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Textanalyse
Deutsch

Bakip Steyr

2, 2019

Luisa R. ©
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ID# 81859







Textanalyse: Das Verbrechen eines Innsbrucker Kaufmannssohnes

In dem Text von Thomas Bernhard wird die Geschichte von Georg durch seinen Mitbewohner, dessen Namen nicht bekannt ist, erzählt. Georg ist der Sohn einer Innsbrucker Kaufmannsfamilie. Weil er verkrüppelt ist, eignet er sich nicht für die Übernahme des Gemischtwarenladens und wird von den Eltern nur als Belastung empfunden und seine ganze Kindheit und Jugend psychisch und physisch missbraucht.

Vergeblich hoffte die Familie auf seinen frühzeitigen Tod. Als seine Eltern schließlich der Schwester den Gemischtwarenladen übergeben, ist es Georg erlaubt, Pharmazie zu studieren. Dies darf er aber nicht, wie er es eigentlich wollte, in Innsbruck, sondern wird von seinen Eltern nach Wien abgeschoben.

Dort teilt er sich acht Semester lang mit dem ein Jahr älteren, Jura studierenden Ich-Erzähler ein Zimmer in der Zirkusgasse. Morgens wacht er häufig schweißgebadet und mit Fieber auf, weil er in seinen Träumen wie auf einer Bühne immer wieder die schlimmen Szenen seiner Kindheit mitansehen muss und es ihm immer schwerer fällt, den Vorhang davor zu zuziehen.

Eines Nachts achtet Georg darauf, kein Geräusch zu machen, um seinen Zimmergenossen nicht zu wecken, und nahm sich das Leben. Als der Erzähler aus der Klinik nach Hause kam, war Georgs Vater aus Innsbruck da, der gerade alles von Georg in auf einen Haufen warf. Die Erzählungen endet mit der Aussage des Ich- Erzählers, in Georgs Vater all die Schuld an Georgs Unglück zu sehen.

Es fällt anfangs schon sehr schnell auf, dass der Text mit sehr vielen Adjektiven gefüllt ist und dadurch sehr lebhaft wirkt. Die Sätze sind sehr lange und es reihen sich viele Glied- und Hauptsätze aneinander, was das ganze unübersichtlich wirken lässt. Die Sprache wirkt so, wie als würde man jemandem beim Denken zuhören, es kommen immer wieder Ausschweifungen („Er hatte nie einen richtigen Freund gehabt, aber wer weiß, was das ist…“) vor, die sich anfühlen, als würde man Zwischengedanken des Ich- Erzählers miterleben.

Der Ich- Erzähler fokussiert sich bei seinen Erzählungen einzig und allein auf seine eigene, und auf Georgs Sichtweise. Es werden zwar andere Personen erwähnt, aber nur, um der Geschichte der beiden Kontext zu geben (z.B. der Vater der Georg immer verprügelte). Obwohl der Ich- Erzähler zwar oft von sich und Georg gemeinsam erzählt und einige persönliche Details über sich selbst in dem Text preisgibt („Während mir vor die düstere Szenerie meiner Kindheit immer wieder Gestalten, die durchaus als lustig,… erkennbar sind…“) liegt sein Fokus eindeutig auf Georg und meisten auf dessen Vergangenheit.

Hier legt er zwar Wert auf was passiert ist, es wird aber vielmehr dargestellt wie sich Georg dabei fühlte und jetzt immer noch versucht, damit umzugehen.

Thomas Bernhard (geboren am 9. Februar 1931 in Heerlen/Niederlande, gestorben am 12. Februar 1989 in Gmunden/Oberösterreich) ist einer der bekanntesten und literarisch einflussreichsten österreichischen Schriftsteller. Er hat als Autor von Gedichten, Erzählungen, Romanen und Theaterstücken ein Gesamtwerk geschaffen, das zu den bedeutendsten schriftstellerischen Leistungen des 20. Jahrhunderts zählt.

Lebensgefährlich an Lungentuberkulose erkrankt, wurde er bereits im Alter von 18 Jahren im Zuge verschiedener Klinikaufenthalte mit Sterben und Tod konfrontiert. 1963 gelang ihm nach der Veröffentlichung mehrerer Lyrikbände mit dem Roman Frost der literarische Durchbruch.

Ab 1970 wurde Bernhard auch zu einem der erfolgreichsten deutschsprachigen Dramatiker, insgesamt achtzehn Theaterstücke wurden uraufgeführt. Wiederholt gehörten zum Auftreten des streitbaren Autors jedoch heftige Auseinandersetzungen um seine Arbeiten, etwa die spektakuläre Beschlagnahmung des Romans Holzfällen (1984) oder die Aufregung um Bernhards letztes Theaterstück Heldenplatz (1988).

Es sei ganz typisch für einen Text von Thomas Bernhard, ein kontroverses Thema aufzugreifen. Ich finde dass in dieser Erzählung mehrere solcher auffindbar sind, zum einen die Verstoßung des eigenen Sohnes aufgrund einer Behinderung, zum anderen die schlechte, zum Suizid neigende Lage, die von den Studenten beschrieben wird („…haben sich schon viele kurz nach der Verabschiedung von dem Eltern auf dem heimatlichen Bahnhof aus dem fahrenden Zug gestürzt…“) Auch diese langen, immer wieder durch Gliedsätze geteilten, unübersichtlichen Sätzen, seinen ein typisches Merkmal des monologisierenden Ich- Erzählers, und damit auch „normal“ für einen Bernhard- Text.



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