Was versteht man unter Faschisten und woher kommt Faschismus?
Definition Faschismus
Faschismus ist eine nach dem Führerprinzip organisierte, nationalsozialistische, antidemokratische und antikommunistische rechtsradikale Bewegung/Herrschaftsform. (-> Anti-Bewegung)
Herkunft
stammt aus Italien
durch die von Benito Mussolini angeführte Massenbewegung der sogenannten Schwarzhemden etabliert
lateinischen Wort fasces (Bündel); Erinnerung an die Rutenbündelerinnern, die im alten Rom die Gerichtsbarkeit symbolisierten
Anhänger in allen Teilen der Welt
Anpassung an nationale Bedürfnisse, wesentlichen Merkmalen unverändert
Merkmale
Antikommunistisch, antidemokratisch, antiparlamentarisch
zentrale faschistische Themen -> Volksgemeinschaft, nationale Eigeninteresse, Verherrlichung der Geschichte des eigenen Volkes
eigene Nation bzw. das eigene Volk steht an erster Stelle
strenge Ausrichtung am Führerprinzip
Führerprinzip mit allen Mitteln durchzusetzen
Keine Meinungsfreiheit, keine freien Wahlen
offizielle Partei gilt als einzige Interessenvertretung aller
Rassismus -> Betrachtung des eigenen Volkes als höherwertig und überlegen gegenüber anderen Völkern
Auslese, zur Reinerhaltung des Volkes (minderwertig geltende Gruppen herabgesetzt oder "aussortiert" werden; Behinderte, Homosexuelle, Anhänger unliebsamer Weltanschauungen oder Immigranten und deren Nachkommen)
duldet keine andere Weltanschauung neben sich
ethnische und religiöse Minderheiten wurden dazu gebraucht, um soziale Spannungen und andere Konflikte auf die abzuwälzen
duldet keine Interessenvertretungen einzelner Gruppen wie beispielsweise Gewerkschaften oder Frauenbewegungen
Propaganda und Terror
Gewalt = absolut legitim
expansive, imperialistische Außenpolitik -> Stärkung und Vergrößerung dieses Volkes zu einer Verbesserung der Welt führen
Ursachen
soziale Ursachen
gesellschaftlich gespaltene Nation (politisch + wirtschaftlich)
Nord-Süd-Gefälle in der industriellen Entwicklung
-> unterschiedliche Besitzverteilung in der Landwirtschaft
-> Gegnerschaft zwischen Königreich und der katholischen Kirche
Parlamentarisches System wies Defizite auf: Bevölkerung 1880 wahlberechtigt nach strengem Zensuswahlrecht
nur 2,2%
-> keine wirkungsvolle Opposition
Kluft zwischen liberalen Honoratiorenschicht und der Masse der Bevölkerung
Verhinderung von sozialen Reformen
wirtschaftliche Ursachen
erlebte Industrialisierung erst kurz vor der Jahrhundertwende
Staat -> Ersatzunternehmen in Schwerindustrie
-> sicherte Konkurrenzfähigkeit der ital. Erzeugnisse durch hohe
Schutzzölle
-> konnte Überangebot an Arbeitskräften nicht vermindern
Handelskrisen -> Schädigung der auf Landwirtschaft basierende Industrie
-> zunehmend geringe Entlohnung der Fabrikarbeiter -> keine Entstehung eines leistungsfähigen Binnenmarktes
Italien .....
Benito Mussolini
der sozialistischen Lokalpolitiker war
Beitritt einer Sozialistischen Partei Italiens (PSI)
1902: Emigration in die Schweiz -> Bauarbeiter, Sekretär, Übersetzer
1905/06: Rückkehr nach Italien -> Militärdienst
1906/09: Grundschullehrer;
engagiert sich in der sozialistischen Bewegung
in Lybien-> kurzzeitiger Haft; bis 1915 11x Gefängnis)
Ausschluss aus der PSI
Umwandlung der „fasci“ in die Nationalfaschistische Partei
(PNF)
Berufung zum Ministerpräsidenten durch König Viktor Emanuel III.
Einrichtung von Sondergerichten (Unterdrückung der Oppositionen)
Ausübung .....
10.06.1940: Krieg gegen Frankreich und Großbritanien
Okt. 1940: „Dreimächtepakt“ mit DE und Japan -> ital. Angriff auf Griechenland
09.07.1943: Invasion der Alliierten auf Sizilien schwächt Mussolinis innere
Position, Stärkung der Streikbewegung gg faschistische Herrschaft
Verhaftung auf Anordnung Viktor Emanuels III.
„Wolfsschanze“
Republik Italiens“
Versuch einer Flucht nach DE -> wird gefangengenommen
öffentlich aufgehängt
Machtergreifung Mussolinis
07.11.1921: Gründung der Partito Nazionale Fascita (PNF)
-> Ablösung der eher losen organisierten fasci
-> einheitliches Machtinstrument
Ziel: Eroberung der Macht im Staate, durch Gebrauch von Gewalt und Terror
1921-1922: ständige Gewaltanwendungen gegen die bestehende Ordnung
offene Sympathie zwischen Kirche und Industrie gegenüber Faschismus
Militär tat nichts zur Verteidigung des Staates -> Verkündung einer faschistischen Revolution
„Viermännerkomitee“ -> Mussolini blieb Komitee fern, um seine Neutralität zu bewahren
Marsch auf Rom
24.10.1922: Ankündigung in Neapel, dass Mussolini (mit Gewalt) in die Regierung eintritt
Versammlung von paramilitärische Schwarzhemden -> liberale Regierung unter Druck
27.10 zum 28.10.1922 rückten 10.000 bewaffnete Faschisten in einem Sternmarsch Richtung Rom vor
28.10.1922: Regierung beschloss den Ausnahmezustand
Vermeidung des Bürgerkrieges -> 31.10.1922: Ernennung Mussolinis zum Ministerpräsidenten
kampflose Einnahme der Hauptstadt -> Machtergreifung begann erst richtig
Nov. 1923: Änderung des Wahlgesetzes zugunsten Mussolinis Partei
Wahlen 1924: 65% der Stimmen
10.06.1924: Ermordung des sozialistischen Abgeordneten Matteotti -> Auszug der
Sozialisten aus dem Parlament
ab 1925: Verbot aller politischen Parteien außer der PNF;
Abschaffung der Presse- und Meinungsfreiheit;
Säuberung der staatlichen Verwaltung;
„leggi fascistissime“ 4 Gesetze verabschiedet;
Aufheben der Gewaltenteilung
alle politischen Befugnisse, auch das Recht zur Gesetzgebung, gingen an Mussolini über
Einsetzung des 1922 gegründeten „Faschistischen Großrats“ als offiziellen staatliches Beratungsgremium Mussolinis
Jugendorganisation der PNF übernahm alle Erziehung außerhalb der Schule
Schaffen von faschistischen Berufsorganisationen mit Zwangscharakter
Umgestaltung der Wirtschaft und Industrie
Beratung der Arbeitgeber und –nehmer in organisierten Syndikaten über die wirtschaftliche Planung und Produktion
1929: Weltwirtschaftskrise -> Verhinderung des Zusammenbruches mehrerer
Industriezweige
Verbot des Baues neue Fabriken ohne Zustimmung der Regierung
Wirtschaftsordnung sollte staatspolitische Ordnung bestimmen
Scheinbar legale Parlament diente zur Verschleierung der diktatorischen Macht Mussolinis
1928: neues Wahlgesetz -> Aufheben der freien Wahlen
-> Ersetzen durch freie faschistischen Bewegungen aller
Mandate
1927: Gründung der Geheimpolizei OVRA -> Unterdrückung der politischen Gegner
05.02.1934: offizielle Einführung der Syndikaten als verbindliche Gremien für die
Gestaltung der Wirtschaft
Staat, Gesellschaft, Wirtschaft und Geistesleben -> unter Kontrolle der Faschisten
Die Struktur der Diktatur
Einführung eines Korporativsystems -> Überwindung des Klassenkonflikts
Errichtung zusätzlicher Institutionen (politisches Sondergericht, Geheimpolizei)
Aufbau eines Netzes von Berufs-, Frauen-, Jugend-, und Freizeitorganisationen -> Erfassung aller Lebensbereiche
neben dem Duce existierten die Krone, die Kirche, der Industriellenverband und der Große Faschistische Rat als Machtzentren
-> Bewahrung einer gewissen Autonomie
Judenverfolgung erst 1938 -> nicht so systematisch betrieben wie im Nationalsozialismus
größere Offenheit gegenüber modernen Strömungen in Kunst und Literatur
Formierung des Antifaschismus vor allem während des Zweiten Weltkriegs
Italienische Innenpolitik
Umgestaltung Roms unter der persönlichen Leitung des Duce
Megacity (Größe, Einwohnerzahl) -> Hochbauten und Wolkenkratzern,
Entstehen eines riesigen Palasts des Faschismus auf dem Forum -> sollte eines der größten und eindrucksvollsten Bauwerke der Welt werden
kein völliges Verschwinden des mittelalterlichen Roms, obwohl ein großer Teil der Pläne verwirklicht wurde
Bau vieler neuer Straßen, Kanäle und Wasserkraftwerke -> für Tausende Menschen eine neue Heimat und neuer Arbeitsplatz
zwischen 1922 und 1942: nie weniger als 100.000 Arbeitskräfte bei staatlichen Großprojekten im Einsatz
eine Menge getan, doch es wurde nur ein Bruchteil dessen, was geplant und angekündigt wurde, tatsächlich erreicht
begonnene Projekte -> häufig zum Erliegen und riesige Geldsummen wurden für irgendwelche grandiosen Projekte ausgegeben, die sich später als undurchführbar erwiesen haben, oder flossen in die Taschen korrupter Beamten und hochrangiger Faschisten
Italienische Außenpolitik (Bild: angestrebtes Imperium)
Anstreben eines Großreiches rund um die Adria („mare mostro“)
Anknüpfung an die imperiale Tradition des alten Roms
Warnung durch britische und französische Interessen im Mittelmeergebiet bei der Verwirklichung Mussolinis expansionistischen Pläne
neuer Handlungsspielraum durch 4 Ereignisse:
1. Missglückter Putsch der Nationalsozialisten gegen die österreichische Regierung -> 1934 Italien konnte als Garant für die Unabhängigkeit Österreichs auftreten
2. Nach Einführung der allgemeinen Wehrpflicht in Deutschland
3. Nach Unterzeichnung eines deutsch-britischen Flottenabkommens 1935 (England hatte es in der Hoffnung auf Rüstungsbegrenzungen abgeschlossen)
4. Abkommen mit Frankreich über Kolonialkompensationen in Nordafrika
-> Oktober 1935: Überfall Italiens auf Äthiopien
Deutschland wollte Italien aus Bündnispartner (Ersetzung der ausfallenden Kohlelieferung an Italien durch DE)
-> Annäherung
Niedergang des italienischen Faschismus
keine Auflösung des Gemeinwesen trotz totalen Führungsanspruches
Herrschaft im engen staatlichen Verwaltungskorsetts
Nutzen des Staates für Zwecke der Faschisten
keine Umgestaltung des nationalen und gesellschaftliche Lebens trotz Propaganda und wortreiche Rhetorik
Grund: Maßnahmen blieben hinter den Erwartungen der öffentlichen An-
kündigungen zurück
schwere diplomatische Fehler (Wendung weg von der traditionellen Koalitionsmacht GB hin zum NS Regime)
Hitlers Politik (Osteuropa) -> Mussolini sah sich ausgeliefert -> Italien verpflichtete sich im Stahlpakt (1939) zum bedingungslosen militärischen Eingreifen -> konnten sie nie gerecht werden
Abhängigkeit von Italien zu DE -> Übernahme der Rassengesetze (1938)
Vergleich Faschismus und Nationalsozialismus
Gemeinsamkeiten
Hitler hatte sein Führungsprinzip von Mussolinis Hierarchiesystem zum Vorbild genommen
Diktator übt exekutive und legislative Gewalt aus
Aufheben der Grundrechte und der Gewaltenteilung
Systeme beruhen als Basis auf einer Einheitspartei
Ausschaltung der Opposition; Parteienverbot
Systeme gekennzeichnet von -> Antiparlamentarismus
-> Antidemokratismus
-> Antiliberalismus
-> Antimarxismus
Verherrlichung von Militär und Krieg
keine Presse- und Meinungsfreiheit
Verwaltung und Justiz in Hände der Beamten des Regimes
Unterschiede
Einschränkung von Mussolinis Macht durch König, Kirche und den Großen Faschistischen Rat
Faschismus: kein Antisemitismus
faschistisches System war offen gegenüber weltlichen Einflüssen
kein Terrorapparat wie in NS-Deutschland (keine SS oder Ges.....
(italienisch Duce).
Totalitärer Anspruch Ein weiteres gemeinsames Merkmal der verschiedenen faschistischen Bewegungen ist der Totalitarismus, d. h. ihr Ziel ist die Errichtung einer faschistischen Einparteiendiktatur, in der die herrschende Partei Staat und Gesellschaft vollkommen unter ihrer Kontrolle hat. Ausschaltung der Organisationen der Arbeiterbewegung
und aller anderen Konkurrenten im Zugriff auf die Massen
Antidemokratische, antiliberale und antiparlamentarische politische Ideologie
Dem Faschistischen Staat fehlen in dem alle Merkmale eines demokratischen, parlamentarischen Verfassungsstaates.
Antisozialistische/antimarxistische aber auch antikapitalistische Elemente in der Ideologie
Der faschistische Staat war als Gesellschaft jenseits von sowohl Kapitalismus wie au.....
Möglicher oder tatsächlicher Widerstand wird durch einen brutalen Überwachungs- und Terrorapparat unterdrückt, mit dem die paramilitärischen Verbände der faschistischen Organisationen die politischen Gegner einschüchterten bzw. a.....