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Hausübung
Deutsch

Homo Faber Vergleich Agnes

Berufliches Gymnasium Ludwigshafen

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Vivien B. ©
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ID# 45886







Vergleich der Sexualität in Homo Faber  und Agnes - Max Frisch


In dem Bericht Homo Faber von Max Frisch aus dem Jahr 1957 wird die Lebensgeschichte des Ingenieurs Walter Faber aus seiner Sicht dargelegt. Im Vordergrund stehen sein technologisches, phallokratisches Weltbild, sowie die Liebesbeziehungen zu seiner Tochter und ihrer Mutter.

 Im vorgelegten Textauszug befindet sich Faber nach einem Flugzeugabsturz in der Wüste und einer spontanen Reise durch den Dschungel mit dem Bruder eines alten, mittlerweile verstorbenen  Freundes wieder in New York, das er schon bald wieder verlassen möchte, um mit einem Schiff geschäftlich nach Europa zu reisen.

Anfangs ist er noch in einer Bar, wo er allein speist und kehrt dann in seine New Yorker Wohnung zurück in der Hoffnung, dass seine Ex-Freundin Ivy, mit der er nach dem Flugzeugabsturz eigentlich Schluss gemacht hatte, diese schon verlassen hat. Er findet sie auf ihn wartend vor und ärgert sich darüber, dass sie noch nicht gegangen ist.

Sie trinken Wein und Ivy verabschiedet sich von Faber, indem sie ihm alles Gute für die Zukunft wünscht. Der Protagonist küsst Ivy, die zuerst seine Annäherungsversuche abwehrt, dann jedoch nachgibt und mit ihm schläft. Im Nachhinein behauptet Faber Ivy habe ihn verführt, um ihn zu demütigen und, dass er sich manchmal vor ihr fürchte.

Er ruft seinen Freund Dick an und bittet ihn mit seinen Freunden zu ihm in die Wohnung zu kommen, zuerst lehnt dieser ab und willig erst ein, als Ivy den Hörer nimmt. Faber betrachtet dies als Freundesdienst, damit er nicht mit ihr allein sein muss. Als die Männer ankommen, weigert sich einer von ihnen mit der Party fortzufahren, weil eine Frau anwesend ist.


  Faber stellt sich als ein Opfer von Ivy’s  Anhänglichkeit dar, ihr völlig hilflos ausgeliefert, so dass ihm nichts anderes bleibt als vor ihr zu fliehen und woanders zu speisen. Vgl. s. 64 z.7 f Mit dieser Hilflosigkeit rechtfertigt Faber auch sein mieses Verhalten Ivy gegenüber.

Vgl. s.64 z. 5 ff. Als er über Ivy’s Persönlichkeit spricht ordnet er ihr ein männliches Geschlecht zu, als sei die Tatsache, dass eine Frau einen guten Charakter hat undenkbar. Vgl. s.65 z.16

Faber selbst nimmt in der Beziehung zu Ivy aus seiner Sicht eine vollkommen passive Rolle ein, dies wird zuerst deutlich als er sagt s.64-65 „…es war ihr ein Bedürfnis, mich zu verführen,…“ und noch mal als er behauptet: s. 66 „Ich glaube, Ivy wollte, dass ich mich hasste, und verführte mich bloß, damit ich mich haßte, und das ihre Freude dabei, mich zu demütigen, die einzige Freude, die ich ihr geben konnte.“ Mit diesen Aussagen gibt er die Möglichkeit der Entscheidungsfreiheit auf und nimmt die Rolle eines von Trieben gesteuerten Wesens an, das sich nicht gegen die Macht der Frau und ihrer Verführungskünste wehren kann.

 Betrachtet man die Situation aus einer neutralen Perspektive, so wird einem schnell klar, dass Faber in der Situation der Initiator ist und es nur durch seine Annäherungsversuche noch mal zum Geschlechtsverkehr zwischen Ivy und ihm kommt. Sogar während des Annährungsversuchs streitet Faber jegliche verstecke Absicht ab und behauptet nur einen letzten Kuss gewollt zu haben.

Vgl. s. 65 z. 41 ff. Dabei ist es deutlich, dass er beim Abschied, als er sie genauer betrachtet schlicht und einfach noch mal Lust auf sie bekommt und etwas nostalgisch wird. Vgl. s.65 z. 33 ff.

 Nach dem Geschlechtsverkehr ist Faber nicht in der Lage Ivy ehrlich darum zu bitten ihn allein zu lassen oder ihr die Situation zu erklären, da er im Inneren weiß, dass er sich selbst in diese Lage gebracht hat. Der Satz „Manchmal fürchtete ich sie.“ s. 66 ist eine Projektion, denn viel mehr fürchtet sich Faber vor sich selbst.

Er empfindet Sexualität und die damit verbundenen Gefühle als eine Schwäche, der er erliegt und er hat Angst sich darin zu verlieren.  Deshalb sehnt er sich die Rettung durch Gesellschaft herbei und ruft deshalb seinen Freund Dick an. Vgl. s. 66 z. 58 ff Die Sinnlosigkeit dieser Rettung durch die Partygesellschaft wird deutlich, als sie ankommen und Ivy schon längst schläft.

Vgl. S.66 z. 64 f.


 Die Sexualität spielt sowohl in „Homo Faber“ als auch bei „Agnes“ von Max Frisch eine nicht unbedeutende Rolle. Sie charakterisiert die Protagonisten und ihre Einstellungen zur Liebe und dem anderen Geschlecht.

 Sein technologisches Weltbild lässt die Bewunderung der Natur und damit auch der Fortpflanzung aus, stattdessen findet Faber den Geburtsprozess und die weibliche Geschlechtlichkeit ekelerregend. Dies wird deutlich, als er in der Natur auf der Rückfahrt im Dschungel ist und diese mit Metaphern der weiblichen Geschlechtlichkeit umschreibt.

Vgl. s. 69 Faber hat außerdem ein phallokratisches, frauenfeindliches Weltbild. Er selbst ist der Meinung, dass nur Frauen in der Lage seien wahrhaftig Gefühle zu empfinden und bei Männern es sich dabei lediglich, um Ermüdungserscheinung handle. Dabei sieht er Sexualität viel mehr als ein notwendiges Übel, das nun mal seine Triebe mit sich bringen, jedoch sieht er sich nicht als jemanden der das genießt, denn Sexualität hat in seinen Augen etwas Niederes.

 Als er Sabeth kennen lernt, weist er jegliche sexuell motivierte Absicht von sich und behauptet, er wolle sich nur mit ihr unterhalten, er sei höflich gewesen und wollte das Mädchen nicht verführen. Jedoch ist es offensichtlich, dass Sabeth seine Aufmerksamkeit primär durch ihre Jugend und ihr Aussehen auf sich gezogen hat und er sich zu ihr hingezogen fühlt.

Um sich selbst das Gegenteil zu beweisen und vielleicht auch aus Anstand unternimmt Faber keine offensichtlichen Annäherungsversuche bei Sabeth und wartet ab, bis diese sich von selbst entscheidet mit ihm zu schlafen. Seine Erzählung über den Abend, als er zum ersten Mal passiert liest sich sehr nüchtern und fast sachlich, jedoch lassen sich zwischen den Zeilen seine Gefühle lesen und es wird einem klar, dass auch wenn Sabeth zu ihm ins Zimmer kam, diese Liebesbeziehung von ihm angefacht wurde.

Faber ist jedoch zu einer normalen Sexualität fähig gewesen, als wirklich verliebt war. „Nur mit Hannah ist es nie absurd gewesen.“ Z. s.100 Die gescheiterte Beziehung mit Hannah warf ihn jedoch in der Einstellung zu Frauen und der Sexualität zurück.


 Der Ich-Erzähler in Agnes hat auf den ersten Blick im Vergleich zu Faber eine gesunde, wesentlich bessere Einstellung zur Sexualität. Er findet sowohl Frauen, als auch ihre Geschlechtlichkeit nicht eklig. In einer früheren Beziehung hat er sich sogar ein Kind gewünscht und war enttäuscht, als seine damalige Freundin nicht doch schwanger war.

Als er Agnes kennen lernt läuft alles wie selbstverständlich und im Vergleich zu Faber und Sabeth, sind beide wesentlich offener, schon nach dem ersten richtigen Abendessen miteinander. Der Ich-Erzähler versucht seine Gelüste nicht zu verbergen oder zu rechtfertigen, vielmehr gibt er sich ihnen hin und genießt sie.

 Der Ich-Erzähler in Agnes distanziert sich von einer schwangeren Frau und ihrem Kind, er erkennt seine Beteiligung an dem Zustand nicht an und überlässt die Verantwortung für ein Kind der Frau. Als Agnes ihm gesteht, sie sei schwanger, erwidert er darauf, dass er kein Kind gebrauchen kann.

So ähnlich läuft es auch bei Faber ab, als Hannah ihm mitteilt, dass sie schwanger ist, nennt er das Kind in ihrem Bauch „ihres“ und nicht „unseres“.

 Daraus kann man schließen, dass beide Männer sich von dem weiblichen Körper distanzieren und ihre Zeugungsfähigkeit als etwas Passives betrachten; so als sei das Kinderkriegen allein Frauensache und Männer würden ausgenutzt und verführt werden, um dies zu ermöglichen.


Abschließend kann man sagen, dass beide Protagonisten eine den Frauen gegenüber sexuell passive Stellung einnehmen und sich von ihrer Zeugungsfähigkeit distanzieren. Jedoch hat Faber eine weitere sexuelle Störung, da er sich von dem Liebesakt ekelt und diesen teilweise als pervers erachtet, was bei dem Ich-Erzähler in Agnes nicht der Fall ist.



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