Zeitungsvergleich: Aviso und
Aachener Nachrichten
Ich
werde im Folgenden die erste Nummer des wöchentlich erschienen „Aviso“ aus dem
Jahr 1609 mit einer aktuellen Ausgabe der Tageszeitung „Aachener Nachrichten“ miteinander
vergleichen. Dabei werde ich sowohl auf formale wie auch auf inhaltliche
Aspekte eingehen und schließlich kurz beschreiben welche unterschiedlichen
Leistungen die Zeitungen für ihre Leserschaft erbringen.
Beide
Zeitungen sind in deutscher Sprache verfasst. Der Aviso besteht aus acht Seiten
mit ebenso vielen Artikeln, während die Aachener Nachrichten aus 28 Seiten
bestehen und über 50 Artikel beinhalten.
Im
Bezug auf die vier Wesensmerkmale von Medien als Institutionen und ihrer
Angebote (Periodizität, Universalität, Aktualität, Publizität) lässt sich
bereits sagen, dass beide Zeitungen regelmäßig erscheinen, die Aachener Nachrichten
dies jedoch in geringeren periodischen Abständen tun und somit ihre Themen mit
einer größeren Aktualität publizieren. Auch die Länge der einzelnen Artikel
variiert: In den Aachener Nachrichten finden sich längere Beiträge als im
Aviso, was darauf hindeutet, dass die längeren Artikel der Aachener Nachrichten
auch reichhaltigere Informationen beinhalten.
Eine
Themengliederung gab es im Aviso nicht. Die Hauptthemen waren Politik und
Militär. In den Aachener Nachrichten ist eine weitaus größere Themenvielfalt
vorhanden, welche in vier große Teile gegliedert wird, nämlich in Wirtschaft,
Aachen (also Lokales), Sport und Überregionales. Diese Teile sind wiederrum in
einzelne Themengebiete untergliedert (z.B. Politik, Aus aller Welt, Service,
Wissen, Kultur, Kultur, Fernsehen, Familie u.v.m.). Damit sind die Aachener Nachrichten
universeller als der Aviso.
Weitere
Unterschiede bestehen in der Position der Zeitungen und in der Publizität. Die
wohl zutreffende Selbstcharakterisierung der Aachener Nachrichten, welche
direkt unter den Titel der Tageszeitung gedruckt ist, lautet „überparteilich –
unabhängig“ wohingegen die Position des Aviso als protestantisch einzuordnen
ist. Bezüglich der Publizität lässt sich sagen, dass der Aviso vor allem an
eine elitäre Leserschaft gerichtet war, während die Aachener Nachrichten allen
zugänglich ist. Hier muss jedoch klargestellt werden, dass es sich um eine
regionale Tageszeitung handelt, sodass die Wahrscheinlichkeit, dass Einwohner
aus München oder gar den USA die Zeitung lesen, verschwindend gering ist.
„Allen zugänglich“ bedeutet so gesehen nur, dass alle Gesellschaftsschichten
gleichermaßen berechtigt und in der Lage sind die Aachener Nachrichten zu
erwerben und zu lesen.
Während
im Aviso keine Anzeigen, sondern nur redaktionelle Artikel zu finden waren,
bestehen die Aachener Nachrichten nicht nur aus einem redaktionellen Teil,
sondern auch aus Werbe-, Kontakt- und Todesanzeigen, sodass auch Privatpersonen
oder Unternehmen einen Platz in der Zeitung erhalten. Es gibt sogar eine eigene
Seite mit dem Titel „Anzeigenmarkt“. Ähnlich steht es mit dem Verhältnis von Texten
und Bildern: Der Aviso ist auf reine Schrift reduziert, wohingegen auf jeder
einzelnen Seite der Aachener Nachrichten Bilder zu finden sind. Teilweise
umfasst die Größe der Fotos eine halbe Seite und auf anderen Seiten sind
mehrere kleine Bilder zu finden, sodass das Verhältnis von Bild und Text mehr
oder weniger ausgeglichen ist.
Eine erstaunliche Gemeinsamkeit der Zeitungen findet sich
im Bereich der Auslandsberichterstattung. Dass die Aachener Nachrichten nicht
nur über lokale oder nationale Themen berichten erscheint nicht ungewöhnlich.
Ähnlich war dies jedoch auch schon beim Aviso. Die Titelunterschrift bestätigt
dies: „Was sich begeben und zugetragen hat / in Deutsch: und Welsch-Land / Spannien / Niederlandt / Englandt / Franck-Reich / Ungarn / Osterreich
/ Schweden / Polen / unnd in allen Provinzen / in Ost: unnd WestIndien etc.“.
Zur Herkunft der Nachrichten lässt sich sagen, dass die
Informationen für die Artikel heutzutage zum Großteil von großen Pressestellen
kommen, wie zum Beispiel von der Deutschen Presse-Agentur (dpa) oder dem Deutschen
Depeschendienst (ddp). Hingegen stammten die Nachrichten des Aviso von vielen
verschieden Stellen, je nachdem, wo die Autoren der Artikel lebten (zum
Beispiel Wien, Prag, Rom, Venedig).
Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass es sich sowohl beim
Aviso als auch bei den Aachener Nachrichten um Zeitungen im Sinne der
Massenmedien handelt, da sie die vier Groth’schen Wesensmerkmale Periodizität,
Publizität, Aktualität und Universalität erfüllen. Allerdings scheint der Aviso
eine Art Vorreiterrolle der heutigen Tageszeitungen zu spielen.