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Aufsatz
Geschichte / Historik

Berlin Goethe-Gymnasium

2, 2016

Reinhard S. ©
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ID# 63376







Ruhrpolen – Kann man von einer gelungenen Integration sprechen?

Zum Anfang des 1. Weltkriegs waren ungefähr eine halbe Million Polen im Ruhrbergbau beschäftigt. Die Arbeitsbedingungen waren sehr schlecht, die Löhne gering und sie hatten längere Arbeitszeiten als Deutsche, von denen sie gerne als „Pollacken“ beschimpft wurden.

Vorteilhaft war, dass 99% der Polen bereits die deutsche Staatsbürgerschaft hatten, sodass sie rechtlich auf einer Stufe mit den Deutschen standen. Jedoch wirkte sich die Entwicklung von polnischem Nationalismus negativ auf die Integration aus, da er es pflegte die kulturellen Identitätsmerkmale besonders hervorzuheben.

Die Polen formten eine Parallelgesellschaft; sie gründeten eigene Vereine, Zeitungen und Gemeinden.

Schon 1896 schilderte der Oberpräsident der Provinz Westfalen das Programm des sogenannten „Hakatismus“ wie folgt: „Scharfe Überwachung der Agitation und Vereinstätigkeit, Fernhaltung nationalpolnischer Geistlicher, Beschränkung des Gebrauchs der polnischen Sprache in öffentlichen Versammlungen, ausschließlich deutsche Schulbildung, das werden die Mittel sein, mit denen das Polentum im Westen der Monarchie der Germanisierung zugeführt wird.“

Die Polen standen somit unter „Germanisierungsdruck“ und ihre Kultur wurde konsequent unterdrückt.

Du sollst mir meine Kinder nicht stehlen. Verbiete ihnen, untereinander Deutsch zu sprechen und sprich niemals selbst mit ihnen Deutsch. Du sollst nicht begehren ein Weib fremder Nationalität, sondern dich nur mit einer Polin verheiraten.“

Die Zuwanderer zeigten sich ethnozentrisch und trotzig.

Des Weiteren war die schwache Wirtschaft in der Weimarer Republik ein Punkt, welcher schlechte Stimmung verbreitete und der Grund, weshalb Franzosen 1921 im Ruhrgebiet ein Anwerbebüro für Bergleute einrichteten. Von da an begannen Polen massig abzuwandern; auch noch nach Besserung der ökonomischen Lage in Mitte der 1920er Jahre.

Bis Ende der 1920er sank die Zahl der Ruhrpolen von anfangs 500.000 auf 150.000. Nur 40.000 gingen zurück in ihr wiedererrichtetes Heimatland; mehr als 300.000 zogen in die nordfranzösische Industrieregion.

Nach heutigem Stand ist es ein perfektes Beispiel für vollständige Assimilation, beeinflusst durch die lange Verweildauer, die alleinige Entscheidung zu bleiben in den 1920ern und den großen Anpassungsdruck des NS-Regimes.


Definitionen:

„Deutschnationale Kräfte gründeten 1894 den Verein zur Förderung des Deutschtums in den Ostmarken. Sie wurden nach den Anfangsbuchstaben ihrer Gründer Ferdinand von Hannemann, Hermann Kennemann und Heinrich von Thiedemann Hakatisten genannt.“

„Form des Nationalismus, bei der das eigene Volk (die eigene Nation) als Mittelpunkt und zugleich als gegenüber anderen Völkern überlegen angesehen wird“


Literatur

Vensky, Hellmuth: Schimanskis Väter, entnommen aus: (zuletzt besucht am: 27.11.16).

Prof. Dr. Pöttker, Horst: Modell für erfolgreiche Integration? Die meisten Ruhrpolen haben Deutschland aus guten Gründen wieder verlassen, entnommen aus: (zuletzt besucht am: 27.11.16).

Puhl, Jan (Der Spiegel): Anfang und Aufstieg. Keim der Zwietracht, entnommen aus: (zuletzt besucht am: 27.11.16).


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