„Rhetorik
in der Demokratie“
Bei
dem vorliegenden Text handelt es sich um einen Ausschnitt der
Lobesrede „Rhetorik in der Demokratie“, welche am 8. Juli 1997 an
der Universität Tübingen von Roman Herzog gehalten wurde. Anlass
war das 30-jährige Jubiläum des Seminars für „Allgemeine
Rhetorik“. Das Publikum bestand dementsprechend aus
rhetorischinteressierten Akademikern. Herzog thematisiert in seiner
Rede in Einfluss von Medien, insbesondere den Einfluss des
Fernsehens, auf die Rhetorik der Reden. Er appelliert an die Redner
sich nicht von den Medien bestimmen zu lassen und ihre auf
rhetorischen Mitteln basierende Glaubwürdigkeit zu bewahren.
Die
Rede lässt sich, wie bereits in der Einleitung erwähnt, der
Redegattung Genus demonstrativum zuordnen. Der Abschnitt der Rede
beginnt in ihrem Hauptteil. Dabei führt Herzog auf, dass die Medien,
hierbei nennt er expliziert das Fernsehen, die politische
Beredsamkeit verändert hätten. Die Reden seien lediglich kurz
zusammengefasst. Er stützt sein Argument mit dem Bespiel, dass
lediglich kurze Ausschnitte von Reden in den Medien gezeigt werden
und benennt die Gefahr, welche vom Infotainment ausgehe. Herzog
kritisiert den daraus resultierenden Verlust der Sprachvielfallt und
der Transparenz, welche mit der Glaubwürdigkeit des Redners
einhergehe. Im Anschluss definiert der den Begriff der
Glaubwürdigkeit. Hinzu zieht er seine eigene Wertung: Die Rede
verliere mit dem Verlust der Glaubwürdigkeit ihr Fundament. Seine
Rede rundet er mit einem Appell ab. So sei, laut Herzog, der Dialog
zwischen dem Redner und dem Publikum notwendig. Zusätzlich spricht
er sich für das Erhalten der Glaubwürdigkeit trotz des medialen
Zeitalters aus.
Groß
lässt sich der Abschnitt der Rede in drei Abschnitte gliedern: Die
Einführung in das Thema Medien und Reden, die Glaubwürdigkeit von
Reden und der Appell. Das Formulierungsverhalten wechselt von
beschreiben, erklären zu deuten, werten und appellieren. Die
Argumentation ist in sich schlüssig. Die Argumente sind logisch
aufgebaut. Herzog verwendet einen analytischen Sachstil.
Glaubwürdigkeit
entstehe nach Herzog durch Wahrhaftigkeit, Übereinstimmung von Wort
und Tat als auch durch Sprachkompetenz. Passend zu seinen Argumenten,
verwendet Herzog rhetorische Mittel. So nutzt er Parenthesen, um zu
konkretisieren (vgl. Z. 5 und 38). Zusätzlich gebraucht er die
Parenthese bei dem Begriff der „politischen Klasse“, um zu
verdeutlichen, dass er den Begriff nicht negativ meint. „Politiker
sind dran sicher nicht schuldlos [...]“ (Z.19): in diesem Satz
zeigt Herzog, dass die Medien nicht die alleinige Schuld an der
fehlenden Rhetorik und Glaubwürdigkeit tragen. Er betrachtet den
Sachverhalt dementsprechend nicht einseitig. Hierbei verwendet er
Litotes und mildert somit die Schuld der Politiker.
Herzog
gebraucht einen Anglizismus in Verbindung mit einem kurzen
einprägsamen Zitat und zieht dieses somit fast ins Lächerliche
(vgl. 21). Dies verdeutlicht seine Position zu dem Infotainment und
den Medien.
Anhand
einer Akkumulation (vgl. Z.47) zeigt Herzog, welche Aspekte bei einer
Rede notwendig sind, damit diese vor Langeweile schützt. Dabei
personifiziert er die Langeweile als „Feindin der Beredsamkeit“.
Somit fügt er zum einen eine gewisse Lebendigkeit in seine Rede ein,
zum anderen verdeutlicht er die Bedeutsamkeit der Langeweile und in
dem Sinne die Bedeutsamkeit der Beredsamkeit in einem. Herzog nutzt
eine Anapher in einem der wichtigsten Abschnitte seiner Rede: dem
Appell (vgl. Z. 49 ff.). Dieser soll dadurch besonders im Gedächtnis
des Zuhörers bleiben. So sei der durch Wahrhaftigkeit glaubwürdigste
Redner der Überzeugendste.
Zusätzlich
nimmt Herzog Gebrauch von zwei Homöoteleutons. Einmal ganz
offensichtlich: „Kürze und Würze“ und einmal eher zufällig
„Klarheit und Wahrheit“. Dies hat die Wirkung von Lockerheit,
wirkt zu gleich aber auch einprägsam.
Zu
guter Letzt rundet er seine Rede mit einer Ellipse ab (vgl. Z. 60).
Wichtige
Schlüsselwörter sind in dieser Rede eindeutig die Glaubwürdigkeit,
weil sie das Fundament der Beredsamkeit ist. Der Abschnitt der Rede
baut auf ihr auf. Zudem ist der Dialog ein Schlüsselwort, da er als
Ergebnis der Glaubwürdigkeit aufgeführt wird. Beide sind abhängig
von einander.
Zusammenfassend
lässt sich sagen, dass es sich bei Hezogs Rede um eine in sich
schlüssige Argumentationsweise handelt, welche passend zum Inhalt
von rhetorischen Mitteln unterstützt wird. Es lässt sich darüber
reden, inwiefern dieses Thema noch aktuell ist und auf unsere Zeit
zutrifft. Macht man sich einige Gedanken, stellt man fest, dass die
Hauptaussage über die Medien zutrifft, diese sich aber dennoch stark
verändert bzw. entwickelt haben. Deutlich wird dies an ihrer
Verfügbarkeit, der Flexibilität, die sie bieten und heutigen Masse.
Die Vielfallt der Medien macht dem Fernsehen Konkurrenz.