Seht,
gleich wird eine verzweifelte Ophelia auftauchen und Hamlet wird auf
sie stoßen
Szene
zwischen der 2. und
3. Szene des 3. Aufzuges – ein Flur im Schlosse
O:
Oh, ich Ophelia bin so verzweifelt. Was habe ich doch schreckliches,
furchterregendes erfahren! Da saß ich in meiner Ecke, ganz ungesehen
und hörte meinen Vater und Claudius über etwas Entsetzliches
scherzen… Was tu ich nur? Kann ich so etwas Schreckliches überhaupt
in mir tragen? Aber wem sollte ich dies anvertrauen? Hamlet? Es ist
sein Vater! Soll ich? Kann ich? Soll ich, soll ich nicht? (Hamlet
kommt) Oh da ist er –
Hamlet warte, hör mir zu!
H:
Was gibt es denn Ophelia?
Ich bin grad beschäftigt, bitte störe mich nicht!
O:
Bitte Hamlet es ist
wichtig!
H:
Nein Ophelia, ich habe wirklich keine Zeit, mein Theaterstück ist
noch nicht vollendet. Nerv mich nicht, du bist es nicht wert, dass
ich dir zuhöre.
O:
Hamlet, bitte!
Verurteile mich nicht, hör mir doch nur einmal im Leben zu!
H:
(will gehen)
Ich gehe jetzt!
O:
(hält ihn fest) Oh
geh nicht. Du musst mir glauben es ist wichtig, es geht um deinen
Vater!
H:
(dreht sich wieder zu ihr)
Wie? Hast du etwas
erfahren, etwas Wichtiges?
O:
Ja, das habe ich. Aber ich weiß nicht so recht …
H:
Erzähl es mir, ich muss es wissen!
O:
Ich weiß nicht Hamlet, ob ich soll, darf und kann… weiß nicht was
ich damit auslösen könnte!
H:
(wütend) Du bist so
feige! Du hast gar keinen
Mut etwas richtig zu machen. Unsere ganze Beziehung über warst du
feige, richtig feige. Auf dich ist kein Verlass! (will
gehen, wendet Ophelia den Rücken zu)
O:
Hamlet, deine Worte –
sie schmerzen in meiner Seele. Weißt du wie sich das anfühlt? Wie
fürchterlich das ist die ganze Zeit Vorwürfe, diese ganzen
grausamen Worte an den Kopf geknallt zu bekommen? Weißt du, das
muss ich mir echt nicht bieten lassen Hamlet. Du zeigst mir nicht mal
den geringsten Hauch an Verständnis noch Mitgefühl. Wieso soll
ich dann noch bleiben? Ich sehe es ein, es hat keinen Zweck mehr. Du
solltest dich wieder deinem Stück widmen. Auf Wiedersehen Hamlet.
(will gehen)
H:
(wendet sich Ophelia
wieder zu) Aber es
geht um meinen Vater! Ich habe selbst Informationen und weiß nicht
ob diese der Wahrheit entsprechen, drum erzähl es mir Ophelia.
O:
Ach, plötzlich gehst
du auf mich zu? Sieh doch wie offensichtlich es doch ist. Du hast es
nur auf das was ich weiß abgesehen. Ich? Ich bin dir egal.
H:
Es ist selbstverständlich, dass
mein Vater mir wichtiger ist als du.
O:
Dann ist es nun auch
selbstverständlich, dass ich gehe.
H:
Merkst du nicht, dass
dies ein Vorteil für unser aller Wohl ist? Das Volk hat das Recht
die Wahrheit zu erfahren!
O:
Immer geht es nur um
dich, die anderen, aber
niemals kümmertest du dich darum wie ich mich fühle. Ich bin auch
wichtig. Hörst du Hamlet, ich bin auch wichtig! Nie hat jemand
Rücksicht auf meine Gefühle genommen. Meine Eltern, Laertes und
jetzt auch noch du Hamlet. Und ich dachte du wärst anders.
(dreht ihm den Rücken
zu)
H:
Du führst dich
einfach nur selbstsüchtig auf! Denkst du nicht, das Volk
interessiert es zu erfahren warum so urplötzlich ein neuer König an
der Macht ist? (Kopfschüttelnd)
Natürlich wissen sie
es, aber es ist nicht die Wahrheit
– ihnen wurde eine Lüge aufgetischt! Also bleib und erzähl mir
endlich was du weißt!
O:
(verwirrt, dreht
sich wieder zu ihm) Wie,
du kennst die Wahrheit?
H:
Der Geist meines Vaters … (Pause)
– bitte ich flehe dich an, sag mir was du weißt. Es würde
mir sehr viel bedeuten.
O:
(erschrickt) Was?
Hamlet, ein Geist? Du bist des Wahnsinns verfallen!
H:
Ich bin nicht
wahnsinnig! Ich dachte du würdest Verständnis für meine Situation
zeigen, aber anscheinend habe ich mal wieder zu viel von dir
erwartet.
O:
Hast einen Geist gesehen, verdammt – hörst du dich selber nicht,
irrsinnig ist das? Und du erwartest nun von mir Verständnis? Dabei
schaffst du es nicht einmal mir welchen zu zeigen. Ich habe etliches
stillschweigend hingenommen, vieles wovon ich einiges
mehr an Verständnis erwartet habe. Aber mir reicht es jetzt Hamlet,
ich habe genug von Enttäuschungen, ich habe genug von dir, ich
ertrag es nicht mehr, ich ertrage dich nicht mehr. (will
gehen)
H:
Bitte Ophelia,
(flehend)
sag mir doch was du weißt!
O:
(dreht
sich um) Verdammt,
Hamlet! Hörst du mir überhaupt zu? Nach all dem was ich zu dir
sagte, willst du nur wissen was mit deinem Vater geschehen ist? Du
hast nur dieses eine Ziel vor Augen. Siehst du nicht die Welt um dich
rum?
H:
Freilich sehe ich die
Welt um mich herum. Ich
sehe die Ungerechtigkeit, dass Claudius ohne weiteres davon kommt,
sogar König von Dänemark ist und nichts getan wird. Er wird
geliebt, verehrt, selbst von Mutter und das für seine Schandtat.
Also Ophelia, sag mir was du erfahren hast
und ich werde die Sache schon regeln.
O:
Regeln? Wie
schrecklich einfach du das sagst, als wäre es eine ganz gewöhnliche
Sache! Hamlet, dein Vater wurde im Schlaf eiskalt und hinterhältig
ermordet und das von deinem eigenem Onke… (Claudius kommt) Claudius
… Ich muss gehen (Ophelia
geht panisch ab, Claudius folgt)
Hamlet:
Wie die Geschichte ihr Ende nahm…