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Seminararbeit / Hausarbeit

Wie sehen die Grund­muster der Elite­bil­dung in Europa aus?

4.538 Wörter / ~15 Seiten sternsternsternsternstern Autorin Manuela P. im Nov. 2013
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Seminararbeit
Soziologie

Universität, Schule

Technische Universität Darmstadt - TU

Note, Lehrer, Jahr

2,0 Prof. Hartmann, 2012

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Manuela P. ©
Metadaten
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Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternsternstern
ID# 35319







                                    - Hausarbeit -                                                


Wie sehen die Grundmuster der Elitebildung in Europa aus?

Inhalt

Einleitung

I. Länder mit Elitebildungseinrichtungen

1. Frankreich

2.Großbritannien

3. Die Schweizer Eliteuniversitäten und Eliten

III. Eliten ohne Elitebildungseinrichtungen

1. Spanien

2. Deutschland, Italien, Österreich und die Beneluxländer

3. Das skandinavische Modell

III. Osteuropa

Literaturverzeichnis


Einleitung

Die Hausarbeit beschäftigt sich mit der Fragestellung: wie sehen die Grundmuster der Elitebildung in Europa aus?

In den 50er Jahren kam es auf Grund der Bildungsexpansion im Hochschulwesen zu Änderungen im Rekrutierungsverfahren. Die Anzahl der Studenten stieg an und die soziale Zusammensetzung veränderte sich. Davon waren allerdings nicht alle europäischen Länder betroffen. Denn innerhalb der europäischen Ländern gibt es hinsichtlich Bildungsinstitutionen Unterschiede.

Die Hausarbeit soll im folgenden aufzeigen, nach welchen Kriterien die Auswahl der 'Besten' erfolgt und wer in den europäischen Ländern in Politik, Verwaltung und Wirtschaft an der Spitze steht.

Länder mit Elitebildungseinrichtungen wie Frankreich, Großbritannien und die Schweiz machen den Anfang. Es wird auf die Elitebildungseinrichtungen und auf die Mobilität eingegangen. Wer kann in diesen Ländern in den Genuss von Spitzenpositionen gelangen und welche Rolle spielt die soziale Herkunft hierbei.

In den Ländern ohne Elitebildungseinrichtungen: Spanien, Deutschland, Italien, Österreich und den Beneluxländern sowie in Skandinavien ergibt sich ein anderes Muster.

Zu guter Letzt wird noch Osteuropa mit in den Vergleich gezogen, dass nach dem Zusammenbruch des sozialistischen Systems neuen Mustern aufzeigt.

         I. Länder mit Elitebildungseinrichtungen

I

Im folgenden werden Länder mit Elitebildungseinrichtungen behandelt. Dazu gehören Frankreich, Großbritannien und die Schweiz.

         1. Frankreich

Frankreich war von der Bildungsexpansion nicht betroffen. Die École nationale d’administration (kurz ENA), die Polytechnique, die École des hautes études commerciales Paris (kurz HEC) nahmen in den 1980er Jahren nicht mehr Bewerber ,als schon 1960, auf. Bis heute wird der elitäre Charakter dadurch gewahrt (vgl. Hartmann 2007: 67).

Der Einstellungstest zur Aufnahme wird nicht nur nach Wissen beurteilt. Das kulturelle und ökonomische Kapital des Elternhauses ist sehr wichtig. Hohe Studiengebühren unterstützen bei der Selektion. Kennzeichen elitäre Zusammengehörigkeit zeigt sich in der, nach Abschluss bestehen bleibenden, Freundschaft und gegenseitigen Bezeichnung als 'Kamerad'. Ein Blick auf die Akteure in der Politik zeigt, dass über drei Viertel der Regierungschef seit 1959 eine Grandes Écoles besucht haben, zwei Drittel waren zusätzlich in einem GrandsCorps [1] (vgl. Hartmann 2007: 84).

Die besten Absolventen können sich zuerst für einen Corps entscheiden. Die Anzahl der ENA- und Polytechniqueabsolventen und die Mitglieder der Grands Corps lag Mitte der 1990er Jahren nahe 50%, heute stoppt sie, beziehungsweise ist bei den Grands Corps auf ein Drittel gesunken (vgl. Hartmann 2007:94). Gründe dafür liegen im Rückgang der Selbständigkeit von Unternehmen, Fusionen und Aufkäufe durch andere Unternehmen.

Auffallend ist auch, dass ein Abschluss einer Eliteeinrichtung einen höheren Anteil einnimmt, je niedriger die sozialer Herkunft ist. Kinder aus dem Großbürgertum können auf einen solchen Titel öfter verzichten und trotzdem eine Spitzenposition erlangen. In Zukunft wird die Gewichtung der Eliteinstitutionen nicht mehr so hoch, wie zuvor, sein. Spitzenpositionen, die von Enarques und Polytechniques besetzt sind, haben in den größten französischen Unternehmen insgesamt angenommen.

ENA und Polytechnique stellen dennoch vier von 100 der PDGs in Frankreichs 100 größten Unternehmen.

Die Absolventen der zwei renommiertesten Eliteinstitutionen bildenden also immer noch den Kern der französischen

Wirtschaftselite (vgl. Hartmann 2007: 96ff). In den Eliten aus Verwaltung, Politik und Wirtschaft ist die intersektorale Mobilität so hoch wie sonst in keinem Land. Die Richtung beschränkt sich auf Spitzenpositionen der Verwaltung in Spitzenpositionen von Politik und Wirtschaft (vgl. Hartmann 2007: 99). Hohe Beamte waren im Regierungskabinett von Juppé bis Raffarin „ (…) fünfmal so häufig vertreten wie reine Berufspolitiker“ (Hartmann 2007: 99 :In Joly 2005: 161).

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In den Positionen des PDGs[2] der 100 größten französischen Unternehmen haben viele vorher eine Verwaltungskarriere gemacht. Dieser Vorgang heiße 'Pantourflage'. Die Mitglieder der Grands Corps können sich beurlauben lassen, um aus der Verwaltung in einen anderen Bereich zu wechseln (vgl. Hartmann 2007: 99). Diese hohe Mobilität ist aufgrund des gemeinsamen Besuchs der Grandes Écoles und der gemeinsamen Zeit in den Grands Corps möglich.

Hier entwickelt sich ein enger Kontakt und die Verbindungen zwischen den ehemaligen Absolventen reißt bis ins Berufsleben, in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen, nicht ab.

            2.Großbritannien

Wie Frankreich konnte sich auch Großbritannien der Bildungsexpansion entziehen. 'Upper Class' und 'Service Class' sind in den Eliten überwiegend vertreten. Dies liegt zum Teil auch an den hohen Schulkosten, die ein durchschnittliches Bruttojahreseinkommen betragen (vgl. Hartmann 2007: 72 ff ). In den 1960er Jahren endete in Großbritannien die Dominanz von Eton-Schülern und Public School Schülern.

Seitdem war kein englischer Premierminister mehr in Eton. Auch Adel und 'Upper Class' sind weniger vertreten. Oxford hat hier als einzige Eliteeinrichtung ihre Bedeutung halten können, während andere Public Schools an Bedeutung eingebüßt haben (vgl. Hartmann 2007: 108f). Die soziale Herkunft der Elite im politischen Sektor besteht weitgehend aus 'Upper Class'. Der Anteil von adeligen ist dramatisch zurückgegangen.

Unter der Labour-Regierung spielt auch die 'Upper Middle Class' mit. Unter den Labour Ministern ist die Zahl der Arbeiterkinder auf ein Viertel gesunken. Die 'Upper Class' steht weiter an der Spitze der politischen Elite.

In der Verwaltung sieht es ähnlich, wie in Frankreich und Spanien, aus. Vier Fünftel der Beamten kommen aus den eigenen Reihen. Auch hier ist die Mobilität in den verschiedenen Ministerien hoch (vgl. Hartmann 2007: 110f). Anders als in Frankreich können Beamte, also Verwaltungsangestellte, nicht in die Politik wechseln. Es gibt kein Recht auf Kandidatur für das britische oder europäische Parlament.

Viele hohe Beamte haben in Oxbridge studiert, wie schon in den 1950ern, „mit 42% war auch fast die Hälfte auf einer Public School“ (Hartmann 2007: 113). Anhand der Kabinettssekretäre, den Heads, ist zu erkennen, dass Cambridge seit den 1990ern an Bedeutung gewonnen hat. Da die beiden letzten Heads jedoch keine Public School besucht haben, könnten diese in Zukunft an Bedeutung verlieren (vgl. Hartmann 2007: 113).

Zur sozialen Herkunft der hohen Beamten lässt sich vermuten, „ ( .) dass gut die Hälfte von ihnen aus der Upper oder Upper Middle Class stammt“ (Hartmann 2007: 113f In: Barberis 1996:115; Mougel 1990: 162; Theakston 2005: 29). Exklusiver ist die hohe Justiz. Hier kommen drei Viertel aus 'Upper Class' und 'Upper Middle Class'. Exklusiver als die Justiz ist die soziale Herkunft des Spitzenmilitärs.

„1987 kamen allein fast Prozent der Heeresgeneräle und über 50 Prozent der Admiräle aus der Upper Class“ (Hartmann 2007: 115). Es sei festgehalten, dass die Zahl der aus der 'Upper Class' stammenden Generäle und Admiräle höher, als in anderen Sektoren, ist, mit Ausnahme des Wirtschaftssektors (vgl. Hartmann 2007: 115).Trotz der hohen Ausbildung und Herkunft der Eliten in den Sektoren Verwaltung, Wirtschaft, Justiz und Militär, gibt es einen Bedeutungsverlust der exklusiven Bildungseinrichtungen.

Ein Unterschied der britischen Wirtschaft, zu anderen, ist der geringer Anteil an Privatunternehmen. Die Exklusivität des Elternhauses ist hoch, die Exklusivität der Bildungsabschlüsse hat abgenommen weil: 1. der Einfluss des Adels und der traditionellen 'Upper Class' abgenommen hat. Ein Besuch von Eliteeinrichtungen der Kinder der 'Upper class' ist trotzdem ein Muss, 2. sich der Einfluss der sozialen Herkunft in britischen Unternehmen verstärkt hat.

Der Habitus hat als Rekrutierungskriterium an Bedeutung gewonnen , 3. sich die Hochschullandschaft veränderte hat. Der Besuch von Oxford und Cambridge hat seit den 1950ern abgenommen. Für vor dem zweiten Weltkrieg Geborene war die Wahrscheinlichkeit, an Oxford oder Cambridge zu studierenden, 1 zu 7. Im Jahr 2005 ergibt sich schon ein ganz anderes Bild (vgl. Hartmann 2007: 120f).

In der Politik haben die meisten Premierminister einen Oxbridge- Abschluss. In der Wirtschaft sind Universitätsabschlüsse weniger homogen.

Andere Universitäten haben an Bedeutung gewonnen, wie zum Beispiel schottische Universitäten. Insgesamt ist in der politischen, wie in der wirtschaftlichen Elite eine Verringerung der 'Upper Class' und des Adels sichtbar. Eliten sind heute weniger stark konzentriert. Bis in die 1990er waren sie annähert homogen wie in Frankreich.

London entfernt sich mehr und mehr von anderen Eliten. Es gibt ein neues Muster, dass viel internationaler ausgelegt ist. In den 100 führenden britischen Unternehmen sind 18 Ausländer an der Spitze. Großbritannien hat in seinem Modell kein Nachahmer, die Schweiz kann jedoch vergleichend herangezogen werden. Im Unterschied zu Frankreich sind britische Eliteuniversitäten mehr wissenschaftlich orientiert.

Frankreich legt mehr Wert auf die Vermittlung von Führungswissen und Führungsqualitäten.

            3. Die Schweizer Eliteuniversitäten und Eliten

Im Wirtschaftssektor dominieren die zwei Eliteuniversitäten Eidgenössische Technische Hochschule Zürich (kurz ETH) und St. Gallen. Hier gibt es überproportional viele Absolventen. 70% der Vorstandsmitglieder der 500 größten schweizer Unternehmen und 50% der 100 größten Unternehmen haben einen Abschluss von einer dieser Eliteuniversitäten.

ETH Zürich und St. Gallen dominieren in der Ausbildung von Spitzenmanagern. St. Gallen könnte sich dauerhaft als explizite Eliteeinrichtung etablieren, da dort nur eine kleine Anzahl von Studenten letztlich studieren kann. Gegen diese Entwicklung würde aber sprechen, dass in der Schweiz eine kleinbürgerliche Tradition der Eliten vorherrscht. Im Unterschied zu Großbritannien hält sich in der Schweiz die soziale Selektivität in Grenzen.

         III. Eliten ohne Elitebildungseinrichtungen

Andere Länder weisen keine Eliteeinrichtungen wie Frankreich und Großbritannien auf. Diese gibt es nur vereinzelt. In den Gründungsländern der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft fehlen, außer in Frankreich, Elitebildungsinstitutionen.

      

            1. Spanien

In Spanien fehlen zunächst Eliteeinrichtungen, schulisch sowie im Hinblick auf Hochschulen. Dadurch entfällt auch die Homogenität dieser Elite. Abgesehen von den wenigen Gemeinsamkeiten unterscheiden sich Frankreich und Spanien in ihren Eliten. Spanien hat nach französischen Vorbild für Verwaltungsbereiche Corps geschaffen. Diese bestehen aus Universitätsabsolventen der juristischen, wirtschaftlichen und technischen Bereiche, nach strengen Aufnahmeprüfungen.

Die Vorbereitung auf die Aufnahmeprüfungen dauern ungefähr drei bis vier Jahre (vgl. Hartmann 2007: 103). Mit der Mobilität sieht es anderes als in Frankreich aus. Das Fehlen von Elitehochschulen verhindert dies. In Spanien     kann von Massenuniversitäten gesprochen werden. In der Politik kommen vier Fünftel der Generaldirektoren in Ministerien aus Elitcorps. Auch in den Politikparteien sind sie stark vertreten.

Positionen in der Wirtschaft sind ebenfalls von ihnen besetzt, dazu können sich Corpsmitglieder von den Corps, wie in Frankreich, beurlauben lassen, um dort zu arbeiten. In den 1980er Jahren waren 20 % der Topmanager Wechsler aus der hohen Verwaltung (vgl. Hartmann 2007: 105). Das ganze ähnelt der französischen Eliterekrutierung, da die meisten Corpsangehörigen aus wohlhabenden Familien stammen.

Dies lässt sich am Beispiel der Präsidenten der 30 größten spanischen Unternehmen aufzeigen. Ganze 55% stammen aus dem Großbürgertum (vgl.Hartmann 2007: 106).  Spanische Corps sind im Gegensatz zu Frankreich sehr spezialisiert und weisen eine geringere Mobilität im sektoralen Bereich auf. Zusammenfassend unterscheidet sich Spanien in der Einheitlichkeit Frankreichs Elite.

In Deutschland, Italien, Belgien, den Niederlanden und Österreich herrscht eine Ausbildung an Massenuniversitäten vor und ist nicht mit den Grandes Écoles, Public Schools oder Oxbridge zu vergleichen. In Deutschland herrscht ein Exzellenzwettbewerb vor. Ein neues Universitätssystem wird sich etablieren. Nach dem Motto, welche Universität einen gute Ruf und nur wenige Studenten aufnimmt, bekommt Fördermittel von 21 Millionen Euro.

Dazu zählen die Universitäten LMM München, TU München und Karlsruhe. Das Universitätssystem wird sich in Zukunft in zwei Spalten. Die einen bilden zügig aus, die anderen konzentrieren sich auf die Forschung.

Somit wird es Unterschiede zwischen Massenuniversitäten und Eliteuniversitäten geben. Durch neue Auswahlverfahren und langfristig hohe Studiengebühren wird sich so die Zahl der Studierenden verringern. Es wird dann eine Rolle spielen, wo ein akademischer Abschluss erworben wurde (vgl. Hartmann 2007: 77ff). In den drei Verliererländern des zweiten Weltkriegs, Deutschland, Italien, Österreich, sind die Politikeliten kleinbürgerlich geprägt.

Dies ist in der Politik sichtbar. In Deutschlandhat von den drei Bundeskanzler Adenauer, Schmidt und Merkel nur Schmidt eine Sonderstellung aufgrund seines Habitus aus dem Bürgertum. In Italien kamen in der Zeit von 1963 bis 1993 vier von elf Ministerpräsidenten aus dem Bürgertum. In Österreich kamen in den letzten 50 Jahren die Bundeskanzler aus dem Bürgertum. Im Vergleich zu Deutschland und Italien waren Arbeiterkinder in der politischen Elite stärker vertreten.

In Italienkam es Anfang der 1990er Jahre zum Zusammenbruch der Parteistruktur. Dies hatte Folgen für die politische Elite. Der Anteil der Berufspolitiker mit langer Parteikarriere ging zurück. Während bis zu den 1990ern noch 60% eine derartige Laufbahn gemacht hatten, waren des 1992 nur noch 40%. In Italien zeichnete sich eine allmähliche Öffnung der politischen Elite gegenüber anderen ab.

Seit 1993 ist die soziale Rekrutierung bürgerlicher geprägt. Unter der Regierung Berlusconis sind die Ministerien bürgerlich und großbürgerlicher geprägt, unter Prodi ist sie offener und gemischte. Mittelschicht und Arbeiterklasse sind dort vertreten, während die Basis der Forza unter Berlusconi kleine und mittlere Selbständige bilden (vgl. Hartmann 2007: 131f).

In Deutschlandherrschen die zwei Volksparteien vor, CDU/CSU und SPD. Unter Kiesinger (SPD), 1963-1969, war die Struktur der Kabinettsmitglieder offener und gemischte, unter Merkel (CDU), ab 2005, wiederum bürgerlich und großbürgerlich. „Die veränderte soziale Rekrutierung der Spitzenpolitiker, und vor allem der jüngeren unter ihnen, hat einen entscheidenden Grund“ (Hartmann 2007: 137).

„ Wenn die Parteibasis an Einfluss einbüßt und gleichzeitig auch noch wenig repräsentativ für die Bevölkerung ist, dann steigt fast parallel dazu sowohl der Anteil von Berufspolitikern mit bürgerlicher Herkunft als auch der von Quereinsteigern“ ( Hartmann 2007: 138). Mobilität ist auch in Deutschland erkennbar. Viele wechseln von Spitzenpositionen der Verwaltung in Spitzenpositionen der Politik.

In der Verwaltung und Justiz ist Deutschlandbürgerlicher, als die politische Elite, geprägt. 60% der Spitzenbeamten haben eine bürgerliche Herkunft und 60% der Justizelite kommen aus dem Bürger- und Großbürgertum. In den Niederlandenist die Rekrutierung von Verwaltung und Justiz mit der Deutschlands vergleichbar. Hier ist die Verwaltung aber etwas kleinbürgerlicher geprägt, also mit der breiten Mittelschicht besetzt, da sie ein geringeres Ansehen hat. Ähnlich ist das auch in Belgien, Österreich, Italien und Griechenland.  In Italien ist die Verwaltungselite nicht als gleichwertig mit der Wirtschaftselite akzeptiert. Ähnliches gilt auch für Belgien.

„Das italienische System ist charakterisiert durch einen korporatistischen Typus der Isolation“ (Hartmann 2007: 143 In: Mény/Knapp 1998: 297). Das heißt, dass es keinen Wechsel zwischen den Sektoren der Verwaltung und Politik gibt.

In der Verwaltung werden höhere Positionen aus den eigenen Reihen besetzt, viele haben vorher in der öffentlichen Verwaltung gedient. In Belgien haben die hohen Beamten eine langjährige Verwaltungstätigkeit absolviert, bevor sie in ein höheres Amt berufen wurden.

In den Niederlanden wurden im Jahr 1996 89% aus der zentralen Verwaltung rekrutiert.

„In Österreich gibt es selbst innerhalb der Ministerialverwaltung kaum Mobilität“ (Hartmann 2007: 143). In den Ländern Deutschland, Italien und Griechenland konnten sich keine Elitehochschulen für die Verwaltung nach französischen Muster etablieren, dementsprechend ist die Mobilität gering und es gibt keine homogene, mächtige Elite (vgl. Hartmann 2007: 143).

Die Wirtschaft bildet das Gegenstück zur kleinbürgerlich geprägten politischen Elite. 50% der Vorstandsmitglieder der 100 größten deutschen Unternehmen kommen aus dem Großbürgertum, 1/3 hat eine bürgerliche Herkunft, 15% kommen aus der breiten Mittelschicht und Arbeiterklasse.

Das Muster hat sich seit Jahrzehnten nicht verändert, der Anteil der Vorstandsvorsitzenden aus dem Großbürgertum hat sogar noch zugenommen. Im Aufsichtsrat ist die Zusammensetzung noch homogener. 92 % kommen aus dem Bürger- und Großbürgertum. Nur noch im höchsten Militärs ist die soziale Rekrutierung exklusiver (vgl. Hartmann 2007: 144).

In den Niederlanden ist die Wirtschaftselite auch bürgerlich und großbürgerlich geprägt. Das gilt auch für Österreich. In Italien stellt die breite Mittelschicht jeden dritten Vorstandschef und ist somit kleinbürgerlich geprägt (vgl. Hartmann 2007: 146).

In all diesen Ländern gibt es in der Wirtschaft Familienclans, die Führungspositionen an die nächste Generation weitergeben. In Deutschland kommen große Unternehmerfamilien aus dem Bürger- und Großbürgertum. In andern Unternehmen sucht ein kleiner Personenkreis aus, wie Spitzenpositionen besetzt werden. Hier ist der Habitus ausschlaggebend.

Firmeneigentümer, Vorstands- und Aufsichtsratvorsitzende suchen Persönlichkeiten mit einem, ihnen ähnelnden, Werdegang. So können sie besser Vertrauen aufbauen und deren Persönlichkeit besser einschätzen. Die Entscheidung wird an Persönlichkeitsmerkmalen wie Dress- und Verhaltencodes, Allgemeinbildung, optimistische Grundhaltung, unternehmerischer Einstellung, Souveränität und Selbstsicherheit festgemacht.

In den Niederlanden liegen für den Adel und das Patriziat, für das Erlangen einer Eliteposition in der Wirtschaft, gleiche Ergebnisse, wie in Deutschland, vor.

In Italien ist die Wirtschaft hingegen in zwei geteilt. Zum einen gibt es die privaten Unternehmen, zum anderen die staatlichen Unternehmen. Die privaten Unternehmen werden

meist von der Unternehmerfamilie und Managern aus dem Bürger- und Großbürgertum geleitet. Durch den Privatisierungsprozess und Fusionen von öffentlich, genossenschaftlichen Unternehmen werden auch diese durch geänderte Rekrutierung vom Bürger- und Großbürgertum geleitet. Ob sich dies aber zu einem Trend entwickelt, bleibt abzuwarten. Die Ad's[3]der neun größten italienischen Firmen haben an der Mailänder Wirtschaftshochschule

Bocconi studiert. Dieser Besuch der Hochschule bleibt aber auf private Unternehmen beschränkt, könnte bei Weiterentwicklung aber zu einer Homogenität im italienischen System frühen (vgl. Hartmann 2007: 150ff). Italien hat eine sehr geringe intersektorale Mobilität. Grund dafür ist die Trennung zwischen Politik und Verwaltung. Hier spielt die Kluft zischen Nord- und Süditalien eine Rolle.

In Deutschland ist die Mobilität auch gering. Von 416 Vorstandsmitgliedern der 100 größten Unternehmen haben 406 nie in einem anderen Sektor, als der Wirtschaft, gearbeitet.

Ähnlich gering ist es auch in den Niederlanden. Einzig allein in Italien hat es Berlusconi geschafft, eine Symbiose zwischen Politik und Wirtschaft herzustellen. Er hat es als größter Privatunternehmer an die Spitze des Staates geschafft (vgl. Hartmann 2007:154f).

         3. Das skandinavische Modell

I

Es heißt, Skandinavien ist in puncto Bildungssystem das durchlässigste Europas. Dänemark, Finnland, Norwegen und Schweden haben keine Elitebildungsinstitutionen. Spitzenpolitiker kommen hier zu einem großen Prozentsatz aus der breiten Mittelschicht und vor allem aus der Arbeiterklasse. Finnland weist dieses Muster am stärksten auf.

Schweden ist dagegen etwas bürgerlicher. Die Übereinstimmung der Partei hängt mit dem Elternhaus stark zusammen. Die Sozialdemokraten kommen aus der Arbeiterklasse, die Konservativen aus dem Bürger – und Großbürgertum. Dänemark ähnelt diesem Muster. Da es die Sozialdemokraten in Schweden wie auch in Dänemark aber seltener an die Macht schaffen, führte das zu einer Verbürgerlichung der Elite.

In Dänemark und Finnland bilden die Selbständigen die größte Gruppe unter den Politikern. Im Unterschied zu Schweden und Norwegen spielt die breite Mittelschicht eine größere Rolle als die Arbeiterklasse. In Finnland unterscheiden sich die Staatspräsidenten von dem Rest der finnischen politischen Elite.

Staatspräsidenten kamen 1991 zu 80% aus der Arbeiterklasse, während der Rest der politischen Elite mit 30% aus dem Bürger- und Großbürgertum kam   (vgl. Hartmann 2007: 162 In: Ruostetsaari 1993: 315). Zusammenfassend ist die politische Elite in Skandinavien kleinbürgerlicher – Arbeiter sind in Spitzenpositionen so stark, wie sonst in keinem anderen Land Westeuropas, vertreten.

Die Verwaltungselite weist eine höhere soziale Herkunft, als die politische Elite, auf. Das ist im Vergleich mit anderen Ländern einmalig. In Schweden kommen 50% der hohen Beamten aus den obersten 10% der Bevölkerung, in Norwegen sind es 39%. Dänemark und Finnland bieten ein noch exklusiveres Bild (vgl. Hartmann 2007: 162f). 1/3 der hohen Beamten in Finnland kommen aus dem Bürger-und Großbürgertum.


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