<
>

Hausarbeit von SOWI Kurs 2 (zu M38 „Orientierungsverlust“ von Zygmunt Baumann)

Aufgabe 1 - Die Moderne

Definition:

Die Moderne ist ein bisher nicht genau definierter Zeitraum. Sie umfasst einen Zeitraum zwischen Renaissance (Beginn des 16. Jahrhunderts) bis Postmoderne (Ende des 20. Jahrhunderts). Manche Historiker sind der Auffassung, dass sich dieser Zeitraum der Moderne nochmals in die Moderne und die zweite Moderne einteilen lässt. Insgesamt umfasst die Moderne somit einen Zeitraum von ca. 500 Jahren.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass in der Moderne gegenüber der Tradition ein Umbruch in allen Lebensbereichen stattfindet.



Die Entstehungsgeschichte der Moderne:

Die Moderne ist geprägt durch Umbrüche im kirchlichen, politischen und wissenschaftlichen Bereich.

Zum einen bewirkte die Aufklärung durch die Reformatoren, wie Martin Luther, dass die unreflektierte Gottes- und Kirchenhörigkeit der Menschen sukzessive abgelöst wurde von einer zunehmenden Mündigkeit verschiedenster Bevölkerungsschichten.

Des Weiteren bemühten sich die Bürger um ein Mehr an politischer Einflussnahme. Auch nahm der Widerstand gegen die Ausbeutung durch besser gestellte Gesellschaftsschichten zu. Dieser Widerstand eskalierte u.a. in der Französischen Revolution (1789 bis 1799).

Auf dem Gebiet der Wissenschaften gab es zudem einschneidende Entwicklungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts. So stellte Albert Einstein seine Relativitätstheorie (1905) und Max Planck die Quantentheorie (1900) vor. Diese Theorien veränderten das bisherige Weltbild fundamental.


Im Laufe dieser Ereignisse entwickelten die Literatur, die Musik, die Kunst und die Architektur ganz epochenspezifische Stilrichtungen.



Die Spezifika der Moderne:

Am Ende der Moderne steht nun ein völlig neues Weltbild welches durch folgende Merkmale gekennzeichnet ist.


  • Universale Wahrheit und Objektivität

    In der Moderne existieren naturgesetzlich oder theologisch begründete universale und allgemeingültige, dauerhafte Wahrheiten.

     

  • Rationalität und Wissenschaftlichkeit

    Mit Hilfe des Verstandes wird die Welt subjektiv und objektiv begreifbar. Als Hilfsmittel dient die wertfreie und objektive Wissenschaft, die durch rationale und transparente Sprache kommuniziert wird

     

  • Klassische Logik

    Die Logik der Moderne zeichnet sich durch Gradlinigkeit und Eindimensionalität aus. Ziel ist es, Widersprüche aufzuheben und zu versöhnen.


  • Ordnung und Gesamtentwürfe

    Die Moderne bezweckt, Chaos zu beseitigen und alles in einem Gesamtentwurf zu strukturieren.

      



    Die Postmoderne (ab ca. 1970):

    Die Postmoderne folgt als Epoche der Moderne. Sie beginnt zum Ende des 20. Jahrhunderts (1970) und dauert teilweise noch bis heute an.

    Der Begriff bezeichnet die Weiterentwicklung der Moderne. Die Postmoderne hinterfragt die Spezifika der Moderne kritisch. Die Denkweise der Menschen verändert sich drastisch von der Moderne zur Postmoderne:

     



    Moderne Postmoderne – wo liegen die Unterschiede?

  • Vielschichtigkeit und Dynamik

    Es gibt keine absolute Ordnung oder den einen Gesamtentwurf. Die Wirklichkeit wird auf vielerlei Art und Weise beleuchtet. Das Weltbild ist nicht starr, sondern permanent in Bewegung. Es herrscht Chaos. Statt Ordnung herzustellen, lernen postmoderne Menschen, das Chaos zu managen.


  • Kritische Sichtweisen

    In der Postmoderne herrschen Pessimismus, Zweifel am Fortschritt und grundsätzliche Skepsis vor.


  • Toleranz

    Meinungsfreiheit und –Verschiedenheit wird nun proklamiert.


  • Glaube und Wissenschaft

    Der postmoderne Mensch weiß, dass der Verstand allein die Welt nicht adäquat erfassen kann - Widersprüche werden nun bis zu einem gewissen Grad geduldet und integriert. Wahrheit darf nicht nur logisch, sondern auch paradox sein. Nicht die Unterschiede, sondern die Gemeinsamkeiten werden betont. Erfahrbarkeit ist wichtiger als rationale Einsichtigkeit.


  • Gemeinschaftlichkeit

    Der postmoderne Mensch versteht sich als Individualist in  einer Gemeinschaft, bei der Beziehungen entscheidend sind.





    Aufgabe 2 – Analyse des Interviews mit Zygmunt Baumann:



    Kurzinformation zu Zygmunt Baumann:

    Der Autor Zygmunt Baumann (* 25. November 1925 in Posen) ist polnisch-britischer Soziologe und Philosoph. Er stammt aus Polen, immigrierte während des 2. Weltkrieges nach Russland. 1971 erhielt Baumann einen Ruf auf einen Lehrstuhl für Soziologie an der University of Leeds (Großbritannien) und zog somit nach England.

    Baumann befasst sich in seinen Werken (viele Theorien) mit der Kultur der Moderne, dem Totalitarismus, vor allem dem deutschen Nationalsozialismus und dem Holocaust und mit der Postmoderne.



    Von welchem Faktenmaterial, von welchen Beobachtungen geht die Theorie aus?

    Die von Baumann aufgestellte Theorie basiert auf Beobachtungen, Fakten werden nicht einbezogen.

  • Zunächst stellt Baumann fest, dass die Politik z.B. durch die Wirtschaft, die Wähler etc. kontrolliert wird d.h., dass die Politik immer mehr an Macht verliert.

  • Dies führt dazu, dass die Politik nicht mehr für das Wohl der Bürger sorgen kann, die Politik fordert zunehmend mehr Flexibilität von den Bürgern.

  • Der Zeit nach der Moderne mangelt es an Klarheit.

  • Es gibt keine relativ eindeutigen politischen Prozesse mehr, so weisen alle Parteien bspw. keine von sich unterscheidenden Parteiprogramme auf.

  • Das Internet ist an Wissen überfrachtet „Wissen ertrinkt in der Springflut der Informationen.

  • → Informationsbombe, die Kulturen untergehen lässt/auslöscht.



    Welche Zusammenhänge zwischen dem Beobachteten weist die Theorie als wesentlich aus?

    Nachfolgende Zusammenhänge zwischen dem Beobachten weist die Theorie als wesentlich aus.

  • Die endgültige Trennung von Macht und Politik führt dazu, dass der einstige Sozialstaat zum Sicherheitsstaat degeneriert.

  • Der „Informationoverload“ führt dazu, dass die menschliche Kultur bedroht wird ausgelöscht zu werden.



    Welche Kriterien stellt die Theorie für diese Zusammenhänge heraus bzw. wie sucht sie diese Zusammenhänge zu deuten?

    Folgende Kriterien stellt Zygmunt Baumann für diese Zusammenhänge heraus:

  • Scheidung von Macht und Politik

  • Gesteigerte Flexibilitätsanforderungen an die Bürger

  • „Informationoverload“





    Welchen Anspruch hat die Theorie, was will sie erklären?

    Die Theorie beschreibt gesellschaftliche Entwicklungen der letzten 60 Jahre in der westlichen Gesellschaft und will diese erklären.



    Welche Reichweite beansprucht diese Theorie und woran kann man die Gültigkeit dieser Theorie messen?

    Die Theorie hat einen Anspruch globaler Gültigkeit und einen makrosoziologischen Ansatz.

    Die derzeitigen Probleme in der EU bestätigen die Vermutungen des Autors, dass es 150 Jahre bedarf um auf höherer Ebene neue Institutionen politischer Kontrolle zu implementieren. Seid der Währungsunion versucht man in der EU neben der Wirtschaftsunion auch eine politische Union herbeizuführen. Dieses Bemühen war bisher nicht von Erfolg gekrönt.



    Kritik an dieser Theorie:

    Kritisch anzumerken gegenüber dieser Theorie ist, dass der Autor nur weiche, jedoch nicht harte Fakten zur Unterstützung der Theorie verwendet.

    Die Argumentation und die dargestellten Zusammenhänge sind nachvollziehbar und plausibel.

    Da die Theorie auf einer Beschreibung der Praxis beruht hat sie sich per se bestätigt. Prognosen für die Zukunft werden von dem Autor nur in Form von Fragen formuliert.





    Aufgabe 3 – Aussagekraft der Theorie von Zygmunt Baumann

    Die Theorie vom Z. Baumann aus dem Jahre 2005 hat eine sehr große Aussagekraft.

    Zum einen schreibt Baumann von einer endgültigen Scheidung von Macht und Politik. Dies ist im heutigen Politikbetrieb offensichtlich, da Politiker wie Getriebene von Vertretern der Wirtschaft und Wählerumfragen wirken.

    Zum anderen kritisiert Baumann den Verlust an Klarheit und das sich Entfernen von relativ eindeutigen Prozessen. Dies wird bestätigt bei der Sub-prime-Krise in den USA und der Verbriefung dieser Kreditrisiken in kaum noch durchschaubare Finanzprodukte.

    Weiterhin erläutert Baumann, dass der Orientierungsverlust eine Folgeerscheinung technologischer Entwicklungen sei. Im computergesteuerten Aktienhandel bestimmen hochkomplexe mathematische Modelle über enorme Verkauf-oder Kauforders. Der einzelne Börsenmakler ist ein Getriebener des Systems.

    Zygmunt Baumann konstatiert, dass die bisherigen Regelsysteme alle auf den Nationalstaat zugeschnitten waren und nicht geeignet sind auf die planetarische Ebene ausgedehnt zu werden.

    Beim Ausbruch der Finanzkrise wurde die Politik völlig davon überrascht, dass Fehlsteuerung gravierende Auswirkungen auf Länder in Europa hatte.

    So ist die Finanzkrise, die im Jahre 2008 begann, der beste Beweis für die Richtigkeit der Theorie von Z. Baumann.



    Aufgabe 4 – Reichweite der Theorie von Zygmunt Baumann

    Die Theorie von Zygmunt Baumann, welche den Orientierungsverlust der Bevölkerung beschreibt, beansprucht makrosoziologische Gültigkeit.

    Dies lässt sich daran festmachen, dass sich die Theorie nicht auf Handlungen von Kleingruppen bezieht, sondern von einem größeren gesellschaftlichen Strukturzusammenhang ausgeht.






     




  • | | | | |
    Tausche dein Hausarbeiten

    G 2 - Cached Page: Thursday 28th of March 2024 10:48:47 PM