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Fachbereichsarbeit

Tradi­tio­neller Black Metal: Post Black Metal - Eine Abgren­zung?

6.116 Wörter / ~42 Seiten sternsternsternsternstern Autorin Tanja S. im Mrz. 2015
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Dokumenttyp

Fachbereichsarbeit
Soziologie

Universität, Schule

Gymnasium Bayern

Note, Lehrer, Jahr

1, Anschütz, 2014/2015

Autor / Copyright
Tanja S. ©
Metadaten
Preis 10.50
Format: pdf
Größe: 1.27 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternsternstern
ID# 46371







Abiturjahrgang 2015

Seminararbeit

Rahmenthema des Wissenschaftspropädeutischen Seminars:

Jugendliche Subkulturen

Leitfach: Sozialkunde


Thema der Arbeit:

Traditioneller Black Metal - Post-Black Metal

Eine Abgrenzung?


Verfasser/in:

Kursleiter/in:

Abgabetermin: 04. November 2014


Bewertung

Note

Punkte


Punkte

Schriftliche Arbeit



x 3


Abschlusspräsentation



x 1





Summe:


Gesamtleistung

(Summe: 2)


_______


Kursleiter/in Unterschrift

Inhaltsverzeichnis


  1. Einleitung: "Black Metal ist Krieg." .1

  2. Traditioneller Black Metal .1

2.1. Ursprung und Herkunft 1

2.2. Ideologie 2

    1. Die Ästhetik des Bösen: Bandlogo, Symbolik, Album-Cover und Outfit 4

    2. Der Klang des Bösen: Musik 7

3. Post-Black Metal .8

3.1 Einführung: Eine Musikszene im ständigen Wandel 8

3.2 Ideologie 9

3.3 Die Darstellung der Realität: Bandlogo, Symbolik, Album-Cover und Outfit .10

3.4 Von atmosphärischen Klangpassagen: Musik .11

4. Traditioneller Black Metal vs. Post-Black Metal .12

5. Die Auswertung der Online-Umfrage .13

6. Abschließendes Fazit: "Die tote Haut des Klischees abstreifen" 15

7. Quellenangaben 17


Anhang:

8. Songtexte .1

9. Abbildungsverzeichnis 3

10. Die Ergebnisse der Online Umfrage .9


  1. Einleitung: "Black Metal ist Krieg."


So lautet ein Song- und Album-Titel der Band Nargaroth, der die verstörende Art und destruktive Wirkung dieser extremen Musikrichtung und speziellen Subkultur „Black Metal“ auf den Punkt bringt, welcher den Untersuchungsgegenstand der vorliegenden Arbeit kennzeichnet. Neben diesem in den 1980er Jahren in Skandinavien entstandenen traditionellen Black Metal, erscheint zu Beginn der Jahrtausendwende eine besondere Abwandlung dieser Musikrichtung: der sogenannte „Post-Black Metal“.

Ob dieses „neue“ Genre dem ursprünglichen Black Metal zugehörig oder aber eine ganz eigenständige, musikalische Stilrichtung der Subkultur ist, soll in dieser Arbeit untersucht werden. Um dies herauszufinden, werden im Folgenden der traditionelle Black Metal sowie der Post- Black Metal in ihrer Entstehung, Entwicklung und Ausdrucksweise untersucht, gegenübergestellt und voneinander abgegrenzt werden.

Hierbei sollen die charakteristischen Merkmale herauskristallisiert und denkbare Unterschiede genauer betrachtet werden. Die spezifische Fragestellung, welcher bei dieser Abgrenzung nachgegangen wird, lautet: Ist der Post Black Metal eine Weiterentwicklung des ursprünglichen Black Metals oder ein eigenständiges Genre? Um diese Frage zu beantworten, wird zunächst der künstlerische und ideologische Ursprung des Black Metals beleuchtet, wobei insbesondere die Ideologie der Szene und deren Ausdrucksmethoden im optischen Erscheinungsbild (Bandlogo/Albumcover) sowie der Szene-Anhänger im Vordergrund stehen.

Im Folgenden werden die gleichen Untersuchungsmerkmale in Bezug auf den Post Black Metal angewandt, um im daran anknüpfenden Kapitel die herausgearbeiteten Merkmale einem kritischen Vergleich zu unterziehen. Des Weiteren werden die Ergebnisse einer Szene-Umfrage über die gängigen Meinungen der behandelten Faktoren vorgestellt. In einem abschließenden Fazit werden die wichtigsten Punkte der Arbeit kurz zusammengefasst und die Frage nach der Zugehörigkeit des Post Black Metals erläutert.


  1. Traditioneller Black Metal

2.1. Ursprung und Herkunft

Ist man auf der Suche nach dem tatsächlichen Ursprung des traditionellen Black Metals, so kann man auf der geschichtlichen Ebene dieser „harten“ Musik fast beliebig weit zurück

blicken.1 Um eine spezifischere Abgrenzung zu ermöglichen, wird in der Diskussion um die Entstehung des Black Metals von der sogenannten „ersten Welle“ und der „zweiten Welle“ gesprochen.2 Die erste Welle bezeichnet die frühe Generation des Heavy Metals, deren Wurzeln sich in den 1970er Jahren verzeichnen lassen. Bands wie Black Sabbath, Slayer oder Venom beschleunigen dabei die bisher gängigen Gitarrenriffs des Rocks, verherrlichen das Okkulte und zeichnen sich durch extrem negativ behaftete Songtexte aus.

Was nicht zuletzt dazu führte, dass der Heavy Metal unter den christlich Konservativen als „Teufelswerk“ betitelt und bis heute weiterhin so genannt wird.

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Die zweite Welle der Anfänge des Black Metals ist im skandinavischen Raum, insbesondere in Norwegen, zu verorten und wird daher in der Literatur unter dem Begriff „Norwegian Black Metal“3 zusammengefasst. Unbeachtet von der breiten Masse und durch den Heavy Metal beeinflusst und inspiriert, bilden sich in den 1980er Jahren Bands wie Mayhem, Darkthrone, Emperor, Immortal und Burzum im skandinavischen Untergrund und etablieren sich mit der Zeit zu einer düsteren Black Metal Szene.

Als Namensgeber und Initiator der Szene wird sehr häufig die Band Venom genannt, die 1982 ein gleichnamiges Album mit dem Titel „Black Metal“ veröffentlichte.4


2.2. Ideologie

Die im Heavy Metal noch eher zurückhaltende Position gegenüber der Figur des Satans, wandelt der Black Metal in ernst zu nehmenden Christenhass um. Um ihre Authentizität zu verdeutlichen, werden dabei nicht nur antichristliche Symbole verwendetet, sondern auch christliche Kulturgüter, wie Gräber, geschändet und Jahrhunderte alte Stabkirchen in Norwegen niedergebrannt.5 Neben diesen Antichristen finden sich unter den „Black Metallern“ die sogenannten „Heiden“, die zwar gegen das Christentum sind, sich jedoch von der Glorifizierung Satans und dem Okkultismus distanzieren, da sich dies auf die negative Seite des Christentums bezieht und somit auch ein Teil davon ist, weshalb es abgelehnt wird.

Stattdessen werden nordische Götter, wie z.B. Thor oder Odin6, verehrt und heidnische Symbole, wie z.B. der Thorshammer und die Runenschrift (Abb. 1), finden häufige Verwendung.

Wenn man sich mit der Geschichte Skandinaviens befasst, wird schnell deutlich, wie Mythenreich die skandinavische Kultur ist. Die in der Edda7 niedergeschriebenen Helden- und Göttersagen und die heroischen Überlieferungen des Wikingerkultes, prägen die nationale Identität bis heute. Mit diesem Nationalbewusstsein fungiert der traditionelle, skandinavische Black Metal als eine Art Repräsentant der nordischen Mythologie.

Zum Erhalt und Schutz dieser Kultur, bietet sich dem Black Metal die Rechtfertigung für die Ablehnung des Christentums, dem auch die Ausrottung der nordischen Kulturen vorgeworfen wird. Eng verbunden mit den Traditionen der nordischen Mythologie, ist auch die Naturverbundenheit der Menschen in Skandinavien. Somit ist der traditionelle Black Metal eine vor allem mythisch gestützte, naturverbundene Szene, woraus die Ablehnung anderen Kulturen, bzw.

Religionen, wie das Christentum, hervor gehen.

Für die im Black Metal vorherrschende Ablehnung des Christentums lassen sich verschiedene Gründe finden: Die Satanisten sehen sich als Individuen an, die sich, im Gegensatz zu den Christen, keiner „Herde“ anschließen wollen.8 Daher werden jegliche christliche Tugenden verneint. Hinzu kommt der kulturelle Aspekt, denn das Christentum wird als Fremdreligion, bzw. als „Wüstenreligion“ verachtet, dem sie den Verlust der eigenen, ursprünglichen Kultur und Identität zuschreiben.9 Durch die „zunehmende Vereinheitlichung der Bräuche und Verhaltensweisen auf der ganzen Welt“10wird die Globalisierung und der Kapitalismus vorangetrieben, weshalb dem Christentum „Naturfeindlichkeit“ vorgeworfen wird.

Die Natur zählt jedoch als ein wesentlicher Teil des Black Metals, weshalb in der Szene auch eine antikapitalistische und antikommerzielle Haltung angenommen wird. „ Es handelte sich tatsächlich um eine konformistische Rebellion […] gegen den falschen Humanismus des sozial befriedeten Norwegens"11. Der hohe Stellenwert der Misanthropie im Black Metal lässt sich damit begründen, dass der Mensch durch die unachtsame Ressourcenverschwendung als Grund für die Zerstörung der Natur angesehen wird.

Ein weiterer, wichtiger Standpunkt, den der traditionelle Black Metaller vertritt, ist der Elitarismus. Der damit einhergehende „überbetonte Individualismus“ verherrlicht die Einzigartigkeit einer Person bzw. der homogenen nihilistischen Black Metal ‚Rasse‘13. Als Ausdruck des hohen Ranges lässt sich an dieser Stelle der sogenannte "Black Circle"14 nennen, dessen Mitglieder sich als Gründungs- und Führungselite des „True Norwegian Black Metal“15 sehen.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass sich verschiedene Elemente im Black Metal wiederfinden, die aber vor allem elitär, heimattreu, misanthropisch, nihilistisch und christenfeindlich sind.


    1. Die Ästhetik des Bösen: Bandlogo, Symbolik, Album-Cover und Outfit

Das folgende Kapitel befasst sich ausschließlich mit den Darstellungsformen und typischen Merkmalen des Black Metal. J. G. Grünwald beschreibt diese Musikrichtung als eine „Symbiose aus Musik, Outfit und Ideologie“16. Dementsprechend werden im Folgenden die optischen Erscheinungsmerkmale des Black Metals in Augenschein genommen. Anschließend an die visuellen Merkmale, werden die akustischen Charakteristika dieser besonderen Subkultur untersucht und erläutert.

Das Bandlogo repräsentiert nicht nur die Band, es beschreibt auch ihre Identität und passt sich daher in seinem speziellen graphischen Design ganz individuell der jeweiligen Band an. Neben diesen persönlichen Merkmalen, folgt die Gestaltung eines Bandlogos mehreren, für den Black Metal charakteristischen, Kriterien: Ein signifikanter Wesenszug eines Black Metal Logos ist ein weißer, meist unleserlicher Schriftzug vor schwarzem Grund.

Auffällig ist die meist zackige und fragile Schrift. Zu dieser werden Symbole, wie z.B. das umgedrehte Kreuz, Pentagramme oder die Ziffern 666 (Abb. 2), gelegentlich auch Runenschrift und Thorshammer (Abb. 3), ergänzt. Das individuelle Bandlogo spiegelt in seiner Erscheinung und Zusammensetzung die jeweilige Band wieder. Die bewusst farblose Gestaltung deutet weiterhin auf die minimalistische und unkommerzielle Haltung der Bands hin.

Zudem wirkt das Design meist bedrohlich und gefährlich, weil der unwissende Betrachter im Unklaren darüber ist, was das Logo bedeutet. Einmal erscheint die unleserliche Schrift wie Geäst oder die Wurzeln eines Baumes, das andere Mal wirkt es wie Blut, das sickert (Abb. 4) oder Flammen, die in die Lüfte steigen (Abb. 5). In jedem Falle wird durch die besondere Aufmachung eine geheimnisvolle und unergründliche Fassade konzipiert.

Eine spezielle Eigenschaft des Bandlogos ist dabei der symmetrische Aufbau, der wie in Da Vincis Gemälde der "vitruvianische Mensch"17 die perfekten Proportionen definiert. Auf vergleichbare Weise stellt das symmetrische Black Metal-Logo die Ausgewogenheit und Harmonie, aber auch die Homogenität einer Gruppe dar. Das Ebenmaß des Designs steht somit symbolisch für die Gleichheit der Gruppe, also der Black Metal Szene.

Seit dem französischem Okkultisten Éliphas Lévi, der in dem Pentagramm das „Zeichen der Ziege des Sabbaths“ sieht, steht es in Verbindung mit Satanismus und Okkultismus19. Der Black Metal hat dann wiederrum das Zeichen geschickt für die Inszenierung einer satanischen Haltung eingesetzt. Die Ziffern 666 deklarieren die Zahl des Antichristen20. Die heidnischen Symbole, wie die Runenschrift oder der Thorshammer, deuten auf den kulturellen Aspekt der nordischen Mythologie hin und somit zu der Naturverbundenheit der Musiker.

Ein Album-Cover ist das erste Material einer Band, auf das ein Fan beim Kauf aufmerksam wird. Deshalb wird bei der Gestaltung dieses Cover besonders viel Wert auf das Design gelegt. Vor allem zum Beginn des Black Metals in den 1980er Jahren, als das Internet noch nicht weit verbreitet war, waren die Fans auf dieses ‚Artwork‘ angewiesen. Im Folgenden wird ein grobes Schema erstellt, nach dem ein Black Metal Cover charakterisiert werden kann21.

Das Hintergrundbild eines Black Metal Covers ist meist schwarz oder vereinzelt in Grautönen gehalten. In der Regel zeigt es ein düsteres Umfeld wie z.B. dunkle Naturlandschaften, mit knorrigen, abgestorbenen Bäume oder finsteren Gemäuern (Abb. 6). Im Vordergrund eines Covers erscheinen häufig auch Dämonen, die durch maskierte Bandmitglieder (Abb. 7) personifiziert werden.

Oft erscheinen Black Metal Cover auch vollkommen in Schwarz und es tritt, wie aus dem Nichts, eine Gestalt aus der Dunkelheit. Die Stimmung, die durch die monochromen Farben erzeugt wird, ist bedrohlich und melancholisch. Die Landschaften wirken dabei so, als würden sie von unheilvollen, obskuren Kräften beherrscht. Diese negative Aura erreichen die Künstler durch die Verwendung der Farbe ‚Schwarz‘.

Die Dominanz dieser Farbe bringt, bedingt durch ihre jahrhundertalte Symbolik, negative Assoziationen mit sich: Die schwarze Katze, welche das Unglück bringt, oder den schwarzen Tod in Bezug auf die Pest. So wirkt eine dunkle Umgebung beengend, hart und abgegrenzt. Der Künstler F. Immoos beschreibt in diesem Zusammenhang, dass schwarz „energetische Stärke“ und „Eindeutigkeit“ verkörpert22. Üblicherweise findet das Logo einer Band auch seinen Platz auf dem Cover.

Das Outfit, das Auftreten und die verwendeten Accessoires werden daher im folgendem erwähnt, denn selbst das Erscheinungsbild eines Black Metallers scheut sich keiner Mühen um ‚böse‘ zu wirken. Der traditionelle Black Metaller trägt sein Haar lang, kleidet sich in schwarzer Kleidung, schmückt sich mit militärischen Accessoires und ist der ‚Tod‘. Die langen Haare stehen symbolisch für Natürlichkeit, womit gleichzeitig die Kultiviertheit abgelehnt wird.

Nicht zuletzt erscheint der Black Metaller daher als nordischer Krieger, der heimattreu seine Kultur präsentiert oder als uniformierter Repräsentant des archaischen „Männlichkeitskultes“24. Dieses Bild wird zusätzlich durch die verwendeten Accessoires unterstrichen wie z.B. dem Patronengurt, den Nieten und Stacheln, die eine offensichtliche Kampfbereitschaft versinnbildlichen.

Durch das Corpse-Paint25, der Leichenbemalung im Gesicht, die die Leichenfäule symbolisiert, erscheinen die Protagonisten wie Abbilder des Todes, bzw. als dämonisierte Wesen. Dies dient der weiteren Entmenschlichung der Künstler. Des Weiteren sind auch die selbst gewählten Künstlernamen, wie z.B. Varg Vikerness26, Nocturno Culto27 und Death28, nicht nur Namen, sondern regelrechte Alte Egos der Musiker.

Der Künstler verschmilzt mit seiner selbst gewählten Rolle, sodass der Eindruck entstehen kann, dass keine Grenze zwischen dem Künstler als Mensch und der Kunstfigur auf der Bühne gibt. Auch Mimik und Gestik weisen typische Erkennungsmerkmale auf. Der meist geöffnete Mund, ob auf dem Cover oder der Bühne, dazu die martialische Körperhaltung ist der Grund, der dem Black Metaller die gefährliche Attitüde verleiht.

Der abgestorbene Baum, der oft das Cover ziert, kann somit als Sinnbild der verlorenen Natur und Kultur gedeutet werden.


2.4 Der Klang des Bösen: Musik

Die Eigenarten, die den Black Metal als Musikrichtung ausmachen, sind, das hohe Tempo, der rauhe-verzerrte Klang und das atmosphärische Ambiente, das übermittelt wird. So kann „die Wirkung, die diese Musik auf den Hörer hat, […] mit ‚Eintauchen in eine andere Welt‘ umschrieben“29 werden. Dieser Effekt wird durch einen einfachen Rhythmus, der sich durch kaum variierende und repetitive Melodien erkennbar zeigt, erzeugt.

Ohne viel Abwechslung trommelt der Schlagzeuger seinen Double-Bass und Blast-Beat, während die akustischen Gitarren als rauschend empfunden werden, weil die Gitarrenverstärker bis zum höchstmöglichen verzerrt sind. Diese verspürte Monotonie wird zusätzlich in atmosphärischen Passagen unterstützt, die in häufig instrumentalen und langsamen Tempi dargeboten werden.

Eine mögliche Erklärung für das schnelle Tempo erläutert Dr. Roman Seidl, indem er darin den Ausdruck der extremen Attitüde deutet, die die Effizienz des Black Metal signalisieren soll30. Wiederrum sind die verzerrten Gitarren als Rebellion gegen die ‚perfekte‘ Produktion von Musik zu verstehen, die für die kommerzielle Haltung steht. Einen Interpretationsspielraum bieten allerdings die übermittelten Emotionen.

Durch die keifende Stimmführung wird der gesungene Text unverständlich, was eine geheimnisvolle und dadurch bedrohliche Stimmung wiederspiegelt31.


  1. Post-Black Metal

3.1 Einführung: Eine Musikszene im ständigen Wandel

Seit dem Beginn des Black Metals in den 1980er Jahren befindet sich dieses Musikgenre in einem ständigen Wandel: Im Laufe der Jahre entwickeln sich neue Stilrichtungen, wie z.B. Symphonic-, Ambient-, Depressiv-, Suicidal-32 und NS-Black Metal33. Jeder dieser Stile ist in seinem Kern dem düsteren, misanthropischen, traditionellen Black Metal treu geblieben. Doch zur Jahrtausendwende wächst eine völlig neue Kultur mit Post-Metal34-Einflüssen heran.

Dieser Stil wird Post-Black Metal genannt, wobei sich viele Bands zusätzlich dem sogenannten Blackgaze zuordnen, das sowohl Einflüsse aus dem Black Metal, als auch aus dem Shoegaze35-Bereich beinhaltet und daher oft als Synonym für den Post-Black Metal steht. Vorreiter für diesen neuen Stil sind unter andrem Bands wie Alcest und Amesoures aus Frankreich und Agalloch, Liturgy und Wolves in the Throne Room aus den USA.

Die Post-Black Metal Kultur, weist keine konkreten kulturellen oder mythologischen Hintergründe auf. Dadurch wird die weltweite Identifizierung mit der Szene ermöglicht. Stattdessen erschafft die Post-Black Metal Bewegung eine ganz neue Szene, die sich mit aktuellen, internationalen Begebenheiten, wie z.B. dem Klimawandel, befasst. Einen hypothetischen Erklärungsversuch, um die Entstehung des Post-Black Metal in Amerika, bietet die Aufmerksamkeit der Anhänger für den Umweltschutz.

Die "grüne Partei"37, die sich insbesondere für Nachhaltigkeit und den Umweltschutz einsetzt, hat sich etwa zeitgleich mit dem Post-Black Metal in Amerika etabliert, wodurch sich das amerikanische Bewusstsein, für den Erhalt der Natur, erklären lässt. Demzufolge ist die Post-Black Metal Szene eine moderne Kultur, die sich mit aktuellen Themen und Problemen auseinandersetzt.


3.2 Ideologie

Das Hauptmotiv im Post-Black Metal ist die Natur, die symbolisch für Ursprünglich- und Natürlichkeit steht. Aaron Weaver, der Schlagzeuger der Band Wolves in the Throne Room, erläutert in einem Interview dazu, dass der Versuch angestrebt wird, einen alten Geist wiederzuerwecken, der noch nicht durch die technisierte und konsumorientierte Welt eingeschränkt ist38.

Diese setzen sich für den Erhalt und gegen die Zerstörung der Natur ein. Ein weiteres Motiv im Post-Black Metal ist die Entmystifizierung der Welt, wodurch die Szene zum realen Geschehen wird. Mit der philosophischen Auffassung, die Welt und ihre Probleme zu deuten, beabsichtigt die Musik, den Hörer auf einer transzendentalen Ebene spirituell anzusprechen41. Diesbezüglich erklärt Aaron im Interview, dass dem Hörer abverlangt wird, die moderne Welt in seiner Fantasie zu zerstören, um "die Realität einer früheren Existenz zu fühlen"42.

Hunter Hendrix, Philosophie Student und Frontmann der Band Liturgy, hat zu diesem Thema eine zwölfseitiges Manifest mit dem Titel "Transcendental Black Metal – A Vision of Apocalyptic Humanism"43 verfasst. Darin beschreibt er den Post-Black Metal, als „Musik, die Menschen noch ihre Bedeutung spüren lässt". Zusätzlich definiert er die Post-Black Metal Szene als Gegenkultur des skandinavischen Black Metals, die den „Tod des Todes“ fordert.

Dementsprechend lässt sich festhalten, dass die Natur den Hauptindikator der Szene darstellt, von dem dann weitere Themen wie, die Gesellschaftskritik und die Mystifizierung dieser, hervorgehen. Die Gefühlsebene im Post-Black Metal ist häufig melancholisch und sentimental, da man den Verfall der Natur betrauert. Das Leben wird in dieser Szene geschätzt und soll auch erhalten bleiben, was die lebensbejahende-Attitüde verdeutlicht.

Trotzdem weist der Post-Black Metal auch radikale Züge auf. Die Darstellung einer ungeschönten Wahrheit, wie dem Klimawandel, die insbesondere durch den fahrlässigen Umgang mit der Natur hervorgerufen wurde, rückt die Menschheit in die Position des Schuldigen. Dabei verurteilt der Post-Black Metal zwar einerseits die moderne Gesellschaft, die die Technik und Wissenschaft, durch die Konsumbereitschaft unterstützt, aber andererseits steckt auch die Absicht dahinter, auf die Probleme, des für den Post-Black Metal „falschen Humanismus“ aufmerksam zu machen.

Die transzendentale und spirituelle Philosophie der Szene, lässt sie unergründet und geheimnisvoll wirken, sodass der Fantasie, des Publikums oder Hörers, keine Grenzen gesetzt werden. Im Folgenden werden die ästhetischen und akustischen Darstellungsformen des Post-Black Metal genauer untersucht.


Ähnlich wie in Kapitel 2.3. werden die einzelnen Darstellungsformen, die sich dem Genre bieten, analysiert und untersucht. Entscheidend bei Post-Black Metal Bands ist allerdings, dass sich nie eine vollkommen einheitliche Struktur erkennen lässt. Lediglich häufig auftretende, ähnliche Merkmale können zusammengefasst und zu einen groben Grundgerüst erfasst werden.

Charakteristisch für ein Post-Black Metal-Bandlogo ist der gutleserliche, schlichte Schriftzug, der keine aufwendige Gestaltung und Symboliken aufweist (Abb. 10). Dennoch zeugt dieses Logo von hohem Wiedererkennungswert. Das Logo spiegelt vor allem den minimalistischen Stil der Szene wieder. Außerdem wird dem Rezipienten eine sofortige Offenheit dargeboten, da der Bandname im Logo entzifferbar ist und somit eher wie ein Autogramm der Band selbst wirkt.

Häufig werden auch Verschnörkelungen verwendet, die einem Geäst oder Baumstämmen ähneln, welche auf die Naturverbundenheit der Band hindeuten. Für ein Album-Cover bedienen sich die Illustratoren häufig einer Fotografie (Abb. 11) oder einer skizzierten Zeichnung (Abb. 12). Somit werden Momentaufnahmen, wie auch authentische Naturlandschaften und das natürlich Dasein abgebildet.

Angesichts der verwendeten Abbildungen, die Elemente aus der Natur, wie Erde, Holz und Laub (Abb. 13) zeigen, werden die lichtdurchfluteten Bilder in grün, sowie brauntönen gehalten, wodurch eine warme und ruhige Stimmung erzeugt und erneut auf die Naturverbundenheit hingedeutet wird. Eine wichtige Rolle spielt auch das Licht, weshalb die Aufnahmen der Cover meist den Tag illustrieren (Abb. 13).

Licht ist die Voraussetzung für Leben, wodurch die lebensbejahende Haltung der Szene verdeutlich wird.

Im Post-Black Metal gibt es keine vorgegebene Kleiderordnung, der Bands oder auch Fans folgen. Somit wird der Zugang zur Szene jedem eröffnet. Demzufolge verliert sich die Konformität des traditionellen Black Metals, da sich in der Szene jeder individuell verwirklicht. Die von den Medien propagierten "Hippster-Klamotten", die sich durch "Skinny Jeans"44 äußern, sind jedoch schon teilweise zum Markenzeichen des Post-Black Metal geworden45.

Für diese avantgardistische Szene begeistern sich vor allem Studenten und Umweltschützer, die sich mit den naturverbundenen und philosophischen Thematiken identifizieren können.


Quellen & Links

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