<
>
Download

Zusammenfassung
Religionswissenschaft­en

Karl-Franzens-Universität Graz - KFU

2, Prof Feichtinger, 2012

Ines E. ©
3.70

0.09 Mb
sternsternsternsternstern
ID# 66963







RELIGION, KULTUR, MORAL, ETHIK

Begriffsbestimmungen


DER BEGRIFF „RELIGION“

● Qui autem omnia quae ad cultum deorum pertinerent diligenter retractarent et tamquam

relegerent, sunt dicti religiosi ex relegendo.“

(Cicero: De natura deorum, 45. v. Chr.)


● „Die aber alles, was sich auf den cultus deorum bezieht, sorgfältig immer wieder vollziehen

sowie immer wieder lesen (relegerent), werden 'religiosi' genannt, nach 'relegere'.“

VON 'RELIGIO' ZU 'RELIGION'


● „Hoc vinculo pietatis obstricti Deo et religati sumus: unde ipsa religio nomen accepit.“

(Laktanz, Divinae institutiones, ~317)


● „Durch dieses Band der Frömmigkeit sind wir Gott verpflichtet und an Ihn gebunden (religati), von daher hat der Begriff 'religio' seine Bezeichnung.“


Terminologische Entsprechungen


● Antike: eusebia (Ehrfurcht), latreia (Dienst), threskeia (Gebotserfüllung)


● Mittelalter: fides (Glaube), lex (Gesetz), secta (Richtung)


● Islam: din (Verpflichtung, Schuld, Gesetz)


● Indien: dharma / dhamma(Ordnung, Lehrsystem, Weltordnung, Gesetz, rechtes Verhalten .)


● China: dao (Lehre, Prinzip, Ordnung), bai shen (Verehrung der Götter)

AUFKLÄRUNG


1) Herbert von Cherbury, Allgemeinbegriff auf Basis der Idee einer „natürlichen Religion“ 1624


● Glaube an die Existenz Gottes


● Verehrung dieses Gottes


● Tugend und Frömmigkeit (Moral)


● Vorstellung von Sünde und Sühne


● Lohn und Strafe am Ende der Zeit


Differenzierung zwischen abstrakter Vernunftreligion und konkreten, defizitären Ausprägungen


● Ringparabel Lessings


● Relativierung des Christentums von „der“ zu einer Religion


● Suche nach dem Wesen der Religion, etwas, was ihre Substanz ausmacht


● Feuerbach: um Religion zu verstehen, muss man auf den Menschen schauen


KOLONIALISIERUNG, 19. JH.


● Kontakt mit sog. „wilden“ oder „primitiven“ Kulturen war eine neue Anfrage an den Religionsbegriff

Sie haben ausnahmslos weder einen Glauben an ein höchstes Wesen, noch eine Form von Verehrung oder Götzendienst, noch wird die Dunkelheit ihres Geistes auch nur von einem Funken Aberglaube erleuchtet.“


Sir Samuel Baker, 1866 über die Niloten

● Religionsbegriff geht über „Hochreligionen“ hinaus


RELIGION UND RELIGIOSITÄT


„religiös“ bezieht sich auf…


●„Religion“ - systematisch beschreibbar


● „Religiosität“ (18. Jh.) - anthropologische

Disposition, „Religionsfähigkeit“


●(gibt es) Religiosität ohne Religion?


RELIGIONSBEGRIFFE


● substantialistisch


● funktionalistisch


● „multidimensional“


● Dekonstruktionen


● neuere Zugänge


SUBSTANTIALISMUS


Was ist das „Wesen“ von Religion, das, was allen Religionen im Kern gemeinsam ist?


● Gott / Götter / Göttliches / höhere Wesen

● Heiligkeit

● Numinoses

● Transzendenz / Transzendenzerfahrung

FUNKTIONALISMUS


Was leistet Religion, welche Funktionen erfüllt sie in einer Gesellschaft? Was kann man beobachten?


● Weltdeutung, Orientierung

● Ordnung

● Erlösungsperspektive

● Zusammenhalt der Gemeinschaft

● Sinngebung

● usw. - der „Inhalt“ der Religion bleibt dabei offen


MULTIDIMENSIONALISMUS


z.B. Ninian Smart (britischer
Religionswissenschaftler
und
Religionshistoriker.)


  • praktisch-rituelle Dimension

  • empirisch-emotionale Dimension

  • narrativ-mythische Dimension

  • doktrinal-philosophische Dimension

  • ethisch-rechtliche Dimension

  • sozial-institutionale Dimension

  • materielle Dimension


DEKONSTRUKTIONEN


● Religion als wissenschaftliches und philosophisches Konstrukt (J. Smith)


● Religion als symbolisches „Immunsystem“ (P. Sloterdijk)


● Religion als „begrifflicher Kolonialismus“ (T. Asad)


● Religion als „offenes Konzept“ und Diskursfeld


CLIFFORD GEERTZ

(US-amerikanischer Ethnologe)


(1) ein Symbolsystem, das darauf zielt

(2) starke, umfassende und dauerhafte Stimmungen und Motivationen in den Menschen zu schaffen,

(4) diese Vorstellungen mit einer solchen Aura von Faktizität

umgibt, daß

(5) die Stimmungen und Motivationen völlig der Wirklichkeit zu entsprechen scheinen.

DANIÈLE HERVIEU-LÉGER

(Französischer Soziologe; spezialisiert auf die Soziologie der Religion.)


(1) ein ideologisches, praktisches und symbolisches System

(2) durch welches das individuelle und kollektive Bewusstsein konstituiert, erhalten,

entwickelt und kontrolliert wird,

(3) einer bestimmten Kette (Tradition)

(4) des Glaubens anzugehören.


DILEMMA

● einerseits wird mit dem Religionsbegriff rechtlich operiert, damit werden auch Realitäten


● andererseits lässt sich keine Definition allgemein durchsetzen


● Religionsbegriff stark ann Empirie und Tradition gebunden, dagegen


● „Religion“ als analytischer Begriff problematisch


KULTUR


Vielfalt des Wortes „Kultur“


● Pflege bzw. etwas, das systematisch gepflegt wird (Kulturbeutel, Bakterienkultur, Gesangskultur …)


● ästhetische Kategorie (Kunst, Theater, Musik .) Zivilisation, geographisch-politische Großgebilde


● Summe der Produktionen von symbolischen Systemen, gedachten Vorstellungen und

Institutionen – der Mensch als „symbol-using animal“ (K. Burke)




● Kultur als Zeichensystem oder „Text“


●geistiger Horizont aus Symbolen und Bedeutungen


Sprache, Philosophie, Religion, Weltanschauung,Riten, Werte, Vorurteile,

Verhaltensweisen, technische Fertigkeiten u.v.m., in gewisser Weise „alles“ (M. Weber)

● Religion als Teil der Kultur?


RELIGION UND KULTUR


●ein religiöses Symbolsystem kann sich unterschiedlich zu den umgebenden Systemen

verhalten, korrespondierend, oppositionell etc.


● eine Religion tritt (nur dann?) in Erscheinung, wenn sie zur Umgebungskultur in Spannung

gerät

● Religion erzeugt Kultur, gibt sie weiter, transformiert sie (Sprache, Kunst …)



RELIGION UND KULTUR


● Möglicher Anspruch einer Religion, kulturell neutral zu sein, auf alle Kulturen anwendbar zu sein


● Konversion als Differenz zu Kultur?


● Unterschied von high tradition (kulturunabhängiger) und low tradition

(kulturabhängiger) – Problem der Religionsfreiheit

● Inkulturation -> Einpassung in eine Umgebungskultur


● Dekulturation-> Opposition zu Umgebungskulturen und kultureller Gebundenheit überhaupt (Fundamentalismus)


● Exkulturation-> Auseinanderdriften von Religion und Kultur in Denken und Handeln


● Akkulturation-> Identifikation von Religion und Kultur



● Relativismus und Vielfalt


● Angleichen von Religionen an Bedingungen des freien Marktes


● Individualisierung: Pilger und Konvertiten


● Loslösung von territorialer und kultureller Gebundenheit durch Medien und Migration


● zunehmende Konvergenz und Formatierung der Religionen



| | | | |
Tausche dein Hausarbeiten