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Zusammenfassung
Deutsch

Karl-Franzens-Universität Graz - KFU

1, Vellusig, 2014

Sonja S. ©
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ID# 57763







Was ist Literaturgeschichte?

1) Alle Literaturereignisse im Laufe der Zeit
2) Die Wissenschaft, die sich damit beschäftigt
3) Literaturgeschichte als Buch (Ergebnis der Literaturgeschichtsschreibung)

= Geordneter Überblick über einen diachron und synchron betrachteten Sprachraum und seine literarischen Texte
= Auswahl von liter. Ereignissen, Fakten . – Werden in Zusammenhang gebracht und geordnet

Was ist ein Kanon?

Alle Werke, die für bestimmte Epochen charakteristisch sind

Welche Kriterien für LGS gibt es?

1) Das was für eine Epoche relevant/charakteristisch ist – Teil des kollektiven Gedächtnisses und erinnerungswürdig
2) Methodischer Ansatz/ Erklärungsmodell der lgs. Entwicklung
3) Für jede Art von „Geschichte“: zB. Verkehrsunfall – aus einem komplexen Geschehen wird eine Geschichte (Geschehen- Auswahl der Fakten/Herstellen von Zusammenhängen –Geschichte - sprachl. Strukturierung und Formulierung – Text der Geschichte)

Welche Arten von LG gibt es?

1) Erzählendes Werk: Werke/Autoren werden literarisch in Zusammenhang gestellt
2) Bio-bibliographische Handbücher: Mischung aus LG/Lexikon/Bibliographie (heute selten)
3) Chronikalisch-annalistische Darstellungen: Chronologisch geordnetes Verzeichnis von Autoren und Werken
4) Literaturlexikon

Gab es in der Antike LGS?

Ja, Vorstufen davon. Kallimachos verfasste Schriftrollen (Pinakes) auf denen er das Inventar von der Alexandrinischen Bibliothek vermerkte.
Quintilian sammelte mustergültige Texte für den Rhetorikunterricht (Art von Kanonbildung – Vorläufer der LGS)
Sueton verfasste eine Biographiensammlung (de viris illustribus)
 Vorläufer im Sinne eines Lexikons von berühmten Namen
Der Hl.

Hieronymus unterschied erstmals zw. christl. Scripture und heidnischer litteratura.

Wie sah die LG im Mittelalter aus?

Es gab eine lat. Tradition (Grammatik, Rhetorik, Dialektik) : Die Vitensammlung des Hieronymus wurde fortgeführt.
Konrad von Hirsau führte in die Lektüre der lat. Schulautoren in Dialogform ein!
Welche deutsprachigen Zeugnisse gibt es aus dem Hochmittelalter?

Es handelt sich um Vorstufen der LGS und der Literaturkritik.
Thomasin v. Zirclaere machte in seinem Werk „Der welsche Gast“ Anspielungen auf Walther v. der Vogelweide.
Hugo v. Trimberg: Lobt Walther v. der Vogelweide und kritisiert die Romandichter (Leute würden davon geschädigt)
Was passiert im 13. Jahrhundert?

In Romanen gibt es s.g. Literaturexkurse = Autor geht zu einer Reflexion des Literaturgeschehens seiner Zeit über
Tristan: Lob und Tadel f. versch. Autoren
Rudolf v. Ems: Epigonale Haltung = das Vergangene wird als das Größere angesehen – man versucht es nachzuahmen – erstmals Idee einer „Blütezeit“

Welche wichtigen Schriften entstanden im Spätmittelalter/ frühe Neuzeit?

a) Codex Manesse (14.Jhd) = Sammelhandschrift
b) Ambraser Heldenbuch (1504) = wichtigste Literatur des MA – im Auftrag von Kaiser Max. I.
c) Von Dichtern initiierte Werke: Oswald v. Wolkenstein verfasste 2 Handschriften in denen er sein eigenes Werk zusammenfasste – es handelt sich dabei vermutlich um das erste authentische Porträt.
Welches Ziel verfolgten die Autoren mit dem Verfassen dieser Texte?

Sie wollten etwas für die Nachwelt erhalten! Schlüsselbegriff: memoria/gedechtnus

Was geschah vom 16. Bis 18. Jahrhundert?

1) Die eigene Literatur wurde gegen die höherstehenden Kulturen/Literaturen der Italiener und Franzosen verteidigt
2) Opitz „Buch von der deutschen Poeterey 1624“: er weist auf, dass auch deutsche Autoren wichtige lit. Werke hervorgebracht haben
3) 18 Jhd.: Autorenverzeichnisse und Bibliographien dominieren
Was wird als die erste Literaturgeschichte bezeichnet?

Daniel Georg Morhof 1682: Unterricht von der teutschen Sprache und Poesie/Deren Ursprung/Fortgang und Lehrsätzen  er weicht erstmals von der bloßen Auflistung von Autoren und Werken ab und stellt die Entwicklung von Dichtern dar.
Welche Wende gab es Ende des 18. Jahrhunderts?

- Man unterschied die fiktionale Literatur (Poesie/Dichtung) vom übrigen Schriftentum – Der Literaturbegriff wurde also verändert.
- Geschichtliches wurde als Entwicklungsprozess gesehen; nicht mehr als von Gott gewolltes.
- Werke die sich mit LGS befassen wenden sich an ein breiteres Publikum
- die Brüder Schlegel trugen erstmals vor Laienpublikum philosophische und literaturkritische Reflexionen vor.
Was war die erste Literaturgeschichte im eigtl.

Sinn?

„Geschichte der poetischen Nationalliteratur der Deutschen“ 1835-42
von Georg Gottfried Gervinus (5 Teile)
Er wollte seine Literaturgeschichte in den Dienst seiner polit. Ideen stellen
Welche Ansichten hatte Gervinus?

Er sah einen Höhepunkt und Endpunkt der dt. Literatur bei Goethe

Entelechie: Gervinus sieht in der LGS eine zielgerichtete Entwicklung
Welches Werk verfasste A.F.C. Vilmar?

Die „Geschichte der dt. Nationalliteratur“ 1845
Es ist ein sehr vielgelesenes Werk, Postulierung zweier klassischer Epochen, Patriotische und christl. Gedanken kommen zusammen
= Man spricht von einem „nationalistisch-christlichen Gesinnungs-Konglomerat
Von wem stammt die „Geschichte der deutschen Lit(t)eratur“ 1883?
Von Wilhelm Scherer. Er war Österreicher und Vertreter des Positivismus.
Versuch: naturwissenschaftliche Prinzipien auf Geistes- und LiteraturWS übertragen
Man will von dem Gegebenen (Positiven) ausgehen und das als Grundlage f. die Interpretation eines Werks verwenden.
+ Einbeziehung der Psyche: Deshalb über den Positivismus hinausgegangen
+ Vermittelnde Position zwischen der objektiven Methode der NAWI und der subjektiven Möglichkeiten
Was entwickelte sich parallel zum Positivismus?

Die Geistesgeschichte: Wilhelm Dilthey „Einleitung in die Geisteswissenschaften“
Vergleiche Positivismus und Geistesgeschichte!

Positivismus

Geistesgeschichte

Literatur nach Muster der NAWI erklären

Will nicht erklären, sondern verstehen


Religion, Philosophie, Recht und Kunst werden als Manifestationen des Geistes gesehen

Naturwissenschaftler steht außerhalb und beobachtet

Das interpretierende Subjekt wird miteinbezogen


Hermeneutischer Zirkel: Beim Verstehen kommt man immer wieder vom Einzelnen zum Ganzen und umgekehrt.

Was wird an der Geistesgeschichte kritisiert? Was wurde von ihr beeinflusst?

Man verwendet eine sehr schwer nachvollziehbare, subjektive Methode und unscharfe Begriffe (Geist, Idee, Gestalt, Bild) – Das ist ein Widerspruch zur Wissenschaft
Geprägt wurde die Literaturinterpretation

Welches Werk verfasste Josef Nadler? Was ist daran besonders?

„Literaturgeschichte der dt. Stämme und Landschaften“ 1912-1928
+ Es ist die letzte umfassende LG von einem einzelnen Autor
 später nur mehr Autorenkollektive
+ Er verwendet Elemente von Positivismus und Geistesgeschichte
+ Idee: Wollte in Stämmen literarisches Erbgut feststellen
 Die 4. Auflage war dann rassistisch/antisemitisch
+ Auflage 1-3 sind aber immer noch zu gebrauchen, weil sie eine Quelle für sonst kaum bekannte Dichter darstellen!
Wie sah die LGS nach 1945 aus?

Man pflegt die geistesgeschichtliche Tradition – es entsteht eine neue Strömung der Literaturwissenschaft: die textimmanente Interpretation
+ Umfassende LG’s waren fast immer Gemeinschaftswerke von mehreren Autoren
+ Man wertet bislang ausgeklammerte und vernachlässigte Autoren auf (Heinrich Heine, Exilliteratur)
+ Kritik: Periodisierung, Epochenbenennung
+ Kritische Auseinandersetzung mit Literaturwissenschaft/LG und Kanon
Wann gab es eine „sozialgeschichte der Literatur“?

- Als Reaktion auf Geistesgeschichte und textimmanente Methode
- Anstoß 68er: Forderung nach gesellschaftlicher Legitimation der Literaturwissenschaft und Germanistik
- Literatur als „Symbolsystem“ und „Sozialsystem“

Karl Otto Conrady: Er verzichtet auf Epochenbegriffe sondern schreibt „Von Heinrich Heine bis Theodor Storm“ etc.

Welche Fragen stellt man sich oft in Bezug auf Autoren und Werke?
Man fragt sich, wo man den Autor XY einordnen kann.
Warum wollen wir diese Kategorisierung?

Weil Epochen Bezugssysteme sind, die uns helfen lit. Werke historisch zu verstehen.  Sie sind Orientierungsmaßstab
- Ohne diesen Maßstab kann man den Werken ihre geschichtliche Dimension nicht ansehen
- Man kann die Geschichtlichkeit nur dann erkennen, wenn man einen Maßstab zum Vergleichen hat

Was ist das Problem an diesen Maßstäben?

Die Romantik gibt es nicht so, wie es die ersten Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts gibt. Wenn man also sagt „Clemens Brentanos Schaffen fällt in die Zeit der Romantik“ dann liegt man falsch  diese Epochenbegriffe ergeben sich erst im rekonstruierenden Durchgang von lit. Texten an denen sich Gemeinsamkeiten und Unterschiede feststellen lassen.
Die Romantik ist also eine bloße Rekonstruktion der Literaturgeschichtsschreibung

Was ist eine Epoche?

Griech. epoché – zuerst Bedeutung „Halt, Einschnitt“, dann Bedeutungsverschiebung hin zu „Zeit zwischen zwei Einschnitten“
Zuerst sagte man „Zeitalter“ und „Periode“

Welche Ordnungsmuster benutzt man?

Sie überlagern sich! Man reiht verschiedene aneinander um einen historischen Zeitraum zu erschließen.
Wo werden diese Ordnungsmuster getrennt dargestellt?

Im Reclam Buch der dt. Literatur (2004)
Man gliedert nach: Gattung/Autor/Stoffe und Themen/ Literaturbetrieb = Geschichte des lit. Lebens
Lauer: Grundkurs/Literaturgeschichte. Was ist hier erkenntlich?

+ Epochen überlagern sich vielfach
+ Man nimmt versch. Kriterien für die Gliederung
+ zB: Ahd./Fhd./Mhd. Literatur – gegliedert nach Phasen der Sprachgeschichte
+ zB: Klassik eingegrenzt von Goethe-Ereignissen: 1786 zieht er nach Italien, 1832 stirbt er
Was ist die höfische Klassik im Vergleich zur Klassik des 18./19. Jhs.?

+ Es handelt sich um eine s.g. Blütezeit, Ausnahme und um einen historischen Normbegriff
Wann spricht man generell von Klassik?

Es handelt sich bei klassischen Werken immer um solche, die das kulturelle Gedächtnis prägen.

Warum ist 1450 in mehreren Belangen wichtig?

+ Beginn Humanismus und zeitgleich endet eine Phase der Kulturgeschichte, die als frühe Neuzeit bezeichnet wird (= Makroepoche)

Aus welchen anderen Bereichen zieht man Kriterien für die Gliederung heran?

Religionsgeschichte

Reformation

Kunstgeschichte

Barock

Philosophie und allg. Geistesgeschichte

Aufklärung

Mentalitätsgeschichte

Empfindsamkeit = Anteil am Leben anderer wird zum Thema der Literatur

Stil- Kunst und Lebensprogramm

Sturm und Drang = Benannt nach einem Drama


a) Frühromantik (Jena)
Verbindung von jungen Wissenschaftlern und Klassikern (Goethe und Schiller wohnten nicht weit entfernt von Jena in Weimar)
b) Hochromantik / Heidelberger Romantik (Berlin)
Bestimmte Art von Literatur (ETA Hoffmann)

c) Spätromantik (München, Wien)
Austausch zw. stilprägenden Persönlichkeiten

Was geschah zwischen 1830 und 1848?

Man spricht von Biedermeier und jungem Deutschland/Vormärz.
1848/49: Märzrevolution (Unabhängigkeitsbestrebungen der verbündeten Herrscherhäuser Mitteleuropas)

Warum wird dieser Zeitabschnitt in Biedermeier und Vormärz/junges D. gegliedert?

a) Vormärzliteratur: politisch geprägte Texte
b) Junges Deutschland: Politisch engagierte Schriftstellergruppe
c) Biedermeier: Autoren, die nichts mit politischen Autoren zu tun hatten
 Biedermeier ist auch eine Phase der allg. Kulturgeschichte

Welchen Einschnitt bildet 1890?

a) Naturalismus
b) Fin des siècles/ Jahrhundertwende zur Moderne
Was merkt man an der Gliederung bei Lauer?

Die Literaturgeschichte muss in Beziehungen zu anderen Geschichten stehen
Die LGS kann die dt. Literatur nicht unter einem Gesichtspunkt strukturieren!

Auf welche zwei Arten kommt man zu Epochenbegriffen?

1) Selbstcharakterisierung der Zeitgenossen = Objektsprache
Sie geben der LGS die Begriffe vor – Kant definiert zB die Aufklärung
2) Metasprache
Einzelne Epochen werden aus einer dezidiert historischen Perspektive rekonstruiert.

Nenne Beispiele für Objektsprache! Was ist das Problem daran?

a) Aufklärung, Romantik, Realismus
b) Problem: Blick der Zeitgenossen auf eigene Kultur ist eingeschränkt! Sie beschränken sich außerdem nur auf das „markante Neue“.

Nenne Beispiele für Metasprache!

Mittelalter (makrohistorischer Epochenbegriff)

Barock (Kunstgeschichtlicher Epochenbegriff)
Goethezeit (1770-1830)
Von Bedeutung weil Goethes Leben oft mit verschiedenen Epochengrenzen in Einklang ist.

+ Einige Begriffe und Folgen (Reformation bis Realismus) setzten sich Ende des 19. Jhs. Durch, andere wie Barock zB erst in den 1920er Jahren.
+ kürzere Abschnitte werden mit Namen von lit. Strömungen/Kunst-Lebensstil bezeichnet – oder unter politgeschichtlichen Begriffen zusammengefasst.
+ keine autonome Periodisierung möglich

Welchen Stellenwert hat Goethe?

Sein Tod wurde schon bei Gervinus oder Vilmar als Ende einer Epoche aufgefasst. Die Goethezeit umfasst Sturm und Drang, Klassik und Romantik.

Was kennzeichnet das späte 18. Jhd.?

Die Geschichte der Literatur erlebt einen fundamentalen Wandel, der gleichzeitig mit einem allgemeinen kulturellen Wandel passiert. Man spricht von einer Sattelzeit! (Heute werden zB in der Schule Werke ab dem 18. Jahrhundert besprochen)

Was ist ein großes Problem der LGS in Hinblick auf die Gegenwart?

+ Es gibt keinen Epochenbegriff für die derzeitige Literatur
+ Es gibt kein markantes Muster
+ Es gibt keinen ausgewiesenen Kanon

Wozu dienen narrative Muster?
Das sind Erzählmuster. Sie dienen der Differenzierung von Literatur.

Welche Theorie stellte Wilhelm Scherer auf?
Er hat sich in seiner Literaturgeschichte gefragt, wann es besondere Höhepunkte in der Literatur gegeben hat: zB Mittelalter (Minneepen) Goethezeit, Romantik
Daraus schloss er, dass alle 600 Jahre ein Höhepunkt in der Literatur sein müsste.
Mitte des 19. JHs. Begannen Evolutionstheorien Furore zumachen – Scherer hat sich also sehr an die Naturwissenschaften angelehnt!

+ Er erzählt sie in Versen
+ Er war ein großer Goetheforscher und Goethe stellte für ihn den Höhepunkt dar! Darüber hinaus hatte er für andere wie zB Hölderlin nur 6 Verse übrig – jene, die ihm nicht so bekannt vorkamen schmiss er in einen Topf und reiht sie unter „individua“ ein.

Welches Werk hat Heinz Schlaffer verfasst? Was ist an seiner LG besonders?

„Die kurze Geschichte der dt. Literatur“ (2002)
Als bedeutende Zeit nennt er die Grenze vom 18. Zum 19. Jahrhundert.
Durch die Luthersche Bibelübersetzung wurde eine Sprachkultur geschaffen, die zu einer starken Literaturentwicklung in Deutschland führte. In Österreich weniger stark, weil weniger protestantische Autoren

Was sagt Schlaffer über die Literatur nach 45?

Er sagt, dass es ab 1950 einen Niedergang der dt. Literatur gab – ausgelöst durch Sprachverbote.
Nach 1945 war die dt. Literatur eher dürftig – diese Zäsur (dt. 10 Jahre, Ö 7 Jahre) hatte zur Folge, dass die Literaturentwicklung ins Stocken kam.
- Viele Importe aus Frankreich/GB/ durch Emigranten
Wie bildet sich lt. Schlaffer neue Literatur?

Es gibt kein Narrativ für die Gegenwart – wie ordnen wir also unsere Erkenntnisse? Was setzt eine LGS voraus?

Eine LGS setzt voraus, dass ein Geschichtsbewusstsein da ist – die Gegenwart wird aber nicht als historischer Rahmen wahrgenommen.
1) Zusammenhänge herstellen – aber: wie grenzt man ab?
+ Man analogisiert mit der Zeitgeschichte ab 1945
+ Man hält nur neue, innovative Phänomene fest
+ Zäsur 1989 (dt. Einheit)
 neues Thema/ lit. Formen
+ Am besten funktioniert das Dekadenschema: Konservative 50er, Umbruchszeit der 60er, bleierne 70er, Mitte der 80er = Erlebnisgesellschaft!!

Warum sind die 1980er bedeutend für die Literatur?

+ anderer Stellenwert von Literatur: Davor galt sie als hochkulturelles Ereignis (Statussymbol, Bildungsausweis) aber ab den 80ern kam es zu einer Angleichung von unterhaltender Literatur und bildender Literatur (Name der Rose – Eco)
+ Literatur hatte nun den Auftrag unterhaltend zu sein

Wer verfasste die umfangsreichste LG ab 1945?

Wilfried Barner, 1994
Sie geht von 1945-2005
Sehr auf Deutschland ausgerichtet, Österreicher fehlen
Wie ist seine LG gegliedert?

Was zeigt sich an dieser Gliederung?

Diese Unordnung ist kein Manko, sondern zeigt, dass die Literatur sehr schwierig einzuordnen ist! All jene Werke und Autoren die zu keinem Ãœberbegriff passen reiht er in Sonderkapitel.

Nenne andere Autoren die LG der Gegenwart verfasst haben!

+ Joachim Bark: Von 1945 bis zur Gegenwart (2000)
+ Egyptien: Einführung in die dt.sprachige Literatur nach 1945
+ Reclam der dt. Literatur: Interessante Darstellung
+ Ralf Schnell: Literatur der BRD, DDR im Anhang (Ö, CH nachrangig)
+ Volker Weidermann: Lichtjahre. Eine kurze Geschichte der Literatur von 1945 bis heute. – Sehr lustig aufbereitet: Titel wie „Gewaltdichter des Ostens, Wir haben schlechte Laune “ – Eine Art Seitenblicke- LG
+ Volker Hage: Hat sich als erster an einer LG der letzten Zeit versucht (bis 2007) – eher essayistisch
Was ist ein „Stoff“?

Seit 17.Jhd. im Sinne von künstlerischem Material – „Plot“, Materialgrundlage für die Handlung erzählender und dramatischer Literatur.
zB: hist. Ereignisse, Geschichten aus der relig., mytholog. Und literar. Tradition, Märchen oder bereits durch andere Dichter gestaltete Werke
„Stoff“ gibt es nur in der Erzählliteratur
Was ist ein „Motiv“?
+ kleinere Einheit als der Stoff
+ kleinste selbstständige Inhaltseinheit: es kann eine Handlung auslösen oder tragen
+ Nicht wie Stoff an konkreten histor.

1) Situationsmotiv: zB: Dreiecksverhältnis
2) Typusmotiv: Vorstellung, dass es überzeitliche Merkmale für bestimmte Personen gibt
 Motiv des Bohémiens, des Einzelgängers, der bösen Frau
3) Primäres Motiv/Kernmotiv: Steht im Vordergrund
4) Sekundäres Motiv: ähnlich wie Rahmenmotiv/detailbildendes Motiv
5) Blindes Motiv: Hat für den Handlungsverlauf keine Bedeutung, sondern soll dem Leser nur vorgaukeln, dass es Bedeutung hat!! (Kriminalroman – Erwartungen sollen gelenkt werden)
Der Begriff „Motiv“ stammt aus der Kunsttheorie.

Welche anderen Begriffe gibt es in diesem Umfeld noch?

a) Thema: Zentrale Problematik eines Textes
b) Zug: zusätzliches Merkmal bei bestimmten Charakteren (zB pedantische, banale Wissenschaftsauffassung des Famulus Wagner in Faust)
c) Leitmotiv: Begriff aus der Musik
 Bei Wagner eine bestimmte Melodie die ein Thema ankündigt.  Thomas Mann hat das zB übernommen indem er immer wiederkehrende Aussagen bei bestimmten Personen anwendet
d) Topos: Argument, vorgeprägtes Bild (zB „Goldenes Zeitalter“ )

zB: Thema „Freundschaft“ – Motiv „Freundschaftsprobe“ – Stoff „Damon und Pythias“ –> In Schillers Ballade „Die Bürgschaft“

Welche methodischen Probleme ergeben sich bei Stoffen und deren Zuordnung?

+ Stoff kann nie so aus einem Werk isoliert werden, dass er nicht davon geprägt ist
+ Wenn ein Stoff in anderen Werken als Zitat auftritt wird er zum Motiv
+ Wenn der Inhalt eines Stoffes vom Autor erfunden ist, dann sind Inhalt und Stoff identisch
 „Werther“ von Goethe bildet eigene Stofftradition

Wie hat man sich in der Wissenschaftsgeschichte mit der Stoff- Motivgeschichte auseinandergesetzt?

+ Blütezeit der Motiv-Stoffgeschichte im Positivismus: Frage nach Quellen und Einflüssen
+ Geistesgeschichte/Textimmanente Interpretation: Stoff vernachlässigt
+ Renaissance der Motiv-Stoffgeschichte in der vergl. Literaturwissenschaft nach dem 2.WK – Bestimmte Motive werden als Archetypen gesehen

Woher stammt der Faust-Stoff ursprünglich?

+ Georg Faust = hist. Philosoph, Astrologe und Nikromant (Vermutlich 1480-1540)
+ 1578 „Historia von D.Johann Fausten“ gedruckt von Johann Spies (Frankfurt) – bereits vor 1600 Übersetzungen Engl/Frz./Niederl./Tschech.
+ Übersetzung von Christopher Marlowe 1588/89 „Tragicall History of D.Faustus“
Wie sah die Figur des Faustus bei Marlowe aus?
+ Faust wird als typischer Renaissancemensch dargestellt, der nach Wissen strebt
+ Ein richtiger Charakter entsteht – trotzdem Untergang des Helden
+ Die Marlowe-Bearbeitung bleibt bis ins 18.Jhd. die wesentliche Fassung des Faust-Stoffes
+ Für Theaterstücke hat man das Werk so aufgeführt, dass die beim Publikum beliebten Stellen verstärkt wurden
+ 1608: erste deutsche Aufführung in Graz

+ Erwähnung eines Puppenspiels 1666 – Faust als komische Figur
+ Faust-Stoff oft nur als Vorwand für Zirkusspektakel (Zauberkunststücke )
Was passiert im 18. Jahrhundert?

Hochkultur und Populärkultur driften auseinander.
Faust taucht auch im altwiener Volkstheater auf: Stranitzy (Faust als Widerspieler des Hanswurst)
Lessing: Szenen eines geplanten Faust-Dramas, im Lichte der Aufklärung gesehen (durchwegs positiv) – Held wird nicht mehr negativ gesehen sondern sein Streben nach Erkenntnis gilt als positiv – kein Teufelspakt!

Wer verarbeitet den Stoff zur Zeit des „Sturm und Drang“?
Friedrich Müller und Maximilian Klinger: Fast verkörpert den typischen Sturm und Drang-Menschen (Sturm und Drang als Gegenbewegung zur Aufklärung)

Ab wann befasst sich Goethe mit dem Stoff? Wann kamen die zwei Bände heraus?

Er schrief Urfaust-Szenen, die er 1790 unter dem Titel „Faust. Ein Fragment.“ Veröffentlichte
1808: Der Tragödie erster Teil – EA 1829
1832: Der Tragödie zweiter Teil – EA 1854
Faust wird bei Goethe immer mehr zu einer Figur der Klassik, wird dann aber zum typischen Repräsentanten des bürgerlichen Strebens (Streben nach Erkenntnis und Wissen)

  • Man verwarf die Rettung des Faust am Schluss und kehrte zur Geschichte des Volksbuches zurück (zB: Don Juan und Faust von C.D. Grabbe)
    - Oper: Charles Gounod „Faust“ 1859
    - Parodistische Auseinandersetzungen: Vischer –> Der Tragödie ditter Teil (1862)
    - 1792: Faust-Stoff wird als „deutsche Nationallegende“ bezeichnet
    - Ende des 19. Jhs. Nationalistische Vereinnahmung, aber auch sozialistische Faustdeutung
    Das „Faustische“, das „strebende Bemühen“ wird zum Inbegriff des deutschen Wesens überhaupt stilisiert.
    - Bekanntester Faustroman vom 20./21. Jhd = Thomas Mann „Doktor Faustus“
    von 1947

Woher stammt das Motiv des Teufelspaktes?

+ Überdurchschnittliche Leistungen wurden oft dämonisch-teuflischem Einfluss zugeschrieben
+ nur in Kulturen mit dualistischem Weltbild (Christentum, Islam .)
+ Verrat an der göttlichen Welt und Verpfändung des Seelenheils als typisches Moment
+ Motivvariante: Teufelsbündner von Bündnis befreien (zB durch Intervention Gottes oder List/Betrug)

Was ist Nationalliteratur? Was ist Weltliteratur?

Nationalliteratur

Weltliteratur

In einer bestimmten Nationalsprache verfasst

1) Gesamtheit aller Literaturen in allen Sprachen
2) Kanon der als überzeitlich angesehenen Werken aus dieser Gesamtliteratur

Begriff ab Befreiungskriegen gegen Napoleon verflacht

Werke, die über nationale und regionale Grenzen hinaus große Verbreitung gefunden haben

Heute als Bezeichnung vermieden (ideologischer Missbrauch, Ambivalenz)

Werke, die für die Weltbevölkerung als bedeutsam erachtet werden


Begriff erstmals bei A.W. Schlegel in einer Vorlesung


Andere Definition von Goethe
Heute: Im weiteren Sinne verwendbar, aber nur mit Hilfestellung von Nachschlagewerken


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