Zudem ist in der fünften Strophe das rhetorische Eingeständnis wichtig, dass der Sprecher macht. Mit den Worten „si sach mîn niht, dô sî mich schôz“ (54,23) wird der Sprecher als Voyeur entlarvt und im Zuge dessen entlastet er die Dame, die keine Schuld daran trägt, dass der Mann sie gesehen hat.
„Die gelegentlichen Figuren einer revocatio oder die neben kritischen Tönen stehenden Frauenpreisstrophen sind eventuell als Absicherungen zu verstehen. Um so mehr, als Walther seine Person oft nur mühsam hinter den Ich-Rollen der Lieder verbirgt. [ .] Hinter seinen gesellschaftlichen Forderungen steht immer auch das lebenslange Bemühen des Autors Walther, als Mensch und Künstler anerkannt zu werden.“
Alternativ gibt es die Ansicht, dass es nicht primär die Lobpreisung der Dame ist, die das Lied bestimmt, sondern vielmehr Kanzonen-Elemente des Minnesangs. Andere sehen im Lied wiederum eher eine Synthese aus höfischem Minnesang und volkssprachlichem
Vagantenlied.
Deutlich zu erkennen ist, dass dieses Werk Walthers viele Interpretationsmöglichkeiten und kontroversiell diskutierte Formen zulässt. „Also bleibt es der Fantasie jedes einzelnen Lesers überlassen, sich die Szenerie ganz nach eigenem Gutdünken gedanklich auszugestalten .“
8. Zusammenfassung
Abschließend werden wichtige Ansatzpunkte, Interpretationsmöglichkeiten und allgemeine Informationen rund um das Lied Walthers sî wunderwol gemachet wîp erneut genannt und deshalb besonders hervorgehoben.
Das Minnelied ist in vier Handschriften überliefert und durch die unterschiedliche Strophenabfolge ergeben sich auch inhaltliche Unterschiede, die unter den Punkten 2.1., 4.1 und 4.2 beschrieben sind. Erstmals findet sich hier die Detailliertheit der Beschreibung in der mittelhochdeutschen Lyrik. Im Lied Walthers wird die Minne mit Körperlichkeit und Sinnlichkeit verknüpft.
Es geht um die konkrete Überbietung, um den Versuch, sich über das Thema Frauenschönheit mit einem Konkurrenten zu messen. Die Sakralisierung der Dame stellt dabei die Überbietung schlechthin dar. Bei der Analyse anhand der stilistischen Mittel der Topoi, Figuren und Tropen wird besonders mit dem homonymen Wort küssen ge.....[Volltext lesen]
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Bitte Dokument downloaden. § BAUSCHKE, Ricarda: Die ,Reinmar-Lieder’ Walthers von der Vogelweide. Literarische Kommunikation als Form der Selbstinszenierung. Herausgegeben von Conrad Wiedemann. Heidelberg: Winter 1999
§ BRUNNER Horst: Geschichte der deutschen Literatur des Mittelalters im Überblick. Stuttgart: Reclam 1997.
§ MEYER, Hans Günther: Die Strophenfolge und ihre Gesetzmäßigkeiten im Minnelied Walthers von der Vogelweide. Ein Beitrag „innerer Form“ hochmittelalterlichen Lyrik. Königstein: Hain 1981. (= Deutsche Studien. 35.)
§ WALTHER von der Vogelweide: Werke. Gesamtausgabe. Band 1: Spruchlyrik. Band 2: Liedlyrik. Mhd/Nhd. Hrsg., übersetzt u. kommentiert v. G. Schweikle. Stuttgart 1994-1998. (= RUB. 819.820.)
§ WILMANNS W.: Walther von der Vogelweide. 2. Band. [aus: Reihe Germanistische Handbibliothek I2.]. Buchhandlung des Waisenhauses Halle 1924. Auflage 4., vollständig umgearbeitete.
Internetquellen:
§ Walter de Gruyter GmbH & Co. KG. URL: Online im Internet: [Stand 2009-01-10].
§ SWATON H. URL: Online im Internet: [Stand 2008-12-17].
Walter de Gruyter GmbH & Co. KG. URL: Online im Internet: [Stand 2009-01-10].
W. Wilmanns: Walther von der Vogelweide. 2. Band. [aus: Reihe Germanistische Handbibliothek I2.]. Buchhandlung des Waisenhauses Halle 1924. Auflage 4., vollständig umgearbeitete. S. 222.
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Bitte Dokument downloaden. SWATON H. URL: Online im Internet: [Stand 2008-12-17].