„The
Comfort of Things“
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Ein Essay über die
Bedeutung von Dingen
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Gesellschaftswissenschaftliche
Methoden
Inhaltverzeichnis
Einleitung……………………………………………………………………………
2
Portraits……………………………………………………………………………..
2
A Leere (Kapitel 1)………………………………………………………..
3
B Fülle (Kapitel 2)…………………………………………………………
3
C Heroin (Kapitel 12)
……………………………………………………. 4
Fragestellung der
Studie………………………………………………………….
5
Gegenstand der
Forschung………………………………………………………
5
Hintergrund der Fragestellung, warum
interessant oder relevant…………… 5
Theoretischer Hintergrund: Annahmen und
Thesen………………………….. 6
Methodisches
Vorgehen………………………………………………………….
6
Ergebnisse…………………………………………………………………………
7
Kritik………………………………………………………………………………..
7
Quellenverzeichnis……………………………………………………………….
8
Einleitung:
Wie viel kann man wirklich über einen
Menschen erfahren durch eine Unterhaltung. Sprache ist defensiv,
eingeschränkt, vorsichtig ausgewählt, was einem nicht die Antwort
auf eine Frage gibt, die man gerne hätte. Man wird nicht alles über
einen Menschen erfahren indem man ihn ausfragt, höchstens einen
Bruchteil. Um einen genauen Einblick in das Leben eines Menschen zu
bekommen, muss man sich den Dingen hinwenden, die ihn umgeben, zum
Beispiel das Zimmer, Wohnung, oder Haus in dem er/sie lebt und dessen
Inhalt. Die Objekte die einen Raum schmücken sind nicht wahllos
ausgewählte Dinge, sondern eine Form um sich auszudrücken. Auch
wenn Objekte nicht reden können, sagen sie vielmehr aus über
jemanden als man erwartet. So spiegelt das äußere eines Zimmers,
das innere einer Person wieder.
Der
Trost der Dinge von Daniel
Miller gibt Einsicht auf das Leben von 30 Menschen und deren
Räumlichkeiten. Alle diese Menschen leben in der gleichen Straße in
Südlondon, dennoch haben sie so gut wie gar nichts miteinander zu
tun. Das Buch bietet einen Überblick über die vielen verschiedenen
Persönlichkeiten die einen Ort bevölkern. Es wird wahllos, egal aus
welchen sozialen Umfeld stammend, Leute über ihr persönliches Leben
interviewt und in ihre Wohnungen und Häuser begleitet. Dort spiegelt
sich die Persönlichkeit der Besitzer in den Dingen wieder, die das
Haus individuell erscheinen lassen. Die begleitenden Geschichten zu
bestimmten Dingen öffnen neue Einsichten in das Leben der Befragten
und ermöglichten ein viel tiefergehendes Kennenlernen.
Portraits
Um
zu verstehen wie die Studie verlief sollte man sich einige der
Portraits, die im Buch beschrieben werden betrachten. Als Beispiele
werden die ersten beiden Kapitel sowie das 12. Verwendet. Leere und
Fülle bilden ein krasses Gegensatzpaar, welche die Bedeutung der
Dinge, die einen Raum beleben, hervorheben. Durch die beiden
Geschichten werden schon im Voraus gezeigt welchen symbolischen Wert
die einzelnen Gegenstände haben. Der Autor hat auch seinen Teil
getan um die Personen im Buch dem Leser näher zu bringen. Die Art
und Weise die Geschichten anderer wiederzugeben, ist voller Mitgefühl
und Interesse. Er bleibt dabei stets auf einem Sachlichen Level ohne
zu übertreiben. Durch diese Art, die einzelnen Charaktere persönlich
über Geschichten aus dem Leben zu interviewen, wird dem Leser das
Gefühl vermittelt, die Personen zu kennen. Zudem kann man die
Vielseitigkeit einer einzigen Londoner Straße erkennen.
Kapitel
1: Leere
Das
Buch fängt mit einer trostlosen Geschichte an. George hat als
Buchhalter in einem großen Unternehmen den größten Teil seines
Lebens verbracht. Inzwischen ist er ein 75 jähriger Rentner. Er ist
komplett allein, hat weder Frau noch Kind, nur eine Cousine, scheint
damit jedoch klarzukommen. Seine Wohnung gleicht einer leeren Einöde,
es gibt absolut nichts, das die Wohnung füllt. Abgesehen von
gebrauchten Möbeln, existieren keine Gegenstände die Rückschlüsse
über sein Leben zulassen. Um zu verstehen, weshalb Georges Wohnung
und Persönlichkeit so triste erscheinen, muss man erst seine
Vorgeschichte kennen.
´´Auf
Grund seiner autoritären, tyrannischen Erziehung die „ihm das Mark
aus den Knochen sog, ihm jeden Wunsch nach Selbstständigkeit
austrieb und ihn für alle Zeiten zur Marionette von Autoritäten
machte“1
Er
wurde einer sehr strengen elterlichen Erziehung unterworfen. Seine
Fähigkeit zur Selbstinitiative ist sehr eingeschränkt. Obwohl er
die Möglichkeit auf höhere Bildung hatte, wurde sie ihm verwehrt
von seinen Eltern. Nachdem er eine Zeitlang arbeitete, trat er der
Armee bei, weil er Abenteuer und Führung suchte. Durch seine
Unselbstständigkeit wurde aus George ein Eingeschränkter,
teilnahmsloser Mensch. Die Leere, die durch seine Wohnung hallt,
reflektiert seine innere Leere. Obwohl es sehr melancholisch
erscheint, ist George nicht unbedingt unglücklich. Er hatte es nie
gelernt sein Leben selbst in die Hand zu nehmen und etwas daraus zu
machen. Dennoch erscheint er als höflicher, ruhiger Mensch, der
stets seine Distanz zu anderen hält. Seine Scheu ist wohlmöglich
eine weitere Bremse in seinem Leben, die ihn davon abhält
Freundschaften zu schließen oder Kontakte zu haben.
Kapitel
2: Fülle
Hinter
der unscheinbaren Fassade der Clarks verbirgt sich jedes Jahr ein
wahres Wunder an Dekorationen und Festlichkeit. Mr. und Mrs. Clarke
teilt eine Leidenschaft. Weihnachten ist für sie ein Ritual, ein
Wahrgemachter Traum. Sie vermitteln ein fast schon klischeehaftes
Bild von Weihnachtlicher Besinnung. Nicht nur, dass die Dekoration
über alle Maßen prächtig und üppig zur Geltung gebracht wird,
auch der eigentlich Familiäre Aspekt, das Beisammensein, das
gemeinschaftliche Essen und natürlich die Bescherung verlaufen fast
schon inszeniert perfekt. „Die Dekoration dieser Räume ist das
Ergebnis einer Leidenschaftlichen Kultivierung des
Weihnachtsfestes“2.
Um diesen Zauber zu ermöglichen bedarf es des Handwerklichen Könnens
von Mrs.Clark, ein beleibter Gentleman, der mit großer Hingabe die
ganzen praktischen Tätigkeiten ausführt. Und natürlich auch von
Mrs. Clark, die ihre ganze Kreativität und Kochkunst aufbietet und
ein erneut unvergessliches Fest bereitet. Die Clarks nutzen den Glanz
ihres Weihnachtsfestes um die sozialen Kontakte zu
Familienangehörigen, Freunden und Bekannten zu pflegen und
auszubauen. Die Dekoration schafft den Rahmen für die soziale
Komponente, bei der die Familie Clark jedem Familienangehörigen die
nötige Aufmerksamkeit zuteilwerden lässt, die benötigt wird damit
sich jeder glücklich und aufgehoben fühlt.
Kapitel
12: Heroin
Dave
ist der Arbeiterklasse von England zugehörig, welches er in seinen
Ansichten, Sprache und Ethos wiedergibt. Er hatte eine sehr bewegte
Kindheit ohne Elterliche Bezugsperson, er musste früh anfangen für
sich selbst zu sorgen. In der Jugend kam er schließlich auf die
schiefe Bahn, mit Diebstählen und anderen Delikten. Als Er
schließlich Vater wurde und sein Kein mit massiven Behinderungen auf
die Welt kam, zerbrach seine eh schon angeschlagene Welt und ergab
sich dem Heroin hin. Auf dem Höhepunkt seiner Suchtkariere hatte er
alles veräußert bis auf eine paar Fotoalben und Musik die er auf
Grund ihres geringen wertes nicht veräußern konnte. Ironischerweise
sollten es grade diese Dinge sein, die ihm in Zeiten des Entzugs halt
gaben und anhand derer er sein Leben wieder rekonstruieren konnte,
das im Nebel der Sucht verloren ging. Inzwischen arbeitet er als
Entzugsberater und hat sich den Drogen komplett abgewandt. Seine
Erwerbstätigkeit verbrachte er im Musikgeschäft, woher seine
Leidenschaft für die Musik herkommt. Sein Haus ist komplett leer und
beinhaltet nur die Fotoalben und die Musiksammlung. Eine weitere
Konstante in seinem Leben ist sein Pitbull, welcher er seiner
Freundin anvertraut, damit dieser sie beschützt. Der Hund verkörpert
all das was Dave gerne wär, ein starker und treuer Beschützer.
Fragestellung
der Studie
Die
Fragestellung der Studie3
beschäftigt sich damit, wie Dinge in unseren Räumen Einfluss auf
unsere Persönlichkeit und Lebensverhältnisse haben. Entscheidend
ist nicht was für Dinge wir besitzen, oder wie viele, sondern welche
Geschichte hinter den Objekten steckt. Durch die einzelnen Dinge
kommen Fragen auf über die Person, die zu einem intensiveren
Gespräch führen. Anhand verschiedenster Dinge kann ein komplett
neuer Eindruck über eine Person geschaffen werden.
Gegenstand
der Forschung
Der
Gegenstand der Forschung war ursprünglich die rein materialistischen
Dinge mit denen der moderne Mensch sich umgibt. Diese Dinge können
jede beliebige Form annehmen und Eigenschaften besitzen, die jedem
Menschen anders erscheinen.
Die
Studie beschäftigt sich mit den verschiedenen Verhältnissen von
Ding zu Mensch. Sie hebt die Bedeutung von Objekten hervor, und
welchen Einfluss diese rückwirkend auf das Leben des Besitzers
haben.
Hintergrund
der Fragestellung, warum interessant oder relevant
Der
Hintergrund der Fragestellung4
ging aus der Betrachtung hervor, dass Dinge bei der Bewältigung von
Verlust und Veränderung helfen können. Aber auch generell gesehen,
spielt es eine große Rolle, mit welchen Dingen, sowohl belebt als
auch unbelebt, sich der Mensch umgibt. Allgemein gesagt geben Dinge
auf vielerlei Arten Auskunft über den Charakter eines Menschen. Sie
geben einen gewissen Aufschluss über seinen Lebensverlauf. Die
Fragestellung der Studie war wie sich die Persönlichkeit und die
Lebensverhältnisse eines Menschen in den Dingen wiederspiegeln, mit
denen er sich innerhalb seiner eigenen vier Wände umgibt. Kurz
welche Rolle unser materieller Besitz, die Dinge, in unserem Leben
spielen.
Theoretischer
Hintergrund: Annahmen und Thesen
Daniel
Miller beschäftigt sich mit den Einwohnern von London von heute.
London ist eine multikulturelle Metropole, in deren Wohngegenden
Menschen mit den verschiedensten kulturellen Hintergründen
aufeinandertreffen. Heute wird die Bevölkerung nicht einfach mehr in
ethnische Minderheiten eingeteilt, man sieht die Leute einfach als
Londoners an. Die Einteilung in Kategorien kann gar nicht mehr zu
Stande kommen. Es werden zum Beispiel, mehrere Person aufgelistet im
Buch die homosexuell sind. Hat man die Geschichten der einzelnen
Personen gelesen, erkennt man schnell, dass außer ihrer sexuellen
Neigung, sie so gut wie gar nichts verbindet. Das zeigt allein schon
welche Vielfalt herrscht und, dass man verschiedene Charaktere nicht
einfach in Kategorien stecken kann. Die Intention des Autors ist es
Leute, ohne vorab ein Urteil zu haben, aufzufinden, was durch die
Fülle an multikulturellen Straßen in London erst möglich ist. Der
Autor verwahrt sich ausdrücklich gegen jegliche Kategorisierung. Der
Einzelne steht bei der Befragung im Vordergrund. Es geht weder um
eine Klassen noch Schichtdifferenzierung.
Methodisches
Vorgehen
Der
Autor der Studie hat sich für eine bestimmte Straße in Südlondon
entschieden, die eine große Bandbreite an Wohnformen beinhaltet. Das
ausgewählte Viertel verfügt über große Eigentumswohnungen,
Einfamilienhäuser, Reihenhäuser und ehemalige Sozialwohnungen.
Zugleich fanden umfangreiche Umbau- und Renovierungsarbeiten statt.
Das führte zu einer großen Bandbreite an unterschiedlichen
Wohnverhältnissen. Es wurden 1005
Haushalte ausgewählt für Befragungen, sie wurden aber unabhängig
von sozialen Kriterien ausgewählt. 15 dieser Portraits wurden in
seinem Buch beschrieben und zeigen den Facettenreichtum der Straße.
Es dauerte insgesamt 17 Monate um die Studie zu vollenden. Die
Feldarbeiten zu dem Buch endeten 2005, bevor das Buch 2008 erschien.6
Die Studie fand auf alleinige Initiative des Autors statt.
Die
Räumlichkeiten eines Menschen spiegeln seine Ansichten und
Erfahrungen, sowie seine Antworten über sein Leben, seine Beziehung
und Fragen der Studie. Die Präzision der Antworten ist viel
intensiver durch den Bezug zu Dingen. Das allgemeine Vorgehen der
Studie ist viel persönlicher und detailreicher.
Ergebnisse
Vergleicht
man die verschiedenen Portraits miteinander, sieht man welche
Vielfalt allein in einer einzigen Straße herrscht. Dies ist zwar nur
ein winziger Ausschnitt aus der gigantischen Individualität die
jeden Menschen prägt. Kein Mensch gleicht dem anderen, selbst wenn
die ersten Eindrücke es danach aussehen lassen. Als Beispiel hierfür
dient der Vergleich von Leere und Heroin. Beide Wohnungen scheinen
zunächst eine ähnliche Geschichte zu beherbergen. Schaut man dann
aber genauer, so wird klar, dass zwischen George und Dave kein
Vergleich möglich ist. Auch wenn beide Wohnungen kahl und leer
erscheinen, haben sie dennoch eine Geschichte die das Leben der
beiden Persönlichkeiten wiederspiegelt. Georges Wohnung ist leer
weil er nie gelernt hat sie selbst einzurichten. Er hat sich mit dem
kalten Zustand in dem sie war abgefunden, was genau seine innere
Leere und Unselbständigkeit wiedergibt. Dave auf der anderen Seite
hat jeden Besitz für Drogen ausgegeben, außer den wertlosen Fotos
und CD Sammlungen, die ihm jetzt als Ballast und Stütze dienen und
ihn genau an bestimmte Zeiten und Orte erinnert.
Die
Studie weist klar auf, das die Bedeutung von Dingen in unserer
modernen Gesellschaft von hohem Stellenwert ist. Man kann wörtlich
von einem Ding-Kult sprechen. Jedoch muss man dies von materiellem
Konsum der Gesellschaft unterscheiden und beachten, dass die Studie
den symbolischen Wert der Gegenstände in Bezug auf den Besitzer
schafft. Man kann in den einzelnen Geschichten erkennen, wie die
Dinge das Leben der Charaktere wiederspiegeln, ob es nun um die Art
wie sich ein Mensch mit anderen unterhält geht, oder ob es sich um
die Vergangenheit, die einen prägt, handelt. Der Autor schafft es
durch interessante und vielseitige Geschichten die Bedeutung von
Dingen in unseren Leben zu erläutern und öffnet neue Wege eine
Person kennenzulernen.
Kritik
Die
Studie kann nicht als repräsentativ gewertet werden. Ihr Umfang ist
dafür viel zu gering. Es wurden nur 100 Leute befragt und nur 15
davon im Buch behandelt. Außerdem herrscht große Unklarheit, über
die Art und Weise wie die Daten schlussendlich zusammengetragen
wurden. Es gibt keine Angaben welche Methoden verwendet wurden.
Es
lassen sich keinerlei allgemeingültige Aussagen über
Bevölkerungsgruppen oder Schichten zusammentragen. Die Studie ist
viel zu privat und persönlich. Es ist eine sehr individuelle Studie,
keine Massenbefragung.
Quellenverzeichnis
Miller,
Daniel. Der Trost Der Dinge:
Fünfzehn Porträts Aus Dem London Von Heute.
Frankfurt Am Main: Suhrkamp, 2010. Print.
Miller,
Daniel. The
Comfort of Things.
Cambridge: Polity, 2008.
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