Installiere die Dokumente-Online App

<
>
Download
Dokumenttyp

Seminararbeit
Literaturwissenschaft

Universität, Schule

Universität Sarajevo

Note, Lehrer, Jahr

1, Naser Secerovic, 2012

Autor / Copyright
Lydia P. ©
Metadaten
Preis 4.80
Format: pdf
Größe: 0.44 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternsternstern_0.25
ID# 29556







Philosophische Fakultät Sarajevo  - Abteilung für Germanistik

Lehrverantaltung: Einführung in die Literaturwissenschaft


SEMINARARBEIT:

Vergleich von Sophokles „Antigone“ und Molieres „Don Juan“ Im Hinblick auf Figurenkonzeption und Figurencharakterisierung


Inhaltsverzeichnis

0.      Einleitung

1.      Theoretischer Hintergrund

1.1. Die Tragödie und Sophokles

1.2. Die Komödie und Molière

1.3. Die Figur

1.4. Figurenkonzeption

1.5. Figurencharakterisierung

2.      Antigone und Don Juan

2.1. Figurenkonzeption

2.2. Gemeinsamkeiten

2.3. Ähnlichkeiten

2.4. Figurencharakterisierung und Unterschiede

3.      Anhang

4.      Schlußbemerkung

5.      Literaturverzeichnis


0.      Einleitung

       Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Vergleich von zwei der bekanntesten Dramen überhaupt, mit dem Vergleich von Sophokles Antigone und Molières Don Juan. Für die Arbeit wurden grundsätzlich literaturwissenschaftliche Werke der deutschen Autoren benutzt. Der Vergleich der Dramen wird anhand Manfred Pfisters Kapitel Personal und Figur analysiert.


       Die Arbeit ist wie folgt aufgebaut: Erstens wird allgemeines und konkretes über den theoretischen Hintergrund der Tragödie und Komödie gesagt, dann folgt die Analyse der untersuchenden Figuren. Diese Ergebnisse werden verglichen und es wird auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede hingewiesen.


       Zwischen dem Scheiben dieser zwei Dramen sind viele Jahrhunderte vergangen, eines ist eine Tragödie und das andere eine Komödie, die Heldin ist die Antigone und der Bösewicht der Don Juan, jedoch gibt es auch Gemeinsamkeiten. Ich möchte herausarbeiten, in welchen Aspekten der Figurenkonzeption und Figurencharakterisierung sich die beiden Figuren ähnlich sind, ob vielleicht außer den offensichtlichen noch versteckte Unterschiede bestehen.


1.     Theoretischer Hintergrund

1.1. Tragödie und Sophokles


      Die Tragödie unterscheidet sich von anderen Gattungen vor allem dadurch, dass sie nur in bestimmten Epochen vorkommt. Als Erstes kam sie in der Antike vor, und zwar bei Sophokles (496 – 406 v. Chr.), Homer (750 – 650 v. Chr.), Aischylos (525 – 456 v. Chr.) und Euripides (480 – 406 v. Chr.). Seitdem sind 2200 Jahre vergangen bis wieder in der Renaissance (1500 – 1600) Shakespeares Hamlet, Macbeth, KönigLear und Othello als Tragödien erschienen sind.

Nachdem kam sie in der französischen Klassik bei Racine ( 1639 – 1699) und in der deutschen Klassik bei Lessing (1729 – 1781), Goethe (1749 – 1832), Schiller (1759 – 1805) und Kleist (1777 – 1811) vor.

      Aristoteles hat in seiner Poetik als Erster Tragödien beschrieben, wo er immer als Mustergattung Sophokles König Ödipus anführt. Unter anderem sagt Aristoteles, dass Sophokles die Menschen, bzw. Figuren darstellt, wie sie sein sollen, dass heißt er stellt Menschen dar, die immer das Aufrichtige tun:

„Antigone ist Operateur und Opfer zugleich, wenn sie sich selbst dadurch zum Tode verurteilt, daß sie sich zu ihren Brüdern bekennt und sie bestattet, um so den Fluch auf dem Hause des Oidipus zu heilen.“[1]

      Nach Aristoteles ist die Tragödie Nachahmung einer guten und in sich geschlossenen Handlung, dass heißt die Handlung soll Anfang, Mitte und Ende haben, wobei die Mitte dem Anfang folgen muss. Die Tragödie versucht sich innerhalb eines Sonnenumlaufs zu halten, genauer innerhalb eines Tages – die Spielzeit und die reale Zeit sind identisch.

Download Vergleich von Sophokles `Antigone` und Molieres `Don Juan` im Hinblick auf Figu­ren­kon­zep­tion und Figu­ren­cha­rak­te­ri­sie­rung
• Download Link zum vollständigen und leserlichen Text
• Dies ist eine Tauschbörse für Dokumente
• Laden sie ein Dokument hinauf, und sie erhalten dieses kostenlos
• Alternativ können Sie das Dokument auch kаufen

      Jeder der von der Tragödie schreibt, basiert sich auf der eigenen Interpretation von Aristoteles Poetik, so auch Gotthold Ephraim Lessing. In seinem Briefe über das Trauerspiel an Nicolai meint Lessing, dass das Trauerspiel bessern soll. Es besteht kein besseres als das Prinzip Leidenschaften zu erzeugen, um eine Tragödie zu schreiben.

Leidenschaften führen den Menschen zur Katharsis und eben sie führt zur Besserung des Menschen, in moralisch-humaner Hinsicht. Folglich, nach Lessing, soll ein Trauerspiel möglichst viel Mitleid erwecken, die beste tragische Figur soll zugleich die unglücklichste sein.

      Bei Sophokles geht es allgemein um die Besserung nicht nur von Menschen, sondern der ganzen gestörten moralisch – gesellschaftlichen Ordnung[2]. Die Tragödienstruktur von Antigone gleicht der Aristotelischen Mustertragödie König Ödipus (in fünf Akte gegliedert, Einheit von Handlung, Zeit und Ort sind durchgeführt).

Die Tragödie ist sofort und intensiv geöffnet. Brüder kämpfen um Macht und verlieren dabei ihr Leben. Ihr Onkel, gleichzeitig der neue König, beerdigt nur einen Bruder, den anderen sieht er als Verräter. Antigone will ihren zweiten Bruder beerdigen, denn so spricht das Göttergesetz, dabei stellt sie sich gegen ihren Onkel und das Staatsgesetz. Antigones Hilfe kann nur ihre Schwester sein, doch sie will ihr nicht helfen und versucht Antigone von ihrem Plan abzuhalten.

Antigones und Onkels Sturheit gemeinsam bringt ihr den Tod und ihm den Götterzorn. Wieso Antigone so stur ist und warum Onkel nicht auf sie hört, sind die Fragen, die Mitleid erwecken und die uns zur Katharsis führen sollen.


1.2. Komödie und Molière

Nach Aristoteles ist die Komödie eine nachahmende Darstellung der niedrigen Charaktere, den die Komödie sucht schlechtere Menschen nachzuahmen, als sie in der Wirklichkeit vorkommen.

In den Briefen über das Trauerspiel an Nicolai sagt Lessing für die Komödie, dass sie auch wie die Tragödie bessern soll, jedoch durch Lachen und Vergnügen. Er meint, dass der der die Fähigkeit hat alle Lächerlichkeiten zu erkennen, genau diese wird versuchen zu vermeiden und dadurch wird er auch der wohlgezogenste Mensch.

In der Hamburgischen Dramaturgie schreibt Lessing interessant von dem Zweck der Komödie. Die Komödie bessert nicht die bösen Menschen, sie versucht nur die Guten und Gesunden in ihrer großen Welt zu befestigen.

Freud meinte, dass die Angst durch Lachen verschwindet. In einer Komödienszene, die uns beunruhigt, ein Teil der Angst entlastet wird und der Rezipient lacht sympathisch mit den Darstellern. Diesem zufolge analysiert Martin Esslin das Tartuffe von Molière und zeigt, wieso sie der Gattung der Komödie zusteht. Dasselbe Muster, Muster1, wird hier benutzt, um zu beweisen, dass Don Juan eine Komödie ist, da es keine im klassischen Sinne mit einem Happy - End ist, sondern viel mehr freizügig ist und es zur Verwechslung kommen kann.

Muster1: Über die Art, die Don Juan nutzt, um zwei Dorfmädchen zu betrügen und beide zu heiraten, wird gelacht, weil sich die Rezipienten den Dorfmädchen überlegen fühlen. Und warum fühlt sich der Rezipient so? Weil Molière auf geschickte Weise die Dorfmädchen der Heuchelei und Einbildungskraft Don Juans gegenüber blind macht, während die Rezipienten sie gut erkennen.

Falls der Rezipient mehr weis als einige Figuren, erhält der Rezipient das Gefühl der überlegenen Einsicht. Darum gilt auch Don Juan als komisch, obgleich das, was gezeigt wird im Grunde beunruhigend und tragisch ist: der Ruin eines Adligen und das grausame Ende eines Ungläubigen. Am Ende der Komödie erwachen Furcht und Mitleid im Rezipienten, er fühlt sich betroffen und unbehaglich.

In diesem Augenblick kommt der Auftritt von Saraganell, der plötzlich durch etwas Komisches oder Lächerliches diese Beunruhigung aufhebt.

Oder einfach wie Geiner: „Für das Publikum des 17. Jahrhunderts wie für Molière selbst war das Stück aber eindeutig eine Komödie“ (Die Komödie, S.).


1.3. Figur

Eine dramatische Figur, wie sie in dieser Arbeit behandelt wird, ist nach Manfred Pfister eine Figur, die von ihrem Kontext nicht abzulösen ist, also sie existiert nur in diesem Kontext als eine fiktive Gestallt (Das Drama, S. 221). Mit dem Begriff der Figur meint Asmuth einen Menschen, jedoch keine reale Person aus der Wirklichkeit, sondern nur als Gestallt eines Autors, als Kunstperson (Dramenanalyse, S. 90).

Nach Manfred Pfister wird unter Figurenkonzeption folgendes verstanden: das antropologische Modell einer dramatischen Figur und die Konvetion seiner Fiktionalisierung (Das Drama, S. 240), (sozial Kategorie der Figuren, Menschenbilder dieser Zeit und alles was explizit bestimmt werden kann).

Dabei spielen einige Faktoren große Rolle, die in einer Tabelle von eingeschrieben ist (siehe Tabelle 1 im Anhang).


1.5. Figurencharakterisierung

Unter Figurencharakterisierung meint Pfister die formalen Techniken der Informationsvergabe, durch die die dramatische Figur präsentiert ist (Das Drama, S.240).

Dabei soll klargestellt werden, ob die Information die eine Charakterbeschreibung enthält nur eine Figur zum Sender hat, oder ob sie allein auf die Position des impliziten Autors als ihr Aussage - Subjetk bezogen werden kann. Danach ist es wichtig, ob die Informationsvergabe explizit oder implizit erfolgt. Demnach bestehen vier Technikern der Figurencharakterisierung:


explizit – figural

explizit - auktorial

implizit – figural

implizit - auktorial

2.     Antigone und Don Juan

2.1.                    Figurenkonzeption

2.2.                    Gemeinsamkeiten


      Antigone ist eine statisch konzipierte Figur, die sich treu an ihre Meinung und Handlung hält. Wieso treu und nicht nur gleich? Es hat sich herausgestellt, das Antigone von Anfang der Tragödie recht hat, und versucht nur das Beste zu tun. Dieses sehen wir an Hand eines Eigenkommentars von Antigone im Dialog mit Ismene: „Ich bin überall nicht so
Empfindsam, daß ich sollt unschönen Todes sterben“ (1-i), wo erkennbar ist, dass Antigone zu ihrem Vorhaben steht, komme was wolle.

Dass Antigone eine statische Figur ist, will ich noch mit zwei Fremdkommentaren begründen. Der Erste ist von Kreon im Dialog mit Hemon: „Ist's Tat, dem huldigen, was gegen eine Welt ist“ (3-i), und der Zweite ist eine epische Charakterisierung von Antigone, den der Chor übermittelt: „Dich hat verderbt
Das zornige Selbsterkennen“ (3-ii).

      Don Juan ist ebenfalls eine statisch konzipierte Figur. Als in Dona Elvira vor den Frauenzorn warnt, sagt Don Juan in der nächsten Szene: „Lass uns in ein neues Liebeserlebnis stürzen, Sganarell“ (1-iii). Im fünften Akt kommt es dazu, dass sich das Bild von Don Juan in den Augen seines Vater ändert, jedoch verändert sich nicht die Figurenkonzeption des Don Juan, denn er selber sagt: „Alles, was ich gesagt habe, ist aus politischen Gründen“ (5-ii).

Am Ende hat Don Juan die letze Chance der Statischeit zu entkommen, es passiert aber nichts, den er sagt „Ich will nicht Büße tun, für das was ich getan habe“ (5-v).

      Antigone ist eine transpsychologische Figur, die mit ihren Affekten und Bewusstsein alles umrahmt. Sie ist sich dessen bewusst, dass sie sterben muss: „Ich wußte aber, daß ich sterben müßte. Warum nicht? hättst du's auch nicht kundgetan” (2-i). Das letzte mal erinnert sie sich und damit auch die Rezipienten an ihre Aufrichtigkeit:

      Don Juan ist auch eine transpsychologische Figur. Er ist wie ein Adeliger geboren, und hat jeden Luxus der Bildung und Klarsicht. Dazu hat er noch Dreistigkeit und obwohl vieles aussieht, alls sind Don Juans Handlungen unbewusst und nur wegen der Triebe, ist das doch bewusst geschehen, eben wegen dieser Dreistigkeit: als er sich Dona Evira vom Hals geschaffen hat, hat er schon ein Auge auf eine andere geworfen (1-ii), oder nach dem Schiffsbruch eroberte er sofort ein Dorfmädchen (2-ii).


2.3. Ähnlichkeiten

      Antigone erscheint als mehrdimensional konzipiertes Individuum. Aus Ismenes:

„O mir! bedenke, Schwester, wie der Vater
Von uns verhaßt und ruhmlos untergangen
Nach selbstverschuldeten Verirrungen,
Da er sein Augenpaar mit eigner Hand zerstochen.
Und dann die Mutter, Ehefrau zugleich,
Ein doppelt Leiden, mit gewundnen Stricken
Verstümmelte das Leben sie. Zum dritten
Die beiden Brüder, die an
einem
Tage
Verwandten Tod mit Gegnershand bewirket.“ (1-i),

erfahren wir von Antigones Herkunft und Vergangenheit. Antigone glaubt den Göttern mehr, als dem sterblichen König Kreon und sie will nicht von der Götterinstitution abweichen, ob wenn es auch bedeutet, dass sie die staatlichen Institutionen ignorieren muss:

dies ist ihre Ideologie, mit der Antigone auch stirbt. Sie repräsentiert nicht nur sich selbst, sondern auch die Realität, z. B. das Verhältnis zwischen Mutter und Kind: „Denn treulos fängt man mich nicht“ (1-i), sie ist also sehr loyal ihrer Familie hingegen, oder sie repräsentiert das Volk Tebens und Kreons zerstörerische Herrschaft:

„Obwohl, woher hätt ich wohllautenderen Ruhm,
Als wenn ich in das Grab den Bruder lege.
Denn daß es wohlgefall all diesen da,
Gestände, sperrete die Zunge nur die Furcht nicht.
Das Königtum ist aber überall
Geistreich und tut und sagt, was ihm beliebet.“ (2-i).

Im dritten Akt erscheint eine neue Information über Antigone durch den Chor: „Verderbend trifft dich Krankheit nicht“ (3-ii), was Antigone als eine sehr normale und positive Figur hingegen zur ihrer Umgebung darstellt.

Da Manfred Pfister einen Teil für „zwischenmenschliche Beziehungen“ (Dramenanalyse, S.244.) widmet, wird auch hier darauf angewiesen.

Antigone – Ismene: Antigone versucht mit Ismene zu manipulieren, um Hilfe für die Bestattung des Bruders zu bekommen: „Und gleich wirst du beweisen,
Ob gutgeboren, ob die Böse du der Guten“ (1-i). Dennoch will Ismene ihr nicht helfen und bildet eine gegnerische Opposition zu Antigone. Sie ist jedoch zu Ismene sehr kalt und will nichts von ihr mehr hören: „Magst du so etwas sagen, haß ich dich,
Haßt auch dich der Gestorbene mit Recht“ (1-i).

Antigone – Kreon: Antigones Verhalten zu Kreon kann schon im Prolog aus Ismenes Frage: „Dem willst zu Grabe du gehn, dem die Stadt entsagt hat“, und Antigones Antwort: „Von dir und mir mein ich, auch wenn du nicht es willst, Den Bruder“ (1-i), erschließen werden. Hier ignoriert Antigone die explizite Antwort und stellt die Position der Familie an Erststelle.

Sie redet mit Kreon nicht wie mit einem König, sondern viel mehr als mit ihrem Onkel, der sie verstehen soll. Da sie Kreon nicht verstehen will, verpasst ihm Antigone den letzten Schlag mit den Worten: „Von deinen Worten keins Ist mir gefällig, kann niemals gefällig werden. Drum sind die meinigen auch dir mißfällig“ (2-i).

      Don Juan erscheint hingegen wie ein Typ, und kein Individuum. Er ist soziologisch als Liebhaber definiert, er sagt explizit, dass ihm nichts heilig ist und das er nur an „2 und 2 machen 4“ glaubt. Er befasst sich sehr oft mit der Kleidung (mit dem Äußern) eines Menschen und sagt: „Ich kenne viele, die mit ihrer schönen Kleidung alle Unehren versteckt haben“ (5-ii) und „der Diner kann sich glücklich schätzen, dass er in einer Adelkleidung sterben kann“ (2-x), was als Problem des 17.Jahrhunderts auch angesehen werden kann.

Don Juan – Dona Elvira: Obwohl Dona Elvira eine hohe gesellschaftliche Position hat, schenkt er diesem keine Achtung und sieht sie nur wie eine vergangene Liebe. Er sagt ihr auch frech: „Ich bin verreist, weil ich sie loswerden wollte“ (1-iii).

Don Juan – Sganarell: Don Juan sagt nur Sganarell, was er denkt und wer er wirklich ist. Er nutzt Sganarell aus, denn Sganarel muss ihm eine Diener, ein Freund und wenn Don Juans Leben in Gefahr ist, muss Sganarell selbst Don Juan sein.

Don Juan – Don Lui: Gegenüber seinem Vater hat Don Juan auch keine Achtung und lügt ihn nur an. Er sagt: „Stirb Vater, jeder soll der Reihe nach gehen“ (4-vi).


      Antigone ist eine explizit-geschlossene Figur, welcher Eigenkommentar im Dialog zur Ismene alle Informationen über Antigone erfahren: „Mit diesem hat das Meine nichts zu tun“ (1.i). Das Meine bezieht sich auf die Verantwortung einer Schwester zu ihrem Bruder und einer Tochter zu ihren Eltern. Mit diesem bezieht sich auf Kreon und seiner Entscheidung einen Bruder nicht zu bestatten.

      Don Juan ist jedoch eine implizit-geschlossene Figur. Seine Handlungen sind explizit dargestellt und nur in einem Fall ist eine Interpretation notwendig. Don Juan erfährt von einem Bettler den richtigen Weg durch den Wald. Er missachtet den Bettler und will ihm ein Geld für die Hilfe geben. Jedoch wenn Don Juan sieht, dass der Bettler aufrichtig ist und das er nicht alles für Geld tun würde, gibt ihm Don Juan es doch.

Jedoch warum er es getan hat, sagt er nichts, dieses ist hier ein impliziter Eigenkommentar.


2.4.  Figurencharakterisierung und Unterschiede


      Antigone erwähnt sehr oft ihren Tod als etwas Einmaliges. In ihrem Eigenkommentar im Dialog mit Ismene sagt sie: „doch ihn Begrab ich. Schön ist es hernach, zu sterben“ (1-i), sie erklärt hier explizit, für was es sich zu sterben lohnt. Sie will Ismene davon überzeugen ihr zu helfen, jedoch ist dieser Kommentar überhaupt nicht strategisch eingefügt, im Sinne der Manipulation durch Lügen, sondern nur taktisch dann gesagt, wenn es am effektivsten sein kann.

„Seht übrig von den anderen allen
Die Königin, Thebes Herrn! welch eine
Gebühr ich leide von gebührigen Männern,
Die ich gefangen in Gottesfurcht bin“ (4-i).

Hier erwähnt sie noch ein Mal, sehr realistisch und bewusst, wieso sie eigentlich stirbt. Sie wird von ihrem Onkel, wegen eines Götteraktes, zum Tode verurteilt. Jeder Eigenkommentar gleicht ihren Handlungen. Antigone ist eine aufrichtige Schwester und Tochter.

      Der Fremdkommentar von Kreon ist hingegen manchmal perspektivisch und im Affekt gesagt: „Von diesen Weibern da, sag ich, wird eben da Sinnlos die ein, einheimisch ist's die andre“ (2-ii) und „Von bösen Weibern warn ich meine Söhne“ (2-ii). Seit diesem Kommentaren sind zwei Akte vergangen bis Kreon etwas Aufrichtiges und Unstrategisches für Antigone sagt, jedoch implizit: „Ich fürcht, es ist am besten, zu erhalten Bestehendes Gesetz und so zu enden“ (4-i).

Hiermit sagt er, dass Antigone recht hat, und dass das Göttergesetz vor dem Staatsgesetz kommt.

Die epische durchaus und nur explizite Charakterisierung sagt: „Gehst du bekannt doch und geleitet mit Lob“ und „Forttreibend bis zur Scheide der Kühnheit, Bis auf die Höhe des Rechts“ (3-ii), womit nicht nur der Weg vom Pallast zum Todesplatz Antigones gemeint wird, sondern auch ihr gesamter Lebensweg.

Dona Elviras und Don Luis Verhalten zu Don Juan mit viel Emotionen und durch Affekt. Sie sehen ein, was Don Juan in Wirklichkeit und wollen dass er sich verändert. Sie versuchen es mit vielen expliziten Fremdkommentaren, wo sie ihn auch einen Lügner und unwürdiger Sohn (4-vi) nennen.

In einem Fremdkommentar (1-i) von Sganarell, vor dem ersten Auftritt von Don Juan, sagt er viele Abscheuliches und Grässliches von Don Juan. Jedoch können die Rezipienten noch nichts damit anfangen, da sie Don Juan noch nicht gesehen haben.

Sganarell führt sich sehr taktisch gegenüber seinem Herren auf. In seiner Abwesenheit sagt er, Don Juan sei ein Schurke (2-vi), doch wenn Sganarell seine Anwesenheit bemerkt, sagt er, Don Juan sei ein aufrichtiger Mann(2-vii).

Im Vergleich zu Antigone, die selbst aufrichtig ist, wird sie ohne Lügen behandelt, jedoch Don Juan, der selber nur Lügen und nichts Gutes verbreitet, bekommt das Gleiche zurück.


3.      Anhang

Tabelle 1.

(vgl. Pfister 1977, S.241-250)

Statisch oder dynamisch?

statische F.

·         bleibt sich während des ganzen Textes gleich

·         verändert sich nicht

·         allerdings: kann sich Eindruck der Figur auf den Zuschauer verändern

·         in Komödie recht häufig, um Komik bei zu flexiblem Verhalten unfähigen Figuren zu erzeugen

·         Nebenfiguren häufig statisch konzipiert

·         Beispiele: Rechtsanwalt Helmer (IbsenNora), Mutter Courage (Brecht)

dynamische F.

·         verändert sich kontinuierlich oder sprunghaft

·         in Tragödie recht häufig - wenngleich meist zu spät eintretende Verhaltensänderung

·         Hauptfiguren oft dynamisch konzipiert

·         Beispiele: Nora (Ibsen), Maria Stuart (Schiller)


Ein- oder mehrdimensional? 

eindimensionale F.

·         Figur besitzt wenige Merkmale (Extremfall: Figur, die zur Karikatur wird)

·         alle Eigenschaften einer Figur sind in sich stimmig und verweisen auf eine bestimmte Charaktereigenschaft

·         Beispiele: Harpagon (Der Geizige, Moliere),Patriarch (Nathan der WeiseLessing)

mehrdimensionale F.

·         durch eine Vielzahl von Merkmalen bestimmt, die auf unterschiedlichen Ebenen liegen 

·         Ebenen z.B.: biographischer Hintergrund, psychische Disposition. zwischenmenschliches Verhalten gegenüber anderen Figuren, Reaktionen auf verschiedene Situationen, ideologische Orientierungen

·         Beispiele: Minna (Minna von Barnhelm, Lessing)


Personifikation - Typ - Individuum ?

Personifikation

Typ

Individuum

sehr wenig Informationen über eine Figur; zielt auf Illustration eines abstrakten Begriff, einer einzigen Eigenschaft  (z.B. Personifikationen eines Lasters wie Hochmut )

Zusammenfügen bestimmter soziologischer oder psychologischer Merkmale, die einen Typ bestimmen 
entweder mit zeitgenössischen Bezügen oder aus Dramentradition stammend (z.B. der Gelehrte, der Höfling etc.)

Fülle von charakterisierenden Details; verschiedene Ebenen: Aussehen, Sprache, Verhalten, Biographie etc.
(z.B. weit verbreitet in der Literaturepoche des Naturalismus, dagegen in der Klassik keine wirklich individualisierende F. wegen des funktionalen Bezugs der Figuren


Geschlossen oder offen?

geschlossene F.


Swop your Documents