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Endarbeit
Erziehungswissenschaf­t

PH Weingarten

2017

Monika K. ©
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ID# 72257







Wege zu einem kompetenzorientierten und individualisierten Unterricht: Definitionen


Definition des Begriffs „Unterricht“


Zum Begriff Unterricht muss vorab erwähnt werden, dass das was mit unterrichten gemeint ist, von der Definition von Unterricht abhängt. Es gibt zahlreiche Definitionen zum Begriff „Unterricht“ und der Grund hierfür ist, dass unterschiedliche wissenschaftstheoretische Standpunkte und spezifische Betrachtungsaspekte der Autoren vorhanden sind (vgl. Wiater 2015, S.16).

Im Folgenden erkläre und analysiere ich anhand verschiedener Quellen was Unterricht ist.


Generell wird unter Unterricht ein didaktisch-pädagogisches Handeln der Lehrperson bei geplanten Lehr-Lern-Prozessen verstanden, die zumeist in der Schule ablaufen (vgl. Wiater, 2015, S. 15). An dieser Stelle ist es wichtig auf die Lehrperson, aber auch auf die Lehr-Lern-Prozesse einzugehen. Für den Unterricht ist eine Lehrperson notwendig, die durch Ausbildung, Erfahrung und Reflexion ihre professionelle Kompetenz entwickelt, welche ein didaktisch-pädagogisches Handeln ermöglichen.

Zur Hauptaufgaben der Lehrperson gehören die Planung, Vorbereitung, Durchführung und Reflexion von Unterricht. Hierbei ist wichtig zu erwähnen, dass Lehrpersonen bei der Planung und Durchführung von Unterricht sich an den Schülern bzw. an das Vorwissen, Fähigkeiten und Kenntnissen der Schüler orientieren sollten (vgl. Schröder 1992, S.344). Es wird deutlich, dass die diagnostische Kompetenz von zentraler Bedeutung ist, da somit die Gestaltung, also die Planung und Durchführung von Unterricht, aber vor allem die Anpassung des Unterrichts an die Lernvoraussetzungen der Schülerinnen und Schüler möglich ist.


Des Weiteren wird Unterricht als eine “planmäßige, absichtsvolle, meist professionalisierte und institutionalisierte Übermittlung von Kenntnissen, Einsichten, Fähigkeiten und Fertigkeiten“ bezeichnet (Winfried 2005, Stichwort Unterricht). Daraus ergibt sich, dass Unterricht nicht zufällig und unvorbereitet stattfindet, sondern eine sorgfältige und systematisch vorbereitete Verfahrensweise ist.

Somit wird die Lernsituation von der Lehrperson so geplant und bewusst eingesetzt, dass bestimmte Lernziele, welche im Bildungsplan festgeschrieben sind, erreicht werden können (vgl. Krüger / Helpser 1998, S.82).

Bei dieser Definition wird deutlich, dass die professionalisierte Übermittlung im Unterricht eine wichtige Rolle spielt. Das bedeutet, dass auf die erste Definition, bezüglich der Entwicklung der professionellen Kompetenz der Lehrperson zurückgegriffen werden kann. Des Weiteren ist Unterricht eine institutionalisierte Einrichtung des Staates, das bedeutet, dass Unterricht eine organisierte Veranstaltung ist, die an einem definierten Ort, nämlich in der Schule sattfindet, um Schülerinnen und Schülern mithilfe von Inhalten Kompetenzen zu vermitteln.

Somit kann festgehalten werden, dass im Unterricht Kompetenzen von den Schülerinnen und Schüler erworben werden (vgl. Ganz 2014, S.12). Auf den Kompetenzbegriff bzw. auf die Kompetenzorientierung wird später genauer eingegangen.


Als weiteren wichtigen Aspekt im Unterricht ist die „Interaktion“ zu betrachten ( vgl. Schröder 1992, S.344). Unterricht ist ein Lehr-Lern–Prozess, der als Interaktion zwischen der am Unterricht beteiligten Lehrperson und den Schülern stattfindet. Ohne Interaktion ist der Unterricht nicht möglich. Es muss festgehalten werden, dass Unterricht aus wechselseitig aufeinander bezogenen verbalen, sowie nonverbalen Aktivitäten besteht.

Dazu gehören die Lehrer-Schüler-Aktivität, aber auch die Schüler-Schüler-Aktivität (vgl. Wiater 2015, S.17). Es findet daher ein wechselseitiges Aufeinander einwirken und ein wechselseitiges Beeinflussen ihrer Einstellungen, Erwartungen und Handlungen dieser Beteiligten im Unterricht statt. Daraus kann man schließen, dass die Gestaltung der Interaktionen zum grundlegenden Handwerkzeug einer Lehrperson gehört.

Abschließend kann gesagt werden, dass Unterricht ein Interaktionsgeschehen ist, bei dem Schülerinnen und Schüler unter Anleitung einer Lehrperson durch planmäßig initiierte Lernprozesse, in einer institutionalisierten Einrichtung des Staates Kompetenzen erwerben (vgl. Wiater 2015, S.16).


Definition des Begriffs „Individualisierung“


Da die Anforderung nach dem individualisierten Unterricht immer mehr an Bedeutung gewinnt, ist es notwendig sich mit dem Begriff Individualisierung bezogen auf die Schule bzw. den Unterricht zu befassen.

Hier sei noch einmal hervorgehoben, dass Schülerinnen und Schüler unterschiedlich lernen und dass Unterricht für alle Schülerinnen und Schüler, somit für jene mit Lern- und Leistungsproblemen, mit Leistungsexzellenzen oder auch Migrantenkinder, die spezielle didaktische Arrangements bedürfen, gerecht werden muss. Möchte eine Schule ihre Qualität und ihre Lernerfolge verbessern, ist sie verpflichtet sich der Herausforderung des individualisierenden Lehren und Lernen zu stellen (vgl. Wiater 2015, S.266ff).

Es wird deutlich, dass Schülerinnen und Schüler innerhalb einer Lerngruppe unterschiedlich lernen. Wenn demnach auf die Individualität der Schülerinnen und Schüler nicht näher eingegangen wird, kann dies zur Über- oder Unterforderung führen. Dies kann wiederum zur Verringerung der Lernmotivation führen und somit den Lernerfolg nachhaltig beeinflussen.


Der Ansatz des individualisierten Unterrichts bezieht sich auf die optimale Förderung der einzelnen Schülerinnen und Schüler, die dadurch einen optimalen Lernzuwachs erfahren können (vgl. Tschekan 2014, S. 118). Durch diesen Ansatz möchte man die zuvor genannten negativen Auswirkungen vermeiden und die Lernpotenziale optimal ausschöpfen. Aufgrund dessen müssen unterschiedliche Angebote auf die unterschiedlichen Schülerinnen und Schüler angepasst werden.


Ein weiterer wichtiger Aspekt sind die Lehr-Lern-Prozesse bezüglich der Individualisierung. „Der Kern des individualisierten Unterrichts [ ] ist die Gestaltung von Lernarrangements, die einen individuellen Lernzugang erlauben.“ (Tschekan 2014, S.121) Es wird deutlich, dass die Lehrperson für jeden Einzelnen einen individuellen Lernzugang ermöglichen muss und welches eine große Herausforderung darstellt.


Wichtig zu erwähnen ist hierbei, dass die Bewertung und Reflexion ein wichtiger Bestandteil sind, denn durch diese wird jedem einzelnen Kind der Lernfortschritt als auch der Entwicklungsstand bewusst (vgl. Tschekan 2014, S.120-121).

Als weiteren Schwerpunkt muss die Differenzierung, mit der die Unterscheidung und Verfeinerung der Lerninhalte gemeint ist, in den Fokus gestellt werden. Differenzierung ist eine Variante des individualisierten Unterrichts und bezweckt die Anpassung der Anforderungen an bestimmte Lerngruppen (vgl. Köck/Ott 1997, S.141). Daraus folgt, dass die differenzierte Aufgabenstellung ein wichtiger Aspekt des individualisierenden Unterrichts ist.


Man kann zu dem Schluss kommen, dass die genannten Anforderungen einen hohen Zeitaufwand für die Vorbereitung der Lehrkräfte fordern. Erst dadurch ist jedoch die Ermöglichung von vielfältigen Lernwegen möglich, die ein optimales Ausschöpfen des Lernpotenzials der einzelnen Schülerinnen und Schüler bezwecken.


Der individualisierte Unterricht ist erst dann sinnvoll, wenn er auf kompetenzorientierten Lernarrangements basiert. Damit ist gemeint, dass die Umsetzung des individualisierten Unterrichts erst erfüllt ist, wenn zugleich eine Kompetenzorientierung stattfindet (vgl. Tschekan 2014, S.118). Aufgrund dessen wird im weiteren Verlauf der Begriff Kompetenzorientierung näher definiert.




Zunächst ist es wichtig zu erwähnen, dass der Anlass nach der Kompetenzorientierung des Unterrichts aus Ergebnissen vergleichender Untersuchungen hervorgeht. Es wurde festgestellt, dass Schülerinnen und Schüler oftmals trotz ihrer Fertigkeiten und Kenntnissen nicht ausreichend in der Lage sind, diese für neue Situationen anzuwenden (vgl. Tschekan 2014, S.45). Um mit dem Begriff Kompetenzorientierung umgehen zu können, muss zuerst der Begriff Kompetenz definiert werden, welcher sich vom lateinischen Wort „competere“ ableitet und zusammentreffend oder entsprechen bedeutet (Deutsches Universalwörterbuch 2003).

Daraus wird deutlich, dass mit Kompetenz das Zusammentreffen von individuellen Voraussetzungen mit den Anforderungen der Umwelt gemeint ist (vgl. Paechter, S.14).


Jedoch wird erst mit der tatsächlichen erfolgreichen Bewältigung einer Situation deutlich, ob eine Kompetenz vorhanden ist (vgl. Tschekan 2014, S.46).

Es lässt sich ableiten, dass es nicht ausreicht Kompetenzen nur zu können, sondern dass sie auch gezeigt werden müssen und Kompetenzen erst durch das Handeln sichtbar werden.


Bezieht man die Definition von Weinert auf den Unterricht, dann wird deutlich, dass der Erwerb von Kompetenzen nur in motivierenden Lernumgebungen möglich ist (vgl. Paechter, S.15). Durch die motivierenden Lernumgebungen soll die Motivation zum Lernen erhalten bleiben. Deshalb muss von der Lehrperson die Lernumgebung so gestaltet werden, dass Fähigkeiten und Kompetenzen von den Schülerinnen und Schülern selbstständig erworben werden können.

Es ist wichtig zu unterstreichen, dass Kompetenzen aufeinander aufbauen.

Durch einen individuellen Lernzugang bzw. durch die differenzierte Aufgabenstellung ist jedes einzelne Kind in der Lage, durch das selbstständige Lernen, Kompetenzen in einer heterogenen Lerngruppe zu erwerben.


Als letzten wichtigen Punkt ist zu erwähnen, dass die Kompetenzorientierung unmittelbar mit den Bildungsstandards verbunden ist (vgl. Paechter, S.35). Hier sei noch einmal hervorzuheben, dass die Bildungsstandards eine Basis für den kompetenzorientierten Unterricht darstellen, die die Leistungsfähigkeit eines Bildungssystems feststellen und fördern. Unter Leistungsfähigkeit sind die individuellen Kompetenzen, die die Schülerinnen und Schüler im Verlauf ihrer schulischen Ausbildung erwerben, zu verstehen (vgl. Paechter, S.288).



Lehrerinnen und Lehrer stehen vor immer neuen Anforderungen, die nur durch einen lebenslangen Kompetenzerwerb bewältigt werden können. Dieser Kompetenzerwerb bezieht sich auf eine integrierte professionelle Entwicklung (vgl. Paechter 2012, S 304). In Deutschland wurden die Bildungsstandards im Jahr 2003 erlassen. Die Aufgabe der Lehrerbildung ist die präzise Kompetenzbestimmung, die angehende Lehrerinnen und Lehrer benötigen, um Lernsituationen zu schaffen.

Die Lernsituationen dienen den Schülerinnen und Schülern zum Erwerb und zur Weiterentwicklung von Kompetenzen.

Die Kompetenzorientierung in der Bildung der Lehrerinnen und Lehrern wird deutlich. Bei den neuen Studienstrukturen stehen nicht mehr die Lehrinhalte im Vordergrund. Im Fokus stehen nun auch die benötigten Kompetenzen für das Berufsleben. Diese Studienstruktur können die Studierenden in ihren Modulhandbüchern entnehmen. In den Modulhandbüchern erkennen die Studierenden nicht mehr welche Inhalte vermittelt werden, sondern was sie am Ende einer Veranstaltung gelernt haben sollten (vgl. Paechter 2012, S 314).

Im Weiteren möchte ich die Kompetenzen bzw. die Qualifikationsziele des Moduls für Erziehungswissenschaften näher betrachten:


  • „Absolventinnen und Absolventen dieses Moduls können Methoden der Förderung selbstbestimmten, eigenverantwortlichen und kooperativen Lernens und Arbeitens anwenden, insbesondere mit Blick auf unterschiedliche Lernvoraussetzungen“ (Modulhandbuch Lehramt Sekundarstufe I, PH-Weingarten).

Bei diesem Qualifikationsziel spielt die Heterogenität der Schülerschaft eine wichtige Rolle. Die Lehrperson muss mit Heterogenität umgehen können und diese nicht als Hindernis, sondern als Herausforderung ansehen. Aufgrund der Heterogenität sind die Lernvoraussetzungen auf sehr vielfältige Weise unterschiedlich. Im Mittelpunkt stehen das individuelle Lernen der Schülerinnen und Schüler, die bestmögliche Förderung jedes einzelnen Schülers, aber auch das gemeinsame Lernen.


  • „Absolventinnen und Absolventen entwickeln in Ansätzen ein professionelles Konzept ihrer Rolle als Lehrperson und ein konstruktives und lösungsorientiertes Verhältnis zu den Anforderungen ihres künftigen Berufs“ (Modulhandbuch Lehramt Sekundarstufe I, PH-Weingarten).

Durch Ausbildung, Erfahrung und Reflexion entwickelt man als Lehrperson die professionelle Kompetenz. Die verschiedenen Modelle und Ansätze während des Studiums müssen verstanden und verinnerlicht werden, um diese auch im Beruf umsetzen zu können.


Abschließend kann gesagt werden, dass ich mich mit den verschiedenen fachdidaktischen Ansätzen auseinandergesetzt habe. Mit der genaueren Betrachtung und Analyse, bezüglich der Begriffe „Unterricht“, „Individualisierung“ und „Kompetenzorientierung“ konnte ich wichtige Kompetenzen für meinen zukünftigen Beruf als Lehrerperson erlangen.






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