Textinterpretation
In der Parabel „Der Aufbruch“
von Franz Kafka, geht es um einen Herren, der sein Pferd holt um
damit wegzureiten, jedoch ohne Essensvorrat und ohne bestimmtes Ziel.
Anfangs befiehlt der Herr seinem Diener das Pferd aus dem Stall zu
holen. Da dieser jedoch nicht reagiert, übernimmt er selbst die
Aufgabe und sattelt es. Später hält der Diener seinen Herren am Tor
auf und fragt hin, wo dieser hinreiten wolle, worauf er sein Ziel mit
„Weg-von-hier“ angibt. Zudem erfährt der Leser, dass kein
Essensvorrat den Herren auf der Reise helfen könnte, er also auch
keinen bei sich trägt.
Es werden viele verschiedene Themen
angesprochen, wie Veränderung, Aufbruch, Flucht, der Antritt einer
Reise aber auch die Flucht. Die Parabel wird durch einen Ich-Erzähler
vermittelt, was schon im ersten Satz zu erkennen ist „Ich befahl…“.
Des Weiteren sind viele Parataxen, wie zum Beispiel am Ende der
ersten Zeile „Ich ging selbst in den Stall, sattelte mein Pferd und
bestieg es.“ und einfache Sätze, wie in der Mitte der ersten Zeile
„Der Diener verstand nicht.“ zu finden. Auffällig ist auch das
der Text ohne Absätze oder Zeilenumbrüche geschrieben wurde und das
viele direkten Reden eingebaut sind. Dadurch entsteht ein Dialog
zwischen dem Ich-Erzähler und dem Diener, was die Handlung
vorantreibt.
Der Titel „Der Aufbruch“ deckt
sich mit dem Inhalt des Textes, denn der Protagonist befindet sich
ebenfalls in einem Aufbruch – innerlich wie äußerlich. Weder
Menschen, wie der Diener, noch andere Dinge aus seinem alten Leben,
wie z.B. ein Essensvorrat, können ihm auf seiner Reise behilflich
sein, oder ihn davon abhalten. Er befindet sich an einem Wendepunkt
in seinem Leben und wird von der Freiheit angetrieben.
Als Kurzgeschichte lässt sich die
Parabel als Aufbruch in einer bestimmen Lage interpretieren. Dieser
Aufbruch kann als Auszug von Zuhause bis hin zur Flucht aus einer
unangenehmen Situation reichen. Die einzelnen Figuren in der Parabel
stehen für verschiedene Symbole. Der Diener ist als solches zu
betrachten. Er steht für die Dinge, beziehungsweise Personen, die
einen festhalten und nicht loslassen wollen. Er kann auch als Ballast
angesehen werden und somit als etwas Negatives, was man nicht auf
seine Reise mitnehmen und hinter einem lassen möchte. Als zweites
Symbol ist das Pferd zu betrachten, welches das Gegenteil vom Diener
darstellen soll. Es steht für Dinge, die man unbedingt auf seiner
Reise und in seinem neuen Leben mithaben möchte. Diese können etwas
Nutzvolles sein wie ein Auto, bis hin zu Glücksbringern oder
Erinnerungen. Die Trompeten stehen für das verlockende in der Ferne,
was dazu angeregt hat einen Aufbruch zu wagen. Die Frage um den
Essensvorrat kann als Versuch betrachtet werden, den Aufbrechenden
aufzuhalten und ihm die Konsequenzen bewusst zu machen.
Franz Kafka will mit dieser Parabel
betonen, dass man keine Angst vor Neuerungen in seinem Leben haben
sollte. Offenheit für Neues ist dabei ebenso wichtig wie das
Loslassen von den altbewährten Dingen. Einen Schlussstrich zu ziehen
kann einem dabei helfen. Man muss sein eigenes Leben führen und
Entscheidungsfreiheiten haben und wenn diese durch menschliche
Beziehungen oder Ähnliches gefährdet werden, sollte man sogar diese
Bindung lösen, damit es zur Selbstentfaltung kommen kann.
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