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Seminararbeit / Hausarbeit

Theorie der Marktnetze nach August Lösch

3.355 Wörter / ~14 Seiten sternsternsternsternstern_0.5 Autor Dominik Z. im Apr. 2012
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Seminararbeit
Geowissenschaften

Universität, Schule

Universität Augsburg

Note, Lehrer, Jahr

2011

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Dominik Z. ©
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sternsternsternsternstern_0.5
ID# 18101







Theorie der Marktnetze

Nach August Lösch

 


Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis. I

Abbildungsverzeichnis. II

1       Die Idee der Marktnetze. 1

2       Homogenitäts- und Gleichgewichtsbedingungen. 1

2.1         Homogenitätsbedingungen. 1

2.2         Gleichgewichtsbedingungen. 2

3       Standortstrukturtheorie. 2

4       Zentralität von Güter (-gruppen) 3

5       Zuordnungsfaktor K. 4

5.1         Sonderfall: Extra-Gewinne. 6

5.2         Vorteil einheitlicher Lieferzentren. 6

6       Anordnung der Zentren. 7

7       Kritik an der Theorie der Marktnetze. 9

8       Fazit 9

Literaturverzeichnis. 10

 


 Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Vom Kreis zum Hexagon......................................................................... 4

Abbildung 2: Hexagonale Marktgebiete der neun kleinsten Güter................................... 5

Abbildung 4: Rotierende Anordnung............................................................................ 7

Abbildung 5: Sektorenbildung..................................................................................... 7

Abbildung 3: Christallers Hierarchie.............................................................................. 7

Abbildung 6: Städtearmer Bereich um Großstadt.......................................................... 8



1      Die Idee der Marktnetze

August Lösch beschäftigte sich in seinem 1940 veröffentlichten Buch „Die räumliche Ordnung der  Wirtschaft“ mit der Idee der räumlichen Verteilung der Produktionsstandorte und die damit verbundene räumliche Produktspezialisierung. Er bemerkte dabei eine gewisse Vernetzung der Marktgebiete und erstellte auf der Grundlage dieser Feststellungen eine Theorie, welche diese Vorgänge beschreiben und erklären soll. Lösch reiht sich mit dieser Theorie in die zentralörtlichen Raumstrukturen und -systeme ein. Dabei betrachtet er, anders als Johann Heinrich von Thünen, der den landwirtschaftlichen Sektor untersuchte, rein die industrielle Produktion. Dabei nahm er als Grundlage Daten, die er in seinen beiden jeweils 12-monatigen Aufenthalten in den USA sammelte. Indianapolis und Toledo dienten dabei als die Musterbeispiele seiner Theorie.

 

In der wissenschaftlichen Literatur wird oft davon ausgegangen, dass August Lösch seine Theorie von Christallers Theorie der zentralen Orte ableitete, oder diese weiterentwickelte, da beide Theorien stark überschneidende Merkmale aufweisen. Ob dies der Fall ist, kann jedoch nicht belegt werden. Eine Gemeinsamkeit, die Lösch mit Christaller, aber auch mit J.H. von Thünen hat ist, dass die Theoretiker als wichtige Grundlagen voraussetzen, dass Produzenten wie auch Nachfrager streng rational handeln und ihr wirtschaftliches Verhalten immer im Sinne der Gewinn- und Nutzenmaximierung gesteuert wird. Der wirtschaftende Mensch handelt somit auch bei Lösch als „homo oeconomicus“. Diese ökonomische Grundlage ist ein hauptausschlaggebendes Merkmal für ihre Standortwahl. Lösch geht jedoch noch von weiteren Annahmen aus.

2      Homogenitäts- und Gleichgewichtsbedingungen

2.1     Homogenitätsbedingungen

Wie auch Christaller geht Lösch bei seiner Theorie davon aus, dass im gesamten Wirtschaftsgebiet an jedem beliebigen Punkt ein einheitliches Wirtschaften möglich ist, da dieser Raum homogen ist. Somit ist die Produktion eines beliebigen Gutes überall möglich, wobei auch der Output dieses Gutes an jedem Punkt identisch sein muss. Dasselbe gilt für die Kosten. Für jeden beliebigen Produktionsort gilt: Mit einem einheitlichen Einsatz von Material ergibt sich die identische Menge produzierter Güter. Bei diesen Produktion-und Nachfragefunktionen gilt zudem, dass die räumliche Verteilung der notwendigen Produktionsfunktionen, die bei Lösch vor allem mit Rohstoffen und Arbeitskräften einen hohen Anteil haben, und somit auch die Verteilung der Bevölkerung beinhaltet, gleichmäßig sind. Zudem nimmt Lösch an, dass es keine Unterschiede hinsichtlich der Kaufkraft der Konsumenten bzw. deren Bevorzugung bestimmter Gütern gibt. Bei den Produzenten wird davon ausgegangen, dass von ihnen immer nur ein Gut oder eine Gütergruppe produziert wird. Diese Güter können, wie vorher beschrieben, an einem beliebigen Ort Produziert werden. dabei geht Lösch wiederum davon aus, dass keine Unterscheidungen bei den Lieferbedingungen gemacht werden müssen (Schätzl 2003, S. 84f).

2.2     Gleichgewichtsbedingungen

Zu den Homogenitätsbedingungen entwickelte Lösch weitere Annahmen, damit das Wirtschaftsgebiet im Gleichgewicht gehalten wird. Die Gleichgewichtsbedingungen werden in fünf Bedingungen unterteilt. Zunächst geht Lösch von der Anfangs bereits erwähnten Gewinn- und Nutzenmaximierung der Anbieter und Nachfrager aus, was zur Auswahl der Standorte ihrer Wohnungen und Unternehmen beiträgt. Da der Mensch durch die homo oeconomische Annahme den Überblick über den gesamten Raum des Marktgebietes hat, ist er so in der Lage, seine persönliche Präferenz des von ihm angestrebten Standortes einfließen zu lassen. Dazu trägt eine weitere Prämisse, die Lösch vorgibt, bei. Dadurch, dass der Wirtschaftsraum homogen ist und eine Verteilung der Nachfrager gewährleistet werden soll, ist es notwendig, den gesamten Raum mit allen Gütern gleichermaßen zu versorgen. Lösch nennt dabei die Voraussetzung, dass sich die Standorte der Anbieter in einer Anzahl ansiedeln müssen, um den Wirtschaftsraum ganz abzudecken. Allerdings gibt er als zusätzliche Bedingung an, dass es notwendig ist, eine rein kostendeckende Preisgestaltung vorzunehmen und auf Zusatzgewinne zu verzichten. Dabei vertraut Lösch auf den freiwilligen Verzicht der Anbieter auf Gewinne. Denn so wäre eine weitere Prämisse für das Gleichgewicht der Standorte gewährleistet. Lösch nimmt an, dass sich durch den notwendigen Verzicht eine Minimierung der einzelnen Standorte bewerkstelligen ließe, und es so weiteren Mitbewerbern ermöglicht werde, sich auf dem Marktgebiet zu etablieren. Als Letztes setzt Lösch voraus, dass es für die Grenzbereiche Wirtschaftsgebiete keine Relevanz hat, welcher der Standorte sie angehören, da die Grenzen als Indifferenzlinien angesehen werden müssen. (Lösch 1944, S. 64f)

3      Standortstrukturtheorie

Aufbauend auf die Homogenitäts- und Gleichgewichtsbedingungen entwickelte Lösch die Standortstrukturtheorie, die die Basis der Theorie der Marktnetzstruktur darstellt. Als Grundlage verteilt er in diesem Modell über das gesamte Wirtschaftsgebiet autarke Bauernhöfe, welche die Stellung kleiner Siedlungen annehmen. Jedoch legt er weiter fest, dass das Gebiet, das zwischen den einzelnen Bauernhöfen liegt, unbewohnt sein muss. (Schätzl 2003, S. 85). Als weitere Grundlage gibt Lösch die diskontinuierliche Bevölkerungsverteilung im gesamten Marktnetz an. Das ergibt sich aus dem Hintergrund, dass ein für jedes Gut individuelles Absatzgebiet notwendig ist, damit es für den Produzenten möglich ist, sein Gut rentabel zu produzieren. Dies ist zunächst von den Kosten des Gutes abhängig und zudem von der Nachfrage der Konsumenten. Durch das Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage, ergibt sich durch die Lage und Größe der Marktgebiete eine zwingende, gleichmäßige aber diskontinuierliche Verteilung der Bevölkerung (Lösch 1944, S. 79) Als letztes Merkmal der Theorie bezog sich Lösch erneut auf die Grundlage, dass die Siedlungen autarke Bauernhöfe sind. Denn diese Bauernhöfe sind Produzenten von unterschiedlichen Gütern oder Gütergruppen, die diese über ihren Eigenbedarf hinaus in unterschiedlicher Reichweite verkaufen. Diese Reichweite wird in diesem Zusammenhang als die Zentralität eines Gutes bezeichnet. (Gebhardt 2008, S. 472).

4      Zentralität von Güter (-gruppen)

Wie auch bei Christallers Theorie der zentralen Orte, hat auch Lösch (wie bereits oben angesprochen) die Güter in unterschiedliche Reichweiten eingestuft. Dabei ergeben sich zwei unterschiedliche Reichweiten, die untere und die obere Reichweite eines Gutes. Die untere Reichweite entsteht durch die Kostendeckung der einzelnen Güter. Nur wenn diese untere Reichweite eingehalten wird, lohnt sich überhaupt die Produktion des Gutes oder der Gütergruppe. Wird diese Grenze nicht eingehalten, dann kann der Anbieter die durch die Produktion entstandenen Kosten nicht decken und würde sich dadurch nicht auf dem Markt halten können. Zur unteren Reichweite eines Gutes existiert nun auch noch die obere Reichweite eines Gutes. Diese stellt die Transportkosten, die der Anbieter veranschlagen muss und die ein Nachfrager bereit ist zu bezahlen, damit er das gewünschte Gut erwerben kann, dar. Lösch stellt dabei aber fest, dass jedes Gut seine eigene Reichweite hat. Betrachtet man z. B. ein vom lokal anbietenden Bäcker produziertes Brot und ein Automobil, so wird das vom Bäcker angebotene Brot einen weit kleineren Einzugsbereich und damit eine kleinere Reichweite haben, als es das weit überregional angebotene Automobil hat. Es werden sich wohl nur wenige finden lassen, die bereit sein würden ein Laib Brot eines lokal Bäckers zu kaufen, das durch den Transport über eine sehr große Entfernung, z.B. durch Verschiffung auf einen anderen Kontinent, einen extrem hohen Preis erreicht. Anders stellt sich dieser Sachverhalt bei einem Automobil dar. Hier muss man höhere Transportkosten mit einkalkulieren bis es den Endverbraucher erreichen kann. Betrachtet man jedoch die untere Reichweite dieser beiden Güter, so stellt sich heraus, dass es beim Laib Brot viel schneller gelingt, den Peis so zu gestalten, damit die Deckung der Kosten gewährleistet wird, als es bei einem Automobil der Fall ist. Aus diesen Sachverhalten entwickelte Lösch zwei grundlegende Bedingungen für die jeweiligen Güter. Zum einen bildet die untere Reichweite eines Gutes die „notwendige Versendungsweite“ zur Deckung der Kosten, zum anderen ergibt sich aus der oberen Reichweite ein für jedes Gut individuelles Marktgebiet (Wagner 1998, S.71ff; Arnold 1992, S.120). Aus der unteren Reichweite wird nun die Zentralität der Güter abgeleitet. Wie auch bei Christaller gilt bei Lösch: je höher die Nachfrage nach einem Gut, und damit verbunden, je größer der Einzugsbereich der unteren Reichweite ist, desto höher ist auch die Zentralität des Gutes. Bei August Löschs Theorie spielen dabei die Güter eine größere Rolle, als es bei Christaller der Fall ist. Christaller weist zwar auch jedem Gut eine gewisse Reichweite bzw. Zentralität zu, allerdings ist dies nur eine notwendige Voraussetzung um damit den Zentralitätsrang der einzelnen Orte zu erklären. Lösch hingegen betrachtet nur die Reichweite der Güter, die für die autarken Bauernhöfen ihre individuellen Marktgebiete darstellen, und setzt so die Zentralität fest. Lösch unterteilt die Güter, je nach ihrer Reichweite, von G bis Gn. Dabei legt er fest, dass das Gut G die niedrigste Reichweite und somit auch die geringste Zentralität besitzt, G die nächst höhere Reichweite. Lösch geht davon aus, anders als Christaller, dass es endlos viele Güter gibt, und es somit auch ein Gut Gn geben muss, das somit die höchste Reichweite hat (Barthelt, Glückler 2003, S.114; Schätzl 2003, S.85).

5      Zuordnungsfaktor K

Quelle: Lösch 1944, S. 75

 
Wie auch bei der Theorie der zentralen Orte von Christaller, hat Lösch in seiner Theorie erkannt, dass für eine flächendeckente Versorgung des Wirtschaftsgebiets eine hexagonale Anordnung der Marktgebiete notwendig ist. Zunächst stellt er fest, dass ein konzentrisches Marktnetz die ideale Form eines Marktgebietes darstellen würde. Aber wie auch Christaller erkannte er, dass dadurch Lücken zwischen den einzelnen Marktgebieten entstehen würden, die nur schlecht gefüllt werden könnten. Lösch nahm dabei als Beispiel das Ansiedeln von Brauereien. Er folgert aus der Annahme, dass, selbst wenn sich Brauereien mit konzentrischem Marktgebiet noch so nah nebeneinander ansiedeln würden, es trotzdem nicht möglich wäre, das gesamte Gebiet flächendeckend zu versorgen. Diese Lücken (vgl. Abb.1) lassen sich nach Lösch nur schließen, indem die kreisförmigen Märkte aneinander gepresst werden, bis daraus eine birnenwabenförmige Struktur entsteht. Als Alternativen überlegte sich Lösch noch zwei weitere geometrische Formen, um den Markt lückenlos abdecken zu können. Die dreieckige oder die quadratische Form. Doch nur in der hexagonalen Struktur sieht er den Vorteil, von der idealen Kreisform am geringsten abweichen zu müssen (Lösch 1944, S. 74f). Als nächsten Schritt überlegte Lösch, wie die einzelnen Siedlungen über ihren Eigenbedarf hinaus ihre umliegenden Siedlungen versorgen müssten, um wieder das gesamte Wirtschaftsgebiet mit allen Waren zu versorgen. Dabei erarbeitete er eine Versorgungsstruktur, wie sie mit der nachfolgenden Abbildung 2 erläutert werden soll.

Quelle: Schätzl 2003, S. 86

 
Den Mittelpunkt des Marktgebiets bildet grundsätzlich der Anbieter als Selbstversorger. Um ihn herum verteilen sich die Nachfrager die es nun zu versorgen gilt. Lösch suchte nun beim Gut G, mit der geringsten Reichweite die kleinstmögliche zu versorgende Fläche, und gleichzeitig größtmögliche Anzahl an Siedlungen, die dabei versorgt werden können. Durch die zuvor entstandenen Sechseckformen ist es nun möglich, einzelne Siedlungen miteinander zu verbinden. Bei der geringen Reichweite des Gutes war es am sinnvollsten, die Ecken des Marktgebietes zu nutzen, um dabei als Anbieter weiter rentabel produzieren und als Nachfrager günstig versorgt werden zu können. Dabei ergibt sich aber der Umstand, dass diese Siedlungen nicht nur von einem Anbieter mit dem Gut G versorgt werden, sondern von drei. Auf dieser Erkenntnis entwickelte Lösch den Zuordnungsfaktor K, um eine einheitliche Versorgung gewährleisten zu können. Dabei wird für jede versorgte Siedlung ein K- Wert K=1 festgelegt, wie es beim Anbieter selbst der Fall ist. Nun versorgt der Anbieter des Gutes G aber auch noch sechs weitere Siedlungen, diese allerdings nur jeweils zu einem Drittel, da die weiteren Zweidrittel von den mit angrenzenden Anbietern abgedeckt werden. Durch die Drittelung der sechs Siedlungen ergibt sich daher ein K-Wert K=2. Zusammen ergibt sich nun für das Gut G ein Zuordnungsfaktor K=3. Betrachten wir denselben Sachverhalt bei Gut G. Wieder versorgt sich der Produzent des Gutes selbst und versorg wiederum umliegende Siedlungen. Nun ist es jedoch so, dass sich diese Siedlungen nicht in den Ecken der Marktgebiete, sondern auf der Grenze zwischen zwei Anbietern liegen. Daher ergibt sich ein anderes Verteilungsmuster und folglich auch ein anderer K-Wert. Zu jedem Anbieter werden nun die Siedlungen mit je der Hälfte angerechnet, was einen K- Wert von K=3 ergibt. Mit dem K-Wert K=1 des Anbieters ergibt sich nun für das Gut G ein K-Faktor K=4. Ein erneuter Unterschied besteht zum Gut G. Hier umfasst das Marktgebiet des Anbieters alle Siedlungen die versorgt werden müssen. Folglich werden diese nicht von weitern Anbietern mitversorgt. Daher wird jeder Siedlung ein K-Wert 1 zugeschrieben, was in der Summe einen K-Faktor K= 7 für das Gut G ergibt. Vergleicht man hier Christallers Theorie, so lassen sich Parallelen zwischen den Gütern mit den K-Werten K=3, K=4 und K=7 erkennen. Christaller sieht seine Zuordnungsfaktoren als fixe Werte und rechnet zudem nur mit diesen drei Werten. Dabei teilt er dem K-Wert 3 die Marktversorgung, dem Wert 4 die Verwaltung und dem K-Wert 7 den Verkehr zu. Der Aufbau seiner Verteilungsstruktur stützt sich alleine auf diese drei Werte. Lösch hingegen weißt jedem Gut seinen eigenen K-Wert zu, der sich aus dem jeweiligen hexagonalen Marktgitter erschließen lässt. Dadurch erreichen bestimmte Güter, die ein relativ großes Marktgebiet haben, einen größeren K-Wert als K=7. Nimmt man als Beispiel das Gut G (vgl. Abb. 2), so erkennt man einen größeren Versorgungbereich als bei den Gütern zuvor. Zum notwendigen Eigenverbrauch hinzu, versorgt dieser Anbieter weitere sechs Siedlungen vollständig, dazu sechs Siedlungen zu einem Drittel und zudem sechs Siedlungen zur Hälfte. Daraus ergibt sich ein Zuordnungsfaktor K=12. Mit jedem Gut, das einen höheren Einzugsbereich hat, vergrößert sich auch der Faktor des Gutes. Es lässt sich aber kein Muster oder stetige Reihenfolge bei diesen Werten erkennen (Ritter 1998, S. 200ff; Schätzl 2003, S.85ff)

5.1     Sonderfall: Extra-Gewinne

Obwohl Lösch als Prämisse des Gleichgewichtes Extra-Gewinne untersagt, ist dies jedoch jederzeit möglich. Wird das Gut G als Beispiel betrachtet, so erkennt man, dass die eigentlich notwendige Versendungsweite eines Gutes über die zu versorgenden Siedlungen hinausgeht. Ist also der Anbieter dieses Gutes in der Lage seine Kosten bereits nach der Versorgung von sechs Siedlungen zu decken, er aber im Stande sein muss die siebte Siedlung noch zu versorgen, so macht er damit Extra- Gewinne. (Schätzl 2003, S. 87)

5.2      Vorteil einheitlicher Lieferzentren

In seiner Theorie wägt Lösch die Vorteile der einzelnen Verteilungsmuster und damit ihre Lagermöglichkeiten voneinander ab. Er kommt dabei zu dem Schluss, dass eine einheitliche Lagerung vorzuziehen ist. Diese Position bekräftigt er mit mehreren Argumenten. Lösch hat erkannt, dass Aufteilungen der Lieferzentren in der Verwaltungseinteilung kaum noch vorkommen und weiter sich der Handel an politischen Zentren als lohnenswerte Handelsorte, ausrichtet. Dies würde wirtschaftlich einen labilen Zustand hervorrufen, da zwei bzw. drei Händler um einen Ort konkurrieren würden. Als letztes Argument bezeichnet Lösch die Aufteilung der Lieferzentren als unwahrscheinlich, da er einzelne Bauernhöfe als Siedlungen annimmt. Lösch befürchtet, dass wenn es doch zu einer Teilung der Lieferzentren kommt, so würde in den angrenzenden Absatzgebieten ein „Niemandsland“ entstehen, bei dem eine angebotsreiche Marktwirtschaft verstärkt erschwert wird. (Lösch 1944, S.83f).

6      Anordnung der Zentren

Quelle: Reichart 1999, S.87

 
Mit der von Lösch als ideal erachteten, hexagonalen Struktur der Marktgebiete, lässt sich, wie im Fall der Brauereien bereits erwähnt, ein für jedes Gut individuelles, flächendeckendes, wabenförmiges Marktnetz erreichen. Dies ist zunächst wieder ähnlich zu Christallers Theorie. Jedoch sind die einzelnen Anordnungen der Marktnetze vollkommen verschieden. Christaller schachtelt die einzelnen Waben ineinander, wobei sich die unterschiedlichen Marktnetze aneinander orientieren und gleich ausrichten (vgl. Abb. 3). Lösch hingegen bestimmt zuerst eine große zentrale Stadt und legt die einzelnen Marktgebiete übereinander. Die so entstandene zentrale Stadt bildet gleichzeitig auch noch ein Zentrum mit höchstem Rang, in welchen alle Güter verfügbar sind. Betrachtet man die zehn kleinsten Marktgebiet um einer Metropole und rotiert diese, so würde folgende Anordnung entstehen (vgl. Abb. 4). Die einzelnen Waben orientieren sich nicht aneinander sondern erwecken zunächst den Anschein, dass sie vollkommen wirr angeordnet wurden.

Quelle: Dicken, Lloyd, S.35

 

Quelle: Dicken, Lloyd, S.34

 
Abbildung 4: Rotierende Anordnung

Abbildung 5: Sektorenbildung

 

Quelle: Lösch 1944, S. 28

 
Wird jedoch hier das Wabennetz berücksichtigt, das Lösch über die gesamter Erde zieht, dann bilden die Netze strahlenförmige Achsen, die vom Zentrum ausgehen. Die Netze werden, vom kleinsten zum größten Marktnetz, nacheinander um den zentralen Punkt rotiert, bis sie abwechselnd 30° Sektoren bilden (vgl. Abb. 5).Dabei entstehen zwölf Sektoren, welche abwechselnd höhere bzw. niedrigere Aktivitäten in der Produktion aufweisen. Lösch bezeichnet diese als „städtereiche“ Sektoren mit höherer Aktivität bzw. „städtearme“ Sektoren mit niedriger ökonomischer Aktivität. Diese Ausdrücke können allerdings zu Verwirrungen führen. Lösch möchte damit nicht herausstellen, dass es weniger oder mehr zentrale Orte in den einzelnen Sektoren gibt, sondern jeder Sektor besitzt die gleiche Anzahl. Der Unterschied liegt darin, dass in städtereicheren Sektoren die ökonomische Aktivität höher ist. Anders ausgedrückt, es gibt mehr höherrangige Zentren (Dicken, Lloyd 1999, S. 34f). Durch diese Anordnung verringern sich die Abstände zwischen den Produzenten untereinander, woraus verschiedene Vorteile für die Versorgung des Marktgebietes gezogen werden können. Zum einen führt diese wabenförmige Anordnung zu einer örtlichen Nachfragemaximierung, da hier die meisten Standorte zusammenfallenund somit ein Einkauf am entsprechenden Ort direkt erledigt werden können. Zum anderen wird eine Minimierung der Transportkosten erreicht, da überflüssige Transporte wegfallen und die noch benötigten auf einer stark verringerten Anzahl an Verkehrslinien stattfinden kann. Bei diesem Aufbau erkannte Lösch, dass es eine weitere Entwicklung bei der Ansiedlung der Siedlungen um die zentrale Großstadt gibt. Ausgehend von der städtearmen Annahme bemerkte er, dass es notwendig ist, dass inder unmittelbaren Umgebung des Zentrums

Quelle: Lösch 1944, S. 28

 
ein städtearmer Bereich entstehen muss, da sich, so nah an der Großstadt, nur wenige lokale Güter Kostendeckend produzieren lassen (vgl. Abb.6). Durch diese Tatsache lässt sich ein weiteres Verteilungsmuster innerhalb der einzelnen Sektoren erkennen. Es entstehen Ortschaften, bei denen keine gewerblichen Eigenerzeugungen stattfinden. Andere Orte hingegen Weisen eine sehr hohe Dichte an unterschiedlichen Produzenten auf. Lösch erkennt dabei aber wieder eine Regelhaftigkeit an diesen Anordnungen. In der näheren Umgebung der zentralen Großstadt lassen sich nur wenige dieser Häufungen erkennen. Entfernt man sich jedoch weiter vom Zentrum, so entstehen zunächst vermehrt kleinere, danach mittlere und schließlich größere Ansiedlungen von Marktgebieten. Dabei lässt sich erkennen, dass diese gleich großen Gebiete keinesfalls dieselbe Funktion aufweisen müssen. Vielmehr können gleichgroße Siedlungen unterschiedliche Gewerbe hervorbringen. Eine weitere gewisse Regelmäßigkeit kann man auch zwischen diesen Gebieten erkennen, denn meist liegen zwischen zwei größeren Gebieten ein kleines. Dazu kommt, dass mit zunehmender Entfernung von der zentralen Großstadt die Größe der Häufungen mit zunimmt (Lösch 1944, S.86ff).

7      Kritik an der Theorie der Marktnetze

In der Literatur wird die Kritik geäußert, dass das Modell von August Lösch nur restriktiven Annahmen folgt. Lösch versuchte jedoch in seinem Werk „Die räumliche Ordnung der Wirtschaft“ nicht die Wirklichkeit zu erklären, sondern die gesamtwirtschaftliche Situation zu verbessern. Allerdings vernachlässigt er wichtige wirtschaftliche Bestandteile, die gerade für die industrielle Produktion zum Teil notwendig wären. Er vernachlässigt zum Beispiel Faktorbewegungen. Somit rechnet er nicht damit, dass sich Arbeitskraft verlagern könnte. Auch vernachlässigt er notwendige Güterbewegungen, die zwischen den Systemen stattfinden. Und die Versorgung der Produzenten über Bezugsmärkte lässt er auch außen vor (Schätzl 2003, S. 90). Als weiteren Kritikpunkt wird die Annahme des „homo oeconomicus“ genannt. Anders als in der Theorie handeln Menschen nicht immer eigeninteressiert und streng rational, sondern eher subjektiv rational und darüber hinaus verfügen sie nur über begrenzte Informationen (Knox, Marston, S. 472).

8      Fazit

Löschs Theorie kann durchaus als Weiterentwicklung zur Theorie der zentralen Orte von Christaller gesehen werden. Durch die Entwicklung der weiter fortlaufenden K-Werte, lässt sich der Aufbau der Wirtschaft besser wiederspiegeln, da die fixe Hierarchie von Christaller in der Realität eher nicht existieren kann. Eine weitere Verbesserung stellt zudem die rotierende Anordnung der Netze, mit der sektoralen Aufteilung, und der dadurch wiederum entstandenen Größenentwicklung der Siedlungen bei zunehmender Entfernung von der Großstadt, dar. Diese lässt sich im wirklichen Wirtschaftsgebiet wiedererkennen. Dennoch bleibt es eine Theorie, die nicht vollständig auf die Praxis übertragen werden kann. Schon allein die genannten Kritikpunkte lassen dies nicht zu.

Literaturverzeichnis

Arnold K. (1992): Wirtschaftsgeographie in Stichworten, Berlin.

Barthelt H., Glückler J. (2003): Wirtschaftsgeographie. Ökonomische Beziehungen in

räumlicher Perspektive. 2., korr. Aufl., Stuttgart.

Dicken P., Lloyd P. (1999): Standort und Raum. Theoretische Perspektiven in der

            Wirtschaftsgeographie, Stuttgart.

Knox P., Marston S. (2008): Humangeographie. Gebhardt H., Meusburger P.,

Wastl-Walter D. [Hrsg]. 4. Aufl., Heidelberg.

Lösch A. (1944): Die räumliche Ordnung der Wirtschaft. 2. neu durchgearb. Aufl., Jena.

Reichart T. (1999): Bausteine der Wirtschaftsgeographie. Eine Einführung, Bern.

Ritter W. (1998): Allgemeine Wirtschaftsgeographie. Eine systentheoretisch orientierte

Einführung. 3., überarb. und erw. Aufl., München.

Schätzl L. (2003): Wirschaftsgeographie 1. Theorie. 9. Aufl., Paderborn.

Wagner H-G. (1998): Wirtschaftsgeographie. In: Glawion R., Leser H., Popp H., Rother K.

[Hrsg.]: Das Geographische Seminar. Braunschweig.



 

Eidesstattliche Erklärung

 

Ich versichere, dass ich die vorliegende Arbeit ohne fremde Hilfe und ohne Benutzung anderer als der angegebenen Quellen angefertigt habe, und dass die Arbeit in gleicher oder ähnlicher Form noch keiner anderen Prüfungsbehörde vorgelegen hat. Alle Ausführungen der Arbeit, die wörtlich oder sinngemäß übernommen wurden, sind als solche gekennzeichnet.

 


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