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Interpretation
Deutsch

Universität, Schule

Max-Klinger-Schule Leipzig

Note, Lehrer, Jahr

2007, 2

Autor / Copyright
Sofie M. ©
Metadaten
Format: pdf
Größe: 0.17 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternsternstern_0.75
ID# 25237







Wolf Wondratschek: Mittagspause

Interpretation

 

Die 1969 erschienene Kurzgeschichte „Mittagspause“ von Wolf Wondratschek verdeutlicht das widersprüchliche Erleben und Verhalten auf dem Weg Erwachsenwerden und auf der Suche nach der eigenen Identität. Eine junge berufstätige Frau wartet darauf, dass etwas Einschneidendes in ihrem Leben passiert.

Die junge Frau sitzt häufig in ihrer Mittagspause allein in einem überfüllten Straßencafé, trinkt Kaffee, liest eine Zeitschrift und hofft darauf, von einem Mann angesprochen zu werden. Sie macht sich Gedanken um die Akzeptanz ihrer Aufmachung und ihres Verhaltens, das offenbar nach ihrer Vorstellung dem herrschenden Trend entsprechen soll.

Eine junge Frau sitzt nachdenklich alleine im belebten Straßencafé und liest bei einer Tasse Kaffee.
Eine junge Frau sitzt nachdenklich alleine im belebten Straßencafé und liest bei einer Tasse Kaffee.

Häufig spielt sie in Gedanken durch, wie sie sich verhalten würde, wenn sie ein Mann ansprechen würde. Obwohl ihr diese Vorstellung Angst bereitet, beruhigt die junge Frau beim gemeinsamen Abendessen ihre grundsätzlich verständnisvollen Eltern, die sich jedoch Sorgen um das Erwachsenwerden ihrer Tochter machen.

Die Geschichte endet damit, dass die junge Frau sich ihres Wunsches vergewissert, dass etwas Ungewöhnliches passieren sollte, dass sie aus der Langeweile ihres beruflichen und privaten Alltags befreit. Der Erzähler beschreibt das  Äußere der Protagonistin als schön, modisch und zweckmäßig. So trägt sie eine Sonnenbrille, weil es mit dieser „einfacher [ist], nicht rot zu werden“ (Z.18f.). Diese Einschätzung gibt gleichzeitig einen Hinweis auf die Widersprüchlichkeit im Verhalten der jungen Frau.

Einerseits „weiß [sie] genau, was sie will“ (Z.10f), nämlich angesprochen werden (vgl. Z.21f.), und gibt sich erwachsen und zielstrebig was auch durch das Übereinanderschlagen der Beine (vgl. Z.2f.). Andererseits ist sie auch unsicher und nervös, denn sie muss überlegen, wodurch sie das Rotwerden verhindern kann (vgl. Z.18f.), und weiß nicht, wohin mit ihren Händen, wenn sie beobachtet wird (vgl. Z.37ff.).

Die Gedanken und Gefühle des Mädchens werden teilweise aus der personalen Erzählperspektive wiedergegeben. Zusätzlich beleuchtet ein auktorialer Erzähler die Innen- und Außensicht der jungen Frau und beurteilt stellenweise ihren Charakter. So findet er, dass sie „ein Mädchen wie andere Mädchen“ (Z. 34) sei.

Zunächst wird von der jungen Frau nur mit dem Personalpronomen „sie“ (Z. 1, 2, 3, 4, 5) gesprochen, das jeden der ersten aufeinanderfolgenden einfachen Sätze beginnt. Durch diesen parataktischen Satzbau wirken die einzelnen Beobachtungen aneinandergereiht und hektisch, was zur Unsicherheit der jungen Frau und dazu, dass sie in ihrer Mittagspause im Straßencafé wenig Zeit hat, passt.

Die Eltern, mit denen die junge Frau offenbar noch zusammenlebt, begegnen ihrem Verhalten grundsätzlich mit Verständnis, denn sie „sprechen […] davon, dass sie einmal jung waren“ (Z. 29f.). Gleichzeitig haben sie Ängste und Befürchtungen in Bezug auf die Bestrebungen der Tochter, Kontakt zu Männern herzustellen (vgl. Z.31).

Der Erzähler lässt offen, ob sie fürchten, dass ihr etwas passieren könne, oder ob sie annehmen, sie löse sich dadurch von ihnen ab. Diese Gedanken der Eltern sind nicht unbegründet, denn der Erzähler verrät, dass die junge Frau Freunde zu Hause nicht als Freunde vorstellt (Z. 5ff.), also durchaus Geheimnisse vor ihren Eltern hat und was zeigt, dass ihr Verhältnis mit ihren Eltern gestört ist.

Insgesamt wird die Mittagspause von der jungen Frau also als Möglichkeit angesehen, angeschaut und von einem Mann angesprochen zu werden. Gleichzeitig bietet die Mittagspause eine Möglichkeit ihre Verhaltensmuster auszuprobieren.

In der Kurzgeschichte wird jedoch auch deutlich, dass sie während ihrer Arbeit an der Schreibmaschine viel Zeit hat, an Katastrophen zu denken (vgl. Z. 49f.). Diese Arbeit füllt sie also nicht aus. Somit ist die Mittagspause ebenfalls eine willkommene Abwechslung, um der Langeweile des Alltags zu entgehen. Die Themen die der Autor anspricht, sind die gleichen wie heutzutage (Liebe, Pubertät, Ablösung vom Elternhaus und die Frage wie will ich leben?), allerdings hat sich die Form geändert.

Ich finde den Text an sich gut, aber er ist schwer verständlich und musste mehr als einmal durchgelesen werden. Der Autor schreibt die Geschichte in klaren und einfachen Sätzen die aber dennoch doppeldeutig sind und viel Raum für Interpretationen und Fantasie lassen.


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