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Aufsatz
Geschichte / Historik

Universität, Schule

Westfälische Wilhelms-Universität Münster - WWU

Note, Lehrer, Jahr

2,3, Köhler, 2010

Autor / Copyright
Felix H. ©
Metadaten
Preis 4.80
Format: pdf
Größe: 0.35 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternsternstern_0.2
ID# 68127







Vergleich des deutschen und englischen Imperialismus - Welche imperialistische Herrschaftsform war "überlegener"?


1.

Die Kolonialmächte des 19. und frühen 20. Jahrhunderts begründeten ihre Expansion in den überseeischen Raum und die wirtschaftliche Ausbeutung unterentwickelter Völker auf vielerlei Arten. Manche sahen es als ihr von Gott gegebenes Recht an, andere gaben vor Kultur vermitteln zu wollen. Bei der Beantwortung der Frage, welche Form der Beherrschung in den englischen und deutschen Kolonien "überlegener" war, möchte ich sowohl den politischen und wirtschaftlichen Nutzen des Kolonialisten, als auch den der Beherrschten betrachten.

Der Nutzen für die Kolonien (durch Fremdherrschaft oder deren wirtschaftliche und politische Kontrolle) stand aus der damaligen Sicht der Imperialisten hinten an; wichtiger war es im Wesentlichen eigene Finanzpolitische Interessen zu erfüllen. So sagte Bismarck z.B. "Wir haben die Interessen der deutschen Kaufleute, nicht die der Eingeborenen, für jetzt wahrzunehmen".

Ich denke aber, dass man bei der Beurteilung von "Überlegenheit" oder "Effektivität" einer Herrschaftsform aus heutiger Sichtweise nicht nur den Nutzen der "Ausbeuter" betrachten kann, sondern auch die daraus resultierenden Auswirkungen auf die "Ausgebeuteten" mit einbeziehen muss.

Um die Frage nach der "Überlegenheit" einer imperialistischen Herrschaftsform zu beantworten, möchte ich zunächst zum besseren Verständnis kurz eine Beschreibung der verschiedenen Erscheinungsformen des Imperialismus im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert vornehmen. Daraufhin fasse ich kurz die wichtigsten Unterschiede zwischen dem deutschen und dem englischen Imperialismus zusammen, die ich aus der Lektüre der verwendeten Texte entnehmen konnte.

Anschließend werde ich versuchen, die wirtschaftlichen Folgen und politischen Auswirkungen, die aus der Expansion der europäischen Mächte in den überseeischen Raum resultierten, zu benennen. Dabei werde ich sowohl die Gewinne und eventuellen Verluste der Herrscher, als auch die der Beherrschten beschreiben. Abschließend werde ich die wichtigsten Punkte zusammenfassen und die Titelfrage mit eigenen Worten beantworten.

2.

Einführend möchte ich bemerken, dass die moderne westliche Geschichtsforschung sich inzwischen darüber einig ist, dass die formelle territoriale Herrschaft (militärische Besetzung sowie wirtschaftliche und politische Verwaltung von Kolonien durch das Mutterland) nur eine unter einer Vielzahl von imperialistischen Herrschaftsformen gewesen ist. Darüber hinaus gab es verschiedene Varianten des informellen Imperialismus, wie z.B. Freihandelsimperialismus, Finanzimperialismus oder Hegemonialimperialismus (Mommsen, 1977, S.27).

Diese Formen des informellen Imperialismus einte jedoch die Zielsetzung, nämlich die effektive Kontrolle der Wirtschaft von unterentwickelten Regionen, wobei der Handelsimperialismus z.B. auf die überlegene politische Machtstellung der eigenen Nation baute, um günstige Handelskonditionen zu erlangen. Der Finanzimperialismus hingegen verlegte sich auf riesige Kapitalinvestitionen in zu entwickelnden Ländern (wofür z.B. der Bau des Suezkanals bis 1869 in Ägypten durch französische Gelder ein Beispiel wäre), dabei führten ungünstige Zinskonditionen innerhalb weniger Jahrzehnte zur Überschuldung dieser Länder und in Folge dessen, zur Errichtung informeller finanzimperialistischer Nebenregierungen, die die Steuereinkünfte der Regionen verwalteten .....[Volltext lesen]

Download Vergleich des deutschen und engli­schen Impe­ria­lis­mus. Waren die Engländer überlegen?
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Ich bin jedoch der Meinung, dass vor allem die Wertung Ostwalds vor dem zeitlichen Hintergrund sehr kritisch betrachtet werden muss, denn zum dem Zeitpunkt des Verfassens befand sich das Deutsche Reich im Krieg mit England.

Den Beginn des aktiven deutschen Imperialismus datiert Wingenroth auf den 24. April 1884. Reichskanzler Otto von Bismarck stellte an diesem Tag telegraphisch die erworbenen Gebiete des Kaufmannes Lüderitz in Südwestafrika unter den Schutz des Deutschen Reiches (Wingenroth, 1934, S.53). Den größten zusammenhängenden Kolonialbesitz erwarb das Deutsch Reich jedoch in Ostafrika; andere Kolonien erwarb es in Südwestafrika, Togo, Kamerun und Kiautschou (Asien).

Die passive Politik des Deutschen Reiches in Afrika bezüglich informeller Herrschaftsstrukturen stand unter dem Prinzip der Gleichberechtigung; es wollte also politisch erreichen, die Selbstbeständigkeit der kleineren dort bestehenden Staaten zu bewahren, z.B. im Kongo oder in Marokko. Sie betrieben die sogenannte "Politik der offenen Tür" nicht nur in Afrika, sondern auch in Asien (z.B. in Persien oder der Türkei), auch dort mit dem Ziel das koloniale Gleichgewicht zu erhalten und den Frieden zu bewahren (Wingenroth, 1934, S.57-61).

Immer wieder traten sowohl die koloniale Inbesitznahme, als auch die passive Politik in Konkurrenz mit den Interessen anderer Länder ("Wettlauf um Afrika"), vor allem mit denen Englands; über diese vielfältigen unterschiedlich bedingten und verlaufenden Konflikte zu berichten, würde jedoch den Rahmen dieser Arbeit sprengen. Der nachstehenden Grafik können sie die Kolonisation Afrikas um 1914 entnehmen:

England konnte bereits auf eine rund dreihundertjährige Erfahrung in der Weltpolitik zurückgreifen, als das Deutsche Reich gerade erst damit begann. Diese Tatsache, und der Fakt das England im Zuge seiner kolonialen Bestrebungen immer versuchte eine Herrschaft über dem Gegner zu konstituieren, sind laut Wingenroth die zentralen Unterschiede zwischen der englischen und deutschen Weltpolitik (Wingenroth, 1934,S.66).

Wichtig hierbei ist zu erwähnen, dass sie geschlossene Einfluss-Sphären beanspruchten und nach Möglichkeit versuchten, indigene Stammesstrukturen als primäre Verwaltungsorgane zu erhalten (das sog. "Trusteeship Muster") (Mommsen, 1977, S.22). Das übergeordnete Ziel der Engländer war jedoch die Errichtung eines Empires nach römischem Vorbild, die Kontrolle eines zusammenhängenden Gebietes vom "Kap bis Kairo" und die Verwirklichung einer "Landbrücke von Kairo nach Kalkutta (Ostwald, 1917, S.17).

Des Weiteren wollte man in England die Ernährung der eigenen Bevölkerung sicherstellen und war deshalb überall auf der Welt mehr auf das Nehmen als auf das Geben von Handelsgütern angewiesen, insbesondere in Gebieten wo Getreideanbau und Viehzucht betrieben wurde. Ähnlich war die Situation auch aus deutscher Sichtweise, um den benötigten Import an Rohstoffen und Nahrungsmitteln zu sichern, mussten mehr gewerbliche Erzeugni.....

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Die wirtschaftliche Bilanz des Imperialismus ist nicht so eindeutig positiv, wie die damalige Öffentlichkeit glaubte. Der riesige erhoffte wirtschaftliche Aufschwung blieb aus, denn die imperialistische Expansion brachte große staatliche Ausgaben und militärische Verpflichtungen mit sich, die durch die Erträge aus den Kolonien nicht immer aufgewogen werden konnten (Mommsen, 1977, S.22).

Die imperialistischen Expansion hatte für die Kolonien sowohl positive, als auch negative Folgen, wobei meiner Meinung nach die negativen Aspekte überwiegen. Durch den Anschluss der unterentwickelten Länder an die westliche Welt, wurden zahlreiche Modernisierungsprozesse in Gang gesetzt. Durch die Verbesserung der medizinischen Versorgung konnten z.B. Seuchen und Epidemien besser bekämpft werden.

Es wurden teilweise Schulsysteme und Verfassungen eingeführt und die Infrastruktur ausgebaut. Der Ausbau der Eisenbahnverbindungen liefert hierfür einen Beweis (Angaben in km):

1880 1890 1900 1912

Asien 15 958 34 189 63 301 107 230

Afrika 4 652 9 870 20 114 42 707

(Wingenroth, 1934, S.117)

Den technologisch, ökonomisch und machtpolitisch weit überlegenen imperialistischen Staaten konnten die Gesellschaften der dritten Welt weder geistig, militärisch oder materiell ausreichende Kräfte entgegensetzen. So mussten sie der Prozess der kolonialen Eroberungen meistens, ohne größeren Widerstand zu leisten, über sich ergehen lassen. Ausnahmen bildeten hierbei aber z.B. die Niedermetzlung Gordons (britischer Generalmajor) in Khartum 1885 oder die Zerschlagung des italienischen Invasionsheeres in der Mitte des 19. Jahrhunderts.

Das äußerst brutale und nur an eigenen Interessen ausgerichtete Handeln der europäischen Mächte war aber auch keineswegs auf die Einhaltung der Menschenrechten bedacht. Dies zeigte sich in der blutigen Niederschlagung vieler einheimischer Aufstände und Protestbewegungen. Ein Beispiel dafür wäre der Herero-Aufstand 1904, in Folge dessen das Deutsche Reich eine Marinekorps aussenden musste, weil die dort stationierte Schutztruppe den Aufständischen nicht gewachsen war.

Der Marinekorps warf den Aufstand nieder und erließ einen Vernichtungsbefehl, welcher besagte, dass überlebende Hereros in die Wüste getrieben und dort verdursten sollten. Koloniale Herrschaft konnte im allgemeinen mit minimalen Machtmitteln etabliert und ausgeweitet werden (Mommsen, 1977, S.20). Langfristig wirkte sich auch die ökonomische Abhängigkeit unter der "Flagge der Treuhänderschaft" negativ auf die b.....

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Dass diese Pläne zur Verwirklichung eine ganz andere Form der Inbesitznahme von Ländern benötigt, als die Absichten der Deutschen, deren Interesse hauptsächlich daran lag, den größtmöglichen wirtschaftlichen Profit zu schlagen, liegt auf der Hand. So errichteten beide Mächte jeweils die Herrschaftsform, die ihnen für die Erfüllung ihrer Ziele am besten schien. Dass die formelle Herrschaft und Besetzung einer Kolonie mit viel mehr Risiko, einem höheren Zeit-, Menschen- und Verwaltungsaufwand verbunden war, als "nur" die informelle wirtschaftliche Kontrolle eines weiterhin selbstbestimmenden Landes sollte klar sein.

Politisch heizte der Wettbewerb um die Kolonien die internationalen Spannungen derart an, das man in ihm einen der Gründe für den 1914 entstehenden Weltkrieg sehen kann, was auf keiner Seite als gewinnbringend eingestuft werden kann. So lässt sich die "überlegenere" Form der Beherrschung höchstens in der wirtschaftlichen Bilanz Englands und Deutschlands ermessen, die jedoch in keinem der beiden Fälle die erhofften Gewinne einbrachte.

Auch die Auswirkungen des Imperialismus auf die besetzten Kolonien oder wirtschaftlich kontrollierten Länder sind meiner Meinung nach negativ zu werten. So wurde die Entwicklung der indigenen Kulturen gestört, Menschenrechte missachtet, ganze Völker unterdrückt und vernichtet. Dem gegenüber kann man als positiv u.a. den Anschluss an die moderne Welt nennen, die Einführung eines Schulsystems, die Verbesserung der medizinischen Verhältnisse und der Infrastruktur sowie die Errichtung einer Verfassung, was jedoch in keinem Verhältnis zu den negativen Punkten steht.

So kann man meiner Meinung nach auch aus heutiger Sicht, unter Berücksichtigung der Folgen für die kontrollierten Länder, nicht von einer "überlegeneren" Herrschaftsform sprechen, da beide Mächte mit der gleichen Rücksichtslosigkeit ihre Interessen durchgesetzt haben und dabei selber keine ausschlaggebenden wirtschaftlichen Gewinne oder politische Vorteile einstreichen konnten.


Literaturverzeichnis:

- Carl G. Wingenroth: Deutscher und englischer Imperialismus vor dem Weltkrieg, Heidelberg, 1934, S.1-138.

- Paul Ostwald: Englischer und deutscher Imperialismus - ein Gegensatz, Berlin 1917, S.7-30.

- Wolfgang J. Mommsen: Eine Begriffsbestimmung der Imperialismus, in ders. (Hg.), Imperialismus. seine geistigen, politischen und wirtschaftlichen Grundlagen, .....


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