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Seminararbeit / Hausarbeit

Was ist die Phono­lo­gi­sche Bewusst­heit? Test­ver­fahren und Förder­pro­gramme

1.621 Wörter / ~7 Seiten sternsternsternsternstern_0.2 Autorin Elke S. im Jun. 2013
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Seminararbeit
Deutsch

Universität, Schule

Universität Würzburg

Note, Lehrer, Jahr

2012

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Elke S. ©
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sternsternsternsternstern_0.2
ID# 31778







Was ist die Phonologische Bewusstheit?

Testverfahren und Förderprogramme

 

Inhaltsverzeichnis

1.    Vorwort 1

2.    Die Phonologische Bewusstheit 2

3.    Testverfahren der phonologischen Bewusstheit 3

3.1.                                                                                     3.1 Der Rundgang durch Hörhausen. 3

3.2.                                                                                                        Erhebungsverfahren ARS 4

3.3.                                                                                                            Bielefelder Screening. 5

4.    Förderprogramme der phonlogischen Bewusstheit 5

5.    Schlussbetrachtung. 6

6.    Literaturliste. 7

 

1.     Vorwort: Was haben die „drei Chinesen mit dem Kontrabass“ mit der Verhinderung von Lese-Rechtschreibschwierigkeiten zu tun?

Seit ungefähr 100 Jahren beschäftigt sich die Forschung mit der Entstehung und Verhinderung von Lese-Rechtschreibschwierigkeiten. Lange Zeit wurden Defekte im visuellen Bereich als Hauptursache für Lese-Rechtschreibschwäche angesehen. Neuere Forschungen haben jedoch durchschnittliche visuelle Wahrnehmungsleistungen bei lese-rechtschreibschwachen Kindern bestätigt und beispielsweise belegt, dass die bekannte b-d-Verwechslung bei schwachen Lesern nicht häufiger vorkommt, als bei guten. In der Folgezeit versucht man, den wesentlichen Vorläuferfähigkeiten auf die Spur zu kommen. Im Rahmen dieser Forschung stieß man auf die phonologische Bewusstheit. (vgl. Forster 2005, S. 36)

Dies führt zurück auf die eingangs erwähnte Frage „Was haben die drei Chinesen mit dem Kontrabass mit der Verhinderung von Lese-Rechtschreibschwierigkeiten zu tun?“

Die Antwort lautet: Es sind genau solche Lieder, die förderlich für den Aufbau der phonlogischen Bewusstheit sind, da sie mit der Lautstruktur der Sprache spielen. Es gibt zahlreiche von ihnen. Beispielweise auch Spielsituation wie „Hoppe, hoppe, Reiter…“ oder Malspiele wie „Punkt, Punkt, Komma Strich,…“ fallen darunter.

Aus welchem Grund, gerade solche Spiele und Lieder sinnvoll für eine Förderung der phonlogischen Bewusstheit sind, soll im Folgenden geklärt werden. Dazu ist es jedoch nötig, genau zu definieren, was man eigentliche unter dem Begriff der phonlogischen Bewusstheit versteht. Darüber hinaus soll in dieser Arbeit auch einige bekannte Testverfahren und Fördermaßnahmen auf diesem Gebiet dargestellt werden.

Zunächst soll jedoch wie bereits erwähnt eine Begriffsbestimmung Zugang zu der Thematik schaffen.

 

2.     Die Phonologische Bewusstheit

In „phonologischer Bewusstheit“ ist das Wort Phon bzw. Phonem versteckt. Deshalb erscheint es sinnvoll einen kleinen Umweg über diesen Begriff zu machen. Phoneme sind die kleinsten bedeutungsunterscheidenden Einheiten der Sprache (vgl. Forster 2009, S. 8)

Wechselt man in einem Wort ein Phonem aus, ändert sich die Bedeutung, z.B. von Lachen zu Rachen. Hier wird nochmal deutlich, weshalb hier bedeutungsunterscheidend in der Definition hervorgehoben wurde. Es soll dem Irrtum vorbeugen, Phoneme wären bedeutungstragend. Dies ist nämlich nicht der Fall, da /l/ und /r/ selbst keine eigene Bedeutung haben sondern nur durch ihre lautliche Umgebung (in diesem Beispiel /achen/) bedeutungsunterscheidend wirken können. Deshalb sei an dieser Stelle nochmals mit aller Deutlichkeit gesagt: Phoneme sind bedeutungsunterscheidend und nicht bedeutungstragend!

Im Zusammenhang mit Phonem soll zusätzlich noch kurz der Begriff Graphem angeschnitten werden: Grapheme sind Buchstaben oder Buchstabengruppen, die mit einem Phonem korrespondieren (vgl. Schründer-Lenzen 2009, S.48). Nun steht schließlich noch die eigentliche Definition der phonlogischen Bewusstheit aus.

Phonologische Bewusstheit ist die Fähigkeit die Aufmerksamkeit weg vom inhaltlichen Aspekt der Sprache hin auf den Lautaspekt der gesprochenen Sprache richten zu können und dabei geeignete Elemente wie Worte, Silben, Phoneme unterscheiden zu können. (vgl. Forster 2005, S. 37)

Phonologische Bewusstheit umfasst zwei Ebenen:

1)    im weiteren Sinne: artikulatorisch-sprechrythmische Elemente, also vor allem Silben und Reime.

2)    2) im engeren Sinne: Phoneme synthetisieren (i-n à in), analysieren (Hut à H-u-t) und manipulieren zu  können (Mund à Mond).

(vgl. Helbig 2005, 50ff.)

Das Lied drei Chinesen mit dem Kontrabass würde demnach beispielsweise die Fähigkeit zur Manipulation von Phonemen trainieren.

 

3.     Testverfahren der phonologischen Bewusstheit

Da nun der Begriff der phonologischen Bewusstheit geklärt wurde, kann man sich der Frage widmen „Wie können phonlogische Fähigkeiten diagnostiziert werden?“

 

3.1.                    3.1 Der Rundgang durch Hörhausen

Am Institut zur Grundschulforschung der Universität Erlangen-Nürnberg wurde zu diesem Zwecke das Diagnoseverfahren „Der Rundgang durch Hörhausen“ entwickelt. Schon der Ortsname weist die Kinder daraufhin, dass es bei allen Aufgaben auf das genaue Hören ankommt. (vgl. Forster 2005, S. 38)

Das Kind macht mit dem Testleiter einen Rundgang durch die Stadt Hörhausen und soll dabei verschiedene Aufgaben erledigen. Es gibt einen Zoo, einen Briefkasten, einen Spielplatz, einen Bahnhof und Häuser. Im Zoo beispielsweise können die Kinder Silben klatschen (Kro-ko-dil) oder auch zusammensetzen. Für Letzteres werden den Kindern mit Bildkärtchen zwei Tiere gezeigt. Jedes Tierbild ist in der Mitte auseinander geschnitten. Durch Zusammenlegen entstehen neue Fantasietiere: z.B. Ziege und Kamel wird zu Zie-mel und Ka-ge. Auf dem Spielplatz werden Phoneme analysiert, am gelben Haus Anlaute erkannt….Es gibt für alle Orte in Hörhausen bestimmte Aufgaben. Dabei werden je nach Aufgabe Bereiche der phonologischen Bewusstheit im weiteren bzw. engeren Sinn und auch die Vorkenntnisse bezüglich der Schriftsprache erfasst. Da keinerlei Buchstaben- oder Lautkenntnis vorausgesetzt wird, ist der Test bereits im Vorschulalter einsetzbar. (Forster 2009, S. 9f.)

Die Kinder haben insgesamt 48 Einzelaufgaben in acht Bereichen (zusätzlich noch Aufgaben zu Vorkenntnissen) zu bearbeiten. Die Testdauer beträgt 30 bis 45 minuten pro kind. Die Testergebnisse sind sehr aussagekräftig und daher ist es schade, dass der hohe Zeitaufwand einen breiteren Einsatz oft nicht möglich macht. (vgl. Forster 2005, S. 39)

 

3.2.                    Erhebungsverfahren ARS

Lehrkräfte und Erzieher wünschten sich ein Verwahren, das geeignet war, eine größere Anzahl von Kindern mit einem angemessenen Aufwand zu prüfen. So wurde das Erhebungsverfahren ARS (Anlaute hören, Reime finden, Silben klatschen) entwickelt. (vgl. Forster 2005, S. 39)

Es kann gewissermaßen als Kurzform des „Rundgang durch Hörhausen“ stehen. Die Autoren empfehlen das von ihnen entwickelte Verfahren ausdrücklich für das Erfassen des erreichten Grades der phonologischen Bewusstheit im letzen Jahr vor dem Schuleintritt (sogar im Alter von 4 ½ Jahren). Ein Vorzug des Verfahrens liegt wie bereits angesprochen im vergleichsweisen geringen Aufwand (von 10 bis 15 Minuten pro Kind). Erfasst werden dabei die phonlogische Bewusstheit im weiteren Sinn durch Klatschen, Wörter in Silben zerlegen und durch Heraussuchen von drei aus vier Wörtern, die sich am Wortende reimen sowie phonologische Bewusstheit im engeren Sinn durch heraussuchen von Wörtern, die den gleichen Anlaut besitzen. (Hacker 2008, S. 224)

Kurz vor Schuleintritt sollen die Erzieher noch einmal die Kinder mit ARS überprüfen, um festzustellen welche lernfortschritte sie gemacht haben. Die Werte der Kinder, die immer noch Defizite aufweisen können mit Einverständnis der Eltern an die Schule weitergeleitet werde, um so eine frühzeitige zusätzliche Förderung im Schriftspracherwerb zu gewährleisten. (vgl. Forster 2005, S. 40)

 

3.3.                    Bielefelder Screening

Auch das Bielefelder Screening ist ein Diagnoseverfahren, das vor der Einschulung angewandt wird. Es enthält ebenfalls Aufgaben zur phonologischen Bewusstheit im engeren und weiteren Sinn. Daneben enthält es zusätzlich Aufgaben, die den schnellen Abruf aus dem Langzeitgedächtnis und seine Störanfälligkeit überprüfen. Ein Beispiel wäre hier das schnelle Benennen von Farben schwarz-weiß dargestellter sowie farb-inkongruenter Objekte. Die Zuordnung von Farben und Objekten soll dem Zuordnungsprozess von Graphemen und Phonemen ähneln. Eine Pseudowort-Nachsprechaufgaben prüft das phonetische Rekodieren im Kurzzeitgedächtnis, eine Wort-Vergleich-Suchaufgabe untersucht die visuelle Aufmerksamkeit an Schriftmaterial. Überschreitet die Fehlerzahl in einer Aufgabe einen kritischen Wert, wird ein Risikopunkt vergeben. Ab vier Risikopunkten wird das Auftreten späterer Lese-Rechtschreibschwierigkeiten als wahrscheinlich angenommen. (Bredel 2006, S. 875)

 

4.     Förderprogramme der phonlogischen Bewusstheit

Da nun einige Testverfahren zur phonologischen Bewusstheit aufgezeigt wurde, soll in diesem Punkt die Förderprogramme zu diesem Bereich vorgestellt werden.

Trainingsstudien belegen, dass die phonologischen Fähigkeiten bereits im Vorschulalter unabhängig von einem Leselehrgang trainiert werden können und die Gruppe der  trainierten Kinder in späteren Lese- und Rechtschreibtests signifikant besser abschnitten, als die Kinder, die nicht trainiert wurden. (vgl. Forster 2005, S. 41)

Deshalb sollen nun zwei Trainingsprogramme aufgeführt werden. Eines für die Vorschulzeit das andere für die Grundschule. Das Würzburger Trainingsprogramm „Hören, lauschen, lernen“ ist zum Einsatz im Kindergarten gedacht und umfasst Lauschspiele, Reime, Sätze und Wörter, Silben, Anlaute und Phoneme.

Ein Beispiel zu dem Bereich Lauschspiel wäre „den Wecker verstecken“.

Hierbei wird ein Wecker im Zimmer versteckt, den das Kind durch genaues Hören wiederfinden muss. „Den Namen raten“ ist dem Bereich Anlaute zugehörig. Bei dieser Aufgabe spricht die Erzieherin nur den ersten Laut eines Namens und die Kinder, die im Kreis sitzen, sollen erraten, wessen Name das sein soll. (ebd., S. 41f.)

Nun soll noch ein Trainingsprogramm vorgestellt werden, dass in der Schule eingesetzt wird. Im Rahmen des Forschungsprojekts zur phonologischen Bewusstheit  wurde an den Lehrstühlen für Grundschulpädagogik und –didaktik der Universität Nürnberg-Erlangen ein Training zu phonologischen Bewusstheit in der Schule entwickelt (Forster und Matschinke 2001). Dieses Training setzt bereits in der ersten Jahrgangsstufe ein. Die Hexe Susi ist die Identifikationsfigur für die Kinder. Susi ist ein Hexenmädchen, das genauso wie die Kinder unbedingt lesen lernen will. Sie kann sonst nämlich sie Zaubersprüche im Hexenbuch nicht lesen, also nicht hexen. (Helbig 2005, S.192f)

Bereiche dieses Trainings sind Lausch- und Reimaufgaben, Aufgaben zur Silbe, Aufgaben zu Phonemen und Aufgaben zum schnellen lesen im Hexenbuch. Dabei werden die Kinder nicht nur von der Hexe Susi sondern auch von ihren Freunden dem Raben Kunibert und dem Kater Niko begleitet.

 

5.     Schlussbetrachtung

Mit dem letzen Trainingsprogramm wurde sehr gut deutlich, wie es gelingen kann Aufgaben in eine motivierende Geschichte einzubetten. Dies macht meiner Meinung sehr viel Sinn, da es solche Identifikationsfiguren wie die Hexe Susi sind, die sehr motivierend auf die Kinder wirken und an die man sich auch später gerne zurückerinnert. Wer erinnert sich beispielsweise nicht an die Maus Mimi, die beim Erlernen der Schriftsprache geholfen hat. Solche Figuren helfen auch über manch schwere Aufgaben hinweg. Deswegen sollte auch bei den Förderprogrammen zur phonlogischen Bewusstheit viel Wert auf solch motivationale Komponenten gelegt werden.

Die Diagnoseverfahren, um die Fähigkeiten im Bereich der phonlogischen Bewusstheit zu testen, mögen sehr zeitaufwendig für Erzieher beziehungsweise für Lehrer sein, sind aber sicherlich sinnvoll, um mögliche Problemfelder zu erkennen, damit man mit geeigneten Förderprogrammen entgegensteuern kann.

 

6.     Literaturliste

Bredel, U. u.a. (2006): Didaktik der deutschen Sprache. Bd 2. 2. Aufl. Paderborn

Forster, M. (2005): Phonologische Bewusstheit als zentrale Voraussetzung für das Lesen: Möglichkeiten der Diagnose und Förderung. In: Gläser, E. & Franke-Zöllmer, G. (Hrsg.): Lesekompetenz fördern von Anfang an. Didaktische und methodische Anregungen zur Leseförderung. Baltmannsweiler. S. 36-49.

 

Schründer-Lenzen, A. (2009): Schriftspracherwerb und Unterricht. Bausteine professionellen Handlungswissen. 3. Aufl. Wiesbaden.

Forster, M. & Martschinke, S. (2009): Leichter lesen und schreiben lernen mit der Hexe Susi. Übungen und Spiele zur Förderung der phonologischen Bewusstheit. 7. Aufl. Donauwörth

Helbig, P.; Kirschhock, E.-M.; Martschinke, S. & Kummer, U. (Hrsg.) (2005): Schriftspracherwerb im entwicklungsorientierten Unterricht. Bad Heilbrunn.

Hacker, H. (2008): Bildungswege vom Kindergarten zur Grundschule. 3. Aufl. Bad Heilbrunn.

 

 


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