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Erörterung
Literaturwissenschaft

Technische Universität Dortmund - TU

Schröder, 2014

Jacqueline S. ©
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ID# 48266









TU Dortmund

Institut für Germanistik

Sommersemester 2014
Mythen – Analyse und Adaption



Wolfgang Petersens „Troja“ –

Beziehung zwischen Mythos und Film


Lara

7

58636

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Angewandte Literatur- & Kulturwissenschaften

Semester 4

lara.schmoeckel@tu-dortmund.de


Der Trojanische Krieg ist eines der Hauptereignisse in der griechischen Mythologie. Er wurde von Homer in der
Illias aufbereitet, welche sich mit entscheidenden Kriegsszenen auseinandersetzt. Insgesamt dauert der Krieg zwischen den Griechen, Achäer genannt, und den Trojanern etwa 10 Jahre.

Mythischer Auslöser dieses Krieges ist die (erzwungene) Entführung der schönen Helena von Sparta, Zeus´ Tochter, durch den jüngsten trojanischen Prinzen Paris. Dem geht das Urteil des Paris voraus: Zeus ist es leid, bei einer Streiterei zwischen mehreren Göttinnen die Schönste von ihnen zu bestimmen, und so wählt er den menschlichen Paris aus, dieses Urteil zu fällen.

Paris wählt die „schönste“ Göttin jedoch nach der Belohnung aus, die ihm für seine Wahl geboten wird, und so wählt er die Göttin Aphrodite, die ihm die Liebe der schönste Frau auf Erden versprach: Helena von Sparta. In Folge dessen wird Helena von Paris nach Troja entführt und ihr eigentlicher Ehemann, König Menelaos von Sparta, ist erzürnt darüber.

So beginnt, mit Hilfe seines Bruders Agamemnon, König von Mykene, der Krieg.

Der große, stärkste und schönste aller Krieger – Achilles – ist Sohn des Peleus und der Meeresnymphe Thetis. Als Sohn eines menschlichen Vaters und einer göttlichen Mutter ist er jedoch sterblich. Thetis versucht, ihn zumindest unverwundbar zu machen, und taucht ihn deshalb als Kind in den Styx, den Fluss der Unterwelt.

Die Stelle der Ferse, an der sie Achilles festhält, bleibt jedoch vom Wasser des Flusses unberührt, und wird so zu Achilles´ einziger verwundbarer Stelle (ähnlich wie bei Siegfried, dessen einzige verwundbare Stelle daher rührt, dass sie wegen eines Blattes nicht vom Blut benetzt wurde).

Achilles muss aufgrund einer Vorsehung des Sehers Kalchas am Krieg teilnehmen. Es heißt, dass ohne ihn die Eroberung Trojas nicht möglich sei, und so kämpft er mit seinem besten Freund Patroklos gegen Troja. Als Göttin weiß Achilles´ Mutter Tethis, dass er den Krieg nicht überleben wird, aber ihm geht es lediglich darum, Ruhm zu ernten und niemals in Vergessenheit zu geraten.

Achilles besitzt (trotz Ehefrau und Kindern) eine (Liebes-)Sklavin: Briseis, die Königin von Lyrnessos. Briseis spielt im Verlauf des Krieges eine wichtige Rolle. Es liegt die Vermutung nahe, Achilles ist wirklich in sie verliebt, denn als König Agamemnon sie ihm (für einige Zeit) wegnimmt, zieht er sich verletzt und erbost aus dem Fortlauf des Trojanischen Krieges zurück.

Er bittet wutentbrannt seine göttliche Mutter, Zeus zu bewegen, die Trojaner solange alle Schlachten gewinnen zu lassen, bis Briseis ihm zurückgegeben wird. Sich dieser Schwächung des archäischen Heeres bewusst, übergibt Agamemnon Briseis alsbald Achilles.

Patroklos, der beste Freund Achilles´, bittet ihn in einem Moment ernster Not, die Trojaner mithilfe der Myrmidonen zurück zu drängen, und Achilles erlaubt dies. So kämpft Patroklos in Achilles´ Rüstung und mit seinem Schwert und Schild gegen die Trojaner. Da er jedoch übermutig wird, fügt Apollon ihm eine Wunde zu, und Hektor, Prinz von Troja und Paris Bruder, kann ihn so im Zweikampf töten.

Apollon gibt sich Achilles zu erkennen, während Hektor sich dafür entscheidet, gegen ihn zu kämpfen, flüchtet aber dann doch vor ihm. Als er gestellt wird, beraten die Götter über den Ausgang des Duells. Die Schicksalswaage wendet sich gegen Hektor. Tatsächlich tötet Achilles Hektor in einem Zweikampf und schleift dann seinen Leichnam zwölf Tage mit dem Streitwagen um Patroklos´ Grab.

Erst auf Bitten König Priamos´ – Hektors Vater – gibt Achilles den Leichnam der Familie zurück. Auch hier mischen sich die Götter wieder ein, denn Priamos wird unter göttlichem Schutz im Auftrag Zeus´ zu Achilles geschickt, um dem ein Ende zu setzen. Einige Tage später – als er die Trojaner bis zur Stadtmauer verfolgt – wird Achilles von Paris mit einem von Apollon gelenkten tödlichen Pfeil an seiner verwundbaren Ferse getroffen und stirbt sofort.

Die übrigen Achäer verschwinden mit ihren Schiffen und es hat den Anschein, sie hätten aufgegeben. Die Seherin Apollons – Kassandra, eine Schwester Hektors und Paris´ – warnt die Trojaner, dieses Pferd in die Stadt zu holen, unerheblich, ob es als Opfergabe gedacht ist oder nicht.

Entgegen ihrer Warnung wird das Pferd jedoch in die Stadt gezogen. Die Achäer klettern nachts heraus, öffnen den vermeintlich abgereisten Griechen die Tore der Stadt und Troja wird niedergebrannt. Menelaos ergreift seine Frau Helena und kehrt mit ihr zurück nach Sparta.

Kassandra, Apollons Seherin, wird von Agamemnon verschleppt. Nach langen Zeiten der Irrfahrt gelingt es Agamemnon schließlich in Mykene anzukommen, wo er jedoch von seiner Frau Klytaimnestra ermordet wird.


In der Tat beschreibt Homers Ilias aktiv nur die letzte Phase des Krieges, doch in eben diesem Handlungsraum werden die vergangenen Jahre des Krieges nochmals passiv vergegenwärtigt.

Wohl am auffallendsten sind die Götter, oder besser gesagt: die fehlenden Götter. Auf die Darstellung von Göttern und Übernatürlichem wird komplett verzichtet, womit die Handlung säkularisiert wird. So wird jede Handlung dem eigenen Willen des Menschen zugeschrieben, und die von einem Gott gelenkte menschliche Hand verliert an Bedeutung.

Dazu gehören mehrere wichtige Elemente des Mythos: das Urteil des Paris, welches die Ursache des Raubes der Helena darstellt, fehlt gänzlich, und die Entführung wird nun lediglich auf die Liebe zweier Menschen zurückgeführt. Kassandras Prophezeiung bezüglich Trojas Untergang durch das Trojanische Pferd fehlt ebenfalls.

Weder wird Thetis, Achilles Mutter, im Film als Göttin dargestellt, noch wird Achilles als Halbgott beschrieben. Er mimt lediglich einen übermäßig starken Krieger, der jedoch verwundbar ist, und Thetis ist eine sichtlich gealterte sterbliche Frau. Auch ihre Bitte, nicht in den Krieg zu ziehen, da er nicht zurückkommen wird, basiert eher auf logischem und rationalem Verstand (denn Krieg ist tödlich), als auf göttlicher Vorsehung.

Achilles stirbt in der mythologischen Vorlage - mehr oder weniger unheldenhaft - bereits vor Odysseus List mit dem Trojanischen Pferd. Im Film spielt Achilles die Hauptrolle und wird absolut nach Hollywood-Manier heroisiert. Er ist Hauptbestandteil der Schlacht: Achilles stirbt erst bei der Erstürmung der Stadt, und das Ende des Filmes geht Hand in Hand mit Achilles Tod: „Odysseus: >>Man soll sagen: ich lebte zu Zeiten Achilles.<< Ende“.

Auch vermischt er zwei Charaktere zu einem: Briseis und Kassandra werden im Film zu einer Person, da Briseis als Achilles Sklavin und Apollons Tempeldienerin fungiert. Zusätzlich wird ihre Herkunft verändert. Sie ist im Film keine Königin von Lyrnessos, sondern stellt die Cousine der Trojanischen Prinzen dar.

Ergänzend lässt Petersen Menelaos und Agamemnon vorläufig sterben. Agamemnon überlebt den Trojanischen Krieg in der Ilias und wird erst nach seiner Rückkehr nach Mykene von seiner Ehefrau Klytaimnestra ermordet. Im Film jedoch ermordet ihn Briseis, und zwar in Troja.

Menelaos wird im Film durch Hektor getötet, der seinen Bruder Paris beschützen will. In der Illias überlebt er hingegen den Krieg und kehrt mit seiner Frau Helena zurück nach Sparta. Paris überlebt im Film allem Anschein nach, während er in der Sage durch einen Pfeil des Philoktetes stirbt.

Folglich wurde Achilles´ leben angepasst. Aber dieser Film, der lediglich von Achilles als Filmheld und einem Achilles, der am Ende durch Briseis zum „Romantiker“ wurde, handelt, spiegelt leider nicht den Mythos wider, der der Trojanische Krieg ist.


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