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Aufsatz
Philosophie

Freie Universität Berlin - FU

unbenotet, Bongardt, 2013

Michel K. ©

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ID# 27802







Es ist legitim, osteuropäischen Flüchtlingen in Deutschland Hilfe zu verwehren.


Ausgehend von einem Fernsehbericht möchte ich mich mit der Frage auseinandersetzen, ob Flüchtlingen Hilfe gewährt werden muss oder nicht. Im vorliegenden Fall war zu sehen, dass kommunale und kirchliche Einrichtungen den obdachlosen Flüchtlingen aus Osteuropa (speziell Bulgarien und Rumänien) Hilfe – zum Beispiel in Form einer Dusche oder Schlafmöglichkeit – verwehrten. Es scheint um Zahlen von rund einer Million Flüchtlingen (unabhängig ihrer Herkunft) allein 2012 zu gehen.


Durch die EU-Erweiterung hat insbesondere Deutschland in Osteuropa neue Märkte erschließen können und sicherlich durch diese Entwicklung Vorteile erlangt. Nun wäre eine mögliche Annahme, dass wir dadurch grundlegend zur Hilfe den Flüchtlingen gegenüber verpflichtet sind. Allerdings lässt sich die Verpflichtung so einfach nicht ableiten, denn zum Einen werden durch Investitionen die Industrie und der Handel in der Region angekurbelt und zum Anderen sind wirtschaftliche Gewinne auch im Land zu verzeichnen, was darauf hinausläuft, dass die Erschließung osteuropäischer Märkte nicht zu einseitigen Vorteilen führt, sondern beide Seiten davon profitieren. Allerdings scheint dennoch eine Armut in Teilen der Bevölkerung zu herrschen, welche Einige dazu veranlasst, zu flüchten und in Deutschland Asyl zu suchen. Diese Armut lässt sich aber nicht direkt auf die wirtschaftlichen Einflüsse Deutschlands zurück führen und da muss sich meines Erachtens zunächst und hauptsächlich das Heimatland der Flüchtlinge in der Pflicht sehen, etwas gegen Armut und den Drang zur Auswanderung zu unternehmen. Aber nicht nur in ihrer Heimat, scheinbar auch in anderen Ländern können sie keine Hilfe erwarten. Allerdings kann uns das Verhalten anderer Länder nicht als Maßstab für eigenes Handeln in dem Maße geben, dass wir Hilfe verwehren, nur weil andere dies auch tun. Wohl aber über die Hintergründe können wir uns Gedanken machen. Denn ganz ohne Grund werden andere Nationen auch nicht so handeln, mögliche Probleme der (uneingeschränkten) Hilfe werden im Folgenden noch näher beleuchtet.

Gehen wir also nun in unserer Überlegung nach Deutschland über. am Fernsehbericht gehalten sehen wir einen Rumänen vor uns, welcher mit seinem letzten Geld ohne Familie nach Deutschland kam und nun in Dortmund schwarz zu arbeiten versucht. Im Bericht wird er mit versteckter Kamera begleitet, wie er nach einer Dusche und einem Schlafplatz sucht, beides wird ihm aufgrund seiner Herkunft verwehrt – nur deutsche Obdachlose hätten Zugang zu diesen Möglichkeiten.

Davon ausgehend, dass jeder Mensch gleich ist, kann man das Abweisen des Herrn natürlich nicht akzeptieren. Ihn abzuweisen würde dem gleich kommen, zwischen Deutschen und Rumänen zu graduieren und dabei zu dem Ergebnis zu kommen, der Deutsche sei es eher wert, den Zuschlag auf Hilfe zu bekommen. Auch vollkommen unabhängig davon, ob er vielleicht ein viel höheres Bestreben hat, einem geregelten Leben nachzugehen und die Chance darauf ohne Hilfe verliert. Doch der Grundsatz der Gleichheit allein greift hier zu kurz, denn es scheinen nicht genügend Hilfsmittel zur Verfügung zu stehen. Es muss also überdacht werden, wie die Verteilung der Mittel aussehen soll und auch, ob es besser ist, mit den zur Verfügung stehenden Mitteln viele Menschen ungenügend oder einige Menschen umfassender zu versorgen. Da wäre ein – zugegebenermaßen recht drastischer – Punkt zu sagen, dass die Flüchtlinge für ihre Obdachlosigkeit selbst verantwortlich sind, denn in ihrer Heimat ging es Ihnen zwar vielleicht nicht gut, aber sie haben über ein Heim verfügt. Nur in Hoffnung auf eine bessere Zukunft haben sie die Reise auf sich genommen und sind in die zwangsweise Obdachlosigkeit nach Deutschland geflüchtet. Dem Selbstverschulden muss man allerdings zur Milde hinzufügen, dass mit Sicherheit eine große Verzweiflung hinter so einer Entscheidung steht und nicht die vollkommene Freiwilligkeit. Dem gegenüber stehen Menschen aus Deutschland, die größtenteils (Verzweiflung hin oder her) keine Möglichkeit besitzen, ihr Heim in ungewisser Hoffnung auf eine bessere Zukunft zu verlassen und zu flüchten, weil sie hier durch die Maschen des sozialen Netzes gerutscht sind. Und hat man diesen Leuten gegenüber nicht eine größere Verpflichtung? Nicht weil sie deutsch sind, sondern viel mehr, weil sie sich nicht bewusst gegen eine Wohnung und für eine Reise ins Ungewisse entschieden. Aber auch genau der Standpunkt, dass sie zuerst Hilfe erwarten können, weil sie deutsch sind soll kurz beleuchtet werden. Immerhin resultieren Hilfsmittel zu einem beträchtlichen Teil aus Geldern, welche wiederum durch Leistung erwirtschaftet wurden. Und dies ist hier in Deutschland geschehen, was einen denken lassen kann, dass doch damit zunächst unsere unmittelbaren Mitmenschen versorgt werden sollen und erst dann, wenn noch weitere Mittel zur Verfügung stehen die anderen. wobei kritisch angemerkt werden soll, dass wir auch viel Unterstützung in bedürftige Regionen senden. Sollten wir nun, ungeachtet unserer eigentlichen Möglichkeiten doch allen Flüchtlingen Hilfe gewähren ist ein weiteres Problem zu erwarten, nämlich, dass mehr Flüchtlinge nachkommen, was in der Natur der Sache liegt. diesen Flüchtlingsstrom werden wir dann erst recht nicht bewältigen können und stehen so vor einer noch größeren Aufgabe.


Abschließend lässt sich die These nicht eindeutig stützen oder widerlegen.

Vom rein menschlich-moralischen Standpunkt aus sehe ich keine gesteigerte, doch aber eine vollkommen natürliche Verantwortung den hilfebedürftigen Menschen gegenüber. Es sollte keine Rolle spielen, welche Umstände sie in die Situation der Bedürftigkeit trieben oder welcher Herkunft sie sind.

Aus der Sicht der realen Möglichkeiten heraus lässt sich die These nicht so leicht widerlegen, da es auf der Hand liegt, dass auf der einen Seite die zur Verfügung stehenden Mittel nicht ausreichen, auf der anderen Seite aber selbst wenn sie es täten das Problem damit nicht gelöst wäre. Es würden aller Wahrscheinlichkeit nach noch mehr Flüchtlinge nachkommen und damit zu größeren Problemen führen. Deutschland als Sozialstaat hat aber in aller erster Linie den Bundesbürgern gegenüber die Verpflichtung der Versorgung und dem Erhalt seiner Funktionstüchtigkeit.


Mir ist es noch wichtig herauszustellen, dass ich mich von allen nationalistischen Gedanken distanziert wissen möchte. Die schlussendliche teilweise Stützung der These beruht nur auf der Betrachtung der offensichtlichen Probleme, nicht auf einer persönlichen Beurteilung der Menschen.


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