Szeneninterpretation:
„Die Räuber“, 2. Akt, 2. Szene, S. 49ff.
Interpretieren Sie den
Szenenausschnitt aus F. v. Schillers Drama „Die Räuber“, 2. Akt,
2. Szene, S. 49ff. , und beurteilen Sie dabei vor allem das Verhalten des
Maximilian v. Moor.
Das Drama „die Räuber“
von Friedrich Schiller handelt von einer Intrige ausgehend von dem jüngeren und
listigen Grafensohn Franz von Moor, der danach strebt seinen älteren,
idealistischen Bruder Karl und seinen schwachen, leichtgläubigen Vater zu
beseitigen, um selbst als Tyrann zu herrschen.
Die in der
zweiten Szene des zweiten Akts handelnden Personen sind der Alte Moor, Amalia,
die Geliebte von Karl, Daniel, der alte hausknecht der Familie, Franz und
Hermann, ein Mann, der sich in seiner Vergangenheit von Karl beleidigt fühlt
und deshalb Franz in seine Intrige unterstützt. In der vorhergehenden Handlung
ist der von Alter und Krankheit geschwächte Graf von Moor durch Franz stark
manipuliert worden. [Durch diese Manipulation hat der Graf im Sinne einer
pädagogischen Maßnahme Karl ermahnt, doch franz verfasste einen falschen Brief
und verstieß Karl im Namen des Vaters, und redete danach dem Alten Moor dazu
ein, dass er Karl tatsächlich verstoßen habe. ] Auch Amalia hat Franz versucht
von Karl zu entfernen, dies scheitert allerdings. Amalia macht dem Alten Moor
schwere Vorwürfe, da er Schuld an der Familiensituation sei. In der ersten
Szene des zweiten Akts spannt Franz den wütenden Hermann für seine Zwecke ein,
er soll verkleidet die Nachricht von Karls Tod verkünden, damit der Alte Moor
an dem Schmerz und der Trauer stirbt. Am Anfang der zweiten Szene des zweiten
Akts steht ein Dialog zwischen dem erst schlafenden Alten Moor und Amalia,
indem sie ihm den Verstoß von Karl. Ab Seite 49 wird ein weiterer listiger Plan
des Franz ausgeführt, um seinen Vater zu beseitigen und Amalia von ihrem
geliebten Karl zu entfernen. Daniel kündigt einen Mann an und Franz und der
verkleidete Hermann treten auf. Hermann beginnt von Karl zu erzählen und
belastet mit falschen Aussagen Karls das Herz des alten Moors (Seite 49, Zeile
25-28). Er behauptet, dass Karl als Söldner einer Armee beigetreten, um zu
sühnen. Er soll sich wie ein Held geschlagen haben, ist aber doch im Kampf
gestorben (Seite 50, Zeile 16-17). Franz spielt erst den besorgten wütenden
Sohn, doch dann beschuldigt er seinen Vater des Mordes an seinem Bruder.
Hermann betont immer wieder, dass Karl an Amalia gedacht habe, als er gestorben
sei, doch habe er sich gewünscht, das Franz Amalia nun besitzen solle. Amalia
misstraut Hermann erst, doch dann glaubt sie tatsächlich, dass Karl tot ist,
sie geht ab, in dem Glauben, dass Karl sie nie geliebt habe (da er sie Franz
überlassen wolle). Hermann geht ab, nachdem er scheinbar Reue empfindet, als er
sieht, dass Franz den Alten Moor derartig quält. Der Alte Moor gerät bei der
Nachricht und unter den Beschuldigungen von franz in den Wahn und wütet gegen
sich selber, verletzt sich (Seite 50, Zeile 30, Regieanweisung und Seite 51,
Zeile 12, Regieanweisung) und vergeht an dem Schmerz, die seine Schuldgefühle
und der vermeintliche Verlust von Karl in ihm auslösen. Er verflucht sich
selbst, kurzzeitig richtet sich seine Wut gegen Franz und er fordert Karl von
Franz zurück, doch Franz verhöhnt ihn und macht ihm klar, wie egal er Franz
ist. Danach geht Franz ab. Amalia tritt wieder auf und als der Alte Moor sie
wahrnimmt, beruhigt er sich. Sie versucht ihn zu besänftigen, doch schafft sie
es nicht, der Alte Moor immer noch voller Selbstmitleid und Schuldgefühlen
zerfressen. Franz tritt wieder auf und der Alte Moor verzeiht ihm großzügig,
doch Franz ist verstimmt, da sein Vater so viel um Karl weint, obwohl er ihn
auch noch als Sohn hat. Schließlich liest Amalia dem Alten etwas aus der Bibel
vor und der Alte Moor scheint den Schicksalsschlag nicht verkraften zu können
und bricht zusammen, Amalia verkündet kurz darauf seinen Tod. Franz ist während
diesem Zusammenbruch verschwunden. Er tritt als Letztes noch einmal auf, und
hält einen Monolog, aus dem hervorgeht, dass er als Tyrann herrschen wird.
Das Verhalten
des Alten Moor, als er die Nachricht vom Tod seines geliebten Sohnes erfährt,
ist wie zu erwarten, von Selbstmitleid, Schuldgefühlen und Verzweiflung
geprägt. Bevor er die Nachricht erhält, reagiert er souverän und ruhig, doch
dann schreit er und wütet er gegen sich selbst. Nur allzu bereitwillig glaubt
er die Nachricht und nimmt sofort die Schuld dafür auf sich, er jammert.
Kurzzeitig richtet sich seine Wut gegen Franz, und verlangt „seinen“ Karl
zurück. Dieses Verlangen ist sehr kindisch, denn man könnte sich ihn dabei
vorstellen, wie er mit dem Fuß auf den Boden stampft und quengelt. Doch
verzeiht der graf Franz sofort, nachdem er sich wieder einigermaßen beruhigt
hat. Jedoch verhält er sich abermals ungerecht gegenüber Franz, er zieht einen
Vergleich zu der Geschichte des Jakobs und den einen seiner zwölf Söhne, um den
er „blutige Tränen“ geweint haben soll, und stellt Karl wieder einmal ganz klar
über Franz. Auch ist der Alte Moor zu charakterschwach, um den Verlust seines
Karls zu verkraften. Er bricht zusammen und es wird verkündet, er sei
gestorben. So überlässt er sein ganzes Reich und die Menschen, die darin leben,
einfach ihrem Schicksal. Er kümmert sich um nichts, sondern flieht einfach aus
dem Leben, da er nicht mit seinen Schuldgefühlen umgehen kann. Das finde ich
sehr kläglich. Mich erinnert seine Bereitwilligkeit die Schuld bei sich zu
suchen auch sehr an das verhalten eines Kindes, nachdem es einen Verlust
erlitten hat.