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Interpretation

Und in Arizona geht die Sonne auf - Analyse der Kurz­ge­schichte von Sibylle Berg

1.196 Wörter / ~3 Seiten sternsternsternsternstern_0.5 Autor Armin H. im Mai. 2013
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Dokumenttyp

Interpretation
Deutsch

Und In Arizona Geht Die Sonne Auf Interpretation

Universität, Schule

Berufskolleg Beckum

Note, Lehrer, Jahr

2, 2013

Autor / Copyright
Armin H. ©
Metadaten
Format: pdf
Größe: 0.12 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternsternstern_0.5
ID# 31556







Analyse der Kurzgeschichte

„Und in Arizona geht die Sonne auf“ von Sibylle Berg

 

In der Kurzgeschichte „Und in Arizona geht die Sonne auf“ von Sibylle Berg aus dem Jahre 2000 geht es um einen Mann welcher sich von seiner Frau, seiner Tochter und der ganzen Welt missverstanden fühlt und lediglich in seinem Auto die Illusion eines richtigen Mannes noch erleben darf.


Die Kurzgeschichte wirkt nach dem erstmaligen Lesen verständlich. Andererseits sind besonders in diesem Text viele offensichtliche sprachliche Mittel zu finden und es fällt schwer diese nach Priorität einzuordnen. Nach meinem ersten Textverständnis verdeutlicht Sybille Berg das Problem mancher Männer, das ein Mann heutzutage scheinbar kein Mann mehr sein kann und dies dazu führt das jene sich nach stereotypischen Eigenschaften vergangener Männervorbilder zu orientieren versuchen. Diese These werde ich nun anhand dieser Interpretation untersuchen.

Der Mann sitzt im Auto und betrachtet den Sonnenaufgang über Arizona, während seine Frau ihm eine Wasserflasche reicht und ihre Tochter nachdenklich den Himmel beobachtet.
Der Mann sitzt im Auto und betrachtet den Sonnenaufgang über Arizona, während seine Frau ihm eine Wasserflasche reicht und ihre Tochter nachdenklich den Himmel beobachtet.


Am Frühstückstisch sitzt ein Mann mit seiner Tochter und seiner Frau und dieser fühlt sich in Gemeinschaft mit seiner Familie fehl am Platze, da er weder ihren Interessen folgen noch den weiblichen Manieren gerecht werden kann. Erst im Auto fühlt sich der Familienvater wie ein richtiger Mann. Er denkt über sein Leben und seine jetzige Situation nach und wie er Ihr entfliehen könnte.


Die Geschichte ist in einer auktorialen Perspektive verfasst. Der Erzähler ist dabei wertend in dem der Leser Zugang zu den Gedanken des Mannes erhält. Dabei verwendet die Autorin häufig die erlebte Rede um die Gedanken des Mannes zu schildern. Zeile 20 „Er stört. Überall. Wenn er auf dem Sofa lümmelt und Bier trinken möchte…“ Die Geschichte ist im Präsens geschrieben und es kommt zu keinen zeitlichen Sprüngen oder Änderungen der Zeitform.


Die Kurzgeschichte beginnt mit dem unvermitteltem Einsetzten der Handlung am Küchentisch. Gleich zum Beginn der Geschichte wird das Unbehagen des Mannes deutlich. Es fühlt sich in seiner Kleidung eingeengt und sehnt sich nach dem Abend (Zeile 4 -10). Auch bei dem Versuch sich möglichst unauffällig zu kratzen, was eigentlich zu den Grundrechten jedes Mannes gehören sollte, fühlt er sich von seiner Tochter und seiner Frau ertappt, die ihn scheinbar mit ablehnenden Blicken belegen (Zeile 10 -13). Zu den Dialogen seiner Gesprächspartnerinnen scheint er keinem Zugriff zu bekommen, egal ob sie sich nun über Kleidung oder anderen musisch-künstlerischen Themen unterhalten. Beispielsweise in Zeile 4 – 5: „Er versteht nichts von wichtigen Dingen. Von Musik, Büchern, Blumen und von Kleidern, gar nichts.“ Berg benutzt dabei die Aufzählung um die Ohnmacht des Mannes darzustellen und die anschließende Correctio um den ganzen einen Nachdruck zu verleihen.

Der Mann fühlt sich im gesamten Haushalt fehl am Platze und unverstanden (Zeile 20). Ihm werden ständig Vorwürfe gemacht: „ Seine Bierflasche hinterlässt Ringe auf den Kunstbüchern …“. Dabei ist der direkte Kontrast von der plumpen Bierflasche zum intellektuell anspruchsvollen Kunstbuch ersichtlich, welche die Kluft beider Parteien wiederspiegelt. Er scheint sich in seinem Haushalt missverstanden zu fühlen, insbesondere von seiner Frau welche ihm keinen Glauben schenkt wenn er von „Sport schauen“, oder „in der Kneipe zu hocken“ und „Glück“ in einem Satz spricht.

Seine Frau versucht in Ihm scheinbar eine einfühlsamere Seite herauslocken zu wollen. Nachdem das Frühstück zu Ende ist folgt ein „flüchtiger Kuss“ ehe er aus dem Haus geht. Er spielt mit dem Gedanken nicht wieder nach Hause zurück zu kehren. Nun steigt der Mann in sein Auto und zum ersten Mal fühlt er sich wieder wie ein ganzer Mann. Dabei bedient er sich in seiner Phantasie mit dem Bild des Cowboys welcher eine „speckige Jeans, Stiefel, Lederweste, und einen Cowboyhut trägt“. Er fühlt sich als habe er das Auto erst gezähmt und dass dieses nur Ihm gehorche: „ Die Maschine arbeitet, sie gehorcht ihm, sie bettelt um Beherrschung, will sich unterwerfen“. Sibylle Berg benutzt dabei die Metapher des Pferdes um den Bezug zum Cowboy herzustellen. Nachdem er so viele Erniedrigungen erleben musste hört endlich wieder etwas auf seine Kommandos und er beschreibt sein Auto als sei es ein besonders überlegenes. : „ Er steuert, er lenkt. Die Starke Maschine, so viele Pferde, sie tragen ihn über die Prärie, den Ozean, ist doch egal.“ Er fühlt sich dabei immer wie ein einsamer Cowboy welcher mit „muskulösen Armen die Zügel in die Hand nimmt“. Es wird klar, dass er das Bild des Cowboys in der Prärie als ein Männerbild idealisiert. Er möchte sein wie diese vor knapp 130 Jahren gelebt haben.

Zeile 51, „Hier ist seine wahre Heimat“. Sein Auto sind seine eigentlichen vier Wände, denn dort darf er anstellen was immer er mag ohne mit Konsequenzen rechnen zu müssen (Zeile 55). Der Mann fühlt sich auch anderen Männern überlegen welche „schwächere Pferde“ besitzen. Das ganze steigert sich sogar zu einer gewissen Überheblichkeit dem Rest der Welt gegenüber, indem er die restliche Männerwelt als „Schwuchteln“ bezeichnet. Er und sein Auto können es zusammen mit der Welt aufnehmen indem er alle anderen „abhängt“ und diese „besiegt“. Er bezichtigt die Welt, dass sie falsch geworden sei (Zeile 68-70), weil sein geliebtes Männerbild von dem Cowboy oder generell der „machende“ Mann nicht mehr zu bestehen scheint. Der Mann wünscht sich aber am liebsten ein noch größeres Auto mit dem er seine Situation entfliehen kann, obwohl es ihm ja eigentlich auch mit seinem jetzigen Auto möglich sein sollte.

Doch hier zeigt sich die Misere in der er sich befindet. Er ist selber nicht der entscheidungsstarke Charakter den er in seinem Auto zu spielen versucht. In Zeile 78 erkenne ich einen Einschnitt im Erzählstil wie die Person beschrieben wird. „Manchmal, wenn er sich selbst nicht sieht, möchte er weinen, so kotze es ihn an…“. Gerade in dieser Zeile offenbart er das es selber versucht in die Rolle eines Cowboys zu schlüpfen und wenn er gerade er selbst ist spricht er vom „weinen“. Wobei meines Erachtens nach „heulen“ ein eindeutig passenderer Begriff gewesen wäre. Er wird selber weich wenn er aus seiner Rolle fällt und sobald er es merkt „kotzt“ ihn das ganze wieder nur an. Er fühlt sich betrogen von seiner Frau und selbst Betrogen von ihrer Haarfarbe die nun gefärbt ist. Seine Träume von Früher scheinen sich nicht erfüllt zu haben und sein Körper ist vom Rauchen und der Traurigkeit gekennzeichnet. Er scheint wirklich depressive Züge entwickelt zu haben und lediglich sein Auto gibt ihm in dieser „gottverdammten Welt“ noch halt (Zeile 90). Zum Schluss der Kurzgeschichte wird beschrieben wie er an seinem Haus vorbei fährt und sich von ihnen Entfernt. Dabei wird, typisch für eine Kurzgeschichte, offen gehalten ob dies nun ein endgültiger Schritt oder eine spontane Reaktion seine Ängste ist. Jedenfalls scheint durch diese Handlung das erste Mal für den Mann die Sonne und er beginnt zu lächeln.


Mir persönlich gefällt die Geschichte, da sie meines Erachtens nach aktueller denn je ist. Das Männerbild, welches wir noch von unseren Eltern und aus den Helden der Kindheit kennen wird momentan abgelöst von einem neuem, noch nicht ganz klar definiertem Bild. Auf jeden Fall ist das Bild eines Mannes, welcher im Alleingang alle Probleme löst, Vergangenheit. Dafür rücken Bilder in den Vordergrund, welche in der Vergangenheit eher für die Frau standen. Ich kann mir Vorstellen, dass dieser Umbruch bei Männern ein Gefühl der Unsicherheit auslöst und dass Männer heut die geträumten Charaktereigenschaften des Cowboys in der Geschichte gerne aneignen, da sie diese für besonders männlich halten. Die am Anfang geäußerte These sehe ich damit als bestätigt an.


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