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Unver­hofftes Wieder­sehen von Johann Peter - Analyse

898 Wörter / ~2½ Seiten sternsternsternsternstern_0.5 Autorin Adam A. im Jun. 2010
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Interpretation
Deutsch

Unverhofftes Wiedersehen Interpretation

Universität, Schule

Graz Borg Monsbergergasse

Autor / Copyright
Adam A. ©
Metadaten
Preis 2.40
Format: pdf
Größe: 0.18 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternsternstern_0.5
ID# 1586







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„Unverhoffte Wiedersehen" von Johann Peter

ERZÄHLTEXTANALYSE

 

Ich werde das „Unverhoffte Wiedersehen" von Johann Peter Hebel anhand der Erzählkategorie der Zeit behandeln und in Folge auch Bezug zu der Gattung Kalendergeschichte nehmen. Das Unverhoffte Wiedersehen handelt von einem jungen Liebespaar, welches kurz vor der Hochzeit durch den Tod des Mannes in einem Bergwerk für immer getrennt scheint. Aber nach fast einem halben Jahrhundert wird die noch gut erhaltene Leiche geborgen und der Verlobten übergeben. Die fast siebzigjährige Frau ist die einzige Hinterbliebene und sorgt für die Beerdigung des Mannes. An dessen Grab verabschiedet sie sich mit der Vorfreude auf ein baldiges Wiedersehen.

Betrachtet man den Text von Peter Hebel genauer, kann man eine Gliederung in drei Teile feststellen. Am Anfang wird die Geschichte von  zwei jungen Leuten geschildert, die heiraten wollen. Der Zeitpunkt des Ereignisses wird durch die Worte „vor guten fünfzig Jahren" festgelegt.

In Zeile drei wird der Zeitpunkt der Heirat noch näher bestimmt, da wir erfahren, dass es sich bei diesem Tag um Sankt Luciä handelt. Dadurch erfahren wir vom Autor, dass es sich um den 13. Dezember handelt. Diese Textpassage ist in der neutralen Erzählweise, der externen Fokalisierung, geschrieben. Aufgrund der vielen wörtlichen Rede ist die Passage auch noch Zeit deckend aufgebaut.

In Zeile dreizehn tritt dann zum ersten Mal der personifizierte Tod auf. Ab diesem Zeitpunkt kann man einen auktorialen Erzähler, oder auch die Nullfokalisierung, erkennen. In den ersten fünf Zeilen ist eine leichte Zeitraffung zu erkennen, da sich zwischen dem Kuss, dem Aufgebot und dem Abschied am Morgen nur wenig Zeit vergeht. Der erste Teil endet mit der Verabschiedung von der Braut, dem Umkommen im Bergwerk und dem Nichtwiederkehren.

Im Zweiten Teil der Erzählung kommt es zu einer extremen Zeitraffung. Die Geschichte erhält in der Folge eine ganz andere Wirkung, weil der Autor den Blickwinkel erheblich erweitert. Zuerst schildert er nur einen sehr kleinen, privaten Bereich im Leben zweier junger Menschen.

Nach dem Tod des Protagonisten wendet sich der Autor den wichtigen historischen Weltgeschehnissen zu. In nur wenigen Zeilen schildert der Autor, was in einem halben Jahrhundert passiert ist. Durch das ständige Wiederholen des „und" bekommt die Geschichte einen berichtenden, unpersönlichen und sehr chronologischen Charakter.

Das Leben der Braut tritt währenddessen vollkommen in den Hintergrund. Man erfährt nichts über den Verlauf ihres Lebens während dieser fünfzig Jahre. Das einzige, was wir in Zeile 21 noch erfahren, bevor die geschichtlichen Schilderungen beginnen, ist, dass die Frau ihren Bräutigam nie vergaß.

Dennoch kann man an der Aneinanderreihung der Begebenheiten einen Zusammenhang zur eigentlichen Handlung der Geschichte erkennen. Einerseits sind die Geschehnisse nach der Abfolge in der Geschichte geordnet, andererseits werden nur negative Ereignisse, die mit dem Tod oder dem Scheitern zutun haben, geschildert. Der personifizierte Tod bleibt erhalten.

In Zeile 35ff. wechselt der Autor plötzlich vom Weltgeschehen zu den „Ackerläuten, die säten und schnitten".  Er schildert vollkommen alltägliche Tätigkeiten und führt den Leser unweigerlich wieder an den Ort des Geschehens zurück, nämlich dem Bergwerk in Falun. Die Aufmerksamkeit des Lesers gilt nun wieder der eigentlichen Geschichte, dem Schicksal der Brautleute.

Nun beginnt der dritte Teil der Geschichte mit einer sehr genauen Zeitangabe („ im Jahre 1809 etwas vor oder nach Johannis" ). Geschichtlich betrachtet ist Johannis der 24. Juni, womit auch der genaue Tag wieder bestimmt wäre.

Es wird durch die genaue Schilderung der Laichenbergung („ Als aber die Bergleute[...] , gute dreihundert Ellen tief unter dem Boden, gruben sie aus dem Schutt und Vitriolwasser den Leichnam eines Jünglings heraus, der ganz mit Eisenvitriol durchdrungen, sonst aber unverwest und unverändert war, also dass man seine Gesichtszüge und sein Alter noch völlig erkennen konnte, als wenn er erst vor einer Stunde gestorben oder ein wenig eingeschlafen wäre an der Arbeit.") die extreme Zeitraffung eingestellt. Nun wird wieder der Lauf der Zeit anhand der Frau sichtbar.

Die einstige „junge hübsche Braut" erscheint „in der Gestalt des hingewelkten kraftlosen Alters" (Zeile 64). Im Gegensatz dazu steht die noch immerwährende „jugendliche Schöne" (Zeile 65) des Bräutigams.

Die Frau hielt ihrem Bräutigam in all den Jahren die Treue. Dies ist beispielsweise am Versprechen des Nichtvergessens zu deuten, aber auch an der Tatsache, dass die Frau sein schwarzseidenes Halstuch mit roten Streifen all die Jahre behakten hat.

Die Verabschiedung der Frau am Grab ihres Verlobten wirkt nicht so, als ob sie ihn beerdigen würde. Auch das Verhalten der Frau während der gesamten Beerdigung deutet darauf hin, dass sie ihre Hochzeit mit dem Toten nachholen würde. („ [...] und begleitete ihn in ihrem Sonntagsgewand, als wenn es ihr Hochzeitstag und nicht der Tag seiner Beerdigung wäre.") (Zeile 74ff.).

Durch den gesamten Aufbau der Geschichte bekommt man das Gefühl, dass sich das liebende Brautpaar über die Zeit hinwegsetzt. Egal, wie viel Zeit auch vergeht, die Liebe und die Treue des Paares bleibt bestehen.

Im dritten Teil der Geschichte wird der Erzählstil des ersten Teiles wieder aufgegriffen. Das Geschehen wird wieder genau dargestellt und die Gefühle werden wieder intensiviert. Die Kalendergeschichte ist ein Sammelbegriff für kurze Erzählungen, die der Unterhaltung dienen, aber auch eine belehrende Wirkung haben. Sie wurden meistens in Kalendern abgedruckt. Die Sprache der Kalendergeschichten war sehr einfach und leicht verständlich.

Johann Peter Hebel hat mit seinen gesammelten Kalendergeschichten im "Schatzkästlein des Rheinischen Hausfreundes" von 1811 diese Form geprägt und die ursprünglich einfache Form auf ein hohes sprachliches Niveau gebracht.

 

Literatur:

1Johann Peter Hebel : Aus dem Schatzkästlein des rheinischen Hausfreunds : Unverhofftes Wiedersehen. Stuttgart 2003

2Matias Martinez, Michael Scheffel: Einführung in die Erzähltheorie. München: Beck 1999

 


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