Die traurigen Geranien – Wolfgang Borchert
Inhaltsangabe und Textanalyse
1. Inhaltsangabe
Bei dem Werk “Die traurigen Geranien“ von Wolfgang
Borchert handelt es sich um eine Kurzgeschichte. Die Protagonisten sind ein
Mann und eine Frau, die sich kennenlernen, wenn es dunkel ist. Nach ihrem
Kennenlernen lädt die Frau ihren neuen Bekannten in ihre Wohnung ein und zeigt
ihm dort alles bis die kleinsten Dinge wie zum Beispiel die Tischtücher und die
Gabeln. Später sieht der Mann die Frau zum ersten Mal bei hellem Tageslicht,
wobei ihre Nase unangenehm auffällt und ihn befremdet. Sie scheint angenäht zu
sein und hat außerdem abstoßende, vollkommen unsymmetrische Nasenlöcher. Der
Mann vermutet, dass es einen Unfall gab, doch die Frau antwortet, dass die Nase
immer so aussah. Die Protagonistin versucht ihm zu erklären, dass sie innerlich
ganz anders ist, wobei sie ihm ihre zwei Geranien zeigt. Die Blumen stehen ganz
symmetrisch am Fenster und diese Symmetrie ist die innerliche Harmonie der Frau
zu beweisen. Sie erwähnt auch ihren Wunsch, eine Familie zu gründen, aber der
Mann meint, dass ihre Nase doch eine Zumutung ist. Er verlässt sie, ohne sich
umzusehen. Die Frau steht am Fenster und sieht ihm nach, ohne sein
erleichtertes Grinsen zu bemerken, weil sie Tränen in den Augen hat.
2. Textanalyse
Diese Kurzgeschichte ist meiner Meinung nach dem Thema
der Einsamkeit gewidmet. Der Grundgedanke besteht darin, dass das Äußere oft
von viel größerem Wert ist als das Innere und eine entscheidende Rolle bei der
Bewertung spielen kann. Der Titel «Die traurigen Geranien» weist auf diese
grausame Ungerechtigkeit des Lebens hin. Das ist denn eine allgemein bekannte
Tatsache, dass für manche Arten von Geranien nicht nur die Blütenpracht,
sondern auch ein besonderer Geruch der Blätter kennzeichnend ist, den nicht
jeder Mensch verträgt. Auf solche Weise symbolisieren die Geranien solche Art
Schönheit, die wegen ihrer unangenehmen Geruchs schwer zu schätzen und nicht
für alle eingängig ist. Wenn man Parallele zieht, sieht man, dass es bei der
Frau genauso ist. Ihr körperlicher Mangel hindert den Mann daran, die Schönheit
der Frau zu bemerken und sie als eine Person zu bewerten. So ist der Titel eine
Metapher für die ganze persönliche Tragödie, die sich in der Geschichte
entfaltet.
Die Protagonistin lebt im Schatten ihres eigenen
Mangels, der sie daran hindert, eine Familie zu gründen. Nach ihrem leisen und
verschämten Ton lassen sich ihre Unsicherheit, Verlorenheit und
Hoffnungslosigkeit entziffern, sie fühlt nicht, dass sie ein Recht darauf hat,
geschätzt und geliebt zu werden. Allem Anschein nach ist ihre äußerliche Asymmetrie
ein großes Leiden für sie, denn diese körperliche Unvollkommenheit wirkt
abschreckend und hässlich und lenkt alle Aufmerksamkeit nur auf sich. Die
Innenwelt der armen Frau bleibt unbeachtet, obwohl sie ihre Versuche nicht
aufgibt, den Mann doch auf seelische Harmonie aufmerksam zu machen. Aus aller
Kraft bemüht sie sich, den Mann durch etwas anderes anzulocken. Nicht umsonst
zeigt sie ihm jede Kleinigkeit in ihrer Wohnung und die ganz symmetrisch
gestellten Geranien dienen ihre Harmonie zu beweisen. Meiner Ansicht nach
möchte die Frau mit Hilfe dieser Geranien ihren Mangel zu kompensieren, wobei
sie die Symmetrie rund um sich her schafft und mehrmals darauf hinweist. Sie
umgibt sich mit dieser Symmetrie, um andere von ihrer eigenen Unvollkommenheit
abzulenken und in ihre Seele reinschauen zu lassen.
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