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Aufsatz
Philosophie

Aachen Inda-Gymnasium

Herr Hoppe, 2010

Mustafa S. ©

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ID# 19236







                                

Inda-Gymnasium Aachen

Landes- und Bundeswettbewerb Philosophischer Essay

Thema III.: Im folgenden Text werde ich mich auf die Aussage „Oh, hüte dich vor allem Bösen! Es macht Pläsier, wenn man es ist, es macht Verdruß wenn man´s gewesen“, von Wilhelm Busch (aus Die fromme Helene,1872), beziehen und ein zu diesem Thema passenden Philosophischen Essay verfassen. Dabei werde ich mich auf die Frage „ab wann ist man böse?“ und „ist es möglich, diesen Status wieder los zu werden?“ besonders einschränken. Ich denke, dass dies ein interessantes Thema ist, da mit Sicherheit jeder Mensch eine andere Auffassung der Fragestellung, ab wann ein Mensch als böse gilt besitzt.

Im Prinzip ist es unmöglich zu definieren, ab wann man eine Person als böse bezeichnen kann, da jeder zu dieser Fragestellung seine eigene Meinung hat. Diese können zwar möglicherweise beim Ein oder Anderen ähnlich oder sogar nahezu übereinstimmend nein, weisen dann aber dennoch eine gewisse Differenz  auf. Die Unterschiedlichkeit sehe ich im Umfeld des Menschen, sowie  in seiner Erziehung und seiner gesamten Persönlichkeit, die bekannter weise jeden Einzelnen als Individuell darstellt. Die Meinung einer Person bildet sich also nicht von jetzt auf gleich, sonder entsteht in der Kindheit und entwickelt sich fortan weiter. Auch wenn es somit keine repräsentativen Darstellungen sind, ist es zweifellos interessant einmal verschiedene Meinungen darzustellen und sie anhand treffender Beispiele zu unterstützen. Eine typische Denkweise ist, dass Menschen böse sind, wenn sie morden oder ähnlich schlimme Straftaten begehen. Meist werden hier Taten dazu gezählt, bei denen andere Personen sowohl körperlich, als auch selig erhebliche Schmerzen zugefügt werden.

 Ein Sexualstraftäter beispielsweise hat, nicht nur in unserer Kultur, nach einer begangenen Tat kaum noch eine Chance, in die Gesellschaft zurück zu kehren, ohne fortan anders und vor allem negativer als vor seiner Tat behandelt zu werden. Aber ist diese Person nun wirklich böse? Was ist wenn die Tat durch starke psychische Probleme ausgelöst wurde? Ist der Täter dann genauso, wie ein zurechnungsfähiger Täter zu behandeln? Auch hier würden wieder eben genannte Kriterien, wie sein Umfeld oder seine Kindheit zu Tragen kommen. Dennoch ist diesen Menschen eine gewisse böse Denkweise meiner Meinung nach nicht abzusprechen. Sobald man merkt, dass die eigenen Gedanken zu solchen Vorstellungen abweichen, oder man sich selbst als unzurechnungsfähig einstuft, ist jedem die Möglichkeit geboten sich helfen zu lassen, damit solche Taten rechtzeitig unterbunden werden können. Insofern wäre dies wohl ein Fall, bei dem der Person eine böse Denkweise kaum abzurechnen wäre.

Ein anderes Beispiel bietet die Lebensweise eines typischen „Finanzhais“ der heutigen Gesellschaft. Nach außen hin wird seine Art und Weise sein Geld zu verdienen, indem er andere ausbeutet und keine Rücksicht auf Verluste nimmt, schnell als böse abgestempelt. Aber muss man sich nicht auch bei diesem Fall in die Situation der Person hineinversetzen, und dann entscheiden ob er bewusst böse handelt. In den meisten Fällen zumindest handel diese Personen nicht ohne Grund in dieser Art und Weise, sondern vielmehr um ihrer Familie einen sicheren Rückhalt zu geben, oder um ein zumindest auf finanzielle Hinsicht sorgenfreies Leben führen zu können. Ein treffender Fall, der diesem Beispiel eine bessere Vorstellungsweise verleiht, ist das Leben des ehemaligen amerikanischen Finanzbarons Andrew Carnegie (1835-1919). Carnegie erwarb zwischen 1860 und 1900 ein riesiges Vermögen, wobei ihm auch heute noch eine sehr drastische und rücksichtslose Handlungsweise nachgesagt wird. Bei seinem Durchbruch ruinierte er andere Menschen und agierte sehr egoistisch. Andererseits sorgte er für viele Arbeitsplätze und gab Menschen die Chance, wenn auch nicht bei bester Bezahlung, eine sichere Arbeitsstelle zu haben und die Familie durchbringen zu können. Wie ist also nun Carnegies Verhalten einzustufen? Er nahm den Einen die Chance auf eine bessere Zukunft, den Anderen sicherte er dieselbe und ließ einige Sorgen verschwinden. Agierte er nun also böse? Sicherlich eine schwer zu beantwortende Frage, wobei ich der Auffassung bin, dass Carnegie hätte versuchen sollen sowohl die Interessen seinerseits, sowie seiner Arbeiter zu fördern, ohne dabei so wenig Rücksicht auf die Konkurrenz zu nehmen.

 Nehmen wir nun einmal an, einem Menschen wie zum Beispiel Carnegie wird nun nachgesagt, ein böser Mensch zu sein. Hätte er die Möglichkeit gehabt, gegen diesen Ruf anzukämpfen? Ich denke, dass es für ihn möglich war seine Bild nach außen hin zu verbessen. Nicht nur bei diesem Fall, könnte eine Entschuldigung einiges wieder gut machen. Kommt nun noch eine wohlwollende Tat hinzu, die Hilfe für andere Personen beinhaltet scheint die Situation einer Person wie Carnegies sich in der Öffentlichkeit häufig erheblich gebessert zu haben. Um nun jedoch noch einmal auf die Lage eines Mörders oder Sexualstraftäters zurück zu kommen, denke ich, dass sich hier die Aussicht den Ruf als bösen Menschen weg zu bekommen, als ein deutlich schwierigeres Unterfangen herausstellen wird. In solchen oder ähnlichen Fällen prägt sich im Kopf der Menschen ein Bild fest ein, was den Täter für immer als böse darstellt. Er wird oft nicht nur als böse, sondern auch als Krank bezeichnet. Dabei wird ihm in den seltensten Fällen eine Heilung gewünscht. Vielmehr wird für diese Person eine lebenslängliche Verachtung empfunden.

Um nun einen Zusammenhang zu Wilhelm Buschs, in der Einleitung genannten, Aussage „Oh, hüte dich vor allem Bösen! Es macht Pläsier, wenn man es ist, es macht Verdruß wenn man´s gewesen“ herzustellen, denke ich, dass sich beim Lesen dieser Aussage vermutlich  nahezu jeder ertappt fühlt. Der Eine mehr, der  Andere weniger. Wer kennt diese Situation nicht? Man handelt auf Kosten anderer, profitiert und hat Spaß. Später jedoch, wenn man erkennt, was man in Wirklichkeit erreicht hat, plagen einen Gewissenbisse und man wünscht sich, diesen Fehler nie begangen zu haben. Sicherlich sind die Situationen, die uns nun in den Kopf schießen nicht mit den oben genannten Fällen zu vergleichen, dennoch bin ich der Meinung, dass Busch zum Ausdruck bringen wollte, dass vermutlich jeder in der Ein oder Anderen Situation schon einmal böse gehandelt hat. Allerdings bin ich mir sicher, dass Busch klar zwischen einer Handlung einer Person mit bösem Hintergrund, und einer allgemein bösen Person unterscheiden wollte.

Somit ist hier ein Zusammenhang zu meiner am Anfang dieses Essays gestellten Frage „ab wann ist ein Mensch böse“, kaum verkennbar. Vermutlich wäre es das Beste für uns alle, wenn wir nicht darüber mutmaßen, ob Person X ein böser Mensch ist, sondern uns vielmehr darauf konzentrieren, uns so zu verhalten, dass unser Umfeld gar nicht erst auf die Idee kommt darüber zu diskutieren, ob wir böse sind oder nicht.

Ich versichere, dass ich die Arbeit selbstständig verfasst und keine anderen als die angegebenen Quellen benutzt habe und alle Entlehnungen als solche gekennzeichnet habe.


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