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Aufsatz
Geschichte / Historik

Landesschule Pforta

15, 2018

Lena L. ©
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ID# 79837







Der Wiener Kongress – ein europäisches Sicherheitssystem ?

Moderne Geschichtswissenschaftler wie Mark Jarrett sind der Meinung, dass der Wiener Kongress einen relativ stabilen Frieden schuf. Beobachtet man die Schwierigkeiten bei den aktuellen Friedensbemühungen in der Ukraine, wird die Fähigkeit des Wiener Kongresses zur Friedenssicherung betont.

Kann demzufolge der Wiener Kongress als Vorbild für derzeitige Friedensverhandlungen dienen?

Von September 1814 bis Juni 1815 tagten die Ausschüsse mit den Verhandlungen des Wiener Kongresses. Nach den Befreiungskriegen in Mitteleuropa, die die französische Vorherrschaft unter Napoleon über Europa beendeten und die entscheidende Schlacht im Oktober 1813 bei Leipzig geschlagen wurde, musste über die Neuordnung Europas beratschlagt werden.

Dazu kamen Monarchen, Fürsten, Diplomaten und Beamte aus fast 200 Staaten und Städten zusammen, um in Wien nach dem Ersten Pariser Frieden und der Verbannung Napoleons über eine neue Friedensordnung zu diskutieren. Mit dem Wiener Kongress wurde die geschichtliche Epoche des Vormärzes eingeleitet, welche bis zur Märzrevolution 1848/1849 andauerte.

Dabei kämpften nationale und liberale Kräfte gegen staatliche Zwangsmaßnahmen und führten dadurch eine Revolution herbei.

Unter den rund 200 Vertretern der einzelnen Staaten und Städte, waren auch Gesandte Österreichs, Preußens, Russlands und Großbritanniens. Diese Großmächte spielten eine große Rolle, weil sie die Hauptakteure in den Befreiungskriegen waren. Auch das besiegte Frankreich wurde zu den Ausschüssen und Verhandlungen des Wiener Kongresses geladen.

Dadurch wurde Frankreich als ,,Besiegter´´ nicht gedemütigt, weil es nicht von den Verhandlungen ausgeschlossen wurde und es zu keiner territorialen Zerstückelung Frankreichs kam. Diese Tatsache ist äußerst innovativ im Vergleich zum Ausschluss Russlands aus der G8 während des Ukrainekonflikts.

Die Grundsätze der Beratungen des Kongresses, wurden im Nachhinein von der Geschichtswissenschaft rekonstruiert und umfassten die Prinzipien der Restauration, Legitimität und Solidarität. Einigkeit bestand darin, das europäische Gleichgewicht wiederherzustellen, um einen erneuten Kriegsausbruch zu verhindern.

Durch die Pentarchie wurde daher ein Gleichgewicht der fünf europäischen Großmächte Russland, Preußen, Österreich, Großbritannien und Frankreich hergestellt. Es kam zur territorialen Neuordnung im Sinne des Gleichgewichtssystem ohne eine Hegemonialmacht. Um diese Überlegenheit oder Vorherrschaft eines Staates zu verhindern, wurde die Kulturnation der Deutschen zum Deutschen Bund zusammengeschlossen.

Dieser wurde mit der deutschen Bundesakte vom 8. Juni 1815 gegründet und war kein Nationalstaat. Er war ein lockerer Staatenbund aus anfangs 35 Fürstentümern und vier freien Städten. Diese waren nach innen souverän, aber hatten nach außen eine gemeinsame Außenpolitik.

Der deutsche Bund war daher keine Übermacht und ähnlich stark gegenüber den anderen Großmächten. Dieser Fakt stellte daher eine gewisse Sicherheit dar. Die Teilnehmer des Wiener Kongresses forderten nach dem Prinzip der Restauration die Wiederherstellung der politischen und gesellschaftlichen Verhältnissen vor der französischen Revolution und der napoleonischen Kriege, um damit die Privilegien des Adels und des Klerus wiederherzustellen.

Außerdem wurde eine Reihe bilateraler Verträge geschlossen. Dabei war ein Ergebnis des Wiener Kongresses die Gründung der Heiligen Allianz zwischen Österreich, Preußen und Russland im September 1815. Diese Erklärung enthielt Inhalte aus den Prinzipien der Legitimität und der Solidarität mit z.B. einem Bekenntnis zum Gottesgnadentum und der Bekräftigung des Grundsatzes der Legitimation von monarchischer Herrschaft durch Tradition und göttlichen Auftrag.

Diese Mitgliedsstaaten verpflichteten sich, regelmäßige Konferenzen abzuhalten, um über europäische Belange zu debattieren. Dadurch entstand ein Kongresssystem bis 1822. Ein stellvertretender Kongress dafür ist der Fürstenkongress von Troppau im Jahre 1820. Dort wurde damals über die revolutionären Ereignisse in Spanien diskutiert.

Die Großmächte sicherten sich im Fall einer revolutionären Entwicklung eine bewaffnete Invention zu. Insgesamt kam durch internationale Kooperation zu einem innovativen Weg zum Frieden. Diese Beschlüsse und zentrale Grundsätze wurden in der Wiener Schlussakte von Juni 1815 festgehalten.

Der Geschichtswissenschaftler Matthias Schulz bezeichnet die europäischen Großmächte zu dieser Zeit als einen ,,Sicherheitsrat´´, der für die Sicherheit des europäischen Friedens sorgte. Dabei ist schwer festzustellen, ob die Großmächte einen stabilen Frieden wollten, weil sie Angst vor Machtverlust und einer Revolution hatten, oder ob sie die Verwerflichkeit des Krieges erkannt hatten.

Insgesamt sind sich Geschichtsforscher einig, dass der Wiener Kongress ,, einen relativ stabilen Frieden´´ (Vgl. Zitat von Werner Conze) auf Kosten der persönlichen Freiheit der Bürger, durch die Repressionsmaßnahmen, schuf.

Außenpolitisch schuf der Wiener Kongress, meiner Meinung nach, ein Netz aus gut geführten Verhandlungen und Kontakten. Die europäischen Großmächte beratschlagten sich und lösten Konflikte und Probleme durch Gespräche und Tagungen, die meistens konfliktfrei abliefen.

Natürlich dauerten diese Kongresse und Treffen ihre Zeit, doch es entstand immer ein Kompromiss, der einen kriegerischen Konflikt oder eine Krise verhinderte. Diese Art der Verhandlungen war für die Zeit sehr innovativ, fortschrittlich und zeugte von Vernunft, weil endlich neue Verhandlungsstrategien praktiziert worden.

Jedoch gab es innenpolitisch einige Lücken. Laut dem Historiker Heinrich August Winkler waren die Beschlüsse des Wiener Kongresses eine ,,Kampfansage an den deutschen Nationalismus´´. Der Wunsch des deutschen Volkes nach einer politischen Einheit wurde durch die Repressionsmaßnahmen teilweise mundtot gemacht.

Die liberalen und nationalen Forderungen wurden unterdrückt. Beispielsweise wurden Professoren, die diese Art der Gedanken an ihre Studenten weitergaben, entlassen und verfolgt. Dadurch entstanden Unruhen, die auf das Lokale eingeschränkt werden konnten. Trotzdem zeugten diese Unruhen von Unzufriedenheit und Verlangen nach Veränderung.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass der Wiener Kongress durchaus als Vorbild für aktuelle Friedensbemühungen dienen kann, da er laut der heutigen Geschichtswissenschaft Praktiken und Mechanismen zur Friedenssicherung entwickelte, die die Basis für moderne internationale Politik und länderübergreifende Organisation bildeten.




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