Das Verhältnis zwischen Anne
Frank und ihrer Mutter Edith Frank-Holländer
Anne Frank nennt ihre Mutter im Buch Nora Aulis Robin,
ihr richtiger Name ist Edith Frank-Holländer. Meistens spricht sie aber
nur von „Mutter“. Edith Frank starb am 6. Januar 1945 an Hunger und Erschöpfung
im Frauenlager Auschwitz-Birkenau.
Mutter und Tochter lebten, als Anne im Alter von vier Jahren
war, für eine Zeit von fünf Monaten in verschiedenen Ländern, nämlich Anne noch
in Deutschland, während Edith schon in die Niederlande gezogen war. Dieser
Zeitraum, in dem sie sich nicht gesehen haben, könnte vielleicht für das
spätere, schlechte Verhältnis zwischen Mutter und Tochter ausschlaggebend gewesen
sein
Die Beschreibung des Verhältnisses basiert auf den
Tagebucheinträgen, die Anne vom 12. Juni 1942 bis zum 1. August 1944
verfasste. Die Einträge geben zumeist Annes Gedanken und Gefühle wieder und
sind daher sehr subjektiv und selten sachlich. Also wird in diesem Text nur
Annes Sichtweise des Verhältnisses beschrieben.
Während die Familie noch in Freiheit lebte, war das
Verhältnis schon durch einige Spannungen belastet, allerdings war es noch
deutlich besser, als es später im Hinterhaus ist. Es gab zwar nie Stress wegen
Schulnoten, denn Edith waren wahre Werte wichtiger als unbedeutende Schulnoten,
allerdings fühlte sich Anne wie eine „Außenseiterin“ (Anne Frank Tagebuch, Frankfurt
a. M., Fischer TB, 2002, S.166), sich also nicht zur Familie zugehörig. Schon
damals merkte Anne, dass sie anders dachte, als der Rest der Familie. Zudem
schnauzte Mutter Anne häufig wegen irgendwelchen Bemerkungen an, was Anne zu
der Zeit noch emotional sehr traf, sodass sie „abends ihr Kissen mit Tränen
übergoss“ (a.a.O., S.168).
Ab dem Zeitpunkt, ab dem die Familie Frank im Hinterhaus
leben muss, wird das Verhältnis noch viel schlechter. Mutter und Tochter müssen
jeden Tag miteinander verbringen und sitzen mit vielen weiteren Personen auf
engstem Raum Tag für Tag zusammen, sodass Anne nun deutlicher auffällt, dass
ihre eigene Mutter sie nicht versteht. Es fängt damit an, dass Edith Annes
Schwester Margot bevorzugt, denn immer bekommt Anne den Ärger zu spüren, egal
was passiert ist. Dadurch fühlt sich Anne noch schlechter, einsamer und
ungeliebter. Edith tut oft so, als ob Anne ein Kleinkind ist, was Anne sehr
stört und wütend macht. Da die Mutter Anne überhaupt nicht versteht, redet Anne
nie über private bzw. persönliche Angelegenheiten mit ihr; sie spricht lieber mit
sich selbst oder schreibt in ihr Tagebuch, als sich ihrer Mutter Edith
anzuvertrauen. In Freiheit kam Anne selbst mit ihren Freundinnen besser klar,
als mit ihrer eigenen Mutter.
Edith Frank kennt Anne nie richtig, kann ihre Gedanken nicht
nachvollziehen und ihre Gefühle nicht respektieren und dazu sind die beiden
fast immer gegenteiliger Meinung. Das führt ständig zu Diskussionen um
Meinungsverschiedenheiten; diese enden meistens mit einer elenden Predigt von
Mutter Edith an Anne. Auf Grund dieses sehr gestörten Verhältnisses stellt
Edith Frank ihrer Tochter schon keine Fragen mehr, da sie Angst vor einer
abweisenden Antwort hat und Anne redet, wenn sie es denn tut, mit ihrem Vater
Otto, den sie „viel lieber“ mag.
Anne kann ihre Mutter nicht ausstehen, was zeitweise so weit
geht, dass sie schreibt, „ich könnte ihr glatt ins Gesicht schlagen“ (a.a.O.,
S.62), außerdem hat Anne „eine schreckliche Abneigung“ (vgl. S.62) gegenüber
ihrer Mutter. Zwischenzeitlich ist das Verhältnis zwischen den beiden wieder
etwas besser, doch vertraulich und privat werden sie auch dann niemals (vgl.
S.71).
Letztendlich zählt Edith in Annes Gefühlen nicht mehr, was
allerdings bei Edith gegenüber Anne nicht genauso ist. Eines Abends kam Edith zu
ihrer Tochter, um mit ihr das Gebet zu sprechen, doch Anne wollte dies nicht,
sondern lieber auf ihren Vater warten. Edith Frank berührte „diese Abfuhr“
sehr. Sie verließ Annes Zimmer mit schmerzverzerrtem Gesicht und sagte in der
Tür zu ihr, „Liebe lässt sich nicht erzwingen“ (a.a.O. S.102). Dann kamen Edith
die Tränen und sie weinte die gesamte Nacht. Dieser Vorfall verschwor das ganze
Hinterhaus gegen Anne. Anne entschuldigte sich trotzdem nicht, denn sie wusste,
dass sie ihre Mutter verletzt hatte, aber in ihren Augen musste sie das tun,
denn sie hatte nur das gesagt, was sie dachte. In einzelnen Passagen im Buch
spricht Anne in Bezug auf ihre Mutter sogar von „Hass“ (vgl. S.90). Anne gibt
die Hoffnung lange Zeit nicht auf, dass ihre Mutter Edith sie doch noch
irgendwann verstehen wird, doch ihr wird das immer gleichgültiger; sie findet
sich langsam damit ab und lernt damit zu leben und umzugehen.
Anne Frank liebt ihre Mutter nur, weil Edith nunmal ihre
leibliche Mutter ist, „als Mensch kann sie ihr aber gestohlen bleiben“ (a.a.O.
S.142).
Um das Verhältnis zu verbessern, nimmt sich Anne irgendwann
vor, den Mund zu halten, keine frechen Bemerkungen mehr zu machen und so sich
eine Menge Stress zu ersparen. Sie schreibt, dass „Schimpfworte besser auf dem
Papier stehen, als dass Mutter sie in ihrem Herzen tragen muss“ (a.a.O. S.158).
Sie findet sich nun endgültig damit ab, dass sie Edith nie
so richtig, „mit der anhänglichen Liebe eines Kindes“, lieben wird (a.a.O.
S.158).
Auf Seite 159 beschreibt Anne, was beim Verhältnis zwischen
Mutter und Tochter alles schief läuft, bzw. bisher schief gelaufen ist und
erklärt, wieso es so schlecht ist. Edith sieht Anne eher als eine Freundin,
aber nicht als ihre Tochter, wie Anne findet. Anne nimmt sich Edith als
Beispiel, aber nicht als Vorbild, sondern als Vorlage, „wie man es als Mutter
gegenüber der eigenen Tochter nicht machen sollte“ (vgl. S.159). Edith hat Anne
im Laufe der Zeit viele kleine Wunden zugefügt, lachte siehäufig aus, wenn sie
weinte und so „wird es ihr immer unmöglicher, diese gefühllose Natur, dieses
spöttische Wesen, zu lieben“ (vgl. S.184).
Insgesamt war das Verhältnis zwischen Anne Frank und ihrer
Mutter Edith Frank-Holländer von vielen Spannungen belastet und wurde von Zeit
zu Zeit immer schlechter. Besonders während der Zeit im Hinterhaus belastete
Anne dieses schlechte Verhältnis sehr. Im Hinterhaus konnte man sich auch nicht
aus dem Weg gehen. Anne war all das irgendwann gleichgültig, Mutter Edith gab
jedoch die Hoffnung nie auf, dass Anne sie doch noch anfing zu lieben.
Allerdings sagte Anne zu oft ihre Meinung, mit der sie Edith verletzte, gar zu
Tränen rührte. Anne nahm sich immer fest vor, später eine richtige Mutter für
ihre Kinder zu sein und alle Dinge, die Edith falsch gemacht hatte und die sie
als Tochter bedrückten, besser zu machen.
Diese Analyse des Verhältnisses zwischen Anne Frank und
Edith Frank-Holländer wurde von verfasst