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Fachbereichsarbeit
Pflegewissenschaften

Lebenshilfe Hochheim

1, Dietrich, 2014

Florian W. ©
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Was ist das Kurzdarmsyndrom? Definition, Ursache, Pflege, Komplikationen und Co.
  1. Definition


Von einem Kurzdarmsyndrom spricht man, wenn in Folge einer operativen Resektion (großflächiges Entfernen von über 100cm des insgesamt etwa 350cm langen Dünndarms), eine stark eingeschränkte Verdauung und Resorption (Aufnahme von Makro- sowie mikromolekularen Nährstoffen, Flüssigkeit und Mineralien) mittels Hydrolyse besteht.


Länge und Funktion des Dünn- und Dickdarms


  • Dünndarm ca. 350cm lang, Dickdarm etwa 80cm

  • Verschiedene Abschnitte (Duodenum, Jejunum und Ileum mit Ileozökalklappe)

  • Im Dünndarm werden Makro-¹ und Mikronährstoffe² resorbiert/verdaut

  • Wasser und Mineralien (Elektrolyte) im Dünn- und Dickdarm

  • Eine Reihe von Nährstoffen werden nur in bestimmten Darmabschnitten resorbiert (Beispiel Vitamin B12 und die Gallensäure im Ileum)

  • Werden diese Darmabschnitte entfernt, können keine Nährstoffe usw. mehr aufgenommen werden

  • Funktion des oberen Dünndarms (Jejunum) kann aber nach Anpassung vom Rest des Dünndarms (Ileum) übernommen werden


¹: Kohlenhydrate, Eiweiße und Fette

²: Vitamine und Spurenelemente


Magen

a


d


b


c


Dickdarm


Dünndarm


Blinddarm


Wurmfortsatz

Rektum


Darmabschnitte


  1. Duodenum: Zwölffingerdarm, 10% des Dünndarms, ca. 50cm lang – etwa 12 Finger breit – daher Zwölffingerdarm(Resorption von Kalzium, Eisen & ein großer Teil der Kohlenhydrate & Eiweiße)

  2. Jejunum: Leerdarm, 30% des Dünndarms, ca. 100cm lang – nach dem Tod zumeist leer – daher der deutsche Name Leerdarm(Resorption von Kohlenhydrate, Fette & Eiweiße)

  3. Ileum: Krumm- o. Hüftdarm, restliche 60% des Darms, ca. 200cm lang – mit der Ileozökalklappe verschlossen (Resorption von Gallensäure/-salz, Cobalamin – Vitamin B12 – sowie Vitamin C in den distalen Abschnitten)

  4. Ileozökalklappe : funktioneller Verschluss zwischen Dick- & Dünndarm und nur in Richtung Dickdarm durchgängig, verhindert das Eindringen von Bakterien aus dem Dick- in den Dünndarm, nach dem Anatomen Bauhin auch Bauhin-Klappe genannt (dient der Stabilisierung des Wasser- sowie Elektrolyt-Haushaltes)


  1. Ursachen


Das Kurzdarmsyndrom beruht Großteils auf Folgeerkrankungen oder Störungen verschiedener Arte. Bei schweren Verletzungen der Bauchregion kann es bspw. Auch erforderlich sein, eine sogenannte Darmresektion (großflächige operative Entfernung bestimmter Darmabschnitte) durchzuführen. Das Kurzdarmsyndrom entsteht stets durch eine Darmresektion, einer großflächigen operativen Entfernung bestimmter Darmabschnitte.


Folgeerkrankungen/Störungen:


  • Resektionen aufgrund von Verletzungen oder Tumoren – Dünndarmkarzinom bspw. – im Bauchraum

    • Resektionen dieser Art sind lediglich notwendig, wenn eine schwere Bauchraumverletzung oder ein Karzinom im Magen-Darm-Trakt (vornehmlich im Dünndarm) diagnostiziert wurde. Jedoch sind Karzinome im Dünndarm eher selten und gehören zur Minderheit, außerdem sind es Großteils „gutartige“ Geschwülste (Dünndarmpolypen). Dabei sind Polypen eher im Krummdarm „ansäßig“.


  • (Multiple) Resektionen aufgrund von Morbus Crohn – hinsichtlich wiederkehrender Entzündungen in einer der drei Abschnitte des Dünndarms

    • Morbus Crohn bezeichnet die chronisch-granulomatöse Entzündung des gesamten Magen-Darm-Trakts, bei denen in den meisten Fällen der untere Dünn- bzw. Dickdarm befallen ist. Dabei entzünden sich großteils alle Schichten der Darmwand, welche folglich vernarben und verdicken.

    • Zeitweise ist auch eine Ileozökalresektion notwendig. Diese führt aber in der Regel nicht zu einem Kurzdarmsyndrom, da die Resorption nicht weiter beeinträchtigt ist. Allerdings ist nun nicht mehr sichergestellt, das der Rückfluss von Stuhlgang aus dem Dick- in den Dünndarm verhindert wird. Somit muss über die Anlegung eines Stoma entschieden werden. Jedoch kann durch ein Stoma auch ein Kurzdarmsyndrom auftreten, dieses lässt sich dann wiederum durch eine Rückverlagerung beheben.


  • Durchblutungsstörungen (Angina abdominalis) bzw. Gefäßverschlüsse (Mesenterialinfarkte)

    Verlauf eines Mesenterialinfarkt:

        • Stadium I: Plötzlich auftretende, messerstichartige Bauschmerzen die etwa 1-2 Stunden anhalten.

        • Stadium II: Die Anzeichen/Symptome gehen während der nächsten 2-6 Stunden zurück und werden als Besserung empfunden, es sollte jedoch direkt ein Arzt bzw. Notaufnahme aufgesucht werden – denn während der folgenden 3-8 Stunden besteht noch eine Ãœberlebensrate von bis zu 95%.

        • Stadium III: Nach Ãœberschreitung der 3-8 Stunden stirbt der Darm aufgrund von Mangelerscheinungen (bspw. Sauerstoffmangel) ab. Dies wird meist von Bauchschmerzen (als Bauchfellentzündung empfunden), Ãœbelkeit, Fieber, Erbrechen oder Diarrhoe begleitet. Da der Darm auch keine gewöhnlichen Bewegungen mehr durchführen kann, kommt es zu Flatulenzen, Obstipationen oder Diarrhoen. Die Ãœberlebensrate sinkt auf unter 15%.

    • Mesenterialinfarkte die durch eine Angina abdominalis (aufgrund von Herzinsuffizienz, Gefässerkrankungen bspw. Arteriosklerose oder Herzrhythmusstörungen) hervorgerufen wurden, lassen Abschnitte des Dünndarms absterben. Mesenterialinfarkte unterscheidet man in 3 Stadien.

  • Komplikationen bei einem Frühgeborenen unter 1500g, wie die nekrotisierende Enterokolitis (Entzündung von Darmwandabschnitten mit anschließendem Absterben der Zellen bzw. der Zellzerfall), können die Notwendigkeit einer Resektion hervorrufen und verursacht somit das Kurzdarmsyndrom schon im Kindesalter.

  • Die Bewegungsstörungen des Darms (gastrointestinale Motilitätsstörung) können sowohl die Speiseröhre, den Magen als auch den Darm einzeln oder gemeinsam betreffen. Es gibt unterschiedlich stark ausgeprägte Störungen, die entweder kurzweilig oder chronisch auftreten. Bei chronischen Störungen, in leichter Variante „das Reizdarmsyndrom“, in schwerer Form „die chronische intestinale Pseudoobstruktion“ (CIPO) oder „die chronische Verstopfung“.

Es gibt sowohl die akute als auch die chronische Strahlenenteritis.


  • Vom Volvulus (Darmverschlingung) sind häufig Säuglinge im Alter von unter 1 Jahr betroffen. Dabei handelt es sich um die Folge einer Malrotation (Verdrehung des Darms), Mukoviszidose (vererbte Stoffwechselerkrankung), Verwachsungen nach Operationen, Mesenterium (Verdopplung des Bauchfells), Ladd-Syndrom (angeborener Volvulus) oder eines Sigmavolvulus (Verschlingung des oberen Dickdarms), wobei die betroffenen Abschnitte absterben können, sofern keine zeitnahe Therapie bzw.

    Behandlung durchgeführt wird.

  • Bei einer Darmatresie handelt es sich um einen angeborenen Verschluss verschiedener Darmabschnitte. Am häufigsten treten diese im Bereich des Zwölffingerdarms bzw. im Enddarm auf. Die Darmatresie ist nur operativ behandelbar.


  1. Symptome


Bei einem Kurzdarmsyndrom können folgende Symptome auftreten bzw. Anzeichen einer Darmatresie sein:

    • Häufige, massive Diarrhoen und/oder Erbrechen

    • Steatorrhoe (Fettstühle), durch unzureichende Aufnahme der Fette in der aufzunehmenden Nahrung

    • Mangelerkrankungen und Gewichtsverlust aufgrund beschleunigter Resorptions- bzw. Transitzeit des Stuhl


  1. Therapie


Eine Therapie ist immer vom Verlauf des anstehenden operativen Eingriffs abhängig, aber auch die Schwere der Diagnose, bspw. Strahlenenteritis, spielt eine große Rolle. Denn es ist entscheidend wie schwer die Schädigung durch die jeweilige Störung ist und wie großflächig eine Darmresektion vorzunehmen ist. Nach einer Resektion kommt es in den ersten Monaten meist zu einer reaktiv vermehrten Magensäurereproduktion die resorbiert werden muss, zum Teil mithilfe verschiedener Medikamente.

Auch kommt es aufgrund der verkürzten Darmpassage vermehrt zu Durchfällen sowie einer Verminderung der Resorptionsfläche, der Resorptionsfunktion und der Transitzeit, die zur Folge hat, dass weniger Nährstoffe aufgenommen werden können. Um eine zu schnelle Transitzeit zu verhindert kann bspw. mit Loperamid (Darmtätigkeitshemmer) eine medikamentöse Regulierung vorgenommen werden, um u. a. eine Exsikkose (Austrocknung) des Patienten zu verhindern.

Zu einer Exsikkose kann es kommen, wenn die wichtige Resorption von Wasser und Elektrolyten gestört ist.

Sollte eine Förderung der Adaptation notwendig werden, kann die Darmfunktion mit verschiedenen Medikamenten und Vorgehensweisen unterstützt werden. Falls diese jedoch nicht in Frage kommt oder nicht mehr möglich ist, da bspw. der komplette mittlere Dünndarmabschnitt (Ileum) resiziert wurde, wird eine spezielle enterale² und/oder parenterale³ Ernährung notwendig. Die Zufuhr der parenteralen Ernährung wird durch Infusionen oder verschiedenen zentralvenösen Kathetersysteme gewährleistet.

²: Ernährung, mit leichter und milder Kost, über den Darm


Bei dieser Ernährungstherapie gibt es verschiedene, teilweise sich ergänzende, Methoden:

  • Ausschließlich enterale oder parenterale Zufuhr von Nahrung/Nährstoffen

  • Ãœberwiegend enterale oder parenterale Zufuhr

  • Enterale und parenterale Ernährung mit verschiedenem Kostaufbau


Hickman-Katheter

(zweilumig – zwei Zugänge)

Port-Katheter


enteraler Kostaufbau im Ãœberblick:

  • stilles Wasser oder milde Tees

  • Zwieback, klare Brühen und leichte Suppen

  • leichtes Graubrot, Butter und Margarine

  • Raps-, Oliven- und Leinöl

  • Reis, Kartoffelpüree und Pasta

  • gekochtes oder gedünstetes, leichter verdauliches Gemüse (Karotten, Zucchini, Sellerie und Co.)

  • fettarme Lebensmittel

  • Naturjoghurt, Wurst, Quark und fettarmer Joghurt


  • Mahlzeiten auf 6-10 kleinere über den Tag verteilen

  • Frühestens eine Stunde nach Nahrungsaufnahme, Zufuhr von Flüssigkeit um die Verweildauer im Darm zu erhöhen

  • Frittierte Speisen, Kohlgemüse, Tomaten, Pilze, Rohkost, Zitrusfrüchte, Schokolade, oxalsäurehaltige Nahrungsmittel (Nüsse, Rhabarber, Spinat, etc.) meiden

  • Vorsicht bei Kaffee, Fruchtsäften oder andere Nahrungsmittel mit einem hohen Zuckergehalt o.ä.

  • Alkohol und Zigaretten meiden sowie

  • Führen eines Diättagebuches (Unverträglichkeiten festhalten)

parenterale Ernährung:

  • Makronährstoffe (Kohlenhydrate, Aminosäuren und Fette)

  • Wasser und Elektrolyte

  • Mikronährstoffe (Spurenelemente und Vitamine [A, B-Komplex, C, D, E und K])


Hickman- oder Port-Katheter sind chronisch zentralvenös implantiert und führen jeweils zu einer herznahen Vene. Durch beide Katheter werden auch Medikamente intravenös verabreicht, da durch das Kurzdarmsyndrom keine adäquate Resorption dieser erfolgen kann.


Weiterhin gibt es, sofern eine natürliche Resorption möglich ist, auch die Möglichkeiten die Darmfunktion durch Medikamente oder spezieller Diäten (Ballaststoffarme Diät, da Ballaststoffe Wasser binden und die Darmpassage/Transitzeit beschleunigt) zu gewährleisten. Auch sollte darauf geachtet werden keine fettreiche Nahrung zu sich zu nehmen, da sonst die Gefahr von Steatorrhoen (Fettstühle) besteht.


  1. Pflege


Die Pflege bei Kurzdarmsyndrom-Patienten ist unterschiedlich aufgestellt: Bei Patienten bei denen der verbliebene Darmtrakt noch funktionstüchtig ist muss auf den Kostplan geachtet werden, um dem Patienten keine weiteren Komplikationen oder Beschwerden zu bereiten. Auch ist es sinnvoll den Patienten ein „Tagebuch“ führen zu lassen, um etwaige Unverträglichkeiten oder dergleichen zu dokumentieren.

Bei Patienten mit chronisch implantierten Kathetern, die von den Patienten meist besser angenommen werden und sich damit auch wohler fühlen (oder auch mit partiellen Kathetersystemen), ist auf eine hygienisch einwandfreie und regelmäßige Pflege/Reinigung zu achten. Sollte dies nicht geschehen, erhöht sich das schon bestehende von Patient zu Patient unterschiedliche Infektionsrisiko beträchtlich.

„Cuffs“ (Zwei Blättchen, ein antimikrobielles, silberhaltiges Blättchen und eine „Gewebeeinwachs“ Blättchen, zur Stabilisierung des Ports o.a.), besteht stets ein Infektionsrisiko, das durch mangelnde Pflege, Manipulation bspw. eines Verbindungsstücks (luminal), Eindringen von Keimen der Hautflora (extraluminal), anderen Bakterien oder eben dem Gesundheitszustandes des Patienten zurückzuführen sind.

Beim Gesundheitszustand wird unter:

  • benignen oder maliger (gut bzw schlecht)

  • Karzinom-Patienten

  • oder immunsupprimierte (von außen gechwächtes Immunssystem) Patienten

unterschieden.

  1. Komplikationen


Die Komplikationen sind unterschiedlich: Zum einen kann es zu einer Azidose (Blutübersäuerung) und Störung der Elektrolyte, Exsikkose, Überwässerung sowie Infekte der Katheter (die sehr häufig auftreten) kommen. Weiterhin können Thrombosen der jeweiligen zur parenteralen Ernährung genutzten Gefäße kommen. Auch sind erhöhte Leberwerte und/oder Leberschäden sehr weit verbreitet. Ursachen hierbei sind:

  • eine zu rasche Infusionsgeschwindigkeit,

  • Nebenwirkungen von verabreichten Medikamenten oder

  • wiederholte Infektionen

    Infektionen sind auch bei einem sorgsamen Umgang mit den Kathetersystemen die am häufigsten auftretenden Komplikationen. Großteils sind es, bei Infusionen, in den Blut-kreislauf eindringende Bakterien.

    Quellenverzeichnis

    Kurzdarmsyndrom – Informationsbroschüre für Patienten und ihre Angehörige

    (Lamprecht, Klitzing-Wiest und Gregor, 2. Auflage, Universität Rostock)

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    Hausarbeit Kurzdarmsyndrom – Dominik – HEP HO VI – 10/2014


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