Inda-Gymnasium Aachen
Landes-
und Bundeswettbewerb Philosophischer Essay
Thema III.: Im
folgenden Text werde ich mich auf die Aussage „Oh, hüte dich vor allem Bösen!
Es macht Pläsier, wenn man es ist, es macht Verdruß wenn man´s gewesen“, von
Wilhelm Busch (aus Die fromme Helene,1872), beziehen und ein zu diesem Thema
passenden Philosophischen Essay verfassen. Dabei werde ich mich auf die Frage
„ab wann ist man böse?“ und „ist es möglich, diesen Status wieder los zu
werden?“ besonders einschränken. Ich denke, dass dies ein interessantes Thema
ist, da mit Sicherheit jeder Mensch eine andere Auffassung der Fragestellung,
ab wann ein Mensch als böse gilt besitzt.
Im Prinzip ist es unmöglich zu definieren, ab wann
man eine Person als böse bezeichnen kann, da jeder zu dieser Fragestellung
seine eigene Meinung hat. Diese können zwar möglicherweise beim Ein oder
Anderen ähnlich oder sogar nahezu übereinstimmend nein, weisen dann aber
dennoch eine gewisse Differenz auf. Die Unterschiedlichkeit sehe ich im Umfeld
des Menschen, sowie in seiner Erziehung und seiner gesamten Persönlichkeit,
die bekannter weise jeden Einzelnen als Individuell darstellt. Die Meinung
einer Person bildet sich also nicht von jetzt auf gleich, sonder entsteht in
der Kindheit und entwickelt sich fortan weiter. Auch wenn es somit keine
repräsentativen Darstellungen sind, ist es zweifellos interessant einmal
verschiedene Meinungen darzustellen und sie anhand treffender Beispiele zu
unterstützen. Eine typische Denkweise ist, dass Menschen böse sind, wenn sie
morden oder ähnlich schlimme Straftaten begehen. Meist werden hier Taten dazu
gezählt, bei denen andere Personen sowohl körperlich, als auch selig erhebliche
Schmerzen zugefügt werden.
Ein Sexualstraftäter beispielsweise hat, nicht nur
in unserer Kultur, nach einer begangenen Tat kaum noch eine Chance, in die
Gesellschaft zurück zu kehren, ohne fortan anders und vor allem negativer als
vor seiner Tat behandelt zu werden. Aber ist diese Person nun wirklich böse?
Was ist wenn die Tat durch starke psychische Probleme ausgelöst wurde? Ist der
Täter dann genauso, wie ein zurechnungsfähiger Täter zu behandeln? Auch hier
würden wieder eben genannte Kriterien, wie sein Umfeld oder seine Kindheit zu
Tragen kommen. Dennoch ist diesen Menschen eine gewisse böse Denkweise meiner
Meinung nach nicht abzusprechen. Sobald man merkt, dass die eigenen Gedanken zu
solchen Vorstellungen abweichen, oder man sich selbst als unzurechnungsfähig
einstuft, ist jedem die Möglichkeit geboten sich helfen zu lassen, damit solche
Taten rechtzeitig unterbunden werden können. Insofern wäre dies wohl ein Fall,
bei dem der Person eine böse Denkweise kaum abzurechnen wäre.
Ein anderes Beispiel bietet die Lebensweise eines
typischen „Finanzhais“ der heutigen Gesellschaft. Nach außen hin wird seine Art
und Weise sein Geld zu verdienen, indem er andere ausbeutet und keine Rücksicht
auf Verluste nimmt, schnell als böse abgestempelt. Aber muss man sich nicht
auch bei diesem Fall in die Situation der Person hineinversetzen, und dann
entscheiden ob er bewusst böse handelt. In den meisten Fällen zumindest handel
diese Personen nicht ohne Grund in dieser Art und Weise, sondern vielmehr um
ihrer Familie einen sicheren Rückhalt zu geben, oder um ein zumindest auf
finanzielle Hinsicht sorgenfreies Leben führen zu können. Ein treffender Fall,
der diesem Beispiel eine bessere Vorstellungsweise verleiht, ist das Leben des
ehemaligen amerikanischen Finanzbarons Andrew Carnegie (1835-1919). Carnegie
erwarb zwischen 1860 und 1900 ein riesiges Vermögen, wobei ihm auch heute noch
eine sehr drastische und rücksichtslose Handlungsweise nachgesagt wird. Bei
seinem Durchbruch ruinierte er andere Menschen und agierte sehr egoistisch.
Andererseits sorgte er für viele Arbeitsplätze und gab Menschen die Chance,
wenn auch nicht bei bester Bezahlung, eine sichere Arbeitsstelle zu haben und
die Familie durchbringen zu können. Wie ist also nun Carnegies Verhalten
einzustufen? Er nahm den Einen die Chance auf eine bessere Zukunft, den Anderen
sicherte er dieselbe und ließ einige Sorgen verschwinden. Agierte er nun also
böse? Sicherlich eine schwer zu beantwortende Frage, wobei ich der Auffassung
bin, dass Carnegie hätte versuchen sollen sowohl die Interessen seinerseits,
sowie seiner Arbeiter zu fördern, ohne dabei so wenig Rücksicht auf die
Konkurrenz zu nehmen.
Nehmen wir nun einmal an, einem Menschen wie zum
Beispiel Carnegie wird nun nachgesagt, ein böser Mensch zu sein. Hätte er die
Möglichkeit gehabt, gegen diesen Ruf anzukämpfen? Ich denke, dass es für ihn
möglich war seine Bild nach außen hin zu verbessen. Nicht nur bei diesem Fall,
könnte eine Entschuldigung einiges wieder gut machen. Kommt nun noch eine
wohlwollende Tat hinzu, die Hilfe für andere Personen beinhaltet scheint die
Situation einer Person wie Carnegies sich in der Öffentlichkeit häufig
erheblich gebessert zu haben. Um nun jedoch noch einmal auf die Lage eines
Mörders oder Sexualstraftäters zurück zu kommen, denke ich, dass sich hier die
Aussicht den Ruf als bösen Menschen weg zu bekommen, als ein deutlich
schwierigeres Unterfangen herausstellen wird. In solchen oder ähnlichen Fällen
prägt sich im Kopf der Menschen ein Bild fest ein, was den Täter für immer als
böse darstellt. Er wird oft nicht nur als böse, sondern auch als Krank
bezeichnet. Dabei wird ihm in den seltensten Fällen eine Heilung gewünscht. Vielmehr
wird für diese Person eine lebenslängliche Verachtung empfunden.
Um nun einen Zusammenhang zu Wilhelm Buschs, in der
Einleitung genannten, Aussage „Oh, hüte dich vor allem Bösen! Es macht Pläsier,
wenn man es ist, es macht Verdruß wenn man´s gewesen“ herzustellen, denke ich,
dass sich beim Lesen dieser Aussage vermutlich nahezu jeder ertappt fühlt. Der
Eine mehr, der Andere weniger. Wer kennt diese Situation nicht? Man handelt
auf Kosten anderer, profitiert und hat Spaß. Später jedoch, wenn man erkennt,
was man in Wirklichkeit erreicht hat, plagen einen Gewissenbisse und man
wünscht sich, diesen Fehler nie begangen zu haben. Sicherlich sind die
Situationen, die uns nun in den Kopf schießen nicht mit den oben genannten
Fällen zu vergleichen, dennoch bin ich der Meinung, dass Busch zum Ausdruck
bringen wollte, dass vermutlich jeder in der Ein oder Anderen Situation schon
einmal böse gehandelt hat. Allerdings bin ich mir sicher, dass Busch klar
zwischen einer Handlung einer Person mit bösem Hintergrund, und einer allgemein
bösen Person unterscheiden wollte.
Somit ist hier ein Zusammenhang zu meiner am Anfang
dieses Essays gestellten Frage „ab wann ist ein Mensch böse“, kaum verkennbar.
Vermutlich wäre es das Beste für uns alle, wenn wir nicht darüber mutmaßen, ob
Person X ein böser Mensch ist, sondern uns vielmehr darauf konzentrieren, uns
so zu verhalten, dass unser Umfeld gar nicht erst auf die Idee kommt darüber zu
diskutieren, ob wir böse sind oder nicht.
Ich versichere, dass ich die Arbeit selbstständig
verfasst und keine anderen als die angegebenen Quellen benutzt habe und alle
Entlehnungen als solche gekennzeichnet habe.