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Seminararbeit / Hausarbeit

Umdenken im Sozialstaatssektor

685 / ~6 sternsternsternstern_0.25stern_0.3 Christiane K. . 2011
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Ist das Umdenken im Sozialstaatssektor unausweichlich?

TU Darmstadt

Institut für Soziologie

Seminar: Denkweisen und Grundbegriffe der Soziologie (VL+ PS Donnerstag)


Eingereicht von:


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Hauptteil

2.1 Thesen Stephan Lessenich

2.2 Thesen Frank Nullmeier

3. Gegenüberstellung der Thesen

4. Fazit

5. Literaturverzeichnis


1. Einleitung


Im Folgenden wird die Fragestellung Ist das Umdenken im Sozialstaatssektor unausweichlich?“anhand von Thesen aus den Texten von Stephan Lessenich „Die Neuerfindung des Sozialen“ (Kapitel 2, „Die Erfindung des Sozialen: Zur historischen Soziologie des Sozialstaats“ S. 21-38) und Frank Nullmeier „Spannungs- und Konfliktlinien im Sozialstaat“ (aus Der Bürger im Staat, 4/2003) behandelt.

Ich werde die Thesen beider Autoren getrennt aufführen und im Fazit versuchen diese miteinander zu verknüpfen.


2.Hauptteil

2.1 Thesen Stephan Lessenich


These 1:

Durch den Sozialstaat entwickeln sich neben neuen Freiheiten auch neue Zwänge, das heißt, durch neue Abhängigkeiten kommt es zu neuem Autonomiegewinn. Weiter kann von einer Vergesellschaftung der Bevölkerung gesprochen werden, da grundsätzliches Agieren im Sozialstaat nur im Kollektiv erfolgen kann.

These 2:

Das soziale Bindungsglied zwischen Erwerbssystem und Lebenswelt, also ein wichtiger Teil die Finanzierung des Sozialstaates, stellt die „Normalfamilie“ dar.

Die „Normalfamilie“ ist definiert in einem Zweigenerationenhaushalt mit geschlechtsspezifischer Arbeitsteilung.


These 3:

In dem „goldenen Nachkriegszeitalter“ spielte der Sozialstaat eine wichtige Rolle in der Stabilisierung und Regularisierung in der Gesellschaft.

These 4:

Die gesellschaftliche „Normalität“, welche durch den Sozialstaat geschaffen wurde, wird brüchig, da neue gesellschaftliche und politische Konstruktionen auftreten.


2.2 Thesen Frank Nullmeier


These 5:

Der Wohlfahrts- bzw. Sozialstaat nach 1945 beruhte auf die Partnerschaft von Gewerkschaften mit Arbeitgeberverbänden. Dadurch ist das Denken in Klassengegensätzen weniger angemessen als noch zu Zeiten des zweiten Weltkrieges.


These 6:

Die Tendenz zu Patchworkfamilien steigt, die klassische Vorstellung einer „Familie“ existiert immer seltener, dadurch werden die Grundlagen der Sozialversicherungskonstruktion hinfällig.


These 7:

Ohne das System des Sozialstaats würden einige, heute selbstverständliche, Berufsgruppen nicht, oder nicht in diesem Maße bestehen. Als Beispiele sind u.a. Krankenschwestern, Ärzte, Lehrer und die Polizei zu nennen.

Diese Berufsgruppen sind in der Regel starke Verteidiger des Sozialstaats.

These 8:

Arbeitgeberverbände sowie Gewerkschaften haben immer weniger Interessenten und somit auch immer weniger aktive Mitglieder.


3. Gegenüberstellung der Thesen


Nun werde ich mich mit einem Vergleich der oben aufgeführten Thesen beschäftigen.



Da, nach Nullmeier, das denken in Klassengegensätzen durch die Entstehung des Sozialstaats wesentlich abgenommen hat, beziehungsweise weniger angebracht war, konnten sich neue Strukturen herausbilden. Dies entwickelte sich erst langsam. Dabei ist zu bedenken, dass es sich dabei gundsätzlich um einen Akt der Vergesellschaftung handelt(e).

Beide Autoren sind sich darüber einig, dass der Sozialstaat Gemeinschaftsbewusstsein in der Gesellschaft geschaffen hat.

Es handelt sich somit beim Sozialstaat um ein Konstrukt in dem es um „Geben und Nehmen“ geht.


These 2 und These 6:


Die Sozialversicherungskonstruktion und damit ein grundlegender Teil des Sozialstaats wird hinfällig, so Nullmeier.

Die von Lessenich beschriebene „Normalfamilie“ in der klassischen Rollenverteilung (Mann geht arbeiten, Frau bleibt bei den Kindern) wird immer seltener. Die so genannten Patchworkfamilien, sowie alleinerziehende Eltern oder kinderlose Familien werden häufiger.

Somit wird das von Lessenich angesprochene Verbindungsglied des Sozialstaats gestört.

Das Umdenken wird unumgänglich.

These 3 und These 7:


Die Einführung der Krankenversicherung und der Schulpflicht schaffte in Deutschland nicht nur viele Arbeitsplätze sondern sichert auch die Gesellschaft. Der Zugang zur Bildung wird gewährleistet um nicht zuletzt wieder einen Beruf zu erlernen welcher nur durch den Sozialstaat bestand hat.


These 4 und These 8:


Gewerkschaften und Arbeitnehmerverbände haben immer weniger Zulauf. Diese Einrichtungen spielen aber eine wichtige Rolle im Sozialstaat. Nicht zuletzt deshalb wird die durch den Sozialstaat geschaffene „Normalität“ in unserem Alltag brüchig.


Abschließend lässt sich sagen, dass beide Autoren grundsätzlich ähnliche Standpunkte über den Sozialstaat deutlich machen.

Beide sind sich einig, dass eine „Revolution“ nötig wäre um weiterhin die Sicherheit eines Landes wie Deutschland zu erhalten.


5. Literaturverzeichnis


Stephan Lessenich: Die Neuerfindung des Sozialen, 2008 transcript Verlag, Bielefeld – Kapitel 2: Die Erfindung des Sozialen: Zur historischen Soziologie des Sozialstaats


Frank Nullmeier: Gibt es neue Konfliktkonstellationen in Zeiten des Sozialstaatsumbau? - Spannungs- und Konfliktlinien im Sozialstaat: in „Der Bürger im Staat“, Ausgabe 4/2003, S. 181-185


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