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Hausübung
Deutsch

PORG Volders

2010

Annette L. ©
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ID# 3946







Wunder von Chile - Bergwerk - Texterörterung – Einfluss der Medien

Mehr als zwei Monate warteten sie auf ihre Rettung. Nun sind die 33 Bergleute, die in hunderten Metern Tiefe in einer chilenischen Gold- und Kupfermine festsaßen, gerettet. Der Jubel in Chile kannte keine Grenzen, überall feierten Menschen voller Freude und Erleichterung.

Ein Bergmann nach dem anderen wurde geborgen und konnte nach Wochen der Ungewissheit und Angst endlich wieder Frauen und Kinder in die Arme schließen. Das ganze Spektakel wurde weltweit gebannt verfolgt. Doch jetzt sind auch noch Bücher, Filme und Dokumentationen über das Unglück geplant – die Presse stürzt sich begeistert auf die Geschichte der Verschütteten Bergleute.

Anhand des am 13.Oktober 2010 erschienen Textes von Johannes Pernsteiner auf dem Internetportal „Pressemitteilungen-online.de“ werde ich zeigen, ob die Medien bei einem Ereignis wie diesem eine störende oder helfende Funktion ausüben. Kann und soll die Pressefreiheit auch bei persönlichen Schicksalen und tragischen Ereignissen in vollem Umfang gelten?

Jede Etappe der Rettungsaktion wurde von den allgegenwärtigen Kameras übertragen. Die Bergarbeiter selbst übermittelten Videoaufnahmen aus der Tiefe, auch ihre Familien trugen zu dem Medienspektakel bei. Sie hatten rasch begriffen, dass sie das Medieninteresse wach halten müssten, um Druck bei Suche und Bergung aufrecht zu erhalten.

Auch Cornel Binder-Krieglstein vom österreichischen Psychologenverband betont: „Wüsste niemand von den Verschütteten, hätte ihnen niemand geholfen.“ Ich bin ebenfalls der Meinung, dass dieses Ereignis bei weitem nicht so viel Aufmerksamkeit bekommen hätte, wäre es nicht dementsprechend in der ganzen Welt veröffentlicht worden.

Natürlich ist es auch wichtig, dass man Bescheid weiß, was in Südamerika oder Afrika vorgeht, ansonsten würden wir ja nur noch vom „Klatsch und Tratsch“ der amerikanischen Stars unterhalten werden. Auch wenn viele Leute das Schicksal der Bergleute vor dem Fernseher miterleben wollen und ihnen immerhin nur das Beste wünschen, steckt hinter dem Informationsbedürfnis bestimmt auch Voyeurismus.

„Es könnte aber durchaus sein, dass vieles aus politischem Kalkül geschieht – als Versuch des Landes, aus seiner Hilflosigkeit herauszukommen und sich selbst neu zu definieren“, so Binder-Krieglstein. Denn für das Land Chile hat die Rettung auch eine politische Note.

Nicht nur große Staatsfahnen dominieren das Bild – am Ort der Bohrung sowie im Gruppenraum im Stollen – sondern auch Chiles Präsident Sebastian Pinera war einer der Hauptakteure vor den Kameras. Ich denke ebenfalls, dass Chile mit diesem Ereignis versucht, in Zusammenarbeit mit den Medien das eigene Land zu präsentieren, um somit vielleicht bei dem einen oder anderen Interesse zu wecken.

Die Menschheit wird aufmerksam auf diesen südamerikanischen Staat, der Tourismus steigt, der Wirtschaft geht es besser und das Land kommt so an mehr Geld.

Als Kehrseite des Wissensdurstes um das Minenunglück sieht Binder-Krieglstein die erschwerte Verarbeitung des Vorgefallenen für alle Betroffenen. „Die Geretteten und ihre Familien brauchen Ruhe und Zeit, um das Geschehene zu verarbeiten.

Die vielen Interviews und die fehlende Sensibilität mancher Journalisten drohen dies zu verhindern.“ Genau hier finde ich, dass die Medien zu stark involviert sind. Warum können sich die erst kürzlich geborgenen Bergleute nicht in Ruhe mit ihren Angehörigen zuhause regenerieren, um wieder ein halbwegs normales Leben führen zu können? Denn wie es für die Geretteten nun weitergeht, hängt sehr von ihrer persönlichen Struktur ab, so der Experte. „Manche können soweit sein, dass sie nach diesem Vorfall nun alles glauben auszuhalten – sogar eine Rückkehr ins Bergwerk.

Die Verarbeitung setze ohnehin erst jetzt ein, und post-traumatische Erscheinungen seien vorprogrammiert. Wenn noch dazu die Presse im Spiel ist, wäre die Wahrscheinlichkeit für langfristige Belastungen außerdem um einiges größer.

Auch wenn das Informationsbedürfnis der Erdbevölkerung noch so groß ist, finde ich, dass es eine Einschränkung der Pressefreiheit im Bezug auf persönliche Schicksale anderer Menschen geben sollte. Genauso sollten die Medien Verständnis dafür haben, tragische Ereignisse nicht mit einem großen Medienspektakel in Verbindung zu bringen und den betroffenen Personen ihren Freiraum zu lassen.

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