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Textbeschreibung zu „Man müsste doch“

1. Sinnabschnitte

Z 1 bis 5: Brand wird beschrieben

Z. 6 bis 14: Man hört Sirenen, Leute stehen rum, alle warten, obwohl sie wissen, dass noch jemand im Haus sein muss

Z 15 bis 17: die Punks werden von der Menge entdeckt, es werden Vermutungen aufgestellt, ob sie nicht vielleicht das Feuer gelegt haben oder sich am Feuer wärmen wollen

Z18 bis 29: Die Menschen warten sehnsüchtig auf Hilfe, aber keiner tut etwas, obwohl man im Haus sogar eine Frau mit einem schreienden Kind sieht

Z. 30 bis 38: Enver und Fred eilen herbei, die Menge vermutet, dass die Beiden etwas Verbotenes tun wollen und empören sich, weil sie glauben, die beiden wollen den Container stehlen.

Z. 38 bis 40: Wendepunkt: Fred und Enver steigen auf den Container, um Frau mit Kind zu retten

Z 41 bis 42: Die Frau bedankt sich und umarmt die beiden Retter

Z42 bis 44: Enver ist fassungslos über das Nichtstun der umstehenden Menschen und brüllt sie an, die Menschen sind sprachlos und schämen sich

2. Inhaltszusammenfassung

In der vorliegenden Kurzgeschichte „Man müsste doch“ von Philipp Böhm, die im Internet unter „youngwriters.de“ veröffentlicht wurde, stehen zwei Punks im Mittelpunkt, die einer Familie aus einem brennenden Haus helfen, aber aufgrund ihres Aussehens von den umstehenden Gaffern zunächst falsch eingeschätzt werden.

Die Geschichte beginnt unmittelbar mit der Beschreibung eines Brandes in einem Einfamilienhaus. Mehrere Menschen stehen davor und schauen fasziniert zu. Alle warten darauf, dass die Feuerwehr endlich eintrifft. Obwohl ein Gaffer ausspricht, dass in dem Haus vermutlich eine Frau mit einem Kind wohnt, ergreift keiner der Menschen Initiative.

Jeder wartet darauf, dass ein anderer den Anfang macht. plötzlich erscheinen von Weitem zwei Punks. Sofort vermutet die Menschenmenge, dass die beiden etwas mit dem Brand zu tun haben könnten oder sich vielleicht an dem Feuer wärmen wollen. Doch die Anzahl der Sensationslustigen nimmt zu und die Menschen wenden sich wieder dem Hauptgeschehen zu.

Plötzlich entdecken die Leute im ersten Stock des brennenden Hauses die Frau mit dem schreienden Kind. Alle sind geschockt und rufen erneut, dass man ja irgendetwas tun müsste. Doch keiner bewegt sich. Da tauchen wieder die Punks auf. Der eine, Fred, zerrt plötzlich einen Müllcontainer nach vorne.

Die umstehenden Leute sind empört, weil sie denken, Fred wolle den Container stehlen. Doch wie sich herausstellt, schieben die beiden den Container nur ans Fenster, damit die Frau mit dem Kind hinausklettern kann. Die Frau ist ihnen sehr dankbar. Im Gehen dreht sich Enver, der andere Punk noch einmal um und schreit die Schaulustigen an.

Er möchte ihnen sagen, dass man doch helfen muss. Aber vor Wut und Empörung bleibt ihm der Satz halb ausgesprochen im Hals stecken. Die umstehende Menschenmenge bleibt beschämt zurück.

3. Textsortenbestimmung

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um eine Kurzgeschichte. Dies ist an folgenden Merkmalen zu erkennen.

Zunächst beginnt die Erzählung unvermittelt mit einem Ausruf: „Wow, geil!“ (Z. 1) und ohne Einleitung: „Flammen loderten durch das Dach (…)“ (Z. 1). Dadurch wird der Leser sofort in das Geschehen hinein katapultiert. Des Weiteren handelt die Geschichte von einer Situation, die im Alltag jeden treffen kann, nämlich einem Brand (vgl Z. 1).

Zudem handelt es sich bei den Personen um Durchschnittsmenschen , wie beispielsweise „die Braunhaarige“ (Z. 10), „der Hausmeister“, (Z. 12) oder „der Junge mit der Baseballmütze“ (Z. 4), deren Namen auch nicht genannt werden, was auch typisch für eine Kurzgeschichte ist.

Ein weiteres Merkmal, das für eine Kurzgeschichte spricht, ist die Darstellung eines Menschen in einer Konfliktsituation. Alle umstehenden Menschen wissen, dass sie eigentlich helfen müssten („man müsste doch helfen“ (Z.8)), doch nur Fred und Enver haben schließlich den Mut und tun etwas (vgl. Z. 34ff.).

Darüber hinaus erlangt die Geschichte eine unerwartete Wende, als sich herausstellt, dass die beiden Punks die einzigen sind, die Initiative ergreifen (Vgl. Z.34ff.) und nicht etwa der Hausmeister oder die „sportliche Braunhaarige“ (Z. 10), von denen man es doch eigentlich eher erwartet hätte.

Ganz typisch für eine Kurzgeschichte ist auch noch das offene Ende, denn der Leser erfährt nicht, ob das Feuer noch gelöscht wird und auch Envers letzter Satz „Man müsste doch…“ (Z. 43) bleibt unvollendet. Die Gaffer bleiben zurück (vgl. Z. 44), aber der Leser erfährt nicht, ob und was sie noch miteinander sprechen, nachdem die beiden Punks gegangen sind.

Wie man an diesen Merkmalen ablesen kann, handelt es sich bei der Geschichte „Man müsste doch“ eindeutig um eine Kurzgeschichte.

4. Figurenkonstellation

Zunächst gibt es die Menschenmenge an neugierigen Zuschauern, die nur gaffen und nichts unternehmen. Dazu gehören der Hausmeister (Z. 12), „der Junge mit der Baseballmütze“ (Z. 4) und seiner „Freundin“ (Z. 4), ein „grauhaariger Mann“ (Z. 8), eine „sportliche Braunhaarige“ (Z. 10) und ihr „Begleiter“ (Z. 15) sowie eine „Blonde mit eleganten Lederhandschuhen“ (Z. 19).

Sie und noch unzählige weitere, nicht näher benannte Nachbarn und Neugierige beobachten argwöhnisch die beiden Punks Fred und Enver ( vgl. Z. 30). Sie vermuten, dass die Punks etwas stehlen wollen (vgl. Z. 31), weil sie heruntergekommen aussehen. Die Menge reagiert sofort feindselig und abweisend auf die Beiden (vgl. Z.31ff).

5. Charakterisierung

Die beiden Punks Fred und Enver werden äußerlich gar nicht beschrieben, außer, dass sie „zwei Punker“ (Z. 14) sind. Es bleibt der Fantasie des Lesers überlassen, wie sich dieser einen Punk vorstellt. Die Schaulustigen äußern eine Menge an Vermutungen, wie die Punks sein könnten: „Die wärmen sich wohl am Feuer auf“ (Z. 15), „Man kennt solche Typen ja“, (Z. 16), „Die wollen bestimmt rein und was klauen“ (Z. 31)

Einer der Leute beschimpft sie sogar als „widerliches Gesindel“ (Z. 31f). Doch Enver und Fred schieben einen Müllcontainer ans Fenster des brennenden Hauses, um die Frau zu retten (vgl. Z. 34ff.) Sie sind Helden, da sie einer Frau und einem Kind womöglich das Leben gerettet haben.

6. Auktoriale Erzählperspektive

7. Sprachanalyse

Die Sprache ist in der Kurzgeschichte „Man müsste doch“ durchweg einfach und alltäglich gehalten. Dies ist vor allem auf die alltäglichen und umgangssprachlichen Ausdrücke wie beispielsweise „Wow, geil!“ (Z. 1), „Was will denn der damit?“ (Z. 35f.) oder „Am Zaun klebten (…)“ (Z. 17) zurückzuführen.

Zudem gibt es keine Fremdwörter oder Fachbegriffe, welche das Verständnis des Textes erschweren würden.

Die Anapher „Man müsste …“ (vgl. Z. 8, 9, 18, 24, 27, 32, 35, 43), welche im Konjunktiv steht, verdeutlicht, dass in der Geschichte niemand hilft, sondern nur darüber gesprochen wird. Einzig die Punks Fred und Enver helfen. Envers brüllender Ausruf „Man müsste doch “ (Z. 43) am Ende der Geschichte rundet das Ganze ab, da sich hier die Anapher nun gegen die untätige Menschenmenge richtet und verdeutlicht, dass diese eben nichts unternommen hat.

(Z. 22), „Wie der schreit!“ Z. 23) veranschaulichen eine schnelle Abfolge der Ereignisse und drücken die Aufregung der umstehenden Menschen aus.


Mit der Personifikation „Funken tanzten“ (Z. 2f.) versucht der Autor den Brand anschaulicher darzustellen. Auch die beiden Partizipien „beißender Rauch“ (Z. 1) und „verschmortes Plastik“ (Z. 2) dienen dazu, dem Leser das Feuer näher zu beschreiben und er es sich somit noch besser vorstellen kann.

Der Vergleich als ein weiteres Stilmittel ist in Zeile 5 („wie festgebacken“) und Zeile 11 („wie zum Gebet“) zu finden. Auch hier versucht der Autor mithilfe der Vergleiche eine anschaulichere Darstellung der Situation zu schaffen. Während mit der Aufzählung „Drei Meter, zwei Meter, ein Meter.“ (Z. 38) Spannung ausgedrückt wird.


8. Schluss


Mir hat die Geschichte „Man müsste doch“ sehr gut gefallen, denn sie zeigt anschaulich, mit welchen Vorurteilen Menschen zu kämpfen haben, nur weil sie anders aussehen. Die Geschichte könnte sich genauso jeden Tag irgendwo in Deutschland abspielen. Es ist leider die traurige Realität, dass man Menschen aufgrund ihres Aussehens bestimmte Charaktereigenschaften zuschreibt und sie damit in bestimmte Schubladen steckt.

Mit dieser Vorverurteilung können Gerüchte entstehen, die schlimme Folgen für die Betroffenen haben können. Die Geschichte zeigt ganz deutlich, dass man Punks nicht zutraut, dass sie helfen. Ihnen wird zunächst unterstellt, dass sie etwas klauen wollen oder noch schlimmer, dass sie vielleicht sogar das Feuer gelegt hätten.

Zum Einen schämen sie sich, dass sie so schlecht von den Punks gedacht haben. Zum Anderen schämen sie sich, dass sie selbst nicht geholfen, sondern nur rumgestanden und dummes Zeug erzählt haben. Die Absicht des Autors liegt genau darin, die „Gutmenschen“ zu entlarven.

Der Autor hat den Spieß umgedreht, indem er die vermeintlich gut bürgerlichen und rechtschaffenen Leute am Ende als Schuldige zurücklässt und die Punks sich als Helden mit gesundem Menschenverstand erweisen. Auch der Leser wird sich ertappt fühlen, wenn er zu Beginn der Geschichte vielleicht ebenfalls die Punks als Brandstifter in Verdacht hatte.


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