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Interpretation
Deutsch

Isar Gymnasium München

2018

Kathrin V. ©
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ID# 78484







Übungsaufsatz zu „Iphigenie auf Tauris“, 4.Aufzug/2.+3.Auftritt


Das von Johann Wolfgang von Goethe geschriebene Drama „Iphigenie auf Tauris“ stammt aus der Epoche der Klassik und wurde 1787 veröffentlicht. Es handelt von der Protagonistin Iphigenie, die als Priesterin auf Tauris dienen muss. Einerseits möchte sie in ihre Heimat Griechenland zurückkehren, jedoch fühlt sie sich verpflichtet aus Dankbarkeit gegenüber der Göttin Diana

und dem König Thoas auf der Insel zu bleiben.

Die zu bearbeiteten Textstellen des vierten Aufzugs thematisieren

Iphigenies Konflikt, der darin besteht sich zwischen einer Flucht

oder der Opferung ihres Bruders Orest und seinem Begleiter

Pylades zu entscheiden. Iphigenie, die von der Göttin Diana auf die

Insel gebracht wurde, nachdem ihr Vater sie töten wollte, ist als

Priesterin auf der Insel Tauris tätig. Thoas, der König der Insel,

möchte Iphigenie heiraten, jedoch lehnt Iphigenie den Antrag ab.

Durch seine Frust und seine Enttäuschung beschließt Thoas die

Menschenopferung erneut einzuführen, die anfangs durch Iphigenie

eingestellt wurde. Als Iphigenie erfährt, dass Orest und Pylades

geopfert werden sollen und das auch noch ihre Aufgabe als

Priesterin ist, gerät sie in Unentschlossenheit. Sie könnte mit ihrem

Bruder und Pylades nach Griechenland unbemerkt flüchten und

Diana und Thoas im Stich lassen und anlügen oder die Opferung

durchführen, aber davor versuchen Thoas Entscheidung nochmal zu

ändern. An dieser Stelle treten die zu analysierenden Szenen ein,

beginnend mit einem Dialog zwischen Iphigenie und Arkas, dem

Boten von Thoas, und abschließend mit einem Monolog von

Iphigenie, bei dem ihre zwiespältigen Gefühle betont werden. Das

Drama endet damit, dass Thoas Iphigenie in ihre Heimat zurück

kehren lässt und durch sie seine Anlagen zur Humanität bildet.

Zu Beginn des zweiten Auftritts fordert Arkas, der Vertreter des

Königs, Iphigenie dazu auf, die Menschenopferung zu

beschleunigen. Als Grund gibt Iphigenie an, den Tempel noch

reinigen zu müssen, damit sie mehr Zeit für die geplante Flucht von

Orest und Pylades verschaffen kann. Sie verstellt sich gemäß

Pylades Anweisungen gegenüber dem Boten, um den Fluchtplan

nicht zu gefährden. Im weiteren Verlauf des Dialoges versucht

Arkas erneut Iphigenie von der Heirat mit seinem Vorgesetzten

Thoas zu überzeugen, jedoch bleibt sie bei ihrer Meinung und lehnt

den Antrag ab. Darauffolgend, im dritten Auftritt, ist Iphigenie

alleine und führt einen Monolog, bei dem nur die innere Handlung

essenziell ist. Iphigenie bemerkt, dass Arkas sie verunsichert hat

und sie wird zunehmend kritischer den Plan von Orest und Pylades

zu befolgen. Außerdem führt ihr Arkas vor die Augen, dass sie auch

auf Tauris Menschen verlässt, die ihr viel bedeuten und vielleicht

sogar durch ihre hinterlistige Flucht verletzt und enttäuscht werden.

Dennoch ermahnt sie sich selbst, Ruhe zu bewahren und hofft auf

die richtige Entscheidung.

stilistische Gestaltung hervorgehoben wird, fällt auf das Arkas zu

Beginn des Dialogs seine Funktion als Bote und Vertreter von Thoas

wahrnimmt und Iphigenie befehlerisch auffordert die Opferung zu

beschleunigen. Dieser Befehlston wird an seiner Wortwahl wie

„schnell” (V.1428) oder „geschwind” (V.1442) erkennbar. Er spricht

nur kurze Sätze, um möglichst schnell Informationen zu sammeln,

die er dann Thoas überbringen kann. Sein Ziel ist es, Iphigenie

unter Druck zu setzen und zu überzeugen, jedoch bleibt sie ruhig

und lässt sich von den Befehlen nicht aus der Fassung bringen. Im

weiteren Verlauf öffnet sich Arkas mehr, er wird privater und redet

emotionaler mit Iphigenie (vgl. V.1453 “O”), was ihren Dialog auf

eine ganze andere Kommunikationsebene bringt. Die

sein Satzbau immer ausformulierter. Er bittet Iphigenie Thoas zu

heiraten, sodass die guten Verhältnisse auf der Insel bestehen

bleiben. Dabei verwendet er die dreimalige Interjektion “O”

(V.1453,1475,1500) und bringt somit seinen Wunsch zum

Ausdruck. Iphigenie wirkt das restliche Gespräch lang verwirrt, da

Arkas sie stutzig gemacht hat.

Betrachtet man den Monolog im Anschluss daran, wird deutlich,

dass Arkas einen inneren Konflikt bei Iphigenie ausgelöst hat und

ihr “das Herz im Busen einmal umgewendet” (V.1504f) hat. Sie ist

unsicher und nicht mehr von Pylades Plan überzeugt, worauf sie

erschreckend reagiert (vgl. V.1505 “Ich erschrecke!”). Sie appelliert

in ihrem Monolog an sich selbst weiterhin die Ruhe zu bewahren

(vgl. V.1526 “O bleibe ruhig, meine Seele!”), was ein

tolerante und ehrliche Einstellung ausgezeichnet hat und jetzt

unschlüssig ist wegen ihrer Verstellung gegenüber Arkas. Sie fragt

sich, ob sie nun anfängt “zu zweifeln” (V.1527) und sieht ein, dass

sie sich allein von dem starken Wunsch ihren Bruder zu retten und

damit ihre Familie von dem Tantalidenfluch zu befreien, treiben

lassen hat und ihre zweite Bestimmung, das Volk der Taurer zu

beschützen und zu erziehen völlig vergessen hat. Durch Arkas

wurde ihr klar, dass sie auch dort “Menschen [ .] verlasse” (V.

1524) und verantwortlich für das Wohl der Menschen ist. Ihre

Gefühle schildert sie in dem Monolog durch Vergleiche und

Metaphern, wie beispielsweise “eine Wolke” (V.1511), die sie schon

zu retten schien. Wie aufgewühlt und hin- und hergerissen sie in

Wechsel von Ausrufe- und Fragesätze.

Friedrich Schillers Konzept der “schönen Seele” ist ein klassisches

Merkmal, das auch in Goethes Drama “Iphigenie auf Tauris”

eingesetzt wurde. Das Ziel des damaligen Menschenideals ist es die

Neigung und die Pflicht in Harmonie zu bringen und so als

ästhetisch schön zu handeln. In dem Fall kann Iphigenie als

“schöne Seele” gelten, da sie einerseits Sehnsucht nach ihrer

Heimat Griechenland und ihrer Familie hat, aber andererseits

pflichtbewusst ihren Priesterdienst für Göttin Diana, die sie gerettet

hat, ausführt und sehr dankbar für Thoas ist, der wie ein zweiter

Vater für sie war. Sie steht im Konflikt aufgrund der Entscheidung

die Insel heimlich zu verlassen und somit ihrer Neigung zu folgen

oder weiterhin auf der Insel zu bleiben und so ihre Pflicht zu

wird. Iphigenie spiegelt das Ideal der damaligen Epoche wieder,

indem sie wahrhaftig handelt, sich nicht von ihren Gefühlen

beeinflussen lässt und Gutes für die Menschheit tut. In den zu

bearbeiteten Szenen wird erstmalig deutlich, dass aber auch sie

manchmal Zweifel hat, die sie aber nicht von ihrem Weg abbringen,

da sie im Endeffekt trotzdem die Wahrheit sagt und ein schlechtes

Gewissen aufgrund ihres Verstellens gegenüber Arkas hat. Noch

dazu kommt das Iphigenie durch ihr Handeln Thoas humanisiert

und auch aus ihm ein besseren Mensch macht.

Zusammenfassend kann man sagen, dass das Drama „Iphigenie auf

Tauris“ von Johann Wolfang von Goethe eine ideales Beispiel für die

Epoche der Klassik ist. Es umfasst alle bedeutenden Merkmale, wie

selbstverständlich das Menschenbild, die Kerngedanken der

Göttern sowie die typische geschlossene Dramenform.


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