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Interpretation

Will­kommen und Abschied - Johann W.v. Goethe: Gedicht­in­ter­pre­ta­tion

2.005 Wörter / ~3 Seiten sternsternsternsternstern Autorin Cornelia S. im Nov. 2016
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Literaturanalysen zur Epoche Sturm und Drang: Die Abitur & Hausaufgabenhilfe: Interpretationen zu Johann Wolfgang v. Goethe, Friedrich Schiller. Matthias Claudius (Textanalysen, Band 7)
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Dokumenttyp

Interpretation
Deutsch

Universität, Schule

Schengen-Lyzeum Perl

Note, Lehrer, Jahr

Klassenstufe 11, 2015/2016

Autor / Copyright
Cornelia S. ©
Metadaten
Preis 3.20
Format: pdf
Größe: 0.04 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternsternstern
ID# 59893







Willkommen und Abschied – Gedichtinterpretation


Die frühe Fassung des Liebesgedichtes „Willkommen und Abschied“ wurde 1775 von Johann Wolfgang von Goethe verfasst und lässt sich aufgrund der Motives der unbedingten Liebe und der Rebellion in die Epoche des Sturm und Drang einordnen. Es handelt von einer verbotenen Liebe und einem heimlichen nächtlichen Treffen der beiden Liebenden. Das lyrische Ich wirkt während des gesamten Gedichtes unglaublich verliebt und mutig.

Seine Entschlossenheit scheint jedoch vereinzelt zu schwanken und ein schlechtes Gewissen schleicht sich neben der Vorfreude ein.

Es handelt sich um ein Gedicht mit vier Strophen zu je acht Versen. Der durchgehende Kreuzreim ist nur in den ersten beiden Strophen rein. In der dritten Strophe ist allerdings nur jeder zweite ein reiner Reim, wobei der erste und der dritte jeweils unrein sind. Dies ändert sich erneut in der vierten Strophe, in der der erste und letzte Reim unrein sind. Das Metrum ist ein vierhebiger Jambus und unterstreicht durch den gleichmäßigen Rhythmus viele thematisierte Ausdrücke.

Die Kadenzen sind abwechselnd weiblich und männlich, also dem Reimschema angepasst. Abgesehen von der letzten Strophe liegt in den ersten beiden Versen jeder Strophe ein Enjambement vor. Ansonsten sind die Enjambements ungleichmäßig. Im letzten Vers der dritten Strophe und im ersten Vers der vierten liegt jeweils Zeilenstil vor. Das gesamte Gedicht ist im Präteritum geschrieben.


In der ersten Strophe wird die nächtliche Natur beschrieben, sowie die Gefühlslage des lyrischen Ichs. Sein Herz rast, als es durch die Nacht zu seiner Geliebten reitet (vgl. V. 1-2). Der gleichmäßige Jambus betont hier den Klang des pochenden Herzschlags. Das lyrische Ich ist zwar nervös vor dem Wiedersehen mit seiner Liebsten, aber dennoch mutig und entschlossen, wie ein Held der in die Schlacht reitet (vgl. V.2), was durch vorliegenden Vergleich ausgedrückt wird.

Die Schlacht, in die es hier zieht, ist ein Sinnbild für den Kampf um die Liebe. Es sieht sich selbst als Helden, was den Geniekult aus der Zeit des Sturm und Drang hier aufweist. Man erkennt, dass es Nacht wird, an der Personifikation „Der Abend wiegte schon die Erde“ (V. 3). Auch hier unterstreicht das Metrum die gleichmäßige Wiegebewegung, so wie eine Mutter in der Regel ihr Kind wiegt, damit es einschläft.

Somit ist diese Metapher auch so zu verstehen, dass alle bereits schlafen und wie eine Mutter hütend ihr Kind in ihre Arme schließt, so umhüllt die Dunkelheit der Nacht die Erde. Die Metapher im folgenden Vers vermittelt ebenfalls, dass es Nacht ist (vgl. V. 4). In beiden letzteren Versen fühlt sich das lyrisch Ich noch in Sicherheit und durch die Dunkelheit vor der Aufdeckung seiner heimlichen Beziehung geschützt.

Dies ändert sich allerdings in den darauffolgenden Versen, da es die in der Dunkelheit und im Nebel nicht mehr deutlich zu erkennenden Silhouetten als bedrohlich wahrnimmt. Eine von Nebel umhüllte Eiche (vgl. V. 5) wird mit einem „aufgetürmte[n] Riese[n]“ (V. 6) verglichen, der dem lyrische Ich in Bezug auf Größe und Kraft deutlich überlegen wäre. Ein gewöhnlicher Baum aus der Natur schüchtert das lyrische Ich bei seinem Vorhaben ein, was zeigt, dass es ein schlechtes Gewissen bekommt.

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Dies ist auch daran zu erkennen, dass es sich verfolgt und von „hundert schwarzen Augen“ (V. 8) beobachtet fühlt. Es ist sich der Gefahr seiner Tat durchaus bewusst. Dadurch, dass das lyrische Ich die Finsternis personifiziert, indem diese sehen kann, wird sein Verfolgungswahn noch deutlicher. Die Dunkelheit, die ihm zuvor als Schutz gedient hat, richtet sich nun gegen das lyrische Ich, sie macht es zur Zielscheibe und wird zum Versteck für Lauernde, die seine verbotene heimliche Beziehung aufdecken könnten.

Durch die Enjambements von Vers fünf bis acht wird zusätzlich Spannung aufgebaut. Die Geliebte ist die ganze Zeit über in den Gedanken des lyrischen Ich, da zahlreiche Wörter, die man mit einer Frau assoziiert, verwendet werden. Die Eiche wird beispielsweise personifiziert indem sie ein Kleid trägt (vgl. V. 5), was eindeutig ein weibliches Kleidungsstück ist.


Die düstere und bedrohliche Stimmung ist auch in der zweiten Strophe deutlich erkennbar. Das lyrische Ich nimmt die Natur in der Dunkelheit weiterhin als Bedrohung und als Gefahr wahr, dennoch ist es fest entschlossen, seine Geliebte endlich wieder zu sehen. Die Wolken verdecken den Mond fast vollständig und dessen Licht erhellt nur dürftig die Dunkelheit (vgl. V. 9-10).

In der folgenden Metapher „Die Winde schwangen leise Flügel“ (V. 11) unterstreicht das Metrum lautmalerisch die gleichmäßigen Flügelschläge. Die sanften Windböen nimmt das lyrische Ich aber dennoch als bedrohlich wahr. Das flüsternde, sausende Geräusch des Windes ist für es „schauerlich“ (V. 12). Dies legt die Empfindlichkeit des lyrischen Ichs da und verdeutlicht seinen Verfolgungswahn.

Anhand des Gedankenstriches scheint es, als würde das lyrische Ich sich besinnen und ein Gedankenbruch stattfinden. Es spricht sich selbst Mut zu. Anhand der Hyperbel „tausendfacher war mein Mut“ (V. 14) wird der Geniekult aus der Epoche des Sturm und Drang erneut aufgegriffen. An dieser Stelle liegt ebenfalls ein Chiasmus vor: „Die Nacht schuf tausend Ungeheuer – / Doch tausendfacher war mein Mut;“ (V. 13-14), wobei in letzterem Vers das Adjektiv, auf das sich sowohl Chiasmus, als auch die Hyperbeln beziehen, gesteigert ist.

Die Angst des lyrischen Ichs vor der Nacht wird seinem Mut gegenübergestellt. Der Mut scheint der Angst aufgrund der Steigerung eindeutig überlegen zu sein. Neben dem Gedankenumschwung im vierzehnten Vers endet hier auch das im elften Vers beginnende Enjambement. Anhand des Beginns eines neuen Enjambements in den beiden letzten Versen der zweiten Strophe kann man einen Wechsel der Stimmung, der Gefühlslage und des Gedankengangs des lyrischen Ichs ausmachen.

Hierbei werden ebenfalls das Verlangen nach ihr, sowie seine ungezügelte und erbarmungslose Liebe zu ihr thematisiert. Dies ist auch im darauffolgenden Vers zu erkennen. Durch die Anapher in beiden letzteren Versen wird deren Gewichtung stärker. „Mein ganzen Herz zerfloss in Glut“ (V. 16) kann auch metaphorisch für den Schmerz stehen, den das lyrische Ich empfindet, da es seine Liebste nicht immer bei sich hat und die Beziehung geheim bleiben muss.


Die nachfolgende Strophe handelt vom lang ersehnten Wiedersehen der beiden Geliebten. Durch die zahlreichen Enjambements in dieser Strophe werden die Verse miteinander verbunden, was auf die enge Beziehung zwischen dem lyrischen Ich und seiner Geliebten schließen lässt. Allerdings ist diese nur von „milde[r] Freude“ (V. 17) erfüllt, da die Geheimhaltung der Beziehung sie bedrückt.

Durch eine Inversion im nächsten Vers erhält das Wort „Ganz“ (V. 19) eine extendierte Stellung, was unterstreicht, dass das Herz des lyrischen Ichs voll und ganz ihr gehört. Daran, dass allerdings nur sein Herz an ihrer Seite ist, und nicht aber es selbst, erkennt man die räumliche, nicht aber die emotionale Distanz zwischen beiden. Dies wird ebenso durch den darauffolgenden Vers charakterisiert, da „jeder Atemzug für [sie]“ (V. 20) ist.

Spätestens an dieser Stelle wird klar, dass es sich hierbei um eine verbotene und heimliche Beziehung handelt. Sprachlich gesehen liegt an dieser Stell des Gedichtes eine sehr zarte Ausdrucksweise vor, wie beispielsweise durch die Worte „mild[]“, „süß[]“, „rosafarben“, „Frühling“, „lieblich“, „Zärtlichkeit“. Die Anspannung, die sich in den vorangehenden Strophen aufgebaut hat, verfliegt nun gänzlich.

Trotzdem plagt das lyrische Ich das Gefühl, sie sei zu gut für ihn (vgl. V. 24), dabei ist sie alles was er will, was durch den elliptischen Ausruf „ihr Götter“ (V. 23) hervorgehoben wird. Dieser Ausruf wird mit Hilfe einer Parenthese in die Verszeile eingeschoben, was den Gefühlszustand des lyrischen Ich widerspiegelt. Es ist voller Emotionen und glücklich über seine Lage.

Durch den parallelen und antithetischen Aufbau des letzten Verses der dritten Strophe „Ich hofft' es, ich verdient' es nicht.“ (V. 24) wird die Zerrissenheit des lyrischen Ichs deutlich, da es zwar glücklich über das Wiedersehen ist, seine Geliebte aber trotzdem nicht voll und ganz ihm gehört. Auf der anderen Seite hat das lyrische Ich das Gefühl, sie nicht verdient zu haben.


Eine weitere Antithese folgt im nächsten Vers: „Du gingst, ich stund“ (V. 29). Der Abschied ist für das lyrische Ich so schmerzhaft, dass es wie angewurzelt stehen bleibt und wegsehen muss, damit es die Situation verkraften kann. Das die Liebe nicht nur einseitig empfunden wird, sondern von beiden Seiten kommt, wird klar, als beschrieben wird, wie untröstlich auch die Geliebte ist, die bei der Trennung sogar Tränen vergießt, wie durch die Metapher „nassem Blick“ (V. 30) ausgedrückt. Das lyrische Ich sieht die Liebe als Geschenk der Götter an, es gibt für es nichts Schönere als zu Lieben und geliebt zu werden (V. 31f).

Aber durch die Antithese die in dem Wörtchen „doch“ in Vers 31 steckt, wird klar, dass es sich bei dem Abschied nur um eine vorüber gehende Trennung handelt, nicht um eine entgültige.
Genau genommen kann man das Gedicht in drei inhaltliche Teile gliedern. Einmal die ersten beiden Strophen zusammengenommen als der Hinweg zur Geliebten, die dritte Strophe als Willkommen wie schon im Titel genannt und die vierte Strophe letztendlich als Abschied.
Der im Gedicht verwendete vierhebige Jambus stellt die Geräusche des galoppierenden Pferdes da, vierhebig ist er aufgrund der vier Hufen des Pferdes.

Diese Jugendbewegung protestierte vor allem gegen die damaligen Missstände und sprach sich für eine Rückwendung zur Natur aus. Außerdem war es eine Gegenbewegung zur Aufklärung denn es zählte für sie das Gefühl mehr als die Vernunft, was hier in diesem Gedicht auch schön zu sehen ist, als das lyrische Ich völlig spontan und von seinem Gefühl geleitet zur Geliebten aufbricht.
Sehr schön finde ich, dass das Gedicht in Zusammenhang mit einem persönlichen Erlebnis geschrieben wurde, wodurch die geschilderten Gefühle äußerst wirklichkeitsgetreu erscheinen.

Dem Leser wird es ermöglicht durch die umfangreichen Beschreibungen mit dem lyrischen Ich mitzufühlen und sich die Situation vorzustellen.


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