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Hausübung

Zeitvorstellungen im Mittelalter

1.749 Wörter / ~7 Seiten sternsternsternsternstern_0.75 Autorin Elvira M. im Apr. 2011
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Hausübung
Geschichte / Historik

Universität, Schule

Universität zu Köln

Note, Lehrer, Jahr

2003, Dr. Michael

Autor / Copyright
Elvira M. ©
Metadaten
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Format: pdf
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Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternsternstern_0.75
ID# 6281







Einführungsseminar “Alltagsgeschichte im deutschen Spätmittelalter”

Zeitvorstellungen im Mittelalter


Einleitung

In dieser Arbeit soll es darum gehen, die Zeitvorstellungen und deren Wandel im späten Mittelalter darzustellen.

Dazu sollen zunächst die unterschiedlichen philosophisch-theologischen Zeittheorien kurz dargestellt werden. Aufgrund der Komplexität des Themas und der großen Anzahl variierender Ansichten kann dies allerdings nur sehr verkürzt geschehen.

Im zweiten Teil sollen dann die Auswirkungen besonders der kirchlichen Zeitvorstellung und –einteilung auf den Alltag der Menschen untersucht werden, ob und inwieweit die kirchlichen Vorstellungen adaptiert wurden oder es noch weitere parallele Sichtweisen der Zeit in der Bevölkerung gab.

Im nächsten Teil soll es um die Zeitmessung im Mittelalter, besonders um die Erfindung und Verbreitung der Räderuhr, gehen.

Abschließend soll der Frage nachgegangen werden, wie sich im Spätmittelalter die Zeitvorstellungen gewandelt haben und welche Rolle dabei die Erfindung der Räderuhr gespielt hat.


Zeittheorien – philosophisch-theologische Zeitvorstellungen

Eine einheitliche Theorie der Zeit gab es im Mittelalter nicht.

Bis zum Ende des 13. Jahrhunderts dominierten die beiden unterschiedlichen Ansichten von Aristoteles und Augustinus die Diskussionen.[1]

Während Aristoteles in der Antike Zeit als das Maß der Bewegung hinsichtlich ihres Vorher und Nachher definierte und dadurch die Objektivität der Zeit als physische Veränderung anerkannte, vertrat der Kirchenlehrer Augustinus im frühen Mittelalter die Meinung, dass die Zeit nicht real sein konnte, da ihre Bestandteile nicht real waren.[2] Er sprach ihr ein von der Seele unabhängiges Sein ab.

Besonders im 13. Jahrhundert gab es zahllose Debatten über das Sein der Zeit, wobei die meisten Theoretiker eher die Position des Aristoteles vertraten. Am Ende des 13. Jahrhunderts wurde die Zeitphilosophie sehr komplex, wodurch Entwicklungslinien schwer zu ziehen sind.[3]

Deshalb soll an dieser Stelle darauf verzichtet werden, Meinungen und Diskussionsbeiträge einzelner Personen genauer aufzuzeigen, da dadurch der Rahmen der Arbeit gesprengt würde.

Die Diskussion über das seelische Sein der Zeit jedenfalls hielt bis zum Ende des Mittelalters an.[4]

Gleichzeitig gab es seit Augustinus aber eine einheitliche Auffassung über den Zeitverlauf. Augustinus hatte die Auffassung eines zyklischen Zeitverlaufs aus der Antike verworfen. Die kirchliche Zeitauffassung ging seitdem von einem linearen Zeitverlauf aus, Ereignisse waren einmalig und nicht wiederholbar.

Damit sollten die Einmaligkeit der Geburt von Gottes Sohn hervorgehoben werden.

Die historische Zeit begann mit der Schöpfung und endet mit dem Jüngsten Gericht, wodurch die Dauer der menschlichen Geschichte begrenzt war. Sie wurde in die beiden Epochen vor und nach Christi Geburt unterteilt, die das entscheidende Ereignis der Geschichte darstellte.

Die historische Zeit war der sakralen Zeit als Geschenk und Eigen.....[Volltext lesen]

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Des weiteren wurden Zeiträume durch das Wiederholen von Sätzen, Gedichten oder Texten einer bestimmten Länge gemessen.[13] Auch die Brenndauer eines Holzspans oder Öllämpchen wurde zur Orientierung genutzt.

Außerdem gab es verschiedene nichtmechanische Uhren. Die Sonnenuhr, die seit der Antike existierte, hatte den Nachteil, dass sie nur bei klarem Wetter genutzt werden konnte. Seit dem 11. Jahrhundert gab es Wasseruhren, die sich aber nördlich der Alpen nicht verbreiteten, und auch den Nachteil hatten, dass sie im Winter einfroren.

Sie blieben eher ein Prestigeobjekt.[14] Für betuchte Personen gab es die Möglichkeit der Nutzung sogenannter Kerzenuhren mit Gradeinteilung, die nacheinander angezündet wurden. Die Sanduhr wurde erst Ende des 12. oder Anfang des 13. Jahrhunderts erfunden und im Schul- und universitären Bereich, zur Schifffahrt sowie zur Abmessung von Arbeitsabläufen genutzt.[15]

Ende des 13. oder zu Beginn des 14. Jahrhunderts wurde schließlich die mechanische Räderuhr erfunden, die 24 gleich lange Stunden anzeigen konnte, und in Kirch- und Rathaustürme eingebaut wurde. Zunächst wurde die Zeit meist nur angezeigt, später wurden die Uhren zu Schlaguhren, die die Stunden mit einer Glocke anschlugen.

Im Laufe der Zeit wurden die Uhren feiner und schlugen auch halbe und viertel Stunden an. Durch den Schlag der Glocke wurden auch Arbeitszeiten geregelt und Ratssitzungen angezeigt. Die Zählweise der 24 Stunden des Tages blieb aber erst einmal von Ort zu Ort unterschiedlich.

Im 15. Jahrhundert wurden dann tragbare Räderuhren mit Uhrfedern statt Gewichten erfunden, so dass es möglich wurde im eigenen Haus eine Uhr zur Verfügung zu haben.[16]


Veränderungen der Zeitvorstellungen

Die Zeit des Mittelalters war über Jahrhunderte eine langsam fließende, gemächliche, langwährende Zeit.[17]

Von den Städten ausgehend vollzog sich allerdings im Spätmittelalter ein allmählicher Wandel im Zeitverständnis. Das städtische Wirtschaftleben verlangte eine genaue und gleichmäßig messbare Zeit.[18] Reise- und Arbeitszeiten mussten berechenbar sein, Aktivitäten verschiedener Personen koordiniert werden.

Allgemein musste wirtschaftliches und rationales Handeln durch Messung der Zeit besser möglich gemacht werden.[19] Die wirtschaftliche Bedeutung der Zeit wurde zunehmend erkannt („Zeit ist Geld“), auch wenn sie eigentlich im Widerspruch zur kirchlichen Auffassung der Zeit als .....

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Da die Zeit selbst zunehmend als Wert und auch als Quelle materieller Werte gesehen wurde, ging mit dem sich ändernden Verständnis der Zeit ein wachsendes Selbstbewusstsein des Individuums einher. Die Menschen begannen sich als eigene, unwiederholbare Persönlichkeiten mit konkreter zeitlicher Perspektive zu sehen.[28]

Die Gegenwart wurde entgegen der bisherigen religiösen Auffassung nun mit Vergangenheit und Zukunft als gleichrangig angesehen, sie war schnell vergänglich und unwiederbringlich. Daher musste sparsam mit der Zeit umgegangen und ihr ein möglichst positiver Inhalt verliehen werden.[29]

Eine Veränderung in der Zeitvorstellung der Menschen seit dem 13. Jahrhundert zeigt sich auch daran, dass erst im letzten Drittel des 13. Jahrhunderts das Testament eingeführt wurde. Zuvor war es den Menschen nicht möglich gewesen, ihren Willen über die Zeit ihres Lebens hinaus auszudehnen.

Darüber hinaus wurden im 14. Jahrhundert vermehrt Chroniken geschrieben, im selben Jahrhundert entstand das Porträt und die ersten Autobiographien wurden geschrieben.[30]


Fazit

Im Mittelalter gab es keine einheitliche Zeitvorstellung, weder in der philosophisch-theologischen Theorie, noch im Alltag. Vorherrschend war lange Zeit das kirchliche Zeitverständnis, das ja auch Einfluss auf das Alltagsleben der Menschen hatte.

Inwieweit die Menschen das kirchliche lineare Zeitverständnis teilten, oder ob ihre Sicht nicht stärker durch den zyklischen Rhythmus ihres alltäglichen Lebens bestimmt war, der ihnen von der Natur, aber auch vom kirchlichen Alltag vorgegeben wurde, ist schwer zu sagen.

Bei der Veränderung der Zeitvorstellungen hat die Erfindung der Räderuhr mit Sicherheit eine wichtige Rolle gespielt, allerdings ist nicht ganz klar, inwieweit sie Ursache oder eher eine parallele Entwicklung oder gar Folge war. Wahrscheinlich hat sie aber die Veränderung des Zeitverständnisse.....

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SPRANDEL, R.: Zeit II. Sozialgeschichte. In: ANGERMANN, N. (Hrsg.): Lexikon des Mittelalters, München – Zürich 1980 – 1998, Bd. 9, Spalte 512-514.


TURNER, A. J.: Zeitmessung, Zeitmessgeräte. In: ANGERMANN, N. (Hrsg.): Lexikon des Mittelalters, München – Zürich 1980 – 1998, Bd. 9, Spalte 515-517.



[1] JECK, U. R.; MOJSISCH, B.; REHN, R.: ZEIT I. Theologisch und philosophisch. In: ANGERMANN, N. (Hrsg.): Lexikon des Mittelalters, München – Zürich 1980 – 1998, Bd. 9, Spalte 509f.

[2] KÜHNEL, H. (Hrsg.): Alltag im Spätmittelalter. 3. Aufl., Graz – Wien – Köln 1986, S. 9.

[3] JECK; MOJSISCH; REHN, ZEIT I, Spalte 510f.

[4] Ebenda, Spalte 511.

[5] GURJEWITSCH, A. J.: Das Weltbild des mittelalterlichen Menschen. 4. Aufl., München 1989, S, 114f.

[6] SPRANDEL, R.: Zeit II. Sozialgeschichte. In: ANGERMANN, N. (Hrsg.): Lexikon des Mittelalters, München – Zürich 1980 – 1998, Bd. 9, Spalte 512.

[7] KÜHNEL, Alltag, S. 9.

[8] GURJEWITSCH, Weltbild, S. 101f.

[9] KÜHNEL, Alltag, S. 9.

[10] GURJE.....

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[24] BORST, A.: Computus. Zeit und Zahl in der Geschichte Europas. Berlin 1990, S. 77.

[25] Ebenda, S. 78.

[26] GURJEWITSCH, Weltbild, S. 111.

[27] BORST, Computus, S. 78.

[28] GURJEWITSCH, Weltbild, S. 177f.

[29] KÜHNEL, Alltag, S. 16.

[30] Ebenda, S. .....


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