somit präadipös.


Bei Kindern und Jugendlichen wird zwar auch häufig der BMI zur Beurteilung des Gewichts herangezogen, allerdings verändern sich Körpermasse und Körperfettanteil im Laufe des Kindes- und Jugendalter unterschiedlich. Daher bedient man sich bei Heranwachsenden geschlechtsspezifischer Altersperzentilen für den BMI (vgl. BZgA, 2010). Hierbei wird der individuelle BMI mit den Werten entsprechender Referenzpopulationen in Relation gesetzt.

Sollte ein individueller BMI-Wert auf der 90. Perzentile liegen, so bedeutet dies, dass 90% der gleichaltrigen Referenzgruppe einen gleichhohen oder niedrigeren BMI aufweisen. Die Person wäre somit adipös.

Die Einteilung des Körpergewichts nach Kromeyer-Hauschild et al. (2001, in: BZgA, 2010, S. 17) stellt sich folgendermaßen dar:


  • Starkes Untergewicht: < 3. Perzentile

  • Untergewicht: 3. Perzentile – 10. Perzentile

  • Normalgewicht: 10.-90. Perzentile

  • Übergewicht: > 90. Perzentile – 97. Perzentile

  • Adipositas: > 97. Perzentile


Die Beurteilung des Körpergewichts mit Hilfe des BMI weist jedoch einige Mängel auf, da weder der individuelle Körperbau, noch der Anteil an Muskelmasse oder das Alter berücksichtigt werden. So kann es beispielsweise vorkommen, dass gut trainierte Sportler einen BMI von über 25 kg/m2 aufweisen, dabei jedoch wenig Köperfett besitzen und somit weit entfernt sind, als ‚übergewichtig‘ klassifiziert zu werden.

Daher ist eine bioelektrische Impedanzanalyse, bei der unter anderem der Körperfettanteil gemessen wird, deutlich aussagekräftiger. Nichtsdestotrotz stellt der BMI als grober Richtwert eine geeignete Möglichkeit zur Einschätzung des Körpergewichts dar.

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  1. Prävalenz von Adipositas


Statistiken zur Prävalenz von Übergewicht und Adipositas basieren häufig auf Zahlen, die im Rahmen des Kinder- und Jugendgesundheitssurveys (KiGGS) des Robert-Koch-Instituts erhoben wurden. KiGGS ist die erste repräsentative Studie, die über repräsentative Zahlen zum Gewicht für alle Altersklassen verfügt.

Entsprechend der Klassifikation von Kromeyer-Hauschild et al. (2001) sind ca. 15% der Kinder und Jugendlichen im Alter von 3-17 Jahren übergewichtig und liegen über der 90. Perzentile, wobei in etwa ein Drittel davon adipös ist (Kurth et al., 2007, S. 42). Bei Kindern im Alter von 11 bis 13 Jahren sind Übergewicht und Adipositas virulenter als in anderen Altersgruppen, sodass Jugendliche ab dem 14. Lebensjahr seltener übergewichtig sind.

Jedoch steigt der Anteil an adipösen Personen (8,5 %) mit dem Eintritt in das Jugendalter (ebd., S. 42). Es bestehen keine signifikanten Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen.

Ergebnisse der von 2003 bis 2005 durchgeführten Schuleingangsuntersuchungen zeigen, dass es regionale Unterschiede in Bezug auf das Vorkommen von Übergewicht gibt. Während in Thüringen nur 7,2 % der 90. Perzentile zuzuordnen sind, weisen 13,6 % der Schulanfänger aus Mecklenburg-Vorpommern Übergewicht auf. Mit Blick auf Gesamtdeutschland ist ein Nord-Süd-Gefälle zu beobachten; die Unterschiede zwischen Ost und West sind marginal (Moß et al., 2007, in: BZgA, 2010, S. 18).


Darüber hinaus fällt auf, dass der soziale Status eines Heranwachsenden mitunter erheblichen Einfluss auf das Gewicht haben kann. Kinder und Jugendliche aus sozial benachteiligten Familien scheinen besonders vulnerabel für Übergewicht zu sein, da sie dreimal so häufig einen BMI von > 25 kg/m2 aufweisen als Gleichaltrige mit hohem sozialen Status.

Nachfolgende Abbildung veranschaulicht den hochsignifikanten Einfluss des Sozialstatus auf das Gewicht bei Kindern und Jugendlichen.


Abb. 1: Adipositas nach Alter, Geschlecht und Sozialstatus (aus: Kurth et al., 2007, S.41)


Die vorgestellten KiGGS-Ergebnisse zeigen einen erhöhten Anteil übergewichtiger und adipöser Kinder in ganz Deutschland und in allen Altersgruppen. Die WHO (2007) hält dies bezüglich fest, dass Übergewicht und Adipositas eine schwerwiegende Herausforderung für die Gesundheitspolitik in der Europäischen Region der WHO darstellen: „Der Anstieg der Adipositas hat besonders bei Kindern und Jugendlichen alarmierende Ausmaße angenommen.

Der jährliche Anstieg der Adipositas-Prävalenz unter Kindern hat sich stetig beschleunigt, sodass die Zuwachsrate heute etwa zehnmal so hoch ist wie in den 1970er Jahren. Dadurch verschärft sich die Epidemie bei Erwachsenen und entsteht für die nächste Generation ein wachsendes Gesundheitsproblem“.





Die Ursachen für die Prävalenz von Adipositas lassen sich multifaktoriell erklären. Während einige Einflussfaktoren genetisch prädeterminiert sind, lassen sich ebenfalls viele Kausalbeziehungen zwischen gesundheitsschädlichem Verhalten eines Menschen und der Existenz von Übergewicht herstellen. Darüber hinaus sind soziale Umgebungen und Lebenswelten der Betroffenen sowie das Zusammenspiel der einzelnen Faktoren als einflussreich zu betrachten.

Verschiedene Zwillingsstudien haben gezeigt, dass der Einfluss der Gene auf das Gewicht der jeweiligen Personen zweifelsohne besteht (WHO, 2007, S. 38). Monogene Formen von Adipositas, bei denen das Übergewicht fast ausschließlich durch Vererbung erklären lässt, sind jedoch äußerst selten. Man geht daher von einem polygenen Erbgang aus, bei dem sich die Veranlagung zu Übergewicht aus vielen kleineren Effekten zusammensetzt.

Im Rahmen des Kinder- und Jugendgesundheitssurveys hat sich herausgestellt, dass Übergewicht der Eltern stark positiv mit dem Risikofaktor Adipositas beim Kind korreliert. Dies kann wiederum nicht lediglich auf genetische Dispositionen zurückgeführt werden, da sich das soziale Umfeld und die Lebenswelten von Eltern und Kind naturgemäß häufig kreuzen, sodass Anlage- und Umweltfaktoren nicht getrennt voneinander existieren; sie bedingen sich mitunter gegenseitig (ebd.). Weitere Risikofaktoren für Übergewichtserscheinungen, die sich im Zuge der KiGGS-Untersuchung als maßgebend herausgestellt haben, sind (nach Kurth und Schaffrath, 2007, S. 43):

  • Hohes Geburtsgewicht

  • Hohe Gewichtszunahme der Mutter während der Schwangerschaft

  • Rauchen der Eltern

  • Rauchen der Mutter während der Schwangerschaft

  • Flaschennahrung statt Stillen

  • Wenig Schlaf

  • Lange Zeiten vor Computer oder Fernseher (hoher Medienkonsum)

  • Ungesunde Ernährung

  • Schultyp (Haupt-, Förder- und Sonderschulen)

  • Fehlende Betreuung nach der Schule

  • Niedriger familiärer Zusammenhalt

  • Ungesunde Ernährung

  • Wenig körperliche Aktivität


Hierbei sind die beiden letztgenannten Faktoren jedoch nicht weniger einflussreich. Im Gegenteil, sie stellen laut WHO (2007) die primären Ursachen für Übergewicht dar (vgl. Abb. 2). Die Energiebilanz eines Menschen, bei der Energieaufnahme und Energieverbrauch gegenübergestellt werden, bestimmt letztendlich, ob eine jeweilige Person sein/ihr Gewicht verändert. Hierbei ist ein Blick auf die Komponenten des Energieverbrauchs beim Menschen aufschlussreich.

Diese Statistik zeigt, dass Bewegung und Nahrung erheblichen Einfluss auf die Energiebilanz haben und somit zwei Stellgrößen darstellen, die sich im Gegensatz zu genetischen Faktoren beeinflussen lassen. Folglich sollte es ein Ansatzpunkt der Adipositasprävention und Behandlung sein, Energieverbrauch und –aufnahme zielspezifisch in Verbindung zu setzen. Programme dieser Art sollten daher die körperlich-sportliche Aktivität und eine Änderung des Ernährungsverhaltens in den Fokus rücken.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO (2008) hat eine Activity-Guideline für Kinder und Jugendliche aufgestellt, nach der sich die Heranwachsenden an jedem Tag der Woche mindestens 60 Minuten lang in moderater bis hoher Intensität bewegen sollen (vgl. Bundesministerium für Familie, 2009, S. 294). Die Statistiken in Bezug auf die Erfüllung dieser Guideline sind alarmierend: Nur 15,3 % der Kinder und Jugendlichen zwischen vier und 17 Jahren in Deutschland erfüllen die Empfehlungen der WHO.

Klassifiziert man die Zielgruppe nach Body-Mass-Index, so fällt auf, dass Übergewichtige (14 %) und Adipöse (12,5%) deutlich seltener als Normalgewichtige (15,6 %) die Guideline erfüllen, wenngleich die Prozentzahlen für alle Gruppen deutlich zu niedrig sind (vgl. ebd., S. 294-295). Mit Blick auf weitere Statistiken bestätigt sich die Tendenz zur Sportabstinenz bei Kindern und Jugendlichen mit Gewichtsproblemen, die deutlich weniger Freude am Sportunterricht haben, seltener Mitglied in Sportvereinen sind und weniger häufig im Freien spielen (vgl. ebd., S 296).


Nachfolgendes Schaubild veranschaulicht die im Kapitel erläuterte Komplexität der Faktoren, die Adipositaserscheinungen zugrunde liegen. Viele der Determinanten finden ihre Ursache in der sozialen Schichtzugehörigkeit. Dabei bedingen zwar unter anderem Gene die Prävalenz von Übergewicht; Lebensumstände und individuelles Verhalten sind jedoch entscheidend, ob sich Adipositas ausbildet.

Das soziale Umfeld nimmt dabei Einfluss auf den Lebensstil. Programme zu Prävention und Behandlung von Adipositas sollten diese Faktoren berücksichtigen.


Abb. 2 Soziale Ungleichheit im Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen. (aus: BZgA, 2010, S. 38)


  1. Vorstellung zweier Programme zu Behandlung von Übergewicht


Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (2007) hat einen Leitfaden zur Findung von Programmen zur Behandlung von Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen erstellt. Viele der Kriterien, die die BZgA als unerlässlich für ein gutes Programm ansieht, ergeben sich aus dem vorherigen Absatz „Ursachen von Adipositas“.

TOPP“ steht für „Teenager ohne pfundige Probleme“ und ist ein zielgruppenspezifisches Programm zur Prävention von Adipositas bei Jungen ab der 6. Klasse, das in Thüringen zum Einsatz kommt und von der dort ansässigen Universität Jena evaluiert wurde.

Moby-Dick“ ist ein einjähriges Programm zur Gewichtsstabilisierung und zur Verbesserung der Lebensqualität. Dabei treffen sich die betroffenen Kinder und Jugendliche einmal wöchentlich wohnortnah in festgelegten Gruppen.


Das Konzept

TOPP Moby-Dick

Das Programm beinhaltet die vier Bausteine:

  1. Ernährung

  2. Bewegung

  3. Verhaltensänderung

  4. Nachbetreuung

Zu a) und b):

Die Kommunikation über Figur, Gewicht, Bewegungs-, und Essverhalten soll erleichtert werden (vgl. Berger, 2013).

Verhaltensänderung findet sich im Projektunterricht wieder:

Zusammenhang zwischen Bewegung und Selbstwert“, „Bewusstsein über ungenutzte Bewegungsmöglichkeiten“, „Möglichkeiten, schrittweise mehr Bewegung in den Alltag zu bringen“ und „Integration der eigenen Erkenntnisse in den Alltag“ (aus: Berger, 2013)

Zu d):

Im Anschluss an die 9 Einheiten Projektunterricht findet keine Nachbetreuung statt.


Zu a), b) und c):

Inhalte sind Verhaltens- und Ernährungstraining sowie Bewegungsangebote.“ (Petersen, 2009)


Zu d):

Nach Abschluss des Therapieprogramms werden die Kinder und Jugendlichen sowohl nach einem als auch nach drei Jahren zu einer Nachmessung eingeladen. Die vereinbarten Maßnahmen und Ziele werden bei den Nachuntersuchungen kontrolliert.“ (ebd.)

Medikamente, Diät-Pulver, strenge Diäten oder Operationen gehören nicht dazu

Ja.

Ja.

Die Teilnahmebedingungen sind genau beschrieben (Ausmaß des Übergewichts, Erkrankungen, etc.)

Das Programm wurde für Jungen ab der 6. Klasse entwickelt, die einen BMI > 90. Perzentil aufweisen (vgl. Berger, 2013)

Das Programm wurde für 8-17-Jährige mit „starker Adipositas (BMI>99,5. Perzentile), Adipositas (BMI>97. Perzentile) mit Risikofaktoren sowie Übergewicht (BMI>90. Perzentile) mit Begleiterkrankungen und Gesundheitsrisiken“ (Petersen, 2009). Nach einem Eingangsgespräch findet eine ärztliche Untersuchung statt. Die Beteiligten verpflichten sich zur einjährigen Teilnahme.

Programmablauf

TOPP Moby-Dick

Die Eltern sind einbezogen.

Programmteil 3 ist eine Informations- und Aufklärungsveranstaltung an der jeweiligen Schule.

Ein wesentlicher Bestandteil des Programms ist die Einbindung der Eltern. Sie nehmen an sechs Eltern-Kind-Nachmittagen teil, an denen sie ihre Kinder in die wöchentliche Gruppensitzung begleiten und Rücksprache mit den Gruppenleitern. Zusätzlich gibt es Elternabende bzw. Elternfortbildungen (zum Beispiel zur Ernährungsumstellung) (vgl. Petersen, 2009)

Es ist klar, welche Ziele erreicht werden sollen

Das wichtigste Ziel von TOPP ist es, Schüler, Eltern und Lehrer die Kommunikation über Figur, Gewicht, Bewegungs- und Essverhalten usw. zu erleichtern. Die Jungen sollen zudem durch Rollenspiele und Perspektivenwechsel in die Lage versetzt werden, Schwierigkeiten und Probleme bei anderen wahrzunehmen und bereit zu sein, Hilfe anzubieten und andere um Hilfe zu bitten. Langfristig soll durch TOPP das Risiko für die Entstehung von Adipositas durch ein positiv verändertes Ess- und Bewegungsverhalten gesenkt werden.“ (Berger, 2013)


Ja.

Ziel ist die langfristige Gewichtsstabilisierung bzw. -reduktion, die durch eine Veränderung des Lebensstils erreicht werden soll. (vgl. Petersen, 2009)

Es gibt einen schriftlichen Überblick über den Programm-ablauf

Aus: Berger, 2013

Die Kinder treffen sich wöchentlich in Gruppen mit mindestens sechs bis höchstens zwölf Gleichaltrigen. Inhaltlich setzen sich diese Treffen aus anderthalb Stunden Bewegungs- und anderthalb Stunden Verhaltens- sowie Ernährungstraining zusammen. Die Bewegungseinheit besteht aus psychomotorischen Elementen, Herz-Kreislauftraining, Ausdauertraining sowie spielerischen Übungen nach den Leitlinien der Arbeitsgemeinschaft Adipositas im Kindes- und Jugendalter. Zur Ernährungseinheit gehören theoretische Teile der Ernährungslehre und der Ernährungsberatung sowie die praktische Zubereitung von gesunden Speisen aus dem Buch „Moby Dicks Spaß-Diät für Kinder“. In Einzel- und Gruppengesprächen werden die individuellen Fortschritte in der Verhaltensumstellung überprüft. Innerhalb eines Jahres sind acht verhaltensmodifizierende Unterrichtssequenzen vorgesehen, die auf die Stärkung des Selbstbewusstseins abzielen, so beispielsweise Rollenspiele zu verschiedenen Themen.“ (Petersen, 2009)

Rahmenbedingungen

TOPP Moby-Dick

Anbieter/Trainer hat eine Fachausbildung

Die ausgebildeten Projektleiter führen lediglich die Eingangsveranstaltung für Lehrer, die Informationsveranstaltung für Eltern sowie die abschließende Evaluation durch. Der eigentliche Projektunterricht wird von Projektlehrer/innen durchgeführt, die zuvor eine eintägige Weiterbildung im Thüringer Kultusministerium besucht haben. (vgl. Berger, 2013)

Ja. Ernährungswissenschaftler und/ oder Sozialpädagogen leiten das wöchentliche Programm und kooperieren mit Psychologen und Ärzten.

Trainer/innen aus den Bereichen Ernährung, Bewegung, und Verhaltenstherapie arbeiten zusammen

Nein.

Es besteht eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit von Ärzten, Ernährungswissenschaftlern, Sportwissenschaftlern, Psychologen bzw. Sozialpädagogen. (vgl. Petersen, 2009)

Die Räume sind groß genug und die Ausstattung stimmt

Abhängig von der jeweiligen Schule, in der das Programm durchgeführt wird.

Keine Angabe zur Größe der Räume, allerdings werden vielfältige Aktionen (Sportspiele, musizieren, etc.) angeboten, die auf eine entsprechende Ausstattung schließen lassen. (vgl. Petersen, 2009)

Unterrichtsmaterialien werden ausgegeben

Nach entsprechender Fortbildung erhalten die Lehrkräfte Materialien.

Keine Angabe.

Ärzte (Kinder- oder Hausarzt sind in das Programm durch einen Vertrag eingebunden)

Nein.

Ja. Es werden vertragliche Absprachen nach einem Eingangsgespräch mit Ärzten getroffen.

Ergebnis

TOPP Moby-Dick

Die Ergebnisse werden im Laufe des Programms schriftlich festgehalten

Ja. Projektteil 5 dient der Dokumentation des Projekts und des Auswertung von Forschungsfragebögen.

Die Untersuchungsergebnisse des behandelnden Kinder- und Jugendarztes des jeweiligen Kindes findet Eingang in die Moby-Dick-Dokumentation. Die einzelnen Maßnahmen in den Bereichen Ernährung, Sport und Psychosoziales werden dokumentiert und ausgewertet.“ (Petersen, 2009)

Die Ergebnisse werden evaluiert

Zum Nachweis der Wirkung wurde eine Prä-Post-Kontrollgruppenstudie mit drei Messzeitpunkten durchgeführt (N= 960 Teilnehmer).

Die Ergebnisse der Pilotstudie zur Wirkungsevaluation […] zeigten auf den meisten Variablen signifikante Verbesserungen durch die Intervention. TOPP kann damit als wirksame schulbasierte Intervention zur Prävention von Störungen des Essverhaltens bei Jungen ab der 6. Klasse bewertet werden. Für die Gruppe der Übergewichtigen Jungen überstieg die Programm-Wirkung sowohl beim Essverhalten als auch beim Wissen und Einstellungen erwartungsgemäß die Wirkung des alleinigen Ausfüllens der eingesetzten Fragebogen. Der Fitness-Test wurde oft nicht oder unvollständig durchgeführt. Die Auswertung über 39 Jungen ergab signifikant positive Effekte.“ (Berger, 2013)

Das Programm wird durch eine Adipositas-Patienten-Verlaufsdokumentation, eine BZgA-Beobachtungsstudie sowie von der Universität Hamburg-Eppendorf evaluiert.

Eine Untersuchung (N= 543 Kinder und Jugendliche) ergab, dass nach einem Jahr Teilnahme am Therapieprogramm 67 % der Teilnehmer ihren BMI gesenkt oder nicht gesteigert haben.

Nachuntersuchungen haben diese positive Entwicklung nach über einem Jahr nach Therapieende bestätigt. Wiederum 67 % der Teilnehmer konnten ihr BMI-Niveau halten oder senken.

  1. Fazit


Zur Feststellung von Übergewicht oder Adipositas wird häufig der Body Mass Index zurate gezogen. Bei Erwachsenen wird ab einem Körpermasseindex (BMI) =25 kg/m2 von Übergewicht gesprochen und ab einem BMI ≥30 kg/m2 von Adipositas. Bei Kindern und Jugendlichen werden oftmals Perzentile zur Ermittlung von Gewichtsabweichungen angegeben, die das Gewicht der Personen mit Gleichaltrigen vergleichen.

Entsprechend dieser Klassifikation sind ca. 15% der Kinder und Jugendlichen im Alter von 3-17 Jahren übergewichtig und liegen über der 90. Perzentile, wobei in etwa ein Drittel davon adipös ist (vgl. KiGGS). Dies zeigt, dass Übergewicht ein gesamtgesellschaftliches Problem ist, dem professionell entgegen gewirkt werden muss.

dargestellt, in primäre Ursachen, individuelle Faktoren, soziales Umfeld und Lebenswelten einteilen lassen. Zu den primären Ursachen gehören Bewegungsmangel und Fehlernährung, auf denen auch das Augenmerk in Programmen zur Behandlung und Prävention von Adipositas liegt.

Die beiden Programme „TOPP“ und „Moby-Dick“ haben in den Evaluationen gezeigt, dass sie die Prävalenz von Übergewicht herabsenken können. Allerdings unterscheiden sie sich grundsätzlich in ihrem Ansatz. Das „TOPP“-Programm ist spezifisch auf Jungen ab der 6. Klasse zugeschnitten. Die Interventionsmaßnahmen beschränken sich größtenteils auf die 9x90 minütigen Projekteinheiten, die von unzureichend ausgebildeten Lehrern (lediglich eintägige Fortbildung) durchgeführt werden.

Darüber hinaus besteht kein oder nur wenig Kontakt zu Fachpersonal, wie zum Beispiel zu Ärzten oder Psychologen und eine langfristige Stabilisierung des Gewichts wird nicht überprüft. Dementsprechend kann „TOPP“ als sinnvolle Maßnahme bei der Gewichtsreduzierung angesehen werden, jedoch gibt es eine Vielzahl an Mängeln, die anhand der Überprüfung mit dem Leitfaden der BZgA (s.o.) deutlich wurden.

Sogar drei Jahre nach Beendigung des Programms werden Nachuntersuchungen zur Überprüfung angestellt.


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