Theodor Kornfeld: Ein Sand-Uhr (1686)
Gedichtsanalyse
Das Figurengedicht "Ein Sand-Uhr" wurde um
1686 von Theodor Kornfeld verfasst und gehört somit in die Epoche des Barocks.
Das Thema handelt vom Tod, der Vergänglichkeit und die ablaufende Zeit des
Lebens. Ein Figurengedicht (auch Kalligramm) ist ein Gedicht, das nicht nur als
„literarischer Text“ funktioniert, sondern darüber hinaus auch noch in
optischer Hinsicht eine weitere Bedeutungsebene aufbaut, zum Beispiel durch
Formung des Textkörpers. Sie hatten häufig die Form eines Kreuzes oder eines
anderen christlichen Motivs.
Theodor Kornfeld betrachtet nachdenklich eine große Sanduhr in einem prächtigen barocken Garten.
Es wird mit dem Gedicht das Motiv der Vanitas (Vergänglichkeit)
und des Memento Mori (Gedenken des Todes) verfolgt. Absicht des Dichters ist es
den zeitlichen Aspekt und die Vergänglichkeit aller Dinge zu veranschaulichen.
Daher auch wurde auch die Sanduhr als bildliches Motiv für den Text gewählt, da
sie die fortschreitende Zeit symbolisiert. Der Sand steht sinnbildlich für das
verstreichen der Zeit (also die Vergänglichkeit/Vanitas).
Das Figurengedicht besteht ausgeschrieben aus 3
Strophen. Das Reimschema wechselt zwischen Paar- und Kreuzreim. Das Gedicht ist
in einer altdeutschen Schrift verfasst, was die Epochale Einordnung in das
Zeitalter des Barock weiterhin verdeutlicht.
Am Anfang verdeutlicht der Vers "Die Zeit
vergeht" noch einmal dass es um die Vergänglichkeit und Nichtigkeit geht.
Dies ist das Literarische Schlüsselmotiv Vanitas im Barock. Vanitas-Motive
zeigen, dass der Mensch keine Gewalt über das Leben hat. Am auffälligsten sind
Bilder des Vergangenen und des Vergehenden, die in diesem Gedicht durch die Form
der Sanduhr und des Titels verstärkt werden. "Und halb entstehet"
(Vers 2) bedeutet, dass nach einer unbestimmten Zeit der
"Rechnungstag" (Vers 3) auf die christlichen Menschen zukommt. Der
Rechnungstag steht für den Tag der Abrechnung und somit für das Ende des
Gewohnten und den Beginn einer neuen Ordnung.
Übertragen auf das Leben des menschlichen Individuums,
welches in der Zeit des Barock (1575-1770) im Mittelpunkt der Dichtung stand,
steht der Rechnungstag für den Tod (Gedenken des Todes/ Memento Mori). An
diesem Tag legt man vor Gott Rechenschaft über die Sünden ab, die im bisherigen
Leben begangen worden sind. Also im Grunde genommen der Tag an dem man vor Gott
steht. "Sey fromm" (Vers 4) "Und kom" (Vers 5) bedeutet,
dass man ehrwürdig zu Gott treten und dem nicht fernbleiben soll. "Der
Sand versinket" (S.2 V.1) symbolisiert die abgelaufene Zeit der Sanduhr.
Jetzt ist es Zeit sich "Zum anderen Orth" (S.2 V.1) zu begeben.
In der letzten Strophe geht der Dichter auf das
"memento mori" (Gedenke des Todes) ein, da hier die "letzte
Stund" ( Vers 3 ) eine wichtige Rolle spielt. Alles, was dem Menschen
widerfahre, sei das Werk Gottes, so lehrte es der Glaube. Trost und Heil
erwarte den Menschen nach einem mühseligen Leben erst im Jenseits. Also galt
es, wohl vorbereitet die Stunde des Todes zu erwarten, vor allem indem man ein
demütiges, tugendhaftes und gottgefälliges Leben führte. Wenn dies getan wurde
"kannst gute Rechnung machen!"(Vers 4).
Das lyrische Ich rät dem Leser sich auf den eigenen
Tod vorzubereiten, wann immer der Tod sie einholen mag, um mit reinem Gewissen
sterben zu können. Es bereut sein Leben nicht und es gibt keine Anzeichen
dafür, dass das lyrische Ich sterben möchte. Er macht dem Lesern deutlich, dass
alles Vergänglich ist und somit auch die Menschen. Das lyrische Ich lässt seine
eigenen Gefühle außen vor.