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Zusammenfassung
Deutsch

TGG, Leer

2009

Ann A. ©

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ID# 17961







Das Mittelniederdeutsche

Mit dem Themenschwerpunkt:

Veränderungen im morphologischen System des Mittelniederdeutschen

(Referatsausarbeitung)

 

Inhaltsverzeichnis:

 

  1. Substantive
  2. Adjektivflexion
  3. Numeralia

3.1.        Kardinalzahlen

3.2.        Ordinalzahlen

  1. Pronomina

4.1.        Persönliche Pronomen

4.2.        Reflexivpronomen

4.3.        Demonstrativpronomen

4.4.        Interrogativpronomen

  1. Konjugation

5.1.        Plural des Präsens

5.2.        Präteritalbildung

  1. Wortbildung

6.1.        Präfixe

6.2.        Suffixe

  1. Quellen- und Literaturverzeichnis
  1. Substantive

 

 

Die Abschwächung der vollen Nebensilbenvokale hat eine Vereinfachung der grammatischen Paradigmen zur Folge. Dies erkennt man sehr deutlich anhand eines Beispiels aus der Substantivflexion:

 

 

 

 

 

 

Altsächsisch

Mittelnieder-deutsch

 

Singular

Nominativ

herta

herte

das Herz

 

Genitiv

herton

herten

des Herzen

 

Dativ

herton

herten

dem Herzen

 

Akkusativ

herta

herte

das Herz

Plural

Nominativ

hertun

herten

die Herzen

 

Genitiv

hertono

herten

der Herzen

 

Dative

herton

herten

den Herzen

 

Akkusativ

hertun

herten

die Herzen

 

Zu erkennen ist, dass es im Altsächsischen insgesamt vier Ausdrucksformen (-o, -on, -un, -ono) gibt. Im Vergleich dazu liegen Im Mittelniederdeutschen gerade mal zwei Ausdrucksformen (-e, -en) vor.

 

  1. Adjektivflexion

 

Die altsächsischen  Doppelformen wurden im Mittelniederdeutschen beseitigt. Die altsächsische maskuline Endung im Dativ Singular: -emu/ -emo  hat sich zu –eme im Laufe der Zeit entwickelt.  Die Endung wurde in der gesprochenen Sprache zu -em,

-en. Von den altsächsischen Doppelformen –an und (a)na für den Akk. Sg. m. setzte sich die Endung –an durch und wurde später zu –en. Die Endungen im Nom. und Akk. Pl. fallen beide zusammen und lauten somit beide –e.

 

 

 

 

  1. Numeralia

 

3.1.        Kardinalzahlen

 

Die ersten drei (Grund-)zahlen haben für die drei Geschlechter (mask., neutr. und fem.) besondere Formen:

Mask.:  ên (êner), twêne, drê, dri(e)

Neutr.:  ên, twey (twê), drû, dri(e)

Fem.:   êne, ên, twô, twu, drê, dri(e)

 

3.2.        Ordinalzahlen

 

Die Zahlen von Eins bis Neunzehn werden gebildet, indem man nach stimmhaften Konsonanten an die Kardinalzahl die Endung –de fügt und an stimmlose Konsonanten die Endung –te. Die Zahlen ab Zwanzig werden so gebildet, dass man an die Kardinalzahl die Endung –(e)ste hinzufügt. Besondere Formen haben die Zahlen ên und twey und zwar êrst und ander.

 

  1. Pronomina

 

4.1.        Persönliche Pronomen

 

Die erste Person Singular lautet ik, im Ostf. auch ek. Die erste und zweite Person Singular des Akkusativs und Dativs lautet im Mittelniederdeutschen mî und dî. Die Akkusativform ist im Ostf. mek/mik und die Dativform dek/dik. Die Dativformen setzen sich auch für den Akkusativ im Mittelniederdeutschen durch. Der Plural der ersten und zweiten Person im Ostf. sind hauptsächlich Akkusativformen: ûsik und jûk. Im übrigen Niederdeutschen setzen sich hier die Dativformen durch: uns/ûs und jû.

Grundsätzlich ist im gesamten mittelniederdeutschen Sprachraum bei den Personalpronomen der Synkretismus von Dativ und Akkusativ festzustellen. Dabei liegt zumeist die Form des Dativs zu Grunde, doch in Teilen des Sprachraums (v.a. Ostfalen) finden sich auch Belege für einen Ausgleich auf der Grundlage des Akkusativs. Bei uns und us scheint klar zu sein, dass sie auf alte Dativformen zurückgehen, während unsek, usek und osek eindeutig auf alte Akkusativformen zurückgeführt werden können.

Die Pronomen der dritten Person unterscheiden im Mittelniederdeutschen noch Dativ und Akkusativ. Der Dat. Sg. m. und n. lautet hier: eme und der Akkusativ lautet: en. Der Dativ und Akkusativ fielen schon in mittelniederdeutscher Zeit dadurch zusammen, dass nach Wegfall des –e em zu en geschwächt wurde. Im Singular des Fem. lauten Nom. (as.: siu) und der Akk. (as.: sia) se. Die Form se (as.: sie, siu, sia) herrscht für alle drei Formen des Nom. Akk. Pl. .

 
 

 

 

 

 

 

 

 

 


 
              (Lübben 1882, S. 106)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

                                        (Lübben 1882, S. 107)

4.2.        Reflexivpronomen

 

Reflexivpronomen sind in nordseegermanischen Dialekten nicht vorhanden. Sowohl das Niederländische als auch das Mittelniederdeutsche haben sich aus dem Hochdeutschen übernommen. Das nl. zich  wird im Niederdeutschen zu sik.

 

4.3.        Demonstrativpronomen

 

Aufzufinden sind Formen mit einfachem und doppeltem s. Das westf. dese ist aus dem as. these entstanden. In den anderen Gebieten sind desse, diese ist als schrift-sprachliche Form anzusehen, disse, düsse und selten dösse aufzufinden. Das –ss ist aus dem flektierten Kasus abgeleitet, genauer gesagt aus dem Dat. Sg. m./n. deseme entstand durch Synkopierung der Mittelsilbe desme und aus dieser Form der Nom. Sg. desse.

 
 

 

 

 

 

 


             (Lübben 1882, S. 109)

 

4.4.        Interrogativpronomen

 

 
Substantivisch galt (wer) und adjektivisch galt welk. Welk konnte auch substantivisch gebraucht werden und ersetzte das subst. wê (welkêr und welkên). Durch den Schwund des k (welk) bzw. durch falsche Silbentrennung bei welkêr und welkên entstanden die Formen wel (Westmnd.) und wol (Nordnd.).

                          

 

 

 

 

                           (Lübben 1882, S. 111)

  1. Konjugation

 

5.1.        Plural des Präsens

 

Die Personalendungen lauten im  Plural des Präsens Indikativ  –et (as.: ad, iad, od), im Opt. Präsens und der Präterito-Präsentien –en.  Dieser Unterschied wurde dahin gehend beseitigt, dass sich schon seit dem 14. Jh. die Präterito-Präsentien den übrigen Verben anschlossen und den Plural auf –et bildeten.

 

5.2.        Präteritalbildung

 

In de frühen mnd. Texten (bis zum Ende des 13.Jh.) erkennt man noch die Formen: nam nâmen, gaf gâven.  In der ersten Hälfte des 14. Jh. wird das ind. â durch das ê des Opt. ersetzt: nam nêmen, gaf gêven.

 

Das Prät. der starken Verben lautet:

 

Sg.

1.

gaf

 

2.

gêvest

 

3.

gaf

Pl.

 

gêven

 

Im Mittelniederdeutschen gibt es nur eine schwache Konjugationsklasse und zwar zu dem Verb sein. Der Infintiv sîn wurde aus dem Mittelniederdeutschen übernommen. Die erste Person Sg. Präs.: bin stammt aus dem Hochdeutschen und ersetzt das as. bium. Das Part. Prät. lautet (ge) wêsen oder (ge)wêset, (ge)wêst. Die Formen (ge)wêset und (ge)wêst sind aus dem Md., im Münsterland und Ostfriesland aus dem Nl. eingedrungen.

 

 

 

 

 

  1. Wortbildung

 

6.1.        Präfixe

 

Das as. Präfix â- (er-) und at- (zu-) werden durch die mnd. Entsprechungen der as. Vorsilben durch far- und tô-, vör- und ersetzt.

 

Beispiele:

as. Wörter

mnd. Wörter

âlôsian

vörlösen

âkaldon

vörkolden

âslahan

vörslân

atsamne

tôsamene

 

 

6.2.        Suffixe

 

Die as. Adjektivabstrakta auf –î erscheinen im Mnd. mit der geschwächten Form –e, z.B. düpe, höge, brêde, enge, lenge, sterke, lêve.

Das as. Suffix –ida erscheint als –ede, z.B. düpede, högede, lengede, sterkede und als –te nach tonlosem Konsonant, z.B. lêfte.

Neben die as. denominativen Konkreta auf –dôm, die einen Stand bezeichnen, wie z.B. bischopdôm, keiserdôm, prêsterdôm, treten im Mnd. von Adjektiven abgeleitete Abstrakta wie z.B. eddeldôm, êgendôm, olderdôm, diese bezeichnen einen Zustand. Denominativa sind auch die Bildungen mit den Suffixen –öde, -ôde, die sowohl mit als auch ohne Umlaut erscheinen, z.B. armôde (Armut), sîröde (Zierat).

Westmnd. und westf. Ist das Suffix –nisse. Beispiele sind entfarmenisse (Erbarmung), vorgifnisse (Vergebung), vorrîsenisse (Auferstehung). Die Suffixform

 –nüsse begegnet vor allem im Südwestf. . Das produktivste Suffix im Mittelniederdeutschen ist –inge, dies stammte von dem Suffix – unge aus dem Nord., Engl., Nl. und Nd. ab und verdrängte somit das Suffix –unge. Im Hd. setzte sich jedoch das Suffix –unge durch. Das Suffix –inge diente zur Bildung von Verbalabstrakten wie z.B. bekêren: bekêringe, lêren: lêringe. Hat das Verb die Ableitungssilbe –ig- , kann diese weggelassen werden, wie z.B. bei begnâdigen: begnâdinge.

Weitere mnd. Suffixe sind:  –els/-sel, z.B. brûwelse, dechelse, râdelse, decksel (Decke), doipsel (Taufe), -heit, z.B. vrîheit, barmherticheit, êrlicheit, -schap/-schop, dieses Suffix dient zur Bildung von Kollektiven, z.B. junkvrouschop, (ge)selschop, (ge)mênschop und das Kollektivsuffix –(e)te, z.B. (ge)bênte, (ge)stênte sowie das aus dem frz. Stammenden Suffix –îe, z.B. bedrêgerie, ketterîe, vischerîe.

 

 

 

  1. Quellen- und Literaturverzeichnis

 

Peters, Robert: Mittelniederdeutsche Sprache. In: Goossens, Jan (Hrsg.): Niederdeutsch. Sprache und Literatur. Bd. 1: Sprache. 2., verb. u. um einen bibliograph. Nachtrag erw. Aufl. Neumünster 1983. S. 66-116.

 

Lübben, August / Walther, Christoph: Mittelniederdeutsches Handwörterbuch. Norden/Leipzig 1888. Nachdruck Darmstadt 1995.

 

 

 

 


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