Wintertag
Sie seufzte. Ihre langen blonden Haare wehten im Wind
und ihre blauen Augen schimmerten wie tausend kleine Eiskristalle. Sie war ein
wunderhübsches, junges Mädchen, doch sie war traurig. Als sie so auf den
zugefroren See starte, bildete sich eine Träne in ihrem Auge. Sie spazierte am
See entlang und beobachte all die glücklichen Menschen, die sich auf
Weihnachten und auf das zusammenkommen mit der Familie freuten. Sie konnte sich
schon lange nicht mehr am Leben erfreuen, seit sie den liebsten Menschen in
ihrem Leben verlor. Es schien so als würde zwar ihr Körper leben, doch sie
weilte schon lange nicht mehr unter den Lebenden. Sie nahm nichts mehr war. Sie
lebte in ihrer eigenen Welt. Als sie so durch den Schnee stampfte, überlegte
sie zu dem Ort zurück zukehren, wo sich ihr Freund vor einem Jahr das Leben
nahm.
Sie stampfte durch den Schnee in
einen Wald, als sie plötzlich vor einem Abgrund stehen blieb. Sie dachte sich,
dass sie in kürzester Zeit wieder bei ihrem Liebsten sein könnte. Sie müsste
sich zwar von allen ihren Freunden und ihrer Familie trennen, aber das war ihr
in diesem Moment auch egal. Sie wolle einfach nur springen, denn wie sollte sie
ohne ihren Freund weiter leben? Sie wollte überhaupt nicht mehr leben, sie
wollte sterben. Tot sein.
Doch irgendetwas in ihrem Inneren
verbot es ihr zu springen, doch sie wusste nicht was es war.
Mit einem Fuß stand sie schon über dem Abgrund. Sie
sah ins Tiefe. Es fehlten ihr nur noch einige Zentimeter und sie würde wieder
mit ihm zusammen sein.
Wut bildete sich in ihr. Schon oft
stellte sie sich die Frage warum er gesprungen ist. Alles war doch so perfekt.
Keine Probleme stellten sich ins Leben der beiden.
Plötzlich spürte sie eine Hand auf
ihrem Rücken. Sie drehte sich um, doch da war niemand. Sie dachte sich das sie
verrückt geworden ist und drehte sich wieder um. Plötzlich hörte sie eine
Stimme. Doch niemand war hier. Der Ort war verlassen, kaum jemand traute sich
hierheraus, denn es war gefährlich. Die Stimme, verbot es ihr zu springen, denn
sie war noch so jung und sie hatte noch ihr ganzes Leben vor sich. Sie zog
ihren Fuß zurück. Sie wollte aber nicht mehr ohne ihn weiter leben. Für sie gab
es nur ein Leben mit ihm und nicht ohne ihn.
In diesem Moment wusste sie nicht,
was sie tun sollte. Sollte sie springen oder sollte sie nachhause gehen und
weiter trauern. Diese Entscheidung konnte ihr keiner abnehmen. Sie wünschte
sich nichts sehnlicher als auch zu sterben und endlich wieder mit ihm vereint
zu sein.
Ein Schneesturm zog auf und ein heftiger Wind begann zu
wehen. In diesem Augenblick passierte etwas, was sie nie Einer für möglich
gehalten hätte. Sie sackte zu Boden und blieb regungslos liegen.
Ihr Körper war verlassen. Sie
weilte nicht mehr unter den Lebenden. Sie war tot.