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Zusammenfassung
Pädagogik

Universität, Schule

Hochschule Reutlingen

Note, Lehrer, Jahr

2011

Autor / Copyright
Johanna M. ©
Metadaten
Format: pdf
Größe: 0.20 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
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ID# 14948







Überblick: Die Zusammen­fassung bietet eine tiefgehe­nde Analyse des Bildungs­begriffs­, dessen Kritikpu­nkte und die Entwickl­ung moderner Bildungs­konzepte­. Sie beleucht­et die historis­che Evolutio­n des Begriffs­, seine Verwendu­ng zur Sicherun­g sozialer Privileg­ien und die Notwendi­gkeit einer Neuausri­chtung in der heutigen Gesellsc­haft. Der Leser erhält Einblick­e in pädagogisc­he Grundkat­egorien, die Untersch­eidung von Erziehun­g und Bildung sowie aktuelle Diskussi­onen über Bildungs­ziele und -inhalte­.
#Pädagogische_Kritik#Industriegesellschaft#Bildungsverfall

Was ist Bildung?

Kritik und Verfallsgeschichte des Begriffs:

-              Bildungsbegriff keinesfalls unbelastet

-              Geriet in 60er und 70er Jahren unter heftige Kritik

•             Er sei idealisiernd- überhöht

•             Historisch überholt und einer modernen Demokratie nicht mehr angemessen

•             Unpolitisch

•             Verschlissen im elitären Gebrauch

•             Für die moderne Industriegesellschaft völlig unbrauchbar

Etc.

-              Bildung wurde zu Vehikel der Sicherung sozialer Privilegien der erstarkten Bürgertums

-              Ehe von Besitz und Bildung

-              Bildung wurde plutokratisch missbraucht, für Aufstieg individualistisch verwertbar und schließlich auf Kanon der Gymnasialfächer reduziert

Bildung als pädagogische Grundkategorie

-              nur wenige Sprachen unterscheiden zwischen Erziehung und Bildung

-              nach GUDJONS aber gesonderter Bildungsbegriff durchaus ein Vorteil

-              3 Argumentationslinien:

•             zunehmende spez. Verwissenschaftlichung unserer Lebensverhältnisse läßt Abbau gemeinsamer Anschauungen, Werthaltungen und Verhaltensweisen befürchten – Allgemeinbildung soll dem entgegenwirken

•             dem beobachteten Pluralismus werden Vorstellungen von möglicher Konzentration entgegengesetzt; v.a. Kirchen, SPD, Grüne wollen Bildungsbegriff jeweils inhaltlich füllen und unter einen solchen Leitkategorie entspr. Lernprozesse reorganisieren

•             in der EW wird versucht, Bildungsbegriff stärker theoriegeleitet, historisch- systematisch zu rekonstruieren und damit neu zu formulieren

-              Bildung meint:

•             Befähigung zu vernünftiger Selbstbestimmung und Solidaritätsfähigkeit mit anderen

•             Bildung immer mehr, als ein Selbst- und Weltverhältnis auszulegen, das nicht nur rezeptive, sondern verändernd- produktive Teilnahme an der Kultur meint

•             Die Gewinnung von Individualität und Gemeinschaftlichkeit

•             Eine allgemeingültige, d.h. für alle Menschen gleich gültige Bildung

•             Vielseitigkeit, v.a. die moralische, kognitive, ästhetische und praktische Dimension

 Bildungsbegriff hat generellen Maßstab, der es z.B. ermöglicht, Erziehungsziele zu beurteilen, Erziehung kritisierbar zu machen und zu bewerten

 

             Umrisse eines modernen Bildungskonzeptes

-              5 grundlegende Dimensionen des Bildungsbegriffs unterscheidbar:

•             sachliche Dimension: braucht bestimmte Bildungsinhalte

•             temporäre Dimension: Zeitverlauf der Menschheitsgeschichte hat einen Sinn, der immer wieder ausgehandelt werden muss

•             soziale Dimension: mit Bildung sind normative Zusammenhänge der menschlichen Gesellschaft verbunden

•             wissenschaftliche Dimension: Wissenschaft möchte, dass Bildung Wissenschaft braucht

•             autobiographische Dimension: einzelne braucht Bildung für sein Selbstverständnis

-              Bildung bezeichnet eine Weise, mit aktuellen gesellschaftlichen Problemen (Handlungsfähigkeit der Menschen gg. globalen Problemen abnehmend etc.) umzugehen, wobei Bildung auf Zukunft zielt, oberste Maxime ist die Erhaltung des Lebens

-              Zur Zeit wohl umfangreichster Versuch über erziehungswissenschaftliche Reformulierung gesellschaftlicher Problemlagen eine Bildungstheorie zu initiieren von HANSMANN / MAROTZKI:

•             Arbeit: nur profitgeleitete, umweltzerstörende Wirtschaft widerspricht demselben Vernunftprinzip, das sowohl Kindern Zukunft ermöglichen als auch Erwachsenen den Lebensunterhalt sichern soll

Bildungstheoretische Bedeutung: neben wichtigen allseitigen basalen Fähigkeiten und Fertigkeiten kommt es verstärkt darauf an, Heranwachsende auf den Komplexitätszuwachs im Arbeitsleben vorzubereiten; nicht nur technische , sondern auch soziale Kompetenzen

•             Rationalität und Wissenschaft: Zweck- Mittel- Denken als Grundlage des technischen Fortschritts verliert seine Absolutheitsanspruch; darüberhinaus geht es um neue Formen von Sinnlichkeit, Emotionalität, ganzheitlicher Lebensverfassung etc. wie sich dies in den sog. Neuen sozialen Bewegungen ankündigt

Bildungsbegriff: hätte sich diesen neuen Herausforderungen zu stellen

•             Subjektivität und Wirklichkeitsverarbeitung: zunehmend mediale Vermittlung der Welt, deshalb Deutungsmuster weitgehend medial induzierte Weltbilder; Bildung zeigt sich v.a. daran, über welche Interpretationsmöglichkeiten von Erfahrung und Welt das Subjekt verfügt

Bildung dann: sinnstiftende und orientierende Funktion, indem sie Pluralität menschlicher Selbst- und Weltverhältnisse fruchtbar macht

•             Wertorientierung und Ethik: Veränderung der Wertorientierungen; Bildung vermittelt die Fähigkeit, über faktisches Wissen hinaus eine Orientierung seines Wollens aufzubauen und zu verantworten

Bildung dann: Befähigung der Menschen, in Auseinandersetzung um ein selbstbestimmtes und mitmenschlich verantwortbares Leben ihre Stimme zu erheben

 

             Bildung als kritische Selbstbildung für alle

-              Funktionen von Bildung:

1)            Einführung in die Gesellschaft und Einübung in deren Regeln

2)            Herstellen einer kritischen, reflexiven Distanz zu dieser Gesellschaft

-              Bildung umfasst also: Bildungsgüter (= materiale Bildung), innere Kräfteentwicklung (= formale Bildung), existentielle Fragen wie Selbstvergewisserung, Sinnkonstitution und zeitgeschichtl. Ortsbestimmung

-              Damit auch alte Trennung von Allgemeiner Bildung und Spezial (aus)bildung überholt

-              Bildung ein lebenslanger Prozess – anders als Erziehung

-              Inhalte von Bildung nicht zeitunabhängig zu bestimmen, Bildung muss vielmehr auf die unvermeidlichen Kontingenzen z.B. Pluralismus reagieren

-              Aktueller Fokus der Diskussion: Ist die in ihrer Zukunft bedrohte Welt grundsätzlich noch verstehbar und mitgestaltbar

 Bildung muss sich notwendigerweise als erstes der Ratlosigkeit angesichts dieser Frage stellen

 

             Bildung und Schule

-              Lehrplan muss noch die wesentlichen Elemente eines modernen Bildungskonzeptes umsetzen

-              Was in Schulen als Allgemeinbildung gelten soll, wird weiterhin durch politischen Einfluss bestimmt

 erhebliche Lücke zwischen Theorie und Praxis

 Bildungsbegriff gerade deshalb bes. wichtig für Lehrende und Lernende:

•             Maßstab und Perspektive für Beurteilung des Pädagogischen an Bildung durch Schule

-              4 grundlegende Funktionen des Bildungsbegriffs unterscheidbar:

•             heuristische Funktion: hilft, praktische Schularbeit zu analysieren, ungelöste Fragen schärfer zu sehen, neue Aufgaben zu finden und neue Schwerpunkte zu formulieren

•             Legitimationsfunktion: fordert von uns, Ansprüche zu begründen

•             Strukturierungsfunktion: hilft uns zur Konzentration der Inhalte und der Zeit auf wirklich wesentliche Thematiken und bringt unverzichtbare Gewichtung ins Wirrwarr unterschiedlichster Fachaspekte; unverzichtbares Fachwissen wird integriert und vernetzt zu komplexen Sachverhalten

•             kritische Funktion: ist Widerpart zum Mißbrauch junger Menschen für die Zwecke anderer; hilft dazu, Leistung nicht zu entfremden und junge Leute in Punktesammler für die Anpassung an unreflektierte Normen anderer zu verwandeln

 

Fazit

Allgemeine Bildung – im Verständnis Klafkis – als Anspruch aller Menschen auf allseitige Bildung im Medium der allgemeinen Schlüsselprobleme der Menschheit heute hat demnach Konsequenzen für den schulischen Alltag und für die Grundstruktur von Schule

 

 


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