Was ist Bubenarbeit?
Unter dem Begriff Bubenarbeit versteht
man, wenn erwachsene Männer mit jugendlichen Buben
geschlechtsbezogen pädagogisch arbeiten. Mit jungen Buben
zusammenzuarbeiten ist eine ziemliche anspruchsvolle Aufgabe und man
benötigt schon vor Beginn der Arbeit Ziele und Konfliktfähigkeit
um Probleme zu vermeiden. Für die Bubenarbeit ist es weiters von
besonderer Wichtigkeit pädagogische Erfahrungen zu haben.
Warum es Bubenarbeit gibt, ist ganz
einfach der Reflex aus den Ursprüngen der Mädchenarbeit gleiches zu
tun, um junge Burschen auch zukünftig weiter zu fördern und mit
ihnen fachbezogen zu arbeiten..1
„Meuser stellt die Behauptungen auf,
dass die pädagogische Arbeit mit Jungen „nur dann erfolgreich sein
wird, wenn sie den Jungen neue, positiv bewertete Perspektiven
eröffnet.“2
Warum ist Bubenarbeit
heute noch notwendiger und wichtiger als damals?
„Übersicht der
Bubenarbeit3
Bubenarbeit ist kein Versuch, sondern
eine wichtige Förderung für die Zukunft.
Bubenarbeit wird für spezielle
Projekte zu gewissen Themenbereichen durchgeführt:
Diese Bereiche sind:
• Lebensplanung (Berufswahl und
Haushalt)
• Männlichkeitsbilder, Vorbilder
• Beziehungen zu Frauen bzw. Mädchen
(Antisexismus)
• Gruppenverhalten (z.B. in Cliquen)
• eigene und vor allem die Grenzen
anderer wahrnehmen und anerkennen
• sich (ver)pflegen (Kochen, Putzen,
Aufräumen)
• Gewalt, Kraft, Konfliktlösung,
Konkurrenz
• Gefühle, Liebe und Sexualität
Für die schulische Bubenarbeit werden
animatorische Methoden des offenen
Unterrichts vorgezogen. Typische
Ansätze sind Medien- und Theaterarbeit, Gespräche, Rollen- und
Planspiele, Meditation, Erlebnispädagogik (z.B. Waldabenteuer),
Wahrnehmungs- und Körperarbeit. Der geschickte Bubenarbeiter knüpft
an die aktuelle subjektive Welt der Buben an, in dem Themen wie
Kämpfen, Sport, Mut, Liebe usw. als Ausgangspunkt für die
Rollenspiele benützt werden.“
(Ron Halbright)
„Gleichstellung von Mädchen und
Knaben4:
Mädchen und Knaben sollen die
Möglichkeit erhalten, ihre Wertvorstellungen zu
überdenken, sie allenfalls in Frage
zu stellen und sich geschlechtsunabhängig an
unterschiedlichen Lebensformen zu
orientierten.
• Dieser Prozess verlangt von der
Lehrperson, dass sie sich bewusst wird, wie sich
das eigene Rollenverhalten auf die
Lernenden auswirkt.
• Bei bestimmten Themen kann es
sinnvoll oder notwendig sein, Mädchen und
Knaben getrennt zu unterrichten.
• Das Bewusstmachen von
geschlechtsspezifischen Rollen, Vorstellungen und
Vorurteilen ist eine wichtige
Voraussetzung, um Mädchen und Knaben gleichwertig
zu fördern.
• Das Verhalten von Mädchen und
Knaben im Unterricht wird den
Jugendlichen bewusstgemacht."5
Die Gruppenarbeit mit Jungen
baut auf drei wichtige Prinzipien (Sturzenhecker):6
1. "Für
uns", d.h., dass
Selbstreflexion im Interesse der Knaben liegt. "Nur wenn die
Jungen spüren, dass man ihnen
grundsätzlich auch positiv gegenübersteht, sind sie
bereit, Kritik anzunehmen und auf
Konflikte einzugehen."
2. "Ãœber
uns", d.h. Themen
sollen aus der Problemperspektive der Jungen betrachtet werden;
akzeptierend, anstatt moralisierend. In Abwesenheit der Mädchen darf
der Jungenarbeiter ein sexistisches Gespräch zulassen und erst
später die problematischen Seiten zur Sprache bringen.
3. "Unter
uns", d.h. in
geschlechtshomogenen Gruppen zu arbeiten aus vier Gründen:
um die Bubenarbeit zu unterstützen,
die -Cliquen pädagogisch zu nutzen,
Ehrlichkeit und Offenheit zu fördern
und
Freiraum für das Ausprobieren sog.
"femininer" Kompetenzen zu ermöglichen.“
Stärken und Schwächen
der Buben7
Junge Burschen haben nicht nur
Stärken, sie haben genauso auch Gefühle, sind schwach, hilflos und
leiden wie auch Mädchen an diversen Problemen. Im schulischem, sowie
im privaten Umfeld entstehen unkontrollierbare Probleme.
In der Schule konnte man feststellen,
dass der Anteil der Burschen in Sonderschulen weit über 80 % der
Betroffenen sind.
In den letzten Jahren ist die Zahl
der Sonderschüler drastisch weiter angestiegen und man konnte
zusätzlich noch nachweisen, dass die Hauptprobleme in Mathematik
sind. Das Augenmerk wurde auch auf das auffällige Verhalten der
Burschen in Pausen und während des Unterrichts gerichtet.
Man konnte erkennen, dass hier
unbedingt gezielt gearbeitet werden muss, denn hier gibt es
verschiedene Probleme der Jungs.
Man spricht häufig von
Jugendproblemen, auch wenn man eigentlich „Bubenprobleme“ gemeint
sind. Manche Jungs lachen andere aus und fallen lieber unangenehm auf
als überhaupt nicht. Die Mädchen wiederum stellen Fragen um besser
zu verstehen, was Burschen grundsätzlich nicht tun.
Hier möchten wir einige Fälle
der Probleme der Burschen aufzählen:
- Schwierigkeiten und Störung
währende des Unterrichts
Könnte es sein, das sie ihre
Lernschwächen vertuschen oder sie gar nicht zugeben wollen?
Vielleicht sind sie überfordert, frustriert und wollen es deshalb
überspielen. Manche Burschen mimen den Clown um ihre Unsicherheiten
zu verstecken.
- Die Gewalt unter Jungs ist ein
gravierendes Problem
Leichte Meinungsverschiedenheiten an
Schulen ist bei jungen Burschen normal, wenn es aber Gewalt gegenüber
Mädchen gibt ist es schon etwas bedenklicher, trotzdem findet
körperliche Gewalt aber generell nur zwischen Burschen statt
- Feindlichkeit
gegenüber Mädchen
Fängt mit der Erziehung von
dominanten Müttern an. Wobei sich Burschen an diese zu orientieren
versuchen. Sie erkennen früh, dass sie „besser“ als Mädchen
sein müssen und sind meistens überfordert. Folgend grenzen sich
Jungs von allem Weiblichen ab. Mädchen werden von Jungs als
frustrierendes, rätselhaftes Lustobjekt dargestellt. Es entsteht
dadurch ein Liebe/Hass Verhalten zwischen Jungen und Mädchen
- Cliquenbildung und Rangordnung
Jungs bilden hierarchische
beherrschende Cliquen, die Opfer aussucht oder mit der Lehrperson
konkurriert und dadurch Konflikte auftreten und meistens mit Strafen
endet. Sie definieren sich durch ihre Feinde, meistens sind das die
Streber, Ausgegrenzte oder Lehrpersonen. Der Druck durch den Lehrer
wird oft an Schwächere weiter ausgetragen.
- Soziales
Verhalten
Missachtung sozialer Regeln in der
Klasse, wie Auslachen, Ausgrenzung und unfairer Sport, erschwert den
Aufbau eines positiven Klassenklimas. Solche „Burschen“
übernehmen kriminelle, militärische Vorbilder und leben diese voll
aus.
- Eigene
Rolle und Identität
Wird meisten durch den Vater geprägt,
der als Idealbild gilt, aber oft geistig und körperlich nicht
anwesend ist und deshalb durch viele Phantasiebilder ersetzt wird.
Der junge Bursche unterdrückt „normale“ Gefühle um ja nicht
weiblich oder emotional zu wirken. Er darf kein Feigling, Versager
und gar ein Gefühlsmensch sein. Ihr heldenhaftes Spielen ist nur
Schein, um nicht den wahren Charakter zeigen zu müssen.
- Leistungszwang,
psychische und psychosomatische Störungen
Die Angst vor dem Versagen führt zu
selbst zerstörerischem Verhalten, sowie Störung im Klassenzimmer
durch Lärm, Aggressivität. Jungs müssen immer ihr bestens geben
und werden dabei meist überfordert.
Das bewirkt psychische und
psychosomatische Störungen, das unbedingt durch fachliche
Unterstützung, sowie Hilfe in der Bearbeitung der Gefühle und der
sozialen Integration. Diese Betreuer der Jungs sollen die Stärken
und Schwächen der jungen Burschen versuchen aufzubauen, Lösungen
mit ihnen zu finden und nicht gegen sie zu arbeiten.8
Verhalten der jungen
Burschen in der Schule9
Jungs haben ein
gewalttätiges
sexistisches
abwertendes Verhalten und sollte
durch die Bubenarbeit begrenzt werden.
Bubenarbeit wird gezielt auf konkrete
Schwerpunkte gelenkt. (Probleme, Schwächen, Stärken ist
Mittelpunkt)
Wir möchten auf ein Beispiel der
Schule näher eingehen, um so das Verständnis näher zu bringen, wie
wichtig Bubenarbeit ist. Buben sind durch ihre Anforderungen der
alltäglichen Dinge in ihrer Männlichkeit genervt, verunsichert und
gestresst.
In der Schule zum Beispiel wenn sie
sich in einer koedukativen Situation anpassen müssen. Wie sich von
einer Mitschülerin belehren lassen, oder wenn sie von der Lehrerin
zurechtgewiesen werden, um den Mädchen gewisse Rechten einzuräumen
und auch wenn eine Lehrerin nur an der fachlichen Leistung
interessiert ist.
Solche Anforderungen an persönliche
Leistung in einer Situation von Gleichheit können Buben in
Verhaltungsschwierigkeiten bringen, wenn männliche Identität
berührt ist.
Männliches Verhalten wie mangelnde
Selbstdisziplin, fehlende Übersicht, Rechthaberei, Gefühlskälte,
Kommunikationsfähigkeit und Gewalttätigkeit sollte ins positive
gewendet und behandelt werden.
Sei es in männliche Kämpfe,
Gradlinigkeit, Mut und Stärke, das dient der „männlichen“
Gesichtswahrung.
Auswirkungen in der Schule
Von solchen
Situationen wird der Ruf
nach Bubenarbeit verständlicher,
dass Burschen auf männliche Dominanz
setzen und einen höheren Anteil an Aufmerksamkeit in „gemischten
Gruppen“ als normal erwarten und notfalls auch mit
Regelverletzung, Disziplinverstößen durchsetzen.
Bei geringfügigen Abweichungen von
Aufmerksamkeits-Zweidrittel“ wegen der Bevorzugung der Mädchen
sofort und heftig protestiert wird. Das vielleicht durch
Schulgefühle bei allen Beteiligten, Mädchen, LehrerInnen
hervorgerufen wird.
Das Burschen sich schwer tun,
Lehrerinnen, Fachfrauen und sonstige Expertinnen zu akzeptieren und
sich auf dem Unterricht und jeweiliges Thema zu konzentrieren.
Madchen von Buben wegen
vermeintlicher Bevorzugung lächerlich, geärgert, sexuell belästigt
oder geschlagen werden. (Barz 1984)
Was brauchen Jungs10
Die Frage was Jungs wirklich brauchen,
um konfliktfähige, bindungsfähige, autonome und kompetente Menschen
aus ihnen zu machen, wurde in einer Studie von einer Gruppe Frauen so
geantwortet:
Jungs brauchen sensiblen Umgang mit
ihren Körper, Seele und eigenen Kräften, um nicht aus dem
Gleichgewicht zu kommen.
Sie sollten auch die Gelegenheit mehr
Umgang mit Männern und Burschenhaben, um Vorbilder zu finden und
ihre Meinungen auch auszutauschen können.
Kritische Auseinandersetzungen mit
männlichen Zeitgenossen und das Definieren mit der Heldenrolle. Ein
wichtiger Punkt ist die Grenzen zu erkennen und sie anzunehmen.
Stärken, sowie eigene Schwächen und
Ängste zu akzeptieren und Gefühle nicht unterdrücken zu müssen.
Abnabelung von der autoritären
Mutter, mehr Kontakt zum Vater, um sich in der zukünftigen
Männerrolle zu behaupten.
Arbeitsgruppen unter jungen Burschen,
um Interesse und Bereitschaft der Gefühlswelten der Jugendlichen
einzulassen und diese ernst zu nehmen.
Methoden der
Bubenarbeit11
„Ziel von Jungenförderung ist die
Ausbildung einer männlichen Identität, die eigene und die Grenzen
anderer erkennt und akzeptiert, zu partnerschaftlichen umgangbefähigt
und durch soziale Kompetenz gekennzeichnet ist.
Angestrebt wird eine männliche
Identität, die – ausgehend vom Bewusstsein eigener Bedürfnisse
und Interessen – Standpunkt der Umsichtigkeit und gegenseitigen
Wertschätzung entwickelt.“12
Fachliche Kompetenz13
Unter Fachlichen Kompetenz versteht
man Situationen und das Aufgreifen von Themen und die Möglichkeiten
diese zu erarbeiten. Dies geschieht in Form von Einzelfallhilfe,
Gruppentherapie, Gemeinwesenarbeit, Beratung/Therapie, Supervision.
In Situationen, wie den verdeckten
Bedürfnissen von jungen Burschen, beispielsweise bei alkoholfreien
Lagerfeuer, gegenseitigen Spiegeln durch Videoaufzeichnungen,
Aufgaben zum Thema Sexualität, die von zwei Burschen gemeinsam
bearbeitet werden soll. Der Betreuer sollte die Situationen bewerten,
analysieren und so Situationen deuten können.
Einzelne Schwerpunkte ermitteln
Der persönliche und pädagogische
Entwicklungsstand der Bubenarbeiter.
Das Arbeitsfeld der jungen Burschen
und der Bubenarbeiter.
Wichtige Bedingungen für die
Bubenarbeit ist die Lebenslage, das Alter der jungen Burschen, von
welcher sozialen Schicht oder aus welchem Umfeld die Jugendlichen
kommen.
Welche Methoden sind die Besten?
Man sollte zuerst analysieren welche
Methode für die Jugendlichen die beste ist. Hier die klassischen
Aufteilungen:
Einzelhilfe
Gruppenarbeit
Gemeinwesenarbeit
Beratung/Therapie
Resümee
Zum Schluss möchten wir
zusammenfassen und festhalten, dass Bubenarbeit gezielt durchgeführt
wird, um junge Burschen in der Entwicklung und Handlungsbedarf zu
fördern, das bedeutet die Fähigkeit, sozialreflexiv, aktiv und
gestaltend mit der eigenen Geschlechtlichkeit umzugehen14
In unserer Arbeit wollten wir
darstellen, wie wichtig die Gleichstellung von Mädchen und Buben
ist. Sie sollen die Möglichkeit erhalten, ihre Wertvorstellungen zu
überdenken, sie in Frage zu stellen und sich geschlechtsabhängig an
verschiedenen Lebensformen zu orientieren.
Positiv phasenweise Trennung im
Unterricht (Turnen, Technik, Sport)
Für die schulische Bubenarbeit werden
animatorische Methoden des offenen Unterrichts vorgezogen.
Typische Ansätze sind Medien- und
Theaterarbeit, Gespräche, Rollen- und Planspiele, Meditation,
Erlebnispädagogik (z.B. Waldabenteuer).
Sie sind wichtige Ausgangspunkte für
die weitere pädagogische Arbeit und zukünftiges Handeln unserer
jungen Burschen.