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Seminararbeit / Hausarbeit

Vom Fordismus zum Postfordismus

3.036 / ~10 sternsternsternsternstern_0.75 Gernot P. . 2011
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Seminararbeit
Soziologie

Universität Kassel

2009, Heiden

Gernot P. ©
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ID# 7260







Vom Fordismus zum Postfordismus

1. Einleitung

Der Begriff des Fordismus steht wie kein Zweiter für die Phase des Aufschwungs nach dem zweiten Weltkrieg, oder auch Wirtschaftwunder genannt. Hier soll nun geklärt werden welche Faktoren den Weg hin zum Fordismus ebneten, wie der Fordismus sich selbst darstellte, wie er in die Krise rutschte und wie aus ihm der Postfordismus hervorging.

Dazu wird Literatur von Max Koch, Burkart Lutz und Hans- Georg Brose verwendet.

2. Wege zum Fordismus


2.1 Vor dem zweiten Weltkrieg

Auch die Wachstumsphase der Jahrhundertwende lebte durchaus von einer Expansion getragen von einem Sektor welcher sich durch moderne, industriell-marktwirschaftliche Züge auszeichnete. Das heißt also Lohnarbeit als Hauptform der Erwerbsarbeit und wirtschaftliche Rentabilität waren bereits damals die ausschlaggebenden Verhaltensorientierungen (Lutz 1989).

Der entscheidende Unterschied zur Prosperitätsphase nach dem zweiten Weltkrieg sei nach Lutz allerdings: „ […] ein nach wie vor quantitativ bedeutender und in sich offenkundig sehr stabiler traditioneller Sektor mit familienwirtschaftlich- kleinbetrieblichen Strukturen […]“ (Lutz 1989: 187).

Diese beiden Sektoren verbanden Austauschbeziehungen die Burkart Lutz mit drei Punkten beschreibt:

1. „Aus dem traditionellen Sektor wandern große Quanten von hier aufgewachsenen, aber nicht zur Substanzerhaltung benötigten Arbeitskräften in den modernen Sektor“ (Lutz 1989: 187).

2. „Ein Großteil der im modernen, industriell-marktwirtschaftlichen Sektor verdienten Lohneinkommen wird zur Deckung des elementaren Lebensbedarfs im traditionellen Sektor verausgabt“ (Lutz 1989: 187).

3. „ Der traditionelle Sektor bezieht aus dem modernen Sektor vor allem ( freilich nicht ausschließlich) Güter investiver Zweckbestimmung“ (Lutz 1989:187).

Diese Punkte manifestieren sich nach Lutz in einer sogenannten „positiven Rückkopplung“ (Lutz 1989: 187). Diese bewirke dass der traditionelle Sektor an die Entwicklungen im modernen Sektor angekoppelt wird. Was vor allem durch das Lohngesetz und die sich hauptsächlich an Bedarfsdeckung orientierten Investitionsverhalten des traditionellen Sektors läge (Lutz 1989).

Jedoch bedingte das durch den ersten Weltkrieg ausgelöste Ende der imperialistischen Expansion des industriellen Europas die Blockierung einer alternativen Wirtschaftsentwicklung gerade durch diese vormals positive Rückkopplung, was zur Stagnation des europäischen Kapitalismus führte (Lutz 1989: 187).

2.2. Entwicklung direkt nach 1945

Lutz bringt an dass der zweite Weltkrieg ein Versuch gewesen sei, die Stagnation in der Weimarer Republik durch militärische Mittel zu lösen, dies sei jedoch nicht eingetreten. Vielmehr befanden sich die Kriegsnationen nach dem Ende der kämpferischen Auseinandersetzungen in einer weit aus schwierigeren Situation als nach dem ersten Weltkrieg (Lutz 1989).

Es verfestigte sich erneut der traditionelle Sektor und es entstand ein riesiges Überangebot an Arbeitskräften die sich zusammensetzten aus heimgekehrten Soldaten, allerlei Vertriebenen und aus der Gefangenschaft Zurückgekehrten. Dies schienen perfekte Vorraussetzungen für das Greifen des Lohngesetzes zu sein und somit erneut den Weg für Entwicklung wie nach dem ersten Weltkrieg fr.....

Lutz nennt wohlfahrtstaatliche Politik eine der zwei Komponenten welche sozusagen die Grundlage dafür waren, dass Wachstumsimpulse auch Platz gehabt hätten sich voll zu entfalten. Die zweite Komponente ist für Lutz die Neutralisierung des Reservearmee-Mechanismuses. Was nun die Chance für den industriellen Sektor eröffnete, den traditionellen Sektor in sich aufzunehmen (Lutz 1989).

Dies bedeutet für den modernen Sektor eine expansionsfähigen Markt vor sich zuhaben, andererseits aber auch, dass für den modernen Sektor in sehr kurzer Zeit sehr große Mengen an Arbeitskräften freiwurden , die bisher im traditionellen Sektor arbeiteten (Lutz 1989).

Jedoch warnt Lutz davor, dass die Entwicklung des Wohlfahrtsstaates und die daraus resultierende Neutralisierung des Lohngesetzes und des Reservearmee-Mechanismuses auf der einen Seite und die Erschließung des traditionellen Sektors durch den modernen Sektor auf der anderen Seite in einen Topf zu werfen.

Der Hauptgrund sei, dass der Wohlfahrtsstaat auf Dauer angelegt wurd wobei die Aufnahme des traditionellen Sektors durch den modernen Sektor ein notwendigerweise begrenzter Vorgang sei (Lutz 1989).

3.2. Neutralisierung des Lohngesetztes

Die Blockierung des Wirtschaftswachstums in der Nachkriegszeit des ersten Weltkriegs ist auf die Widersprüchlichkeit der Einstellung von Lohn als Kostenfaktor und Lohn als Nachfragefaktor zurückzuführen. Dies führte dazu, dass Betriebe den Lohn als Aufwand bei der Produktion eines Produkts möglich gering halten wollten (Lutz 1989).

Dies führt dann vor allem zu Nachfrageeinbrüchen wenn unabhängige Arbeit den größten Teil der Arbeitsgesellschaft ausmacht und Lohneinkommen somit „ […] einen nennenswerten Teil der volkswirtschaftlichen Gesamtnachfrage ausmachen“ (Lutz 1989: 197).

Das zu verhindern ist nun Aufgabe des Wohlfahrtstaates welcher dafür Sorg zu tragen hatte „[…] stabile Modi zu finden, mit denen die erstrangig kostenbezogenen gesamtwirtschaftlichen Interessen in Einklang gebracht und gehalten werden“ (Lutz 1989:198). Dazu nennt Lutz zwei Wirkungen wohlfahrtsstaatlicher Politik.

Erstens werde es Betrieben unrentabel gemacht Lohnkonkurrenz zwischen den Arbeitnehmern hervorzurufen. Zweitens würden neue Einkommenskreisläufe entstehen die durch neu hervorgebrachte Nachfrage alternative Möglichkeiten der Rentabilitätssicherung bieten (Lutz 1989).

Nach Lutz lassen sich drei Elemente nennen welche diesen doppelten Effekt aufweisen. Als erstes wäre hier die öffentliche Beeinflussung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage zu nennen. Als zweites die Stabilisierung der Individual- und Haushaltseinkommen, wobei der Ausbau der Lohnersatzleistungen bei zum Beispiel Arbeitslosigkeit oder Arbeitsunfähigkeit hier die wichtigste Neuerung sei.

Aber auch Kündigungsschutz und aktive Arbeitsmarktpolitik sind hier zu nennen. Als drittes Element nennt Lutz das was man unter dem Stichwort „ aktive Lohnpolitik“ verstehen kann. Dieses Element ist vor allem wichtig da in der Weimarer Republik sämtliche Ansinnen auf tarifliche Lohnerhöhungen von den Arbeitgeberverbänden abgelehnt .....

3.4. Massenwohlstand und neu Lebensweisen

Bis Mitte des 20. Jahrhunderts waren viele Arbeitsschritte im Haushalt noch eng mit dem traditionellen Sektor verbunden. Vor allem Arbeiten wie Zubereitung von Lebensmitteln, das Waschen von Wäsche, also auch die Herstellung von Kleidung bis hin zur Bestellung eines Gartens (Lutz 1989). Der Grund für dies ist hauptsächlich in den niedrigen Löhnen zu suchen, durch welche der Großteil der arbeitenden Bevölkerung für den Absatzmarkt des industriellen Sektors uninteressant war (Lutz 1989).

Dies alles ändert sich jedoch in der Nachkriegszeit. Als die Löhne der arbeiten Bevölkerung steigen setzt sich in Europa die Lebensweise durch die in den Vereinigten Staaten von Amerika „middle class“ (Lutz 1989: 216) genannt wurde (Lutz 1989). Charakteristisch hier für sind Massenwohlstand, Massenkonsum, Technisierung der häuslichen Lebenswelt und die entstehende Freizeitkultur.

Bedürfnisse oder Aufgaben die Arbeit außerhalb des regulären Arbeitsverhältnisses verursachen, können aufgrund von gestiegenen Löhnen durch industriell gefertigten Produkten befriedigt oder ausgeführt werden. Dies findet vor allem in „anonymen Märkten“ (Lutz 1989: 216) statt welche hauptsächlich auf wirtschaftliche Rentabilität ausgerichtet sind (Lutz 1989).

Dadurch verschwand die Existenzgrundlage des traditionellen Sektors und verdrängte jenen aus der Versorgung der Bevölkerung. Nach Lutz geschah dies in drei Schritten. Zum einen gelang es dem industriellen Sektor den größten Teil der steigenden Löhne zu absorbieren. Zum anderen verdrängten industriell gefertigte Güter die typischen Erzeugnisse des traditionellen Sektors, also auch die Unterwerfung von typisch traditionellen Arbeitsweisen unter industriell-marktwirtschaftliche Gesetzte.

Dies beinhalte auch die Technisierung und Organisation dieser Güter (Lutz 1989).

4. Von der Krise zum Wandel

Nun wurde im Verlauf schon erwähnt dass innere Landnahme und der Wohlfahrtstaat die Prosperität der Nachkriegsjahre erst möglich machten. Allerdings schreibt Lutz dazu: „ Die für die Nachkriegszeit typische Landnahme ist hingegen ein Prozess der unvermeidlich zu einem Abschluß kommt“ (Lutz 1989: 230), und weiter „ Wenn nun aber die Absorption des traditionellen durch den modernen Sektor die wirkliche, eigentliche Schubkraft für die Prosperität der letzten Jahrzehnte hervorbrachte, kann das sie tragende wirtschaftliche Wachstum nicht von Dauer sein“ (Lutz 1989:230).

Dies wiederrum führte zu einer Stagnation und dann auch zum Absinken des Wirtschaftwachstums. Als weitere wenn auch nicht am stärksten beeinflussende Faktoren nennt der Autor die Ölkrisen in den 1970er Jahren und die Entwicklung des terti.....

Als weiteres nennt er das Auftreten neuer Konkurrenz in Form von Japan welche eben durch den Einsatz von neuer und innovativer Technik nicht unter der Wachstumsschwäche vieler Industrienationen leiden musste (Brose 2000). Im Gegensatz zum Fordismus der Nachkriegszeit der auch durch eine Regulierung der Wirtschaft durch den Staat gezeichnet war (Lutz 1989), begannen nun Erfolge von deregulierenden Wirtschaftmodellen als Mittel gegen abflachendes Wirtschaftwachstum und Arbeitslosigkeit den Weg vorzugeben der da hieß: „Mehr Markt und Weniger Staat“ (Brose 2000: 17).

Jedoch wurde schnell deutlich, dass die neo-liberale Art und Weise an die Krise des Fordismus heranzugehen, also der Markt würde die Weichen für wirtschaftliche Aktivitäten schon am besten stellen, sehr vereinfacht war und es entstand ein Bewusstsein, dass Marktgeschehen sehr wohl einer „institutionellen Ordnung“ (Brose 2000: 18) bedürfen (Brose 2000). Der Auto meint anschließend dazu: „ So wird deutlich, dass sich das alte institutionelle Arrangement, das den Fordismus getragen hatte, nicht einfach in ein Regulierungsvakuum auflösen kann“ (Brose 2000: 18).

Auch der industrielle Sektor welcher der bestimmende Sektor im Fordismus war befindet sich im Wandel. So befindet sich der industrielle Sektor in einem ständigen Beschäftigungsabbau der auch durch den Beschäftigungszuwachs im tertiären Sektor nicht ausgeglichen werden könnte (Brose 2000). Auf die Schaffung dieses neuen Sektors, eben dieses tertiären Sektors geht der Autor ebenfalls ein.

So sei das Problem mit der Schaffung von Arbeitsplätzen im tertiären Sektor immer eng mit der Problematik des Niedriglohns verknüpft (Brose 2000). In diesem Zusammenhang geht Brose auch auf die veränderte Rolle der Frau ein: „ Es scheint paradox zu sein, aber die verstärkte und verstetigte Eingliederung von Frauen in den Arbeitsmarkt vergrößert nicht nur die Nachfrage nach bezahlter Arbeit, sie transferiert auch Teile der bisher unentgeltlichen geleisteten Dienste auf den Markt, […]“ (Brose 2000: 19).

Es wandelt sich also das „domestic gender regime“ des Fordismus in ein „public gender regime“ (Brose 2000: 19).

4.2 Organisatorischer Wandel

Der organisatorische Wandel wird bei Brose vor allem durch die Frage geprägt was sich vom Model des organisierten Kapitalismus hin zum disorganisierten Kapitalismus verändert (Brose 2000). Wichtig ist für den Autor hier folgendes: „ Die […] in den letzen zwei Jahrzenten beobachtbare Verlagerung der Wertschöpfung vom verarbeitenden Gewerbe hin zu zum tertiär Sektor […] ist also ein Ausdruck wirtschaftsstrukturellen Wandels, der auch eine Verlagerung von materiellen hin zu immateriellen Produktionsprozessen indiziert“ (Brose 2000: 21).

Dieser organisatorische Wandel konzentriert sich zu großen Teilen um die Problematik herum von Flexibilität und verbesserter Lernfähigkeit (Brose 2000). Brose zeigt nun drei Tendenzen des Organisationswandels auf. Als erstes spricht er von Dezentralisierung und gibt dabei an es handelt sich dabei um: „ Die strategische Disposition über Organisationsgrenzen; Schließung und Öffnung der Organisation durch Einrichtung neuer Grenzstellen; ferne Externalisierung von Funktionen statt vertikale Integration von Funktionen [….]; sowie horizontale Vernetzung von Funktionen statt hierarchischer Aufbau.....

So sei auch die Flexibilisierung der Arbeitszeiten innerhalb eines bestimmten Rahmens möglich, also auch Kündigungen an bestimmte Bedingungen gekoppelt würden (Koch 2003:62). Ländertechnisch liesen sich die Vereinigten Staaten von Amerika und das Vereinigte Königreich auf Seiten der kapitalorientierten Flexibilisierung und Frankreich, Japan, Deutschland und Schweden auf der Seite der auszuhandelnden Flexibilisierung festlegen.

Die Vereinigten Staaten von Amerika liegen hierbei am nächsten am Pol „kapitalorientierter Flexibilität“ wobei Schweden wiederum genau das Gegenteil darstellt und am nächsten am Pol „ auszuhandelnde Flexibilität“ liegt (Koch 2003).

Nun käme es nach Koch zu einer Bildung von Wirtschaftblöcken. Der asiatische Raum würde sich um Japan organisieren, Nord- und Südamerika verständlicherweise um die Vereinigten Staaten und der europäische Raum um Deutschland (Koch 2003).

In diesem Zusammenhang räumt Koch Europa den größten Stellenwert ein, indem er schreibt, dass der Handel in Europa einen derart steigenden Trend aufweist, dass der Handel mit den anderen Blöcken an Wichtigkeit verliert (Koch 2003).

6. Zusammenfassung/ Ausblick


Was lässt sich nun abschließend über die Transformation des Fordismus der Nachkriegszeit hin zum Postfordismus sagen?

Wie Hans-Georg Brose schon sagt, sei ein Ausblick auf die weiteren Entwicklungen des postfordistischen Wirtschaftmodels eher schwierig bis gar nicht möglich (Brose 2000). Allerdings treten doch noch Fragen auf, zum Beispiel wie nützlich ist das postfordistische Wirtschaftsmodel in Zeiten der Krise bzw. muss es sich genau so weiterentwickeln wie der Fordismus der Nachkriegszeit in den 1970er und Anfang der 1980er Jahren? Weiter auch ob gerade in Deutschland die auf auszuhandelnde Flexibilität beruhende Variante des postfordistischen Wirtschaftsmodells geeignet ist, um momentane Krisensituationen zu bewältigen?

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Prosperität der Nachkriegszeit durch die innere Landnahme und die Entwicklung des Wohlfahrtsstaats begründet wurde, neben natürlich noch anderen Elementen, jedoch gelten innere Landnahme und Wohlfahrtsstaat als die wichtigsten Elemente, die noch mal zu nennen sind.

Allerdings führte dann eben auch die innere Landnahme und deren Abschluss den Fordismus der Nachkriegszeit in die Krise. Wie Brose dann darstellte, kam es sowohl zu einem institutionellen Wandel als auch zu einem organisatorischem Wandel aus welchem sich dann schlussendlich der Postfordismus generierte wie in Koch darstellt, also mit der Entwicklung der Laufbahn der kapitalorientierten Flexibilität und der Laufbahn der auszuhandelnden Flexibilität und den dadurch entstandenen Wirtschaftsblöcken in Amerika und E.....


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