STUDIENSEMINAR
FÜR DAS LEHRAMT AN SCHULEN
- SIEGBURG
–
GHRGe - Grundschule
Schriftliche Planung des Unterrichts
im Fach Kunst zum 2. Besuch
Klasse:
3
Fach:
Kunst
Thema der Unterrichtsreihe: „Wir inszenieren!“ - Praktische Auseinandersetzung
mit dem Thema „Szenisches Gestalten“.
Thema der Lerneinheit: „Wir bereiten Sketche
für unser Klassenfest vor!“ -
Inszenierung von
Rollenspielen.
Lehrplanbezug:
Bereich: Szenisches Gestalten
Schwerpunkt: Zielgerichtet
Gestalten
Kompetenzerwartungen: Die Schülerinnen und
Schüler setzen visuelle Darstellungsmittel und –formen ein und reflektieren
deren Wirkungen.
Stellung
der Lerneinheit im Rahmen der Unterrichtsreihe:
1.
LE: „Was ist das,
Theater?“ - Auseinandersetzung mit dem Thema „Theater“,
Begriffsklärung.
2.
LE: „Ich kann
auch ein Tier sein!“ - Hineinversetzen in eine Rolle.
3.
LE: „Ich bin ein Pantomime!“
- Gefühle durch Gestik und Mimik zum Ausdruck
bringen.
4.
LE: „Wir bereiten Sketche für unser
Klassenfest vor!“- Inszenierung von
Rollenspielen.
5.
LE: „Wir sind im
Bild!“- Praktische Auseinandersetzung mit inszenierten
Fotografien von Cindy Sherman
am Beispiel der Fotoserie History
Portraits.
6.
LE: „Ich bin ein
Clown!“- Praktisch Auseinandersetzung mit dem Thema
„Schminken im Theater“ in
Anlehnung an Cindy Shermans Fotoserie
Clowns.
Übergreifende und
inhaltsbezogene Kompetenzen der Unterrichtsreihe
Die Schülerinnen und Schüler sollen
sich im gestalterischen Prozess mit dem Thema „Szenisches Gestalten“ befassen.
Dabei werden sie lernen durch unterschiedliche
inszenierte Abläufe
eigene und fremde Ideen zum Ausdruck zu bringen.
Die Schülerinne und Schüler sollen
sich während der Inszenierungen gegenseitig beobachten und in gemeinsamen
Gesprächen (im Plenum und in den Arbeitsgruppen) ihre Beobachtungen und
Verbesserungstipps formulieren (Wahrnehmen und Kommunizieren). Dabei
sollen sie auch die möglicherweise an sie gerichteten Tipps annehmen und
überdenken (Analysieren und Reflektieren).
Die in den vorangegangenen
Lerneinheiten erworbenen Kenntnisse sollen im gestalterischen Prozess auf neue
Problemstellungen übertragen werden (Transferieren und Anwenden).
Inhaltsbezogene /
übergreifende Kompetenz der Lerneinheit
In
der Inszenierung der Sketche „Der König der Tiere“ und „Gedränge im Bus“ sollen
die Schülerinnen und Schüler die erworbenen Kenntnisse im Einsatz der Gestik
und Mimik auf die gespielten Charaktere übertragen. Sie sollen sich überlegen,
wie die einzelnen Tiere oder die Fahrgäste wirkungsvoll dargestellt werden
können (Transferieren
und Anwenden).
In
dem Zwischenreflexionsgespräch, der nur mit den Gruppen geführt wird, die den
gleichen Sketch inszenieren, soll eine Gruppe die Szene vorführen. Die andere
Gruppe(n) soll(en) ihre Mitschüler beobachten und eventuell Verbesserungstipps
formulieren (Wahrnehmen
und Kommunizieren).
1.2
Didaktische Schwerpunkte
1.2.1
Sachlogische Aspekte
„Das Spiel ist die vorwiegende Aktivitätsform des Kindes.
Es verkörpert ein fantasievolles Tun, das nicht den Gesetzen der Exaktheit und
Logik verpflichtet ist. Spiel ist die existenzielle Grundlage der Kindheit.“
Kinder haben eine angeborene Freude am Spiel und sind von
Natur aus neugierig, spontan und experimentierfreudig. Im Spiel machen sie sich
mit Neuem und Unbekanntem vertraut, erforschen, wie etwas beschaffen ist,
erkennen Zusammenhänge und üben Verhaltensweisen ein.
Spielen ist nicht nur eine Grundbedingung für Lern- und Bildungsprozesse,
sondern Lernen an sich. Dabei ist dieses Lernen wirkungsvoll, weil es aus einem
inneren Antrieb heraus geschieht.
Spiele
jeder Art hängen eng mit den Inszenierungen zusammen. Die Inszenierung kann
dabei sowohl bewusst, als auch unbewusst geschehen. „Inszenieren bedeutet, in
der Auseinandersetzung mit einem Text oder einer Situation einen spielerischen,
bewegungsbezogenen kreativen Umsetzungs- und Verarbeitungsprozess in Gang zu
setzen, d.h. die „Berührung“ von Fremdem (Text) und Eigenem (Reaktion).“
Inszenierte
Spiele gehören dem Bereich des Szenischen Gestaltens. Hier löst sich die Grenze
zwischen Subjekt und Objekt auf. Dabei wird der Akteur ein Teil des
künstlerischen Prozesses. Die gestalterischen Mittel sind sehr vielseitig:
Sprache, Mimik, Gestik, Musik, Tanz.
Mimik
und Gestik sind wichtige Bestandteil der nonverbalen Kommunikation. Unter Mimik
(lat. mimica) wird ein Wechsel im Ausdruck des Gesichts als Nachahmung fremden
oder als Ausdruck eigenen Erlebens verstanden. Gestik ist die
spontane oder bewusst eingesetzte Bewegung des Körpers (besonders der Hände und
des Kopfes), die Worte begleiten oder ersetzen und eine bestimmte innere
Haltung ausdrücken.
Zu
den darstellenden Spielformen gehören zum Beispiel „Spiele ohne Worte“ (z.B.
pantomimische Versuche), Rollenspiel mit Partner, Schattenspiel mit dem eigenen
Körper und Requisiten, Figurenspiel mit Hand- oder Stabpuppen, Marionetten,
Schattenspielfiguren mit beweglichem Körperteil. Als Aktionsspiele mit
inszenierten Abläufen gelten Wettbewerbe, Modenschauen, Ehrungen, Zirkus- und
Akrobatenvorführungen, Shows etc.
Theater
zählt zu den bekanntesten Formen der Inszenierung. „Theater ist die Kunst der
szenischen Darstellung, die ein äußeres wie inneres Geschehen präsentiert- als
künstlerisches Kommunikationsangebot für ein Publikum.“
Dabei wird zwischen drei Spielbereichen unterschieden: Rollenspiel, Pantomime
und Figurenspiel.
Im
Rollenspiel wird Verhalten einer Figur (Mensch, Tier etc.) spielerisch
verdeutlicht. Das Spiel kann spontan entstehen und in seinem Verlauf unbewusst
bleiben oder bewusst geplant werden. Es kann überall und jederzeit durchgeführt
werden. Kostüme, Schminke und Requisiten können beim Hineinversetzen in eine
Rolle sehr hilfreich sein. Die Pantomime verzichtet komplett auf die
Sprache. Die gespielten Charaktere drucken sich durch Mimik und Gestik aus.
Beim Figurenspiel treten Kunstfiguren an die Stelle von Schauspielern.
Es haben sich voneinander abweichende Spielformen herausgebildet, die sich
durch die Art, wie die Figuren geführt werden, unterscheiden (Handpuppe,
Stabpuppe, Marionette und Schattenfigur).
Die
Kinder sehen das Rollenspiel als Möglichkeit, zu verinnerlichen, was sie
draußen Wahrnehmen und auszudrücken, was sie innerlich bewegt.
Bereits in den 1970er Jahren wurde Rollenspiel in den westdeutschen Schulen zur
Förderung spezifischer Fähigkeiten (Kommunikations- und Kritikfähigkeit,
Toleranz etc.) eingeführt.
1.2.2. Lernvoraussetzungen der Kinder
Allgemeine Angaben
Die Klasse 3 ist eine homogene Jahrgangsklasse mit
21 Kindern, darunter 10 Mädchen und 11 Jungen. Ich kenne die Gruppe seit Anfang des Schuljahrs und
unterrichte seit dem zwei Stunden Kunst pro Woche.
Kognitive
Lernvoraussetzungen
Szenisches Gestalten ist für diese Klasse nicht unbekannt.
Zu Beginn dieses Schuljahrs haben die Kinder ein Theaterstück mit Stabpuppen
zur Begrüßung der Erstklässler inszeniert. Auch in den Pausen sind kleine
Rollenspiele zwischen den Kindern zu beobachten.
Die Schülerinnen und Schüler berufen sich auf die
Erfahrungen der Inszenierung, die sie in den letzten beiden Doppelstunden
gemacht haben. In den vorangegangenen Lerneinheiten haben die Kinder
typische Merkmale eines Theaterspiels in einem Mind-Map erarbeitet. Durch kurze
einfache Rollenspiele, Bewegungs- und Wahrnehmungsübungen wurden die Kinder für
den Bereich des Szenischen Gestaltens sensibilisiert. Sie haben die
Ausdrucksmöglichkeiten durch Gestik und Mimik geübt und sich in kurzen
Rollenspielen ausprobiert.
Erfahrung mit Arbeits- und
Sozialformen
In den
vorangegangenen Lerneinheiten
haben Schülerinnen und Schüler bereits Rollenspiele, Bewegungs- und
Wahrnehmungsübungen in Partnerarbeit geübt. In der letzten Lerneinheit wurden
bereits Gruppen zum Inszenieren der Sketche gebildet.
Der Halbkreis ist als Sozialform den Kindern bekannt. Die Gesprächsregeln (z.B.
Meldekette) im Halbkreis sind den Kindern vertraut und werden eingehalten.
Der Beginn einer neuen Phase wird durch ein akustisches
Signal angekündigt. Dieses Signal ist den Kinder aus allen Fächern bekannt und
wird meist beachtet.
1.2.3 Inhaltlicher Kern der
Lerneinheit
In der heutigen Lerneinheit besteht der inhaltliche Kern in der praktischen
Auseinandersetzung mit dem Inszenieren einer Szene. (elementar)
Die Schülerinnen und Schüler sollen sich überlegen, wie sie
ihre Mimik, Gestik, Aussprache und Requisiten passend für die dargestellten
Charaktere einsetzen. Sie sollen sich in ihre Rollen hineinversetzen, die
Gefühle ihrer Figuren nachempfinden und zum Ausdruck bringen. (fundamental)
Während der Arbeitsphase sollen die Schülerinnen und
Schüler sich in die Rollen versetzen. Dabei sollen die Charaktere aus den
Sketchen folgende Eigenschaften besitzen (exemplarisch):
„Der
König der Tiere“
|
Rolle
|
Eigenschaften
|
Löwe
|
Zuerst:
selbstbewusste Körperhaltung, spricht laut, fast schreiend, bestimmend,
aggressiver Gesichtsausdruck.
Am
Ende der Szene: ängstlich, unsichere Körperhaltung, spricht viel leiser, als
am Anfang
|
Antilope und Zebra
|
zittern,
unsichere Körperhaltung, mit großen ängstlichen Augen, sprechen leise, mit
zitternder Stimme.
|
Elefant
|
gelassene Körperhaltung, hat keine Angst vor dem Löwen,
fühlt sich stark, entspanntes Gesicht
|
„Gedränge
im Bus“
|
Rolle
|
Eigenschaft
|
Mann
|
Ist genervt,
versucht durchzukommen, schubst dabei die Fahrgäste, sauer, ein wenig aggressiv,
spricht laut.
|
Fahrgäste
|
Sind empört,
aufgeregt, wollen den Mann nicht durchlassen, schubsen ihn weg vom Bus, sprechen
laut, streiten sich mit dem Mann
|
1.2.4 Ausführungen zu den Kompetenzen
Die Schülerinnen und Schüler erweitern in dieser Lerneinheit
ihre Sachkompetenz im Bereich „Szenisches Gestalten“, indem sie die
Fähigkeiten, die sie in den vorangegangenen Unterrichtsstunden erworben haben,
im Rollenspiel umsetzen. Das heißt, sie finden passende Mimik und Gestik für
ihre Charaktere, sie versuchen sich in ihre Rollen hineinzuversetzen. (kognitive Dimension)
Ihre Selbstkompetenz erweitern die Schülerinnen und
Schüler, indem sie sich selbst und ihre Wünsche und Wunschvorstellungen im
Rollenspiel verwirklichen. In kreativen Aktivitäten bringen sie ihre Gefühle
zum Ausdruck, üben sich in Selbstbewusstsein und nehmen sich gegenseitig anders
wahr, als im Alltag. Im Reflexionsgespräch in kleinen Gruppen besprechen die
Schülerinnen und Schüler die Umsetzung der einen oder anderen Rolle und
formulieren mögliche Verbesserungsvorschläge. (affektive Dimension)
Die
Sozialkompetenz der Kinder erweitert sich während der gesamten
Lerneinheit. Die Rollenspiele schulen die Sensibilität der Kinder für die
Gefühle der Mitschüler. Sie fördern die Ausdrucksfähigkeit und den Mut sich
überhaupt zu äußern. Im szenischen Spiel werden außerdem die
Kooperationsfähigkeit, Kreativität, die Kommunikations- und
Interaktionsbereitschaft gefördert. (pragmatische Dimension)
1.2.5.
Grundlegende methodische Vorgehensweise
Bei der heutigen Lerneinheit handelt es sich um einen
handlungsorientierten Unterricht.
Der Einstieg
erfolgt durch das Bewegungsspiel „Fleißige Handwerker“. Dieses knüpft an die
vorangegangene Lerneinheit an. In den letzten Doppelstunden haben die Kinder gelernt,
wie sie Gefühle mit Hilfe von Gestik und Mimik zum Ausdruck bringen
(Pantomime). Das Bewegungsspiel dient zur Auflockerung der Lerngruppe. Schülerinnen
und Schüler sollen in andere Rollen schlüpfen und sich dabei auf das
bevorstehende Rollenspiel einstellen.
In
der Erarbeitungsphase arbeiten die SuS in Gruppen, die in der
vorangegangenen Lerneinheit festgelegt wurden. Dabei sollen sie sich an die
erworbenen Kenntnisse aus den letzten Stunden erinnern und ihre Ideen für die
Umsetzung der Szenen besprechen. Sie müssen besonders auf die Gestik und Mimik
der Akteure achten.
In
der abschließenden Phase der Ergebnissicherung steht die Präsentation
der Zwischenergebnisse an. Eine Hälfte der Klasse (Gruppen, die den gleichen
Sketch geübt haben) versammelt sich im Halbkreis. Die andere Hälfte arbeitet im
Mehrzweckraum und im Flur weiter. Eine Gruppe soll ihren Sketch im Halbkreis
vorführen. Dabei soll(en) die andere(n) Gruppe(n) die Umsetzung der Rollen
beobachten. Der Beobachtungsschwerpunkt liegt dabei auf Gestik und Mimik der
Akteure.
1.2.6.
Differenzierung und Individualisierung
Einige
Kinder werden Schwierigkeiten haben passende Gestik und Mimik für ihre Rollen
zu finden. Aus diesem Grund stehen für sie Tippkarten zur Verfügung, die sie
inspirieren sollen (s. Tabelle, Punkt 1.2.3) (qualitative Differenzierung).
Da Schülerinnen und Schüler in Gruppen arbeiten können sie
sich jeder Zeit an die Gruppenmitglieder wenden und sich beim Spiel gegenseitig
helfen (soziale Differenzierung).
Das
Vorgehen der Kinder wird während der gesamten Arbeitsphase von der LAA
beobachtet, so dass bei Problemen und eventuellen allgemeinen Fragen geholfen
werden kann (Differenzierung durch Lehrerhilfe).
1.2.7.
Zentrales Medium
Das zentrale Medium der Unterrichtseinheit sind die Texte
zu den Sketchen. Außerdem stehen den SuS die von ihnen mitgebrachten Requisiten
zur Verfügung.
3. Literatur
Internetquelle
4. Anlagen
„Der König
der Tiere“
Der Löwe brüllt
ein Zebra an: „Wer bin ich?“
Das Zebra
zittert vor Angst: „Der König der Tiere.“
Dann geht der
Löwe zu einer Antilope und brüllt sie an: „Wer bin ich?“
Die Antilope
macht große Augen vor Angst: „Der König der Tiere.“
Der Löwe geht
zu einem Elefanten und brüllt auch diesen an: „Wer bin ich?“
Der Elefant
packt ihn mit dem Rüssel und schleudert ihn auf den nächsten Baum.
Der Löwe wird
ganz klein vor Angst und sagt: „Man wird wohl noch fragen dürfen.“
„Gedränge im
Bus“
Dargestellt
wird ein voll besetzter Bus. Die Fahrgäste stehen eng neben einander. Noch ein
Mann versucht in den Bus rein zu kommen.
Mann: Machen sie
doch Platz!
Fahrgast 1: Sie sehen doch, der Bus ist voll!
Mann: Das sehe ich! (will
sich rein zwängen)
Fahrgast 2: Au! Sie sind auf meinen
Fuß getreten!
Fahrgast 1: Ich sage Ihnen doch: der
Bus ist voll!
Fahrgast 2: Seien sie doch nicht so
grob!
Mann: Ich muss hier
unbedingt rein!
Fahrgast 1 : Müssen sie nicht! Warten
Sie doch auf den nächsten Bus!
Fahrgast 2: Au! Mein Bein!
Mann: Machen Sie
Platz, ich muss jetzt wirklich rein!
Fahrgast 1: Das ist ja unverschämt!
Sind Sie denn etwas Besonderes?
Mann: (ruft
verzweifelt aus) Ich bin doch der Busfahrer!