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Interpretation
Deutsch

FOS Wörrstadt

keine Note

Lillian S. ©
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ID# 54117







Wie schreibe ich eine Interpretation

Unterrichtsmaterial für Schüler

1.      Einleitung

Titel, Autor, Textart, Jahr, (wenn bekannt), Thema, (ggf. Interpretationshypothese)

Sybille Bergs Kurzgeschichte „Nacht“ aus dem Jahr 2001 beschreibt die Flucht aus dem Alltag zweier Jugendlicher, die unabhängig voneinander bei Nacht einen Berg besteigen und sich dort ineinander verlieben. Die Geschichte ist zugleich eine Liebesgeschichte sowie eine kritische Betrachtung des hektischen Alltags heutiger Stadtbewohner. 

2.      Hauptteil:

Inhaltsangabe

Charakterisierung der Hauptfiguren, Figurenkonstellation (Beziehung der Figuren untereinander)

Deutung der Sprache, der sprachlichen Mittel und der Symbole

Erzählhaltung, Zeitgestaltung      Die Geschichte beginnt mit einer stark metaphorischen Beschreibung der Menschen in der Stadt, die von der Arbeit nach Hause gehen, um dann in ihren Wohnungen auf dem Sofa zu sitzen und am nächsten Tag wieder zur Arbeit zu gehen.

Nur ein Mädchen und ein Junge gehen nicht nach Hause, sondern steigen auf einen Berg und dort auf einen Aussichtsturm. Beide sind zunächst unzufrieden damit, dass sie dort nicht allein sind und sitzen an entgegengesetzten Enden des Turms. Doch dann kommen sie sich näher und verlieben sich schließlich ineinander.

Sie träumen gemeinsam davon, der Stadt zu entfliehen und alles hinter sich zu lassen.

Über die beiden Protagonisten, den Jungen und das Mädchen erfährt der Leser nicht viel. Weder ihr Beruf noch der familiäre Hintergrund sind bekannt und auch ihr Äußeres wird nicht beschrieben. Nicht einmal einen Namen erfährt der Leser.

Sie stehen damit stellvertretend für Jedermann. Damit deutet sich bereits an, dass es hier nicht um die Personen an sich geht, sondern um ein allgemeines, auf alle Menschen übertragbares Problem geht. Einzig und allein das Alter der Personen wird durch die Bezeichnungen „Junge“ und „Mädchen“ bereits angedeutet und direkt im Anschluss näher bestimmt: „Sie waren jung […]“ (Z.23) „ […] da hat man manchmal noch Mut.

Etwas ganz Verrücktes müsste man heute tun, dachten beide unabhängig voneinander […]“ geht die Beschreibung der beiden weiter.

Hier wird bereits die Seelenverwandtschaft der beiden angedeutet, die unabhängig voneinander den gleichen Gedanken haben. Allerdings wird sie direkt im Anschluss als nichts Besonderes dargestellt, indem der Erzähler fortfährt: „ […] doch das ist kein Wunder, denn bei so vielen Menschen auf der Welt kann es leicht vorkommen, dass sich Gedanken gleichen.“ (Z.25ff) Dieser Hinweis auf die gleichen Gedanken mit anschließender Relativierung findet sich im weiteren Verlauf des Textes noch einmal (Vgl.

Z.43f). Hier wird aber im Anschluss dennoch das positive dieser Gemeinsamkeit herausgestellt, wenn der Erzähler urteilt: „[…] und doch ist es wie Schicksal, einen zu treffen, der spricht was du gerade sagen möchtest.“ (Z.44f) Diese Gemeinsamkeit führt dazu, dass die beiden sich ineinander verlieben und sich die ganze Nacht unterhielten.

Dabei wurden die Worte „weich“ (Z.46) und „klare Sätze wichen dem süßen Brei, den Verliebte aus ihren Mündern lassen, um sich darauf zum Schlafen zu legen.“ (Z.47ff)  Die Metapher des süßen Breis steht dafür, dass die beiden flirten. Die Süße steht für etwas nettes, angenehmes, was von dem Wort „Brei“ das für etwas weiches, aber andererseits schwer zu fassendes steht, noch unterstrichen wird.

Das heißt es hier nicht um den Inhalt der Unterhaltung, nämlich „klare Sätze“ geht, sondern darum, sich bei der Unterhaltung einfach wohl zu fühlen. So wohl, dass man sich darauf zum Schlafen legen könnte, wie die Metapher weiter geht.

Die beiden sind allerdings nicht nur durch ihre Gedanken, sondern nun auch körperlich verbunden: „Sie hielten sich an der Hand, die ganze Nacht, und wussten nicht, was schöner war. Die Geräusche, die der Wind machte, die Tiere die sangen, oder der Geruch des anderen.“ (Z.49ff)

Die Stadt wird als eng und hektisch beschrieben in der „Tausende[] aus unterschiedlichen Türen in den Abend geschoben“ (Z.2ff) werden und wo die Menschen „müde und sich zu dicht“ (Z.7) sind. Der Himmel in der Stadt ist rosa (vgl. Z.8), was als etwas Positives, Schönes zu deuten ist, aber die Menschen dort nehmen es nicht einmal wahr, weil sie zu sehr in ihrem Alltagstrott gefangen sind.

Zu Hause „säßen [sie] dann auf der Couch, würden Gurken essen und mit einem kleinen Schmerz den Himmel ansehen, der vom Rosa ins Hellblaue wechseln würde […].“(Z.13ff) Das Sitzen auf Couch steht hier für die Lethargie der Menschen und ihre Unfähigkeit aus dem Trott auszubrechen.

Dass sie die sie mit einem „kleinen Schmerz“ wahrnehmen, was bedeutet, dass sie sich schon noch ein bisschen darüber bewusst sind, dass ihnen eigentlich etwas fehlt. Aber statt die Chance dieser „Nacht wie geschaffen, alles hinter sich zu lassen“ (Z.16f) zu ergreifen funktionieren sie weiter, aus Angst vor dem Unbekannten.

Das Unbekannte wird hier als Personifikation dargestellt, das „[…] mit dummen Fragen [verunsichern]“ (Z.20f) würde. Generell arbeitet Sybille Berg in diesem Text viel mit Personifikationen. So ist es der Berg „der die Stadt beschützt“(Z.28f), die Stadt, die „zu atmen begann“ (Z.60f) oder der Morgen, der „kam“ (Z.60).

Den Alpen kann man Namen geben und „die hörten dann darauf, wenn man sie rief“ (Z.31f) die Menschen fragen sich „wo das Leben bleibt.“(Z.59) Durch die Personifikation der Berge und der Stadt erscheinen wird die Bedeutung der beiden Räume noch einmal verdeutlicht.

Der Aussichtsturm steht außerdem für einen Ort der Erkenntnis. Ganz faktisch hat man von dort oben, wie der Name schon sagt, eine gute Aussicht. Man sieht also mehr als unten. Im übertragenen Sinn sehen die beiden dort oben, was für sie im Leben wichtig ist. Dies wird klar, wenn der Junge sagt: „Dabei ist es so einfach, man muss nur ab und zu mal nicht nach Hause gehen, sondern in den Wald.“ Der Wald steht hier wie die Berge, die Tiere und der Wind für die Natur als Ganzes, die wiederum einen Gegensatz zur Stadt darstellt.

Das Mädchen erkennt wiederum, dass man diesen Blick für das was im Leben wichtig  ist, nur dort oben hat, wenn sie sagt „wir werden es wieder vergessen, das ist das Schlimme. Alles vergisst man, das einem gut tut, und dann steigt man wieder in die Straßenbahn, morgens, geht ins Büro, nach Hause, fragt sich, wo das Leben bleibt.“ (Z.55ff) Gerade als der Morgen wieder anbricht und das hektische Leben wieder los geht, erkennen die beiden, „dass es das Ende von ihnen wäre, hinunterzugehen ins Leben.“ (43)

In einem Fall steht Leben eher für harte „Realität“ und im anderen eher für „Sinn des Lebens“. Dies lässt sich so deuten, dass das Leben eben beide Seiten und verschiedene Facetten hat, die beide nicht zu kurz kommen dürfen.

Der Schluss der Kurzgeschichte lässt mehrere Interpretationen zu. „Ich wollte, es gäbe nur noch uns, sagte der Junge. Das Mädchen nickte, sie dachte kurz: So soll das sein, und im gleichen Moment verschwand die Welt.“ Dies könnte man so interpretieren, dass die beiden Selbstmord verübt haben.

Dafür spricht die Formulierung „dachte kurz“. Man denkt noch einmal kurz darüber nach, bevor man springt. Dagegen spricht allerdings, dass die beiden ja gerade ihr Glück gefunden haben und die Stimmung keine von Frustration und Trauer ist. Deshalb würde ich das Verschwinden der Welt eher in dem Sinne interpretieren, dass sie alles herum um sie vergessen.

Zu dieser distanzierten Erzählhaltung passt auch, dass die Protagonisten keine Namen haben. Der Erzähler überblickt alles und hat sich exemplarisch zwei Menschen raus gesucht, über die er erzählt.

Die Geschichte ist im Präteritum geschrieben, was zu dem gleichnishaften Charakter der Geschichte passt. Im ersten Abschnitt wird zudem häufig der Konjunktiv II verwendet, was zum Einen eine unwirkliche Atmosphäre schafft.

3.1   Schluss

Abschließende Deutung der Gesamtaussage des Textes („Autorenintention“)

Bewertung des Textes und/oder einer Figur des Textes

Mit dem Text will Sybille Berg meines Erachtens zeigen, dass zu viele Menschen vor lauter Arbeiten und Funktionieren und dem Festhalten an der Regelmäßigkeit des Alltags den Blick für das Schöne im Leben und für das was ihnen wirklich wichtig ist, verloren haben. Sie möchte aufrütteln und die Menschen daran erinnern, dass es noch etwas außer ihrem Alltag gibt, dass es sich lohnt (wieder) zu entdecken. Sie fordern die Menschen auf, öfter mal einen Blick von außen auf das eigene Leben zu wagen und zu entdecken, was einem eigentlich gut tut. Im Fall der Geschichte ist es der Aufenthalt in der freien Natur, dies lässt sich aber auch auf andere Bereiche des Lebens übertragen. Vielleicht entdeckt jemand anders, dass er gerne malt oder ähnliches.

Obwohl die Figuren so unpersönlich gezeichnet sind kann man sich gut mit ihnen identifizieren, gerade weil die Gedanken, auf die ein oder andere Art aus „dem Hamsterrad“ auszubrechen wohl schon jeder hatte. Der Botschaft der Geschichte kann ich nur zustimmen.

Mir gefällt der metaphorische Stil, in der die Geschichte geschrieben ist, da sich bei jedem Mal lesen neue Interpretationen und Sichtweisen auftun und am Ende doch alles gut zusammen passt. Auch wenn es Stellen gab, die unverständlich geblieben sind, lies sich die Grundaussage des Textes doch gut entschlüsseln.


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