Essstörungen
Was
ist der Unterschied zwischen einem gestörten Essverhalten und einer Essstörung?
Bei
einem gestörten Essverhalten funktionieren viele Mechanismen nicht mehr. Bei
einer Essstörung spricht man erst dann, wenn dies zu körperlichen Verletzungen
führt.
Magersucht
Wissenschaftlicher
Name: Anorexie
Häufigkeit: 15 und 35 Jahren (0,1% der Männer/1%
der Frauen)
Symptome: ein
Body mass unter 17,5
Angst
vor zu dick werden trotz Untergewicht
Man
ist überzeugt, dass man zu dick ist
ausbleiben
von nacheinander 3 Menstruationszyklen
Auslösende
Faktoren: Gruppenzwang
Angst
dass sich die Eltern trennen
Körperliche
Beeinträchtigungen: 5%-20% der Magersüchtigen sterben
Was
zeichnet eine „gute Behandlung“ aus: Normalisierung
des Essverhaltens
Normalisierung
des Körpergewichts
seelische
Zusammenhänge zu erhalten
Übergewicht
Wissenschaftlicher
Name: Adipositas
Häufigkeit: BMI
25-30 (>30=Fettleibig)
Symptome: Gewicht oberhalb der Normgrenze von
BMI 25 (für Kinder und Jugendliche gelten andere Grenzwerte, bitte Arzt fragen)
Bei
starkem Übergewicht resp. Fettleibigkeit können körperliche Beschwerden wie
Gelenkschmerzen, Herzbeschwerden, Atemschwierigkeiten oder Gallensteine
auftreten.
Oft
gestörtes Essverhalten mit Essanfällen, bei denen in kurzer Zeit grosse Mengen
von Nahrung zu sich genommen werden, mit dem Gefühl von Kontrollverlust
(Binge-Eating-Störung).
Auslösende Faktoren: Es ist wichtig, zwischen auslösenden
Faktoren, Risikofaktoren und Hintergrundkonstellationen zu unterscheiden.
Als
auslösende Faktoren gelten Diäten, die häufig bereits in der Kindheit
durch Fachleute und Eltern empfohlen wurden, und/oder psychische
Belastungssituationen.
Körperliche
Beeinträchtigungen: Genetische
Prädisposition
Mangelnde
Selbstsicherheit
Wenig
tragendes, überforderndes Umfeld
Anforderungen
der Massenmedien und des Zeitgeistes (unnatürlich schlankes Schönheitsideal)
Was
zeichnet eine „gute Behandlung“ aus: diätetische
Anweisungen (Ernährungsberatung)
Anleitung
zur Steigerung der körperlichen Aktivität im Alltag (z.B. Treppen steigen
anstatt den Lift zu nehmen) und in der Freizeit (Sport, Physiotherapie)
Allgemeinärztliche
Behandlung der gesundheitlichen Komplikationen
Bulimie
Wissenschaftlicher
Name: Bulimia nervosa, Bulmimarexie
Häufigkeit: An
der Bulimie (Ess-Brechsucht) leiden in Europa und Nordamerika schätzungsweise 2
- 4% der 15 - 35-jährigen Frauen und 0.5% der Männer im gleichen Alter.
Die Bulimie ist als Diagnose erst
seit 1980 bekannt. Die Häufigkeit, mit der diese Erkrankung diagnostiziert
wird, hat in den letzten 20 Jahren deutlich zugenommen.
Symptome: Wiederholte
Episoden von Fress-Anfällen mit Kontrollverlust, bei denen innerhalb einer
bestimmten Zeitspanne (z.B. 2 h) eine deutlich grössere Nahrungsmenge gegessen
wird, als die meisten Menschen unter ähnlichen Bedingungen essen würden.
Kompensatorische
Verhaltensweisen zur Gewichtskontrolle (selbstinduziertes Erbrechen, Missbrauch
von Abführmitteln und anderen Medikamenten, Fasten, übermässige Bewegung).
Die
Fressanfälle und das kompensatorische Verhalten treten seit mindestens 3
Monaten durchschnittlich 2 x pro Woche auf.
Die
Selbstbewertung ist übermässig von der Figur und dem Gewicht abhängig
(Selbstwertstörung).
Auslösende Faktoren: Diäten
(in 90 - 95 % der Fälle beginnt die Bulimie mit einer rigiden Diät, die das
Essverhalten destabilisiert) Verlust von nahen Bezugspersonen (z.B. Tod
des Grossmutter, Krankheit der Mutter, Alkoholprobleme des Vaters)
Körperliche
Beeinträchtigungen: Ausgeprägte Impulsivität
Grosse
Lebendigkeit, oft Kreativität, für die kein angemessener
Ausdruck gefunden wird
Überforderung
im Alltag durch vorzeitige, oft aufgezwungene
Selbständigkeit (Pseudo-Autonomie)
Freiheitsdrang
Ausgeprägte
Schambereitschaft
Was zeichnet eine „gute
Behandlung“ aus: Die Behandlung der Bulimie kann sowohl ambulant als
auch stationär erfolgen. Je intensiver die Symptome sind und je häufiger
erfolglos versucht wurde, die Erkrankung mit ambulanten Massnahmen zu
verbessern, desto eher ist eine stationäre Behandlung angezeigt.
Die
Schwierigkeit bei der Behandlung der Bulimie ist, dass die Betroffenen keine
Ess-Brechanfälle mehr haben wollen, dabei jedoch die notwendige Rhythmisierung
des Essverhaltens ablehnen, da sie eine Gewichtszunahme befürchten oder eine
weitere Gewichtsabnahme anstreben.
Zur Behandlung der Ess-Brech-Symptomatik ist unumgänglich, dass folgendes
angestrebt resp. erreicht wird:
Rhythmisierung
der Nahrungsaufnahme (mindestens 3
Hauptmahlzeiten
täglich sitzend zu sich nehmen)
Aufgeben
eines unrealistischen Zielgewichts (eines Gewichtes, das unterhalb
des individuellen Setpoint-Gewichtes liegt)
Ausdehnen von Phasen ohne Ess-/
Brechanfälle
Suchen anderer Formen, sich zu beruhigen
Versuchen, innere Unruhe zu verstehen
und auszuhalten