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Mitschrift
Latein

Universität Graz

2016

Heinrich P. ©
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ID# 59870







Römische Geschichtsschreibung

Mitschrift der Einheiten 1, 2, 4, 6, 7, 9, 10, 11


1. Einheit (03.03.2016)


I. Einführung


1. Vorüberlegungen

Die lateinische Literatur war Rezeptionsliteratur (à Intertextualität). Den Stoff konnten die Autoren in der Geschichtsschreibung nicht übernehmen, aber es ging um die Form und die Theorie. Daher ist es wichtig, sich vorab mit der griechischen Geschichtsschreibung zu beschäftigen.


Nach Cicero gehört höchste sprachliche und rhetorische Ausbildung zu einem Geschichtsschreiber. Aber wenn er auf die Geschichtsschreibung zu seiner Zeit sieht, genüge es seiner Meinung nach, wenn das Format eingehalten wird und jemand einfach nicht lügt. Es ist die Grundvoraussetzung für die Geschichtsschreibung, dass man nach Wahrheit strebt.

Die Wahrheitsfindung ist die erste, die rhetorische Ausformung die zweite große Aufgabe in diesem Bereich.


Seneca bringt und ein etwas verzerrtes und gleichsam satirisches Bild der Geschichtsschreiber. Er meint, dass die Geschichtsschreiber sich nicht selbst verbürgen wollen, sondern nur die Zitate ihrer Gewährsmänner angeben.


Die römische Geschichtsschreibung hatte um 1. Jahrhundert vor und nach Christus einen durchaus schlechten Ruf was die rhetorische Ausformung und den Wahrheitsgehalt betraf. Was hat das Publikum in der Antike also von den Historikern erwartet? Wie hat es die Werke bewertet? Wie können wir uns diesem Zugang annähern? Unsere Methode der Geschichtsschreibung ist sehr durch den Anspruch des 19. Jahrhunderts geprägt.

Anfang des 20. Jahrhunderts trat in der Philologie eine Wende ein: Ab dort galt die römische Literatur nicht mehr als reiner Abklatsch des Griechischen. Man nahm sie ab dann als bewusste Rezeptionsliteratur wahr. Betrachtet man die Forschung über die römische Geschichtsschreibung, so betrachtet man nicht mehr so sehr WAS berichtet wird, sondern WIE es berichtet wird sowie die literarischen Ziele.

Manche Forscher meinten, dass es vielen Historikern um die innere Wahrheit ging, doch andere bezweifelten diese These und meinten, dass es den Begriff der ‚Inneren Wahrheit’ in der lateinischen Sprache nicht gab. Dieses Phänomen bleibt bis heute eine wichtige Frage in der Erforschung der römischen Geschichtsschreibung.


2. Theorieentwicklung - Was ist Geschichte?

·       res gestae à realer oder materialer Begriff

·       historia rerum gestarum à theoretischer oder formaler Begriff

·       historiam scribere à Produkt der Beschäftigung: Historiographie


Könne wir als menschliche Wesen, welche in einen geschichtlichen Kontext eingebunden sind, überhaupt über Geschichte sinnieren?


Geschichte behandelt immer einen begrenzten Zeitraum und keine unendliche Zeit. Wieso sprechen wir überhaupt von alter Geschichte? In der Regel ist es ebenfalls örtlich begrenzt. Natürlich schafft sich jeder seine Geschichte. Es ist nicht nur das Individuum, sondern auch die Gruppe oder die Gesellschaft gemeint.

Unter modernen kulturwissenschaftlichen Ansätzen könnte man sagen, es entwickelt sich ein geschichtliches Gedächtnis, welches sich an so genannten ‚Geschichtsorten’ manifestiert. Welche Geschichte hat sich die römische Gesellschaft WANN bzw. WIE gemacht? Gibt es darüber auch Reflexionen? Hat man über das Problem WIE Geschichte entsteht in der Antike schon reflektiert?


II. Die griechische Geschichtsschreibung


1. Die Anfänge der Epen

Homer:           Ilias 730

                        Odyssee 700

Hesiod:           Theogonie 700


Die Schrift entsteht ungefähr im 8. Jahrhundert, aber natürlich sind die mündlichen Traditionen viel älter. Die ersten Vermittler der Überlieferung sind die Sänger oder auch Ependichter. Die Themen sind im Mythologie, das heißt im weitesten Sinne Vergangenheit. Diejenigen, die die Dichter beeinflussen, sind die Musen, deren Mutter Mnemosyne (à Erinnerung) ist.

Die Musen tragen die Erinnerung der Kultur weiter. Sie gießen das tradierte Gut in eine Form, die sich gut vermitteln lässt. Die Epiker haben den Anspruch, Wahrheit zu verkünden. Sie sagen selbst, dass es darum geht, den Ruhm verstorbener Helden weiterzureichen und dem Vergessen zu entreißen. In der Gesellschaft dienten sie dazu, sich seiner selbst zu vergewissern. Es wird der zunehmende Wunsch nach einer Historisierung des Geschehenen laut.

Die Themen werden als historisch aufgefasst (zB. Kampf um Troja). Man findet das Bemühen, (frühere) Generationen aufzuführen. Man findet oft dieses zeitliche Bewusstsein. Ebenso kann man den ‚Epischen Kyklos’ nennen, welchen man nach Homer gedichtet hat. Man wollte diese Epen in den geschichtlichen Ablauf einordnen.


2. Die Anfänge der Prosa

Anaximander:            Fragmente 610-540

Hekataios:                  Erdbeschreibung und Genealogie 560-480


Man will den Wahrheitsanspruch auch wissenschaftlich vertreten. In Ionien treffen sich West und Ost wie die Reisenden. Es entstehen Zentren, in denen das Wissen zusammentrifft. Anaximander verfasste das erste Prosabuch. Von ihm sind nur Fragmente erhalten. Anaximander sagt, dass das Unendliche der Ursprung von allem ist.

Er hat auch eine Geographie ersonnen. Er meinte, die Erde sei eine Art Säulenstumpf. Die Menschen leben auf der Oberseite. Um das zu illustrieren zeichnete er als Erster eine Karte der bekannten Welt. Es ist das Interesse an den Gegebenheiten, die das menschliche Leben bestimmten. Die Sprache blieb dabei erhalten: Auch später tradierte man das Ionische als Wissenschaftssprache weiter.


Hekataios ist viel umhergereist und war der erste wirkliche Historiker. Es ist allerdings umstritten, ob er Schüler des Anaximander war. Er hat seine Weltkarte durch eine genauere ersetzt. Diese hat man auch rekonstruiert. Zum ersten Mal ist ein Individuum greifbar, das sich sehr weltoffen zeigt und das alles niederschreibt.

Und zwar nicht für einen rein pragmatischen Nutzen, sondern als wissenschaftliches Werk um seiner selbst willen. Die Genealogien sind eine Art Prosaversion eines genealogischen Epos. Es ist durchaus ein Geschichtswerk, aber er verwendet dafür die gängigen Mythen. Es ist eine kritische Grundhaltung klar. Er war ein Forscher, aber er fängt mit dem Mythos an. Mit ungeheurem Scharfsinn versucht er, rationalistisch Kritik an den Mythen zu üben.

Er versucht sie sehr vernünftig zu widerlegen. Wobei diese Widerlegung völlig subjektiv ist. Er äußerst sich nicht anonym und sehr selbstbewusst. Dadurch wird es allerdings ganz klar subjektiv. Er kritisiert nicht den Mythos an sich, sondern sucht nach der Wahrscheinlichkeit und betrachtet es rationalistisch. Er zweifelt das Geschehene nicht gänzlich an, sondern setzt es in einen glaubhafteren Zusammenhang (à Kerberos = Schlange des Hades).


Hekataios hat ein erstaunliches Selbstbewusstsein und stellt das Ich sehr in den Vordergrund. Er übt rationalistische Kritik, die aus unserer Sicht völlig subjektiv bleibt. Er berichtet ebenfalls nur, was er selbst gesehen hat, was er selbst gehört hat und was er selbst erkundet hat.


3. Geistesgeschichtlicher Hintergrund

Herodot:         Werk ohne genauen Titel 480-430


Zu dieser Zeit gab es Kleinstaaten, daher gab es lokale Geschichte. Mit dem 5. Jahrhundert kommt es zu einem großen Umschwung. Die Perserkriege erschüttern die Bedeutung der einzelnen Stadtstaaten. Die ‚Aitia’ rücken somit in den Hintergrund. Auch Herodot unternahm weite Reisen bis nach Syrien, Sizilien und Ägypten.


Das Proömium seines Werkes ist ebenfalls sehr persönlich. Er bringt eine Art Begründung und ein Ziel seiner Geschichtsschreibung, nämlich ‚damit die Taten nicht vergessen werden’. Hier erkennt man den parallelen Bezug zu der vorherigen Ependichtung. Dieses Motiv wird in der Geschichtsbeschreibung beibehalten.

Er sagt aber auch, dass er kausale Forschung betreiben möchte, also warum etwas passiert ist. Er möchte eigentlich die Perserkriege seiner Zeit erzählen, er bringt aber eine Vorgeschichte. Er möchte damit erklären, wie es zu den Auseinandersetzungen gekommen ist. Wie Hekataios fängt er mit dem Mythos an. Er lehnt die Mythen ab, aber das göttliche Wirken wird nie in Frage gestellt.

Was offensichtlich zugrunde liegt für sein Geschichtsbild ist eine Art Kreis. Man steigt auf und fällt wieder. Ein Faktor, der für die Menschen schwer zu durchschauen ist, ist der ‚Neid der Götter’. Wenn die Menschen zu glücklich sind, werden die Götter neidisch und strafen sie. Man muss also den engen Schritt sehen, wo das Glück noch verdient ist und wo nicht. Dieses Auf und Ab ist in der Geschichte zu beobachten und das, was man aus der Geschichte lernen kann.

Dieser Neid der Götter ist ein leitendes Motiv (vgl. der Ring des Polykrates). Man kann allgemein-menschliches Verhalten lernen.


Seit Herodot gibt es Bausteine in der Geschichtsschreibung:

·       Proömium: Namen, Thema, Methode

·       Methodenkapitel

·       Exkurse

·       Reden

·       Novellen


Die Geschichtsschreibung beginnt hier im eigentlichen Sinne. Herodot verbindet seine Belehrung mit Unterhaltung auf eine einmalige Art und Weise und schafft so eine neue Form. Er sagt, er möchte die Wahrheit sagen, und nie, dass er unterhalten will. Deshalb hat ihn Cicero sehr gerühmt.


2. Einheit (10.03.2016)


Sophistik und Naturwissenschaft

Thukydides     Peloponnesischer Krieg 460-400


Die Sophistiker sind eine Gruppe griechischer Philosophen. Sie sind Lehrer (à Protagoras, Gorgias, Ippias). Sie betätigten sich als Wanderlehrer, lassen sich gut bezahlen und der Lehrstoff besteht aus Philosophie und Rhetorik. Man ist sehr auf das praktische gerichtet. Man stellt den Menschen ins Zentrum und wendet sich von dem Ursprung der Dinge und den Vorsokratikern ab.

„Der Mensch ist das Zentrum von allem“. Alles wird zum Menschen in Relation gesetzt. Ethisch ist der Nihilismus anzusetzen, da keine moralischen Normen gelten. Der Machtmensch kann sich allein aufgrund seiner Macht legitimieren. Durch die Rhetorik kann man alle Dinge stärker machen (à Macht der Rhetorik). Das Aufkommen vieler Wissenschaften wird wichtig (à Medizin). Wie kann man solche Wissenschaften lehren?



Wie Herodot bzw. Hekataios beginnt er mit seinem eigenen Namen und stellt sich damit bewusst in ihre Tradition. Er bleibt auch in der dritten Person. Er will objektiv wirken und benutzt einen sehr nüchternen Stil. Er nimmt sich den Peloponnesischen Krieg vor, da er gemerkt hat, dass er sehr groß werden wird und der wichtigste sein wird, um ihn zu berichten.

Somit wird auch er größer werden, da sein Stoff wichtig ist. Wie in de Medizin so sucht man auch in der Geschichte nach Symptomen. Er fand eben diese Symptome und wollte daraus erkennen, dass der Krieg sehr groß wird. Dieses Motiv ist in der Geschichtsschreibung des Thukydides sehr wichtig.

Einleitung

Es folgt die sogenannte „Archäologie“, die Lehre von den Anfängen. Er versucht zu erklären, wie es überhaupt dazu gekommen ist. Dies tut er mithilfe einer langen Vorgeschichte: Athen ist sehr mächtig geworden durch den Seehandel, Sparta war als Landmacht immer unwichtiger und somit bekam Sparta Angst. Die römischen Geschichtsschreiber greifen diese Vorgeschichten auf (à Sallust).


Danach erklärt er seine Methode: Er wendet sich deutlich gegen zeitgenössische Geschichtsschreiber und auch Herodot ab. Es sei zu bequem das zu nehmen, was zur Hand ist. Er möchte die Wahrheit suchen. Weiters grenzt er sich von den Dichtern (à Epos) ab, die Geschichtsschreibung darf nicht auf die Befriedigung der Hörlust und Unterhaltung aus sein.


Er will auch die Reden sehr wahrheitsgetreu wiedergeben. Er erwähnt, dass er die Reden aller Parteien so wiedergibt, wie sie jede Person hätte wiedergeben müssen. Sie sollen keine Kommentierung des Geschehens sein, wie bei Herodot. Er versucht sich dem Gesamtsinn wörtlich anzuschließen, nimmt sich aber doch die Freiheit zu ergänzen, was die Personen hätten sagen müssen.

Hier setzt er die Reden wirklich ein, um die Situation aus eigener Sicht zu kommentieren.


Bei den Tatsachen geht es ihm wieder um die Wahrheit. Man muss alles genau abwägen und darf sich nicht einmal selbst vertrauen, wie es einem scheint. Auch hier sieht man wieder ein großes Selbstbewusstsein. Er sieht die Gefahr, dass seine Geschichtsschreibung nicht so schön zu hören ist, weil sie nicht so viele nette Geschichten beinhaltet.

Man kann aus seiner Darstellung auch lernen, weil die Dinge sich wiederholen werden gemäß der menschlichen Natur (à Suche nach Symptomen). Er schreibt nicht für Leute, die nach Unterhaltung streben, sondern für diejenigen, welche die Dinge genau prüfen wollen. Am Ende definiert er sein Werk nicht als Glanzstück für einmaliges Hören, sondern als wichtiger Teil, der für immer behalten werden muss.

Entweder für immer, weil es so gut ist, oder für immer wieder eintretende Situationen. Man kann aus der Geschichte lernen und die Symptome für spätere Katastrophen verwenden. Er spricht aber lediglich von Diagnosen von künftigen Situationen, er sagt nie, dass keine Katastrophen mehr eintreten dürften. Wie in der Medizin muss die Diagnose nicht zur Heilung führen. In der Geschichte bleibt auch immer das menschliche Verhalten, welches mitunter sehr irrational sein kann.


Am Ende der Methodenausführung erwähnt er den allerwichtigsten und wahrsten Grund des Krieges. Diesen sieht er im Machtzuwachs der Athener, welcher Sparta Angst machte und sie zum Krieg zwang. In der Öffentlichkeit sei dieser Grund allerdings sehr wenig offenbart worden. Alle andere war vorgeschoben, der wahre Grund war die Furcht. Bei ihm findet sich auch eine starke Ausformulierung des Gesetzes des Stärkeren.


Xenophon       Hellenika 411-361

                        Anabasis 401-399


Thukydides wollte eine Monographie ablegen, also ein Geschichtswerk zu einem Thema. Sein Nachfolger hat aber eine Fortsetzung geschrieben. In der weiteren Geschichtsschreibung bleibt das ein Phänomen. Man schließt beim Vorgänger an, egal, ob man dieselben Methoden hat oder nicht. An Thukydides schließt nun Xenophon an. Statt einem Proömium steht einfach die Fortführung der Geschichte nach Thukydides. Er ordnet sich ganz der Fortsetzung unter.


Als Historiker ist er nicht mit Thukydides zu vergleichen. Er hat kein Methodenkapitel und auch keine Methode. Er geht weder systematisch noch einheitlich vor, auch die Ereignisse sind nicht lückenlos dargestellt. Man findet auch keinen Versuch, die Ereignisse zeitlich und historisch zu verankern.

Auch er setzt seine Reden gezielt ein. Hier spürt man den Einfluss des Thukydides. Sie dienen dazu, die Kausalität des Geschehens zu verdeutlichen. Es ist aber keine Monographie, sondern eine Mischung aus attischer Geschichte und griechischer Universalgeschichte. Das Ende des Werkes ist wie der Anfang, er kündigt bereits an, dass sich jemand anderes um das Künftige kümmern soll.


Die Anabasis des jüngeren Kyros umfasst eigentlich nur die ersten acht Kapitel, die restlichen Bücher behandeln den Rückmarsch der griechischen Söldner unter der Führung des Xenophanes. Er betritt hier historiographisches Neuland. Er musste sicherlich Rechenschaft ablegen und wollte die Gefolgsleute vor übler Nachrede schützen.

Es hat einen Touch von „Periplous-Literatur“ (à Beschreibung der Küste beim Vorbeigehen). Berühmt wurde das Werk durch die genaue Beschreibung des harschen Söldnerlebens. Er selbst spricht von sich in der dritten Person (à Pseudonym: Themistogenes).


Xenophanes hatte eine große Nachwirkung auf Caesar. Auch seine Sprache gilt als klar und im positiven Sinne einfach. Bei Xenophon findet man eine enorme Themen- und Formenvielfalt. Sein historisches Ziel ist eher das Vorführen von Exempeln (à vorbildlicher Staat, Verhaltensweisen und Personen).


4. Einheit (14.04.2016)


Römische Geschichtsschreibung

Der Senat beauftragt 240 v. Chr.  Livius Andronicus zur Feier des Sieges im 1. Punischen Krieg eine Tragödie und eine Komödie zu verfassen. Vorher gab es in Italien zwar schon erste Formen (Zaubergesänge, Kultlieder, Hochzeitsgesänge), aber die Literatur beginnt mit diesem Jahr.


Man hat sich intensiv mit der griechischen Literatur beschäftigt und musste es zu seinem eigen machen (imitatio - aemulatio - plagium). Man fragt nicht, woher zB. Vergil seine Stoffe hat, sondern man liest Vergil und Homer parallel und sieht auf Veränderung im Text. So wird die Literatur immer vielschichtiger.


Literarische Epochen sind nicht immer mit politischen gleichzusetzen. Die Angehörigen einer Epoche müssen sich durch einen einheitlichen Stil und eine einheitliche Weltsicht auszeichnen. Außerdem müssen sie ein Bewusstsein haben, sich in einer neuen Epoche zu befinden. Diese Merkmale müssen in einer Gruppe erkennbar sein und diese müssen ein ästhetisches Programm haben.


Epochen der lateinischen Literatur:

·       3. - 2. Jh. v. Chr.                      Archaische Literatur

·       1. Jh. v. Chr. - 14 n. Chr.         Klassik

o   1. Jh. v. Chr.                ausgehende Republik

o   30 - 14 n. Chr.                         augusteische Zeit

·       1. - 2. Jh. n. Chr.                     Frühe Kaiserzeit

·       3. - 5. Jh. n. Chr.                     Spätantike

o   284 - 350 n. Chr.        

o   350 - 430 n. Chr.


Nach der Gründung Roms gibt es beinahe 500 Jahre keine Literatur im römischen Bereich. Sie beginnt erst mit dem Krieg mit Tarent, indem man sich mit der griechischen Kultur auseinandersetzt. 240 wird Livius Andronicus mit dem ersten literarischen Werk beauftragt. Nach der Stabilität des römischen Reiches kommt anscheinend das Bedürfnis auf, sich literarisch zu betätigen und auszuzeichnen.

In den Kriegen tauchen die großen Feldherren auf, die in ihrem Gefolge auch Literaten haben. Sie sind ebenfalls große Förderer der Literatur und Kultur. Meistens werden über große politische Siege literarische Werke verfasst.


Die Anfänge

Am Anfang gab es Familienarchive (Vorbildfunktion der Vorfahren). Die Gruppe, welche an diesem Wissen interessiert war, ist die Nobilität. Hier finden wir ein identitätsstiftendes Vergangenheitsbewusstsein. Die Erinnerung an die maiores verpflichtet einen für das Handeln in Gegenwart und Zukunft. Die römische Geschichtsschreibung hat ihre Wurzeln im Identitätsbewusstsein der einzelnen gentes.

·       tabulae pictae

·       laudatio funebris

·       mündliche Tradition


Umstritten sind die annales maximi. Cicero behauptet, dass der Pontifex jedes Jahr eine weiße Tafel vor seinem Haus aufstellt, auf der die wichtigsten Ereignisse geschrieben stehen, damit sich das Volk informieren kann. Angeblich sind diese Tafeln bei der Eroberung Roms durch die Gallier im 4. Jahrhundert verbrannt.

Später soll dieser Brauch abgeschafft worden sein. Die Existenz der Tafeln ist in der Forschung allerdings sehr umstritten. Wichtig ist, dass sie für Leute wie Cicero als Quelle galten und das Schema der Annalen auf die Geschichtsschreibung gewirkt hat.


Die libri magistratuum wurden von Beamten verfasst und waren ebenso Quellen.


Die Triumphalinschriften lassen den typisch römischen Charakter der memoria erkennen. Es handelt sich um das plakative ausstellen großer Persönlichkeiten. Sie wurden öffentlich zur Schau gestellt (Wirkung der exempla).


Reden sollen ebenfalls exemplarisches Handeln darstellen und sind natürlich eine eigene Rechtfertigung und eine politische Positionierung seiner selbst. So passen auch die Veröffentlichungen von Reden zu exempla und memoria.



„Ältere Annalisten“

Q. Fabius Pictor ist der erste Römer, der ein Prosawerk über die Geschichte Roms verfasst hat. Er war wohl nicht selbst Konsul aber sicher Senatsangehöriger.


225      Offizier im Krieg gegen die Kelten

217       Trasimener See

216      Niederlage bei Cannae à Gesandtschaft nach Delphi

200      Tod


Pictor muss die Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Oberherrschaft der Römer an der Dalmatischen Küste gespürt haben, es herrschte insgesamt eine romfeindliche Stimmung. In Rom selbst war die innerpolitische Stimmung nach Cannae ebenfalls schlecht. Man musste sich neu orientieren und widmete sich der Geschichtsschreibung.

Pictor schreibt auf Griechisch (damals Welt- und Literatursprache) und seine Werke werden unterschiedlich bezeichnet, somit wissen wir den originalen Titel nicht. Er stellt die römische Geschichte bis in seine Zeit dar. Die Gründungsgeschichte Roms war groß ausgeschmückt, was danach kam eher summarisch und seine Zeit war wieder sehr inhaltsreich. Dies war anscheinend ein typisches Schema.

Er gestaltet die historiographischen Inhalte und Motive für die römische Geschichtsschreibung. Er führt das Schema der Stadtgründung in die römische Geschichte ein und verbindet das mit dem römischen Exemplardenken. Römische Geschichtsschreiber waren in der Regel politisch aktiv und mit seinem Werk verantwortlich für sein Tun und sein Ansehen. Pictor bleibt als Quelle für den Punischen Krieg lange Zeit geltend.


Ein weiterer älterer Annalist war L. Cincius Alimentus. Auch er schreibt von der Vorzeit bis in seine Zeit und ebenfalls in griechischer Sprache. Er scheint im Schatten des Pictor gestanden zu haben.


Ein weiterer älterer Annalist war C. Acilius. Er war wohl im Senat und im Jahr 155 hat er die Philosophengesandtschaft in den Senat eingeführt und hat sich dabei als Dolmetscher betätigt. Er schreibt auch auf Griechisch, allerdings fast 50 Jahre nach Pictor. Die Situation hat sich geändert und Griechisch ist nicht mehr die einzige Literatursprache.

Er war Hellene und hat sich bewusst dazu entschieden, Auch er schreibt von den Anfängen bis in seine Zeit. Er hat eine Vorliebe für die Dramaturgie des Momentes, er hat aber wenig nachgewirkt.



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